Ein Beitrag von: Moritz Ilmberger
Nur durch Zufall entdeckte ich vor ein paar Jahren den Wildensee. Eigentlich haben wir uns sogar verlaufen und wollten einen ganz anderen Weg vom Kranzberg zurück zum Parkplatz nehmen. Ich habe mich schon ein wenig geärgert, weil ich nicht mehr wusste, wo genau wir waren und es dann auch noch erneut bergauf ging. Einige Minuten später lichtete sich der Wald und ein kleiner Bergsee zeigte sich.
Es war ein lauer Spätsommernachmittag und ich hatte kein aufwändiges Kamera-Equipment dabei. So entstand das Titelfoto eher im Vorbeigehen. Doch ich versprach mir, dass ich hier wieder vorbeikommen würde.
Der Wildensee ist ein kleiner Alpensee mit kristallklarem Bergwasser. Wegen seinen nur rund zwei Metern Tiefe behaupten böse Zungen, er sei nur eine Pfütze. Allerdings begünstigt das trotz seiner Höhenlage die Wassertemperatur, so dass ein Bad nicht allzu viel Überwindung kostet.
Außerdem beschert es dem Gewässer eine für diese Höhe außergewöhnlich reichhaltige Flora und Fauna im und um den See. Zum Beispiel gibt es hier das landesweit höchstgelegene Vorkommen des Europäischen Laubfrosches.
Ich hielt auf jeden Fall mein Versprechen ein und so wurde der Wildensee zu einem meiner meistbesuchten Fotoplätze in den letzten zwei Jahren. Der Blick über den See auf die nördliche Karwendelkette ist atemberaubend. Mit seinen ca. 2400 m hohen Gipfeln, auf denen viele Monate im Jahr Schnee liegt, ergeben sich hier immer wieder spannende Motive und Möglichkeiten.
Das Gute daran, einen Ort zum Fotografieren öfter aufzusuchen, ist, dass man sich mit der Zeit auch immer mehr auf die Umgebung konzentriert. Man entdeckt dann Details in der Landschaft, die bei nur einem Besuch sicherlich durch den imposanten Anblick der Berge untergehen würden. Außerdem wird das Fotografieren ruhiger.
Es geht nicht mehr nur darum, in der kurzen Zeit des Sonnenunter- oder -aufgangs alles an Fotomaterial herauszuholen, sondern viel mehr darum, die vorherrschende Stimmung zu genießen. Die Natur auf sich wirken zu lassen. Und auch ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Das Licht, die Wolken, die Vegetation, die Schneelage in den Bergen und einiges mehr, ändern sich nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern von Tag zu Tag. Langweilig war es mir dort noch nie.
Besonderen Gefallen habe ich an diesem Ort im Winter gefunden. So fiel die Hälfte meiner Besuche dort in die kalte Jahreszeit. Dann ist die Sicht auf die Berge besonders klar und man trifft nur selten auf andere Menschen.
Die Strukturen von Schnee und Eis bieten immer wieder wechselnde Motive. Interessant ist es außerdem jedes Mal, zu beobachten wie stark die Schneehöhe von meiner Haustüre (702m) bis zum See (1136m) ansteigt. So benötigten wir einmal zur halben Umrundung des nur 240m langen Sees eine knappe halbe Stunde durch gut einen Meter hohen Pulverschnee. Das war zwar sehr anstrengend, brachte aber auch jede Menge Spaß mit sich.
Ein weiteres Highlight an einer Winterwanderung hierher ist die darauffolgende Abfahrt. Ich bevorzuge für die ca. 250 hm durch den Wald den Bob. So geht es dann mit der Stirnlampe rasant durch die Dunkelheit.
Egal, wann und wie er kommen mag, ich freue mich schon wieder sehr auf meinen nächsten Besuch an meinem Lieblingssee.
kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity
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