Ein Beitrag von: Raik Krotofil
Dass Deutschland fotogen ist, steht außer Frage. Für spektakuläre Landschaftsfotos bei großartigem Licht brauche ich mich nicht in den Flieger zu setzen. Oft ist man jedoch blind und findet die Juwelen vor der Haustüre nicht. So ging es mir jedenfalls.
Ich wohne nicht weit vom Naturpark Pfälzerwald, eigentlich fahre ich da öfters im Monat durch. Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands, geprägt von vielen großen Sandsteinfelsen und etlichen Burgen.
Im Groben verlaufen die Ränder des Pfälzerwald von der französischen Grenze über Bad Bergzabern, Landau, Bad Dürkheim, Kaiserslautern und Pirmasens. Diese Region bietet sehr viele Möglichkeiten: Angefangen von nebligen Wäldern, zauberhaften Stimmungen im Herbst und skurrile Sandsteinfelsen. Für mich als naturliebender Landschaftsfotograf ideal und in kurzer Zeit erreichbar.
Auf meiner Suche nach Fotolocations bin ich auf zwei Türme im Pfälzerwald gestoßen, die eine unglaubliche Rundumsicht auf das Gebiet erlauben. Bei guter Sicht sind die Höhen des Schwarzwaldes, des Odenwaldes und die Vogesen zu sehen.
Vor einigen Monaten, in der späten Herbstzeit, hat es mich auf den Luitpoldturm beim Herbersbergerhof verschlagen. Ganz früh am Morgen, weit vor Sonnenaufgang, habe ich hier mit einem befreundeten Fotografen gestaunt, welch ein Licht sich über den Hügeln entwickelte. Die knapp über dem Horizont stehende Sonne färbte die Wolken darüber in ein berauschendes Blutrot. Lichtfinger streichelten die Täler, in denen der Morgendunst sich rasch auflöste.
Der zweite Turm, den ich total unterschätzt hatte, ist der Rehbergturm, südlich von Annweiler gelegen. Hier wanderte ich an einem Januarmorgen hoch, als im Wetterbericht am Abend zuvor alle Zeichen auf einen dichten Morgennebel deuteten.
Mit Stirnlampe lief ich noch im Dunkeln die Waldpfade hinauf in der Hoffnung, dass der Weg der richtige sei. Nach einer halben Stunde Fußmarsch stand ich dann überwältigt auf dem Rehbergturm. Von rund 570 Metern Höhe blickte ich hinab in die von Nebel gefluteten Täler.
Die letzten Sterne waren noch im Westen zu sehen, da glühte bereits der Osthimmel und ich ahnte, was kommen würde. Die Burgen Trifels, Anebos und Münz ragten auf den kahlen Winterhängen aus dem Nebel und das warme Morgenlicht streifte die Hügel. Unter den wärmenden Kopfhörern sang mir David Gilmore aus Pompeji direkt in die Seele. Kann es etwas Schöneres geben? In meinen Augen zu diesem Zeitpunkt nichts.
Das sind die wunderbaren Momente der Landschaftsfotografie, die nur der erleben kann, der aus der Komfortzone heraus geht und sich bereits im Morgengrauen aus dem warmen Bett schält. Einzigartiges Licht, Stille, kalter Wind, singende Vögel – es ist für mich gleich einer Meditation und entfernt bei mir schnell den Stress eines Arbeitstages.
kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity
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