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Posts Tagged ‘Deutschland’

Willkommen in Deutschland

28 Jan

Ein Flüchtlingskind schaut in die Kamera

Ich war genervt. Mitte Dezember waren die Nachrichten überfüllt mit Zahlen über Flüchtlinge, Pegida-Demonstrationen und Gegendemonstrationen. Mit Politikern, die versuchten, sich in die Situation einzumischen oder irgendetwas Kluges zu sagen.

All das war mir zu viel und vor allem zu abstrakt. Ich konnte mir aus den Statistiken über Asylsuchende keinen Reim machen. Manchen Menschen geben mathematische Analysen ein Gefühl, den Überblick zu haben. Mir? Nicht so sehr.

Was mir fehlte, waren die Menschen, an denen schön herum- und vorbeidiskutiert wurde und ich hatte das Verlangen danach, Gesichter zu sehen. Ich wollte wissen. Wissen – nicht in Form angelesener Information, sondern in Form von Begegnungen.

So traf ich eine Entscheidung, schnappte meine 5D und lief zur Landes-Erstaufnahme-Stelle für Flüchtlinge in Karlsruhe, die vor zwei Jahren noch mit LaSt, heute Gott sei Dank mit LEA abgekürzt wird.

Nachdem ich vom Pförtner der Einrichtung einen Hörer in die Hand gedrückt bekam, zweimal weiterverbunden wurde und dann von der Pressestelle ein Verbot bekam, in der LEA ohne Termin und Begleitung zu fotografieren (dies hat Sicherheitsgründe, die ich respektiere), sprach ich Menschen zunächst auf der Straße vor der Aufnahmestelle an.

Die Kamera in der einen Hand, gab ich ihnen die andere und hieß sie willkommen in Deutschland. Plauderte mit ihnen und hörte zu. Stellte Fragen, die mir in den Sinn kamen.

Zum Abschluss erbat ich, ein Foto machen zu dürfen, da ich über Flüchtlinge in Deutschland berichten wolle. Von diesen Begnungen möchte ich nun erzählen.

Godstime steht vor einer Absperrung.

Godstime

Ich sehe einen Mann in bunter Kleidung und mit einem Dragonballrucksack auf dem Rücken, der die Ampel überquert und nehme mit ihm Augenkontakt auf. Lächele ihn an und stelle mich vor.

Wir einigen uns auf English, beginnen, ein wenig zu plaudern und er verrät mir seinen tollen Namen. Godstime ist gut gelaunt und hat sichtlich Spaß an unserer Unterhaltung.

Plötzlich wird er bestimmter und schaut mir offen in die Augen, denn er möchte mir sagen, warum er hier ist.

„There is war in my country.“

Ich muss schlucken. Ich habe doch keine Ahnung von Nigeria. Doch als er im nächsten Satz die militante Bewegung Boko Haram nennt, macht es in meinem Kopf ein paar Mal Klick.

Ja, davon habe ich gehört. Doch was das alles bedeutet für ein Menschenleben, das kann ich nicht wissen. Doch er weiß es, hat es erlebt.

Godstime schaut zur Seite.

Ich frage, wie er nach Deutschland gekommen sei und ob er mit einem Boot nach Italien geflohen war. „Yes. That was very dangerous“, antwortet er und ich erinnere mich an die Nachrichten von im Meer ertrunkenen Flüchtlingen.

Wir kommen auf seine Familie zu sprechen. Godstime hat keine Familie mehr, er habe sie verloren.

Verloren. Wie würde es mir gehen, wenn ich meine Familie verlieren würde? Ich möchte nicht daran denken, zu schmerzvoll. Für ihn ist es Realität, die er nicht einfach verdängen kann.

Ich bohre nicht weiter nach, da ich unser Gespräch nicht überstrapazieren möchte und Godstime nicht in die Emotionen aus der Vergangenheit drängen will.

„I’m sorry, Godstime“, sage ich und er nickt.

Nachdem ich ein paar Fotos gemacht habe, bedanke ich mich herzlich bei Godstime und wünsche ihm das Beste für sein Leben.

Mnebi schaut lächelnd an der Kamera vorbei.

Mnebi

Mnebi läuft mit einer Gruppe Flüchtlinge an mir vorbei und und imitiert die Pose eines Fotografen. „Foto?“

Überrascht drehe ich mich zu ihm. „Gerne!“ – doch vorher möchte ich wissen, wer dieser freundliche Herr überhaupt ist.

Mnebi hat eine tiefe, freundliche Stimme und verrät mir, dass er aus Istog im Kosovo kommt. Er spricht gutes Deutsch, was mich verwundert.

„Ich war schon einmal hier“, erzählt er. Mnebi hat von 1997 an 15 Jahre in Deutschland gelebt, doch es zog ihn zurück in seine Heimat.

Dort konnte er jedoch keine Arbeit finden – ein Umstand, den ich häufig von Menschen aus diesem Land gehört habe. Viele Menschen leben und wohnen im Müll und suchen verzeifelt nach etwas Nahrhaftem.

„Es ist sehr schlimm. Wir haben keinen Krieg, aber keine Arbeit, kein Geld, kein Essen.“ Und somit auch keine Chance, zu überleben.

So machte Mbebi sich vor drei Wochen auf, um der Armut zu entrinnen, gemeinsam mit seiner Frau.

Mnebi ist froh, hier zu sein. Seine Erleichterung ist deutlich zu spüren.

So nehme ich seine Einladung an und und mache ein paar Fotos. Nur drei, vier, um dieses Linse-ins-Gesicht-Halten so kurz wie möglich zu gestalten.

Einen kurzen Moment lang schaut Mnebi in die Ferne und ich drücke den Auslöser. Dieses Bild habe ich genommen, weil es für mich Mnebis Sehnsucht nach einer besseren Zukunft verdeutlicht.

Juuil schaut in die Kamera.

Isse und Juuil

Es ist bitterkalt und Januar. Ich besuche ein paar Flüchtlinge aus Gambia, die ich im Asylheim kennengelernt habe.

Es ist schon Abend geworden und in der Gemeinschaftsküche wird gekocht. Es reicht nach frisch zubereiteter Suppe und Hühnchenfleisch – der Duft lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen, obwohl ich Vegetarier bin.

Am äußersten Rand sitzt eine Frau mit Kopftuch, die mit den Kindern einer anderen Frau spielt. Sie lacht ausgelassen und hat offensichtlich Spaß, den jüngsten Racker, der etwa zwei Jahre alt ist, durchzukitzeln.

Ihr Name ist Juuil und sie ist eine Muslima.

Juuil erzählt mir, dass sie aus Somalia stammt, lenkt aber sofort das Gespräch auf ihren blinden Vater, mit dem sie geflohen ist. Bereitwillig führt sie mich zu dem Zimmer, in dem ihr zweiundsiebzig Jahre alter Vater im Bett liegt.

Isse liegt in seinem Bett.

Sie stellt uns gegenseitig vor, doch der Anblick dieses Mannes zerreißt mir fast das Herz. Die Vorstellung, in einem fremden Land der Fremde zu sein, die Regeln nicht zu kennen und in hohem Alter auszureißen, grenzt schon an Wahnsinn.

Doch in diesem Stadium nichts sehen zu können – wie ist das auszuhalten? Es muss ein Horror sein.

Isse spricht nicht viel, reichte mir die Hand. Der kraftlose Händedruck dieses Mannes sagt in diesem Moment alles.

Juuil übersetzt für mich und umgekehrt. Es ist ein kurzes, aber intensives Gespräch. Beide sind mit meiner letzten Frage einverstanden und so darf ich fotografieren.

Während ich meine Kamera einpacke und mich bedanke, packte Juuil aus. Die beiden wären aus Somalia geflüchtet und mit einer eindeutigen Handbewegung sagt sie: „Because of BOOM BOOM, the Islamists“.

Isse liegt in seinem Bett.

Vor drei Jahren verlor Juuil auf diese Weise zwei ihrer Geschwister.

Und der Vater zwei Kinder.

Ich muss innehalten und bin wie getroffen.

Juuil spricht deutlich und klar. Sie gibt mir zu verstehen, dass sie eine stille Kämpferin ist, die noch lange nicht aufgegeben hat. All das, was ihr und Isse widerfahren ist, kann diese Frau weder brechen, noch davon abhalten, für ein besseren Leben zu streiten.

 

Mein Projekt „Willkommen in Deutschland“ hat mich verändert. Nun habe ich zu all den Zahlen und Debatten Gesichter und die Erlebnisse von Menschen, die nach Deutschland geflohen sind.

Dennoch war es nicht so, als ob ich mal so nebenher eine Erfahrung dazugewonnen hätte. Die Erzählungen, Stimmungen und Blicke der Flüchtlinge haben mich tief berührt und erschüttert.

So habe ich oft nach meinen Besuchen geweint, nachdem ich mich lange Zeit dagegen gewehrt hatte. Damit habe ich nicht gerechnet.

Diejenigen, die scheinbar nichts haben, geben mir so viel. Ihre Liebe zum Leben, die unbesiegbare Hoffnung und die Kraft der Flüchtlinge, durchzuhalten, haben mich sehr beeindruckt.

Willkommen in Deutschland!


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Fotogenes Deutschland – Wildensee

07 May

Ein Beitrag von: Moritz Ilmberger

Nur durch Zufall entdeckte ich vor ein paar Jahren den Wildensee. Eigentlich haben wir uns sogar verlaufen und wollten einen ganz anderen Weg vom Kranzberg zurück zum Parkplatz nehmen. Ich habe mich schon ein wenig geärgert, weil ich nicht mehr wusste, wo genau wir waren und es dann auch noch erneut bergauf ging. Einige Minuten später lichtete sich der Wald und ein kleiner Bergsee zeigte sich.

Es war ein lauer Spätsommernachmittag und ich hatte kein aufwändiges Kamera-Equipment dabei. So entstand das Titelfoto eher im Vorbeigehen. Doch ich versprach mir, dass ich hier wieder vorbeikommen würde.

Der Wildensee ist ein kleiner Alpensee mit kristallklarem Bergwasser. Wegen seinen nur rund zwei Metern Tiefe behaupten böse Zungen, er sei nur eine Pfütze. Allerdings begünstigt das trotz seiner Höhenlage die Wassertemperatur, so dass ein Bad nicht allzu viel Überwindung kostet.

Außerdem beschert es dem Gewässer eine für diese Höhe außergewöhnlich reichhaltige Flora und Fauna im und um den See. Zum Beispiel gibt es hier das landesweit höchstgelegene Vorkommen des Europäischen Laubfrosches.

© Moritz Ilmberger

© Moritz Ilmberger

Ich hielt auf jeden Fall mein Versprechen ein und so wurde der Wildensee zu einem meiner meistbesuchten Fotoplätze in den letzten zwei Jahren. Der Blick über den See auf die nördliche Karwendelkette ist atemberaubend. Mit seinen ca. 2400 m hohen Gipfeln, auf denen viele Monate im Jahr Schnee liegt, ergeben sich hier immer wieder spannende Motive und Möglichkeiten.

Das Gute daran, einen Ort zum Fotografieren öfter aufzusuchen, ist, dass man sich mit der Zeit auch immer mehr auf die Umgebung konzentriert. Man entdeckt dann Details in der Landschaft, die bei nur einem Besuch sicherlich durch den imposanten Anblick der Berge untergehen würden. Außerdem wird das Fotografieren ruhiger.

Es geht nicht mehr nur darum, in der kurzen Zeit des Sonnenunter- oder -aufgangs alles an Fotomaterial herauszuholen, sondern viel mehr darum, die vorherrschende Stimmung zu genießen. Die Natur auf sich wirken zu lassen. Und auch ein wenig zur Ruhe zu kommen.

© Moritz Ilmberger

© Moritz Ilmberger

Das Licht, die Wolken, die Vegetation, die Schneelage in den Bergen und einiges mehr, ändern sich nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern von Tag zu Tag. Langweilig war es mir dort noch nie.

Besonderen Gefallen habe ich an diesem Ort im Winter gefunden. So fiel die Hälfte meiner Besuche dort in die kalte Jahreszeit. Dann ist die Sicht auf die Berge besonders klar und man trifft nur selten auf andere Menschen.

Die Strukturen von Schnee und Eis bieten immer wieder wechselnde Motive. Interessant ist es außerdem jedes Mal, zu beobachten wie stark die Schneehöhe von meiner Haustüre (702m) bis zum See (1136m) ansteigt. So benötigten wir einmal zur halben Umrundung des nur 240m langen Sees eine knappe halbe Stunde durch gut einen Meter hohen Pulverschnee. Das war zwar sehr anstrengend, brachte aber auch jede Menge Spaß mit sich.

Ein weiteres Highlight an einer Winterwanderung hierher ist die darauffolgende Abfahrt. Ich bevorzuge für die ca. 250 hm durch den Wald den Bob. So geht es dann mit der Stirnlampe rasant durch die Dunkelheit.

© Moritz Ilmberger

© Moritz Ilmberger© Moritz Ilmberger

Egal, wann und wie er kommen mag, ich freue mich schon wieder sehr auf meinen nächsten Besuch an meinem Lieblingssee.


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Fotogenes Deutschland – Eibsee

17 Apr

Ein Beitrag von: Stefan Gerzoskovitz

Ein kalter Herbstmorgen, Nebel wabert knapp über die Wasseroberfläche. Das frühe Aufstehen ist schon längst vergessen und ich warte auf die ersten Sonnenstrahlen, die sich über den noch mit Schnee bedeckten Bergkamm kämpfen müssen.

Sobald die ersten Strahlen auf die Inseln treffen, löse ich die Kamera aus. Mit einem neutralen Graufilter will ich den Nebel zu einem seidenen Teppich verschwimmen lassen. Ich warte gespannt auf das Ende der Aufnahme und schaue erwartungsvoll auf das Display meiner Kamera.

So oder so ähnlich ging es mir schon einige Male an einem der schönsten Bergseen Deutschlands, dem Eibsee. Der glasklare Gebirgssee liegt ca. 9 km südwestlich von Garmisch-Partenkirchen direkt am Fuße der Zugspitze auf knapp 1000 hm und ist bequem mit dem Auto zu erreichen.

Zu Fuß kann man den See in etwa zwei Stunden komplett auf einem einfachen und breiten Fußweg umrunden. Gerade der Weg am Nordufer mit mehreren kleinen Buchten eröffnet immer wieder freie und traumhafte Blicke auf das Wettersteinmassiv mit Zugspitze und Riffelgrad.

© Stefan Gerzoskovitz

© Stefan Gerzoskovitz

Der See bietet zu jeder Jahreszeit reizvolle Motive. Im Frühjahr sorgt das frische Grün der Laubbäume für einen schönen Kontrast zu den noch schneebedeckten Gipfeln.

Im Sommer sind die Ufer an warmen Tagen oft bis spät abends mit Sonnenanbetern überflutet. Deshalb bieten sich zu dieser Jahreszeit eher die frühen Morgenstunden mit schönem, seitlichem Streiflicht an, um in Ruhe fotografieren zu können.

Im Herbst braucht der Eibsee keinen Vergleich zum Indian Summer in USA oder Kanada zu scheuen. Das türkisfarbene Wasser, die gelb und rot verfärbten Laubbäume und die gewaltige Bergkulisse im Hintergrund bieten Motive, die sich jeder Landschaftsfotograf in seinen Träumen erhofft.

Im Winter kehrt am Eibsee Ruhe ein. Obwohl die Wintersportler die nahen Parkplätze überfüllen, um zum Skifahren auf die Zugspitze zu fahren, herrscht am Eibsee besinnliche Ruhe. Hier lassen sich, je nachdem wie stark der See zugefroren ist, schöne Wintermotive finden.

© Stefan Gerzoskovitz

© Stefan Gerzoskovitz

© Stefan Gerzoskovitz

© Stefan Gerzoskovitz

© Stefan Gerzoskovitz

Ich kann nur jedem raten, sich mal weit vor Sonnenaufgang zum Fotografieren auf den Weg zu machen. Neben dem oft besten Licht hat das frühe Aufstehen auch noch einen weiteren Vorteil: Man kann die Natur mit allen Sinnen in Ruhe erleben und genießen. Für mich gibt es nichts Schönere, als auch mal längere Zeit an einem Ort zu stehen, die Lichtstimmungen zu beobachten und dann im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken.


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Fotogenes Deutschland – Pfälzerwald

10 Apr

Ein Beitrag von: Raik Krotofil

Dass Deutschland fotogen ist, steht außer Frage. Für spektakuläre Landschaftsfotos bei großartigem Licht brauche ich mich nicht in den Flieger zu setzen. Oft ist man jedoch blind und findet die Juwelen vor der Haustüre nicht. So ging es mir jedenfalls.

Ich wohne nicht weit vom Naturpark Pfälzerwald, eigentlich fahre ich da öfters im Monat durch. Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands, geprägt von vielen großen Sandsteinfelsen und etlichen Burgen.

Im Groben verlaufen die Ränder des Pfälzerwald von der französischen Grenze über Bad Bergzabern, Landau, Bad Dürkheim, Kaiserslautern und Pirmasens. Diese Region bietet sehr viele Möglichkeiten: Angefangen von nebligen Wäldern, zauberhaften Stimmungen im Herbst und skurrile Sandsteinfelsen. Für mich als naturliebender Landschaftsfotograf ideal und in kurzer Zeit erreichbar.

Auf meiner Suche nach Fotolocations bin ich auf zwei Türme im Pfälzerwald gestoßen, die eine unglaubliche Rundumsicht auf das Gebiet erlauben. Bei guter Sicht sind die Höhen des Schwarzwaldes, des Odenwaldes und die Vogesen zu sehen.

Vor einigen Monaten, in der späten Herbstzeit, hat es mich auf den Luitpoldturm beim Herbersbergerhof verschlagen. Ganz früh am Morgen, weit vor Sonnenaufgang, habe ich hier mit einem befreundeten Fotografen gestaunt, welch ein Licht sich über den Hügeln entwickelte. Die knapp über dem Horizont stehende Sonne färbte die Wolken darüber in ein berauschendes Blutrot. Lichtfinger streichelten die Täler, in denen der Morgendunst sich rasch auflöste.

© Raik Krotofil

© Raik Krotofil© Raik Krotofil

Der zweite Turm, den ich total unterschätzt hatte, ist der Rehbergturm, südlich von Annweiler gelegen. Hier wanderte ich an einem Januarmorgen hoch, als im Wetterbericht am Abend zuvor alle Zeichen auf einen dichten Morgennebel deuteten.

Mit Stirnlampe lief ich noch im Dunkeln die Waldpfade hinauf in der Hoffnung, dass der Weg der richtige sei. Nach einer halben Stunde Fußmarsch stand ich dann überwältigt auf dem Rehbergturm. Von rund 570 Metern Höhe blickte ich hinab in die von Nebel gefluteten Täler.

Die letzten Sterne waren noch im Westen zu sehen, da glühte bereits der Osthimmel und ich ahnte, was kommen würde. Die Burgen Trifels, Anebos und Münz ragten auf den kahlen Winterhängen aus dem Nebel und das warme Morgenlicht streifte die Hügel. Unter den wärmenden Kopfhörern sang mir David Gilmore aus Pompeji direkt in die Seele. Kann es etwas Schöneres geben? In meinen Augen zu diesem Zeitpunkt nichts.

© Raik Krotofil

© Raik Krotofil

© Raik Krotofil

Das sind die wunderbaren Momente der Landschaftsfotografie, die nur der erleben kann, der aus der Komfortzone heraus geht und sich bereits im Morgengrauen aus dem warmen Bett schält. Einzigartiges Licht, Stille, kalter Wind, singende Vögel – es ist für mich gleich einer Meditation und entfernt bei mir schnell den Stress eines Arbeitstages.


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Fotogenes Deutschland – Gertelbach

12 Feb

Ein Beitrag von: Tim Boy

Als ich vor einigen Jahren das erste Mal mit der Kamera im Schwarzwald unterwegs war, zog mich diese zauberhafte Landschaft in ihren Bann. Ganz besonders die wildromantischen Täler mit ihren Wasserfällen haben es mir angetan, deshalb möchte ich Euch heute die Gertelbach-Wasserfälle im Bühler Tal vorstellen.

Unter ständigem Rauschen des Gertelbachs laufe ich einen gut ausgebauten Weg bis zum Beginn der Schlucht. Durch die Vorfreude und die vielen schönen Eindrücke vergeht die Zeit wie im Flug.

Kaum angekommen, stehe ich schon mit meinen Füßen im Gertelbach, baue die Kamera auf und beginne mit dem Fotografieren. Schon beim ersten Blick durch den Sucher schalte ich völlig ab und lasse die Alltagssorgen hinter mir.

Besonders fotogen sind die zahlreichen Fallstufen und Gesteinsformationen, die sich im Laufe der Jahre dort gebildet haben. Samt Stativ und Kamera klettere ich an schwer zugängliche Stellen, um eine möglichst spannende und selten gesehene Perspektive zu bekommen. Aber auch die Gertelbachhütte und die kleinen Brücken, die zur Überquerung des Baches dienen, lassen sich gut in den Bildaufbau integrieren.

Oben angekommen, mache ich eine kleine Pause und blicke voller Ehrfurcht auf den Hauptwasserfall des Gertelbachs.

Im Herbst, wenn sich das Laub an den Bäumen färbt, die Blätter fallen und sich der Nebel im Bühlertal ausbreitet, ist für mich die beste Zeit für einen Besuch bei den Gertelbach-Wasserfällen. Mit etwas Glück kann man dann ganz besondere Lichtstimmungen einfangen.

Aber auch im Frühling, wenn es regnet und der Gertelbach durch das Schmelzwasser regelrecht überläuft, lohnt sich ein Besuch. Mittels Polfilter lassen sich die Reflexionen eliminieren und die Landschaft erstrahlt in saftigem Grün. Ein weiterer Vorteil an Regentagen ist, dass ich meist allein unterwegs bin und mich so ungestört auf die Natur einlassen kann.

© Tim Boy

© Tim Boy© Tim Boy

© Tim Boy

© Tim Boy© Tim Boy

Bei jedem Besuch des Gertelbachs verzaubert mich die Landschaft im Bühler Tal immer wieder aufs Neue und jedes Mal bringe ich andere Fotos mit nach Hause. Schon auf der Heimfahrt freue mich auf den nächsten Besuch.


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Fotogenes Deutschland – Kreideküste

06 Feb

Ein Beitrag von: Florian Nessler

Im kleinsten deutschen Nationalpark und auf Deutschlands größter Insel ist die wohl am spektakulärsten erscheinende Küstenlandschaft unseres Landes zu finden. Die Kreidefelsen der Insel Rügen.

Unzählbar viele tote Kleinstlebewesen schufen vor ca. 70 Millionen Jahren die Grundlage für die heutige Kreideküste. Ihre kleinen Kalkschalen lagerten sich am Grund eines urzeitlichen Meeres ab und bildeten so mit der Zeit eine mehrere hundert Meter dicke Kreidekalkschicht. Durch tektonische Bewegungen und vor allem durch die letzte Eiszeit vor 60.000 Jahren wurde die Kreide an einigen Stellen an die Oberfläche gedrückt und prägt in manchen Regionen, wie zum Beispiel auf Rügen, ganz entscheidend das Landschaftsbild.

Vielen werden sicherlich der Königsstuhl und die 2005 abgebrochenen Wissower Klinken ein Begriff sein. Doch der etwa 15 Kilometer lange Küstenstreifen zwischen Sassnitz und Lohme hat noch deutlich mehr zu bieten. Das Gakower Ufer, die Piratenschlucht, der Tipper Ort, die Ernst-Moritz-Arndt-Sicht, das Fahrnitzer, Kieler und Kollicker Ufer, der Äser Ort sowie die kleine und die große Stubbenkammer, die den Königsstuhl und die Victoriasicht umschließen, sind im letzten Jahr mein zweites Zuhause geworden.

Mit dem Beginn meines Studiums und dem damit verbundenen Umzug nach Hamburg wuchs nicht nur mein Interesse an der Fotografie, sondern auch das an meiner Heimat. Die Kreidefelsen zogen mich dabei ganz besonders in ihren Bann. Die teilweise senkrecht nach unten abfallenden Hänge, die zackigen Abbruchkaten, das Weiß der Kreide, das im Sommer mit dem satten Grün der Buchen konkurriert, die Türkis gefärbte Ostsee, die zahlreichen Fossilien und Hühnergötter am Steinstrand. All das ist wirklich beeindruckend und lockt jedes Jahr viele tausend Touristen in den Nationalpark.

Aber das, was mich am meisten fasziniert und was erst sichtbar wird, wenn man immer und immer wieder die Kreidefelsen besucht, ist die ständige Veränderung. Nach jedem Sturm, jedem Regenschauer oder bei Minusgraden im Winter bricht etwas ab, rutscht ein Stück Hang nach unten, lassen die Wurzeln einer Buche nach oder wird etwas Sand angespült und abgetragen. Man kann sich nie sicher sein, ob der markante Felsvorsprung mit der knorrigen Buche am nächsten Morgen noch da ist oder ob man an diesem Tag überhaupt am Ufer entlang laufen kann, ohne knöcheltief im Schlamm eines frischen Abbruchs zu versinken.

Jede Tour ist ein Ausflug ins Ungewisse und birgt etwas Neues. Das macht für mich den Reiz dieser Landschaft aus.

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Ich denke, jeder, der sich fotografisch ähnlich intensiv mit einer Region auseinandergesetzt hat, wird mir beipflichten, dass man in dieser Zeit eine ganz besondere Verbindung zu ihr aufbaut. Für mich ist es deshalb nicht nur das Fotografieren an sich, das mich immer wieder lange vor Sonnenaufgang aufstehen lässt. Es ist auch das Verlangen, wieder den Wind zu spüren, die Brandung der Ostsee zu hören, ganz allein 100 Meter über dem Meer einfach ich zu sein und der Natur bei ihrem täglichen Schauspiel zuschauen zu können.


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Fotogenes Deutschland – Hiddensee

12 Nov

Ein Beitrag von: Justus Steinfeldt

Heute stelle ich Euch in der Fortführung der Artikelserie „Fotogenes Deutschland“ die Insel Hiddensee vor. Sie liegt westlich von Rügen in der Ostsee und ist nur mit einer Fähre zu erreichen.

Der Autoverkehr ist bis auf wenige Ausnahmen unterbunden, sodass man die Insel ausschließlich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem Inselbus erkunden kann. Dies ist problemlos möglich, da Hiddensee gerade einmal 17 Kilometer lang und zwischen einem Viertel und knapp vier Kilometern breit ist.

Durch schnell wechselnde Wetter- und Wolkenbedingungen eignet sich die Insel ideal zum Fotografieren. 2008 war sie sogar der sonnenreichste Ort Deutschlands. Außerdem ist die Insel sehr naturbelassen; auf die relativ geringe Fläche verteilt sich ein großes Spektrum an Landschaftsformen.

So gibt es im flachen Süden der Insel, dem Gellen, und an der Ostseeküste im Westen Sandstrand und im Norden, dem Dornbusch, überwiegend Steilküste. Der Süden der Insel ist als Vogelschutzgebiet für Menschen gesperrt. Neben Brutflächen dient der Gellen unter anderem als Zugrastplatz für Kraniche.

Die Natur verändert sich ständig: Im Norden wird durch das Meer nach und nach Land abgetragen, im Süden und an der Boddenseite, dem Bessin, lagern sich Sandbänke an. Im Inselinneren befindet sich die Dünenheide.

Neben der Natur gibt es noch die vier kleinen Hauptorte mit insgesamt etwa 1.300 Einwohnern zu erkunden. Alle haben ihren eigenen Charakter. Typisch für Hiddensee ist auch der Sanddorn. So gibt es viele Produkte, die aus dieser aus China stammenden Pflanze hergestellt werden und man kann sie sogar selbst „melken“ und so den Saft ernten.

Meine Lieblingsmotive auf Hiddensee sind zum einen der nördliche und der südliche Leuchtturm sowie auch der kleine Wald auf der Düne um den südlichen Leuchtturm. Außerdem lässt es sich gut zwischen Vitte und Kloster fotografieren. Dort liegen die Steine des darauffolgenden Steinwalls in Richtung Kloster verteilt und niedrig im Wasser. Zudem ist dieser Ort sehr einfach erreichbar.

An der Steilküste hinter Kloster gibt es ebenfalls lohnende Motive. Jedoch ist der nördlichere Teil der Steilküste wegen Abbruchgefahr gesperrt. Bei nebliger Witterung bietet sich die Heide südlich von Vitte als Ausflugsziel an.

Als Jahreszeit gefällt mir zum Fotografieren auf Hiddensee der Herbst am besten. Dann enstehen schöne Laubfärbungen und das schnell wechselnde Wetter zaubert wundervolle Lichtspiele.

01 © Justus Steinfeldt

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Ich habe für das Jahr 2014 einen Hiddensee-Kalender erstellt, in dem Ihr noch ein paar mehr Bilder sehen könnt.


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Fotogenes Deutschland – Rappensee

30 Oct

Nach der Industieromantik aus dem letzten Artikel der Serie geht es heute weiter mit etwas Alpenromantik. Der Rappensee liegt inmitten eines grünen Bergidylls auf 2.100 Metern Höhe in den Allgäuer Alpen bei Oberstdorf.

Die 1100 Höhenmeter, die von Birgsau hoch zur nicht weit vom See entfernten Rappenseehütte überwunden werden müssen, sind zwar etwas anstrengend mit dem ganzen Kameraequipment, aber was man nach Überschreiten der letzten Steigung präsentiert bekommt, lässt einen nur staunen.

Ich hatte nur ganz grobe Vorstellungen von den fotografischen Möglichkeiten um den Rappensee. Eine Suche auf Google ließ mich das fotografische Potential nur erahnen. Ich malte mir aus, wie das alles im magischen Licht eines glühenden Sonnenuntergangs oder unter dem Sternenhimmel aussehen würde.

Voller Hoffnung wanderte ich im August mit zwei befreundeten Fotografen zur Rappenseehütte. Es bietet sich an, dort zu übernachten, wenn man den Sonnenuntergang fotografieren möchte. Die Hütte ist eine der größten in den deutschen Alpen und hat eine wunderbare Lage, nicht nur wegen des naheliegenden Sees. Auch die Aussicht zurück ins Tal kann sich sehen lassen. Ohrenstöpsel sollte man aber dabei haben. Weniger wegen schnarchender Zimmergenossen als viel mehr wegen des Läutens der zahlreichen Kuhglocken.

Von der Hütte ist man in fünf Minuten unten am See. Hier gibt es zahlreiche Motive, aber noch besser wird es, wenn man von der Rappenseehütte ein Stück dem Heilbronner Weg folgt. Kurz bevor der hinter dem Rappenseekopf verschwindet, hat man eine herrliche Aussicht hinunter auf den Rappensee, mit dem Hochrappenkopf zur Linken und dem Geißhorn und Schafalpenkopf am Horizont. Hier findet man auch reichlich Felsen, die sich hervorragend zur Bildgestaltung nutzen lassen.

Idyllic Alps © Michael Breitung

Alpine Oasis © Michael Breitung

Rappensee © Michael Breitung

Rappenseehütte © Michael Breitung

Rappensee Stars © Michael Breitung

Ein Tag war viel zu kurz, um die ganze Gegend um den Rappensee zu erkunden. Wer mehr Zeit hat, sollte am besten gleich zwei oder drei Übernachtungen auf der Hütte einplanen und auch noch ein paar der sieben umliegenden Gipfel besteigen. Besonders das Hohe Licht soll einen spektakulären Panoramablick bieten. Allgemein gibt es in den Alpen viel zu entdecken, nicht nur für Landschaftsfotografen. Eine gute Übersicht erhält man hier.


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Fotogenes Deutschland – Tiger & Turtle

26 Oct

Ein Beitrag von: Florian Leist

Fotografie ist für mich ein willkommener Ausgleich zur Arbeit und hilft mir, den Kopf frei zu bekommen. Deshalb besuchte ich, da ich im vergangenen Jahr viel im westlichen Ruhrgebiet unterwegs war, nach der Arbeit oft den Tiger & Turtle Magic Mountain in Duisburg.

Tiger & Turtle Magic Mountain wurde im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 im Jahr 2011 fertiggestellt. Es handelt sich dabei um eine begehbare Treppe, die in der Konstruktion einer Achterbahn mit Looping ähnelt. Insgesamt ist die Treppe 220 Meter lang: 140 Meter in die eine und 60 Meter in die andere Richtung. Die letzten 20 Meter sind logischerweise nicht begehbar, denn sie befinden sich im Looping selbst. Interessanterweise werde ich immer wieder von Bekannten, die meine Bilder sehen, gefragt, ob man durch den Looping laufen kann. Mit einem breiten Grinsen verneine ich das dann. Bei schlechtem Wetter ist die Treppe leider komplett geschlossen.

Errichtet wurde Tiger & Turtle Magic Mountain auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe, einer Halde, die unter anderem aus einer Schlackedeponie einer ehemaligen Zinkhütte besteht. Von der Halde aus hat man einen 360°-Panoramablick über Duisburg. In Richtung Süden kann man Düsseldorf mit Flughafen und Rheinturm erblicken, während man gen Westen an einem guten Tag den Sonnenuntergang hinter den Hüttenwerken von Krupp Mannesmann und den Kühltürmen eines RWE-Kraftwerkes beobachten kann.

Gerade zu Sonnenuntergang erlebt man hier ein wenig Industrieromantik, wenn die großen Kühltürme eine Silhouette vor dem rot-orange gefärbten Himmel bilden. Tagsüber ist Tiger & Turtle aus meiner Sicht weniger attraktiv. Vor allem bei Regen und grauem Himmel ist die Aussicht doch eher trist und erdrückend. Besonders, wenn man in Richtung Hüttenwerke schaut. Doch abends zeigt sich gerade bei bedecktem Himmel ein kleines Spektakel: Immer, wenn frisch erhitztes, flüssiges Metall in den Hüttenwerken gegossen wird, färbt sich der Himmel über den Hüttenwerken in ein stark leuchtendes Orange.

Aber nicht nur die Aussicht von der Heinrich-Hildebrand-Höhe, sondern auch die sonderbare Treppenkonstruktion selbst ist ein interessantes Motiv. Wer keine Höhenangst hat, sollte es sich nicht nehmen lassen, die Treppe mindestens einmal in beide Richtungen abzulaufen. Mit dem Fotografieren von der Treppe aus wird es abends jedoch etwas komplizierter, da die Konstruktion gelegentlich wackelt oder man anderen Leuten den Durchgang versperrt. Trotzdem lassen sich gerade von dort aus tolle Fotos machen und man hat großen kreativen Spielraum: Die Architektur der Achterbahntreppe, Landschaft, Stadtlandschaften, Industrie, Menschen. Vieles davon kann man auf irgendeine Weise verbinden.

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4 © Florian Leist

2 © Florian Leist

1  © Florian Leist

Neben dem Fotografieren kann man sich auch mal getrost auf eine der oben angelegten Bänke setzen und einfach nur die Leute beobachten. Hier kann man auch auf seine Kosten kommen. Jogger, Radfahrer, Eltern mit Kindern, Spaziergänger mit Hunden, Familien oder auch andere Fotografen sind hier am Kommen und Gehen. Und ein paar interessante Leute sind immer dabei.


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Fotogenes Deutschland – Dreiländereck

17 Aug

Ein Beitrag von: Kilian Schönberger

Im heutigen Beitrag zur Serie „Fotogenes Deutschland“ möchte ich Euch das Dreiländereck Deutschland – Tschechien – Österreich vorstellen. Als natürliche „Fortsetzung“ des Nationalparks Bayerischer Wald liegt es im äußersten Südosten Bayerns. Das Gebiet gehört vollständig zum Landkreis Freyung-Grafenau und liegt etwa 50 km nordöstlich von Passau.

Die Landschaft des Dreiländerecks Bayerischer Wald findet ihre Fortsetzung im tschechischen Nationalpark Sumava (Böhmerwald) und im Nordwaldkamm des oberösterreichischen Mühlviertels. Die dominantesten Berge auf deutscher Seite sind der von bizarren Granitklippen gekrönte 1.312 m hohe Dreisessel und der 1.167 m hohe Haidel mit seinem Aussichtsturm.

In den letzten Jahrzehnten hörte man häufig vom Waldsterben im Nationalpark Bayerischer Wald. Auch das hier vorgestellte Gebiet blieb von Stürmen und Borkenkäfern nicht verschont. Erst langsam wächst heute wieder ein junger artenreicher Bergmischwald zwischen den bleichen Baumgerippen der ehemaligen Fichtenwälder nach. Beste Bedingungen für Landschaftsfotografen, die gern mal den Blick bis zum Horizont schweifen lassen: Durch den abgestorbenen und zum Teil abgeholzten Wald bieten sich Ausblicke, die bis vor wenigen Jahren nicht möglich gewesen wären.

Spektaktulär Stimmungen erlebt man besonders im nahen Herbst, aber auch im Winter, wenn der Blick von den genannten Bergzügen weit nach Böhmen, Österreich und über Bayern hinweg bis zum Alpenhauptkamm reicht.

Für Landschaftsfotografen spielt das „gute Licht“ eine wichtige Rolle. Ein Vorteil der genannten Aussichtspunkte diesbezüglich ist ihre gute Erreichbarkeit. Der Dreisesselberg ist über eine Hochstraße gut erschlossen. Am Gipfel lockt die Fernsicht von den Felstürmen des Dreisessels und des nahen Hochsteins über den Bayerischen Wald, das oberösterreichische Mühlviertel und das Tal der jungen Moldau bis hin zu den Alpen.

Der 360° Rundumsicht bietende Haidel Aussichtsturm kann über Bischofsreut im Osten und Grainet im Westen ebenfalls schnell erreicht werden. Auf 1000 m Höhe wird von Graint aus der Ortsteil Obergrainet passiert – an sich schon ein hervorragender Aussichtspunkt.

Für Fernblicke bis zu den Alpen favorisiere ich den Spätherbst: Wenn bei Inversionswetterlagen die Täler bis hin zur Donau und Moldau im Nebel versinken, herrscht auf den Bergen Sonnenschein mit hervorragender Aussicht. Bei dieser recht stabilen Wetterlage bewegt sich die Nebelobergrenze meist zwischen 700 und 1000 m. Darüber finden sich dagegen blauer Himmel und Hochdruckeinfluss.

Nur die höheren Bayerwaldberge ragen dann wie Inseln aus dem schier endlosen Nebelmeer heraus. In südwestlicher Richtung begrenzen erst die 150 km entfernten Alpen das Naturschauspiel. Östlich und nördlich erheben sich in den Nationalparken Sumava und Bayerischer Wald weitere Bergkuppen (Rachel, Lusen, Bobik und Boubin) weit über die Nebelobergrenze und strukturieren das samtig weiße Meer.

Hervorragend ist die Fernsicht auch an Föhntagen im Winter. Dachstein, Großvenediger, Schneeberg und Watzmann bilden mit ihren Gipfeln gut auszumachende Landmarken am Horizont. Wobei zu bedenken ist, dass die Hochlagen des Bayerischen Waldes im Winter regelmäßig mehr als zwei Meter Schnee abbekommen und die Temperaturen unter 30 °C fallen.

Dann sind Tourenski oder Schneeschuhe für die Fortbewegung dringend zu empfehlen. Der Aufstieg auf die Aussichtspunkte ist dann ebenfalls nicht völlig risikofrei. Für die Mühen wird man dafür mit teils 25 cm Raureif an den Felsen und abgestorbenen Bäumen belohnt.

© Kilian Schönberger

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Borkenkäfer und Stürme haben in jüngster Vergangenheit dazu beigetragen, dass der Hochwald des Bayerischen Waldes aus der Nähe betrachtet eher einer unfotogenen Geisterlandschaft gleicht. Aber gerade diese Umstände und die dadurch entstehenden neuen Aussichten machen das Dreiländereck Bayerischer Wald für mich zu einer der fotografisch spannendsten Mittelgebirgslocations in Deutschland.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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