Vorstellen? Normalerweise gebe ich einfach nett die Hand, lächle, sage meinen Namen, trete dann schnell ein paar Schritte zurück und überlasse den anderen das Wort. Mich beschleicht aber das Gefühl, dass das hier nicht so einfach wird. Ihr würdet ja nicht einmal sehen, wenn ich einen Schritt zurücktrete und es entstände einfach nur eine unhöfliche Stille. Mist.
Im Ernst: Die Aufforderung, sich vorzustellen, fühlt sich für mich so an, als sollte ich spontan eine spannende, selbsterfundene Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Nur, dass ich jetzt wohl nichts erfinden soll.
Normalerweise lasse ich meine Bilder für mich sprechen. Sie sind zwar sehr ehrlich, aber nur, wer mich kennt, kann sie „lesen“. Für alle anderen bleibt Raum für Interpretationen. Mit Worten ist das viel schwieriger. Zumindest für mich.
Alle Daten und Fakten ließen sich ja schnell in einem Satz zusammenfassen. Was ungefähr so aussehen würde: Laura Zalenga, geboren 1990 in einer kleinen Stadt im schönen Schwabenländle, studiert seit 2010 Architektur an der TU München und beschäftigt sich seit 2009 in jeder der wenigen freien Sekunden mit Fotografie.
Nur träfe diese Beschreibung dann wahrscheinlich auf mehrere Menschen zu und würde recht wenig über mich aussagen. Es wäre ein bisschen, als hätte ich Euch mein Skelett gezeigt. Und dann müsste ich wohl versuchen, ein wenig Masse drum herum zu kneten. Also überspringen wir die Fakten einfach und gehen lieber gleich zu dem, was zwischen Haut und Knochen liegt:
Ich bin das Mädchen mit den Selbstportraits. Die mit dem roten Mantel und der grauen Wand. Die, die märchenverliebt ist und auch versucht, jeder Wirklichkeit ein bisschen Märchen einzuhauchen. Die, bei der Grünes meistens Gelb ist und die, die kleine Tiere in ihren Bildern versteckt. Das Mädchen, das in ihren Bildern so tut, als könnte es Ballet tanzen oder schweben.
Warum ich gern Selbstportraits mache, habe ich bereits erklärt und obwohl es eine Weile her ist, hat sich daran nichts geändert. Ich bin immer noch eine unverbesserliche, glückliche Eigenbrötlerin.
Außerdem faszinieren mich die Möglichkeiten der modernen Bildbearbeitung. Klar, vieles ging auch schon damals in der Dunkelkammer, aber wahrscheinlich würden meine „twisted bodies“ die Grenzen etwas ausreizen. Bei vielen meiner Bilder ändere ich zwar nur Kontrast und Farben, aber ab und zu liebe ich es, etwas völlig Neues zu basteln. Künstlerische Freiheit.
Ich bin aber nicht nur eine Träumerin. Ich bin auch das Mädchen, das eine Fußbodenheizung verlegen, Trockenbauwände bauen und die Kaffeemaschine reparieren kann. Andererseits bin ich auch das Mädchen, das vor Spinnen, Rosenkohl und Horrorfilmen wegrennt. Meine Freunde würden wohl sagen, ich sei das Mädchen, das Tierstimmenimitatorin werden sollte und einen leicht bedenklichen Ordnungsfimmel hat.
Und langsam fragt Ihr Euch wahrscheinlich: Wieso ist dieses komische Mädchen bei kwerfeldein? Vielleicht gerade, weil ich ein bisschen „kwer“ bin und Felder mag. Die Fakten jedenfalls erzählen, dass ich zwei Gastbeiträge geschrieben habe und dann nach einiger Zeit gefragt wurde, ob ich ein Teil der Redaktion werden wolle.
Und natürlich wollte ich! Ich war schon eine ganze Weile ein großer Fan von kwerfeldein und auf einmal ein Teil davon sein zu dürfen, war ein bisschen surreal, aber vor allem ziemlich toll.
Drinnen ist es übrigens noch toller als es von draußen aussieht. Im Alltag habe ich nämlich meistens mit Fotografen zu tun, die sich im gleichen Fotografiebereich wie ich austoben. Bei kwerfeldein dagegen sind wir ein bunter Mix aus vielen Genres und man findet zu fast allem einen kundigen Ansprechpartner.
Für meine Artikel hier erzähle ich entweder von meinen Fotoabenteuern und stelle eigene Arbeiten vor oder ich suche nach interessanten Künstlern, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Dank kwerfeldein darf ich sogar meine absoluten Fotografie-Idole interviewen.
So viel zum von Fotografie besessenen Teil von mir. Der andere Teil … oh – welcher andere Teil? Die Fotografie ist ein bisschen wie ein wunderbare Krankheit. Sie hat schon fast jeden Teil meiner selbst und meines Alltags befallen. Aber keine Sorge: Es tut nicht weh.
Und solange sich das nicht ändert, werdet Ihr hier wohl ab und zu über einen Artikel von mir stolpern. Ich hoffe, Ihr freut Euch darüber und findet in ihnen etwas, das Euch gefällt oder Euch weiterbringt, Euch inspiriert oder Euch zum Grübeln bringt.
kwerfeldein – Fotografie Magazin
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