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Varieté: Die wichtigsten Fotos der Redakteure 2012

20 Jan

Als wir in den letzten Tagen Eure wichtigsten Fotos 2012 durchscrollten, um unsere Lieblingsbilder zu finden, die wir Euch vor ein paar Stunden präsentiert haben, fiel uns auch der Kommentar von Martin auf, der schrieb:

„Interessant wäre jetzt noch jeweils das Bild des Jahres der Redaktionsmitglieder.“ Und da Laura dazu noch meinte, dass sie das auch interessieren würde, haben wir uns noch schnell in unsere eigenen Archive begeben, um Euch nun ebenso unsere persönlich wichtigsten Fotos vorzustellen.

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Martin:

Diese Aufnahme entstand Anfang des letzten Jahres in Karlsruhe, als ich von Weitem Rauch aufsteigen sah. Ich ging schnurstracks darauf zu und fotografierte den Mann, der behände an diversen Hähnen drehte.

Nicht im Geringsten von meinem offensichtlichen Herumschleichen und Klicken irritiert, meinte er nur, ich solle nicht zu nah kommen, da meine Linse sonst im Nu kaputt wäre: „Stickstoff, keine Chance.“ Ein paar Aufnahmen später unterhielt ich mich mit ihm noch ein wenig und lief anschließend weiter.

Ich habe das Bild deshalb als mein wichtigstes Foto 2012 ausgewählt, weil es in seiner Wucht und Aussage sofort wirkt und auch die dezent gehaltene Farbigkeit dies unterstreicht. Es passiert sehr selten, dass in Karlsruhe Dampf in dieser Ausprägung zu sehen ist und das Bild ist somit auch ein Unikat für mich.

Der nette Mann mit der Borstenfrisur und Schutzkleidung passt perfekt zum aufsteigenden Dampf und die vorbeifahrende Bahn unterstützt meiner Meinung nach die Dichte des Bildes.

Ein ganz besonderer von vielen Glücksmomenten, die mir 2012 geschenkt wurden.

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Katja:

Im September 2012 kam meine zweite Tochter zur Welt. Sie stellt mein Leben auf eine wunderbare Weise auf den Kopf und ich musste nicht lange überlegen, dass sie auf meinem wichtigsten Foto 2012 zu sehen sein muss.

Ich habe mich für dieses Bild entschieden, da es in einem schönen Moment entstand. Ich hatte mit ihr gespielt und als sie langsam müde wurde, griff ich zur Kamera und sie zu meiner Hand.

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Holger:

Ich finde es schwierig, das wichtigste Foto auszuwählen. Ich kann aber sagen, dass mir dieses Foto mit am besten gefällt. Heute würde ich dieses Foto wahrscheinlich so nicht mehr machen. Aber es geht ja um 2012.

Entstanden ist das Foto bei einem Auftrag meines Arbeitgebers. Für die Flure des neues Büros sollten verschiedene Motive aus Kölner Parks fotografiert werden. Es hat mir großen Spaß gemacht, einen ganzen Tag lang Zeit zu haben, um verschiedene Motive nach bestimmten Vorgaben zu finden.

Dieses Foto entsprach zwar nicht den Vorgaben und wird somit nicht den Weg an eine Wand des Büros finden, ist aber dennoch eines meiner persönlichen Favoriten des letzten Jahres.

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Aileen:

Das Foto, das für mich im letzten Jahr am wichtigsten war, ist lustigerweise eines, das schon im Frühjahr 2010 entstanden ist. Zusammen mit den anderen 23 Bildern eines experimentellen Films, die ich allesamt für unbrauchbar hielt, hat es über zwei Jahre im Archiv geschlummert, bis ich im Juli anfing, den gesamten Bestand meiner analogen Fotos durchzusehen, um eine Auswahl für ein Buch zusammenzustellen.

Bei dieser Suche fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass es – allein betrachtet – wirklich gut war und auch hervorragend zu dem Gefühl passte, das ich in der Anfangsphase mit dem Buch verband: Es sollte sehr persönlich sein, ruhig, surreal, etwas mysteriös und auf jeden Fall nicht so leicht zu durchschauen oder klar wie etwa meine digitalen Portraits.

Da es noch dazu bisher unveröffentlicht war, war es der perfekte Kandidat, um dem Buch ein Gesicht zu geben, das sonst „nur“ aus bereits veröffentlichten Bildern besteht, die die Menschen alle schon kennen.

Nachdem mich die Auswahl der Bilder, das Layout, die Möglichkeiten der Herstellung des Buches mit hauseigenen Mitteln und das Schreiben der Texte etwa ein halbes Jahr lang beschäftigt haben, ist „still“ inzwischen erschienen und ich verbringe im Moment jede freie Minute mit dem Druck, der Bindung und dem Zuschneiden weiterer Exemplare.

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Robert:

Einige Tage bevor Supersturm Sandy die Ostküste der USA erreichte, hatte ein kleiner Verwandter dem Weimarer Land in Thüringen einen Besuch abgestattet, die Masten einer Hochspannungsleitung verbogen und zeitweilig die Stromübertragung unterbrochen.

Wenngleich in ihrem Ausmaß wenig vergleichbar mit ihren großen Geschwistern in Nordamerika, so sind Minitornados in Deutschland gar nicht selten.

Wichtig finde ich dieses Bild, weil mich die Situation zum Nachdenken darüber anregte, mit welcher technischen Fertigkeit wir Menschen Infrastrukturen erschaffen können, aber auch mit welcher Selbstverständlichkeit wir uns auf ihr ununterbrochenes Funktionieren verlassen.

Das Foto entstand an einem ruhigen Oktobernachmittag während der Reparatur- und Aufräumarbeiten nach dem Sturm.

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Marit:

Meine Eltern sind im letzten Jahr in den Norden gezogen. Für mich war damit mein Heimatort plötzlich nicht mehr so einfach erreichbar. All die Erinnerungen, die man an einen Ort knüpft; die alten Häuser und Höfe, in denen man als Kind spielte; der Wald in der Nähe, der im Kopf immer zum Märchenwald wurde; die bekannten Gesichter, deren Namen man zwar nicht immer wusste, denen man aber artig einen guten Tag wünschte, wenn man sie auf der Straße, auf dem Markt oder beim Bäcker traf. Das alles verschwand mit dem Umzug.

Da war plötzlich dieser neue Ort, der so grau und kalt wirkte mit seinen Backsteingebäuden und Einfamilienhäusern. Meine Eltern tauschten eine alte Fachwerkstadt gegen eine modernere Siedlung. Ich suchte nach dem Schönen und fand dann an der Elbe diesen Ort auf dem Foto.

Man kommt dort nur zu Fuß hin, muss sich oft durch eine Schafherde schieben und steht dann auf einer kleinen Sanddüne. Wir waren umgeben von alten Weiden, die aus dem Wasser herauswuchsen. Ich sage niemandem, wo sich diese kleine Idylle befindet und deswegen ist dieses Bild das wichtigste Bild 2012 für mich. Es zeigt den geheimen Ort, die neue kleine Zuflucht, wenn ich meine Eltern besuche.

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Michael:

Auch in diesem Jahr war ich wieder auf der Suche nach dem perfekten Licht. Erleben durfte ich es in Nordirland. Was diesen Foto für mich so besonders macht, sind zwei Dinge:

Zum einen hat dieser Abend mir wieder einmal gezeigt, wie schnell sich das Blatt in der Landschaftsfotografie wenden kann. Zwei verregnete Tage waren vorbei und auch an diesem Abend sah es nicht besser aus. Dann – von einem Moment auf den nächsten – plötzlich dieses Licht. Für jedes Mal, das ich im letzten Jahr vergeblich auf dramatisches Licht zu Sonnenauf- oder -untergang gewartet habe, war das die Entschädigung.

Was das Foto für mich außerdem besonders macht, ist ein zweiter glücklicher Umstand. Den ganzen Abend lang haben mich die Leute am Causeway genervt. Der Junge ist mir dann auch durchs Foto gerannt und ich habe mich erst geärgert. Als er sich dann aber vorn perfekt positioniert hat, habe ich schnell ISO und Belichtungszeit angepasst, um dieses Foto machen zu können. Das i-Tüpfelchen.

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Normen:

Ausgehend vom Gedanken, welches Foto aus 2012 mir am wichtigsten ist, komme ich um dieses Foto nicht herum. Da das Thema Weltkriege bei uns in der Region aufgrund von Familienursprüngen und einzelnen Tragödien immer wieder thematisiert wird, hatte ich die Idee, dies in einer fotografischen Form festzuhalten. Manchmal ist es meiner Meinung nach besser, an solche Geschehnisse zu erinnern, als sie zu vergessen, in der Hoffnung, dass so etwas nie wieder passiert.

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Sebastian:

„Rise“ ist ein Bild, das im Rahmen eines der ersten Shootings unseres Findelkinder-Projekts entstanden ist. Wir kamen irgendwann auf die Idee, ganz normale Menschen in surrealen und experimentellen Bildern zu portraitieren, einfach so gut wie jeden, den wir finden, statt weiter mit den Leuten aus Modelkarteien und ähnlichem zu arbeiten.

Wir ließen uns ab dem Zeitpunkt einfach über das Internet finden und das funktionierte auf Anhieb ziemlich gut. Mit Nadina haben wir einen ganzen Nachmittag im Wald mit verschiedensten Motiven rumgespielt, alles mit wenig Technik, natürlichem Licht und wir hatten wahnsinnig viel Spaß dabei, so unverkrampft und locker zu arbeiten.

Am Ende machten wir noch eine kurze Serie mit fliegenden Haaren, sie trug dabei meine Lederjacke zu ihren fliegenden, dunkelroten Haaren. Ähnliche Bilderreihen habe ich schon oft gemacht, aber noch nie hat mich der Zufall in einem Moment auslösen lassen, in dem alles so gut zusammenpasste. Es wirkt fast, als hätten ihre Haare ein Eigenleben entwickelt.

Bis auf eine Schwarzweißkonvertierung musste ich an dem Bild nichts bearbeiten, ich mochte es auf Anhieb so, wie es war und nach diesem Shooting war mir das erste Mal richtig klar, dass ich momentan genau so mit Menschen in der Fotografie arbeiten will: Lieber mit Amateurmodels, mit viel Zeit und experimentell.

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Wir hoffen, der Blick in die redaktionseigenen Archive hat Euch gefallen.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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