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Posts Tagged ‘träumt’

Anna träumt von Menschen und Eulen

29 Jun

Annas Bilder wirken entrückt. Sie zeigen sehr oft Portraits und erinnern an Filmstandbilder. Sie hält die Zeit an und doch läuft sie weiter, während Du schaust. Du verlierst Dich im Blick des anderen, folgst dem seinigen und damit ins Uferlose.

Anna fotografiert noch nicht lange. Nach ihrem ersten vollendeten Studium hatte sie einfach keine Lust mehr auf Texte. Sie wollte Bilder machen und so hat sie es noch einmal gewagt. Hat sich an der Ostkreuzschule beworben, wurde angenommen und studiert seitdem dort Fotografie und Gestaltung.

© Anna Eckold

Die Kamera rettet sie vor der Antriebslosigkeit, sagt sie.

Man denkt, heute versinke ich, nichts klappt und dann geht man fotografieren – und rettet sich, überwindet die Realität, man schafft eine neue, in Bildern.

Geboren und aufgewachsen ist sie in St. Petersburg. Die Stadt jedoch blockierte sie, hatte sie regelrecht belagert zwischen dem Wunsch zu sein und etwas sein zu müssen. Berlin dagegen empfindet sie als sehr befreiend, eine Stadt, in der sie sich neu erfinden darf.

© Anna Eckold

Am meisten faszinieren sie an der Fotografie die Menschen.

Da ist immer diese Gratwanderung zwischen der offensichtlichen Schönheit und der ungeschönten Weiblichkeit oder Männlichkeit.

Es sei schwierig, dann nicht die Mitte zu verfehlen. Aber ob das unbedingt sein muss, diese Mitte, das fragt sie sich auch. Denn eigentlich sei es ja viel interessanter, Portraits zu machen, die irgendwo da beginnen, wohin man normalerweise nicht gelangt, eben am Tiefpunkt oder am Aufschwung und gerade nicht in der Mitte.

Sie lässt ihre Bilder lange liegen, bevor sie sie entwickelt oder bearbeitet. Sie braucht die Distanz zum Machen und Erkennen. Denn gerade die Bilder, die ihr etwas bedeuten, die brauchen Zeit, damit sie sehen kann, was sie da überhaupt fotografiert hat.

© Anna Eckold

Anna spricht damit etwas aus, was viele Fotografen überhaupt motiviert, zur Kamera zu greifen. Fotografie ist die Motivation, etwas zu tun, hinauszugehen, zu kommunizieren und etwas mitzunehmen aus diesem Prozess.

Möchtest Du Annas Bildern folgen, dann schau bei Flickr vorbei oder besuch ihre Webseite.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Agascha träumt von Blumen

23 Jan

Agaschas Welt ist blumig. Als ich sie das erste Mal traf, da erzählte sie mir mit glänzenden Augen von einer Pflanze, die sie nun endlich erstanden hatte, eine blühende Artischocke. Sie saß schon eine Weile an einer Serie, in der sie nach Pflanzen aller Couleur Ausschau hielt, um sich mit ihnen zu portraitieren.

Fortan begann ich, ihre Fotografie zu beobachten. Die Symbiose aus einer schönen Frau, Pflanzen und der Polaroidtechnik ergab poetische Bilder.

Pflanzen umgeben uns täglich und selbst in der größten Betonwüste gräbt sich immer wieder ein Samen in die Ritzen und entfaltet sich manchmal sogar zu einem starken Baum, der den Asphalt aufhebelt. Wir versuchen, dieser Gewächse Herr zu werden, legen Gärten an und versuchen, Ordnung zu schaffen.

Die Darstellung von Pflanzen in der Kunst und Fotografie ist zwar ein alter Hut, aber oft einfach nicht mehr wegzudenken. Manch einer mag die Augen verdrehen, wenn er wieder junge Mädchen mit einem Strauß Blumen in der Hand erblickt und doch reizt uns das Thema Pflanze und Mensch aus unterschiedlichen Gründen.

Wenn ich Agaschas Pflanzenbilder betrachte, dann sehe ich darin den Nachruf an die verlorene Wildheit beider Naturen – Mensch und Pflanze. Denn die Pflanzen sind nicht mehr lebendig, sondern getrocknet, gepresst oder gerade erst dem Leben beraubt.

Für mich ist darin die Erinnerung an das Wesen der Pflanze sichtbar. Ich sehe aber auch die Annäherung zweier gegensätzlicher Lebensformen, die sich auf den Bildern gegenseitig schmücken.

Sie ordnet die Pflanzen unterschiedlich an. Ob als Schmuckstück aus großen Beeren, die wie ein gewaltiges Collier wirken oder als Collage, ihre Kreativität ist scheinbar unerschöpflich. Besonders angetan haben es mir dabei allerdings ihre Polaroidlifts, die sie oft noch eigens farbig koloriert und so einzigartig macht.

Warum es ihr ausgerechnet Obst, Gemüse und anderes Grünzeug angetan haben, das kann sie nicht wirklich erklären. Die Sachen waren eben da, sagt sie.

Auf dem Fensterbrett in der Küche stapelten sich immer verschiedene Früchte und Gemüse und manches fand eben oft keine Verwendung mehr beim Kochen. Das war schade und so schrumpelte manchmal eine Zwiebel oder etwas Obst einfach so vor sich hin. Und da kam dann die Idee, dem verschrumpelten Grünzeug noch eine letzte Ehre zu erweisen und es fotografisch festzuhalten. Danach lief es einfach von allein und eine Idee folgte auf die andere.

Ganz ähnlich war der Prozess beim Polarodlifting. Anfangs auch nur eine Notwendigkeit, um die Bilder zu „retten“. Dann fehlte etwas, die Bilder fühlten sich unfertig an und sie unterstrich die Wirkung der Bilder mit Farben.

Irgendwann waren es dann auch nicht mehr einfach nur kolorierte Polalifts, sondern eine ganze Geschichte in einem Bild, wie jenes vom Rotkäppchen im Wolfsmagen.

Die Farben entstehen übrigens mit ganz einfachen Aquarellfarben – eben jenen, die sie gerade da hat. Die künstlerische Ausprägung von Agascha kommt auch nicht von ungefähr. Ihre ganze Familie ist begabt, Dinge herzustellen oder sich künstlerisch auszudrücken.

Für dieses Jahr hat sie sich ein großes Projekt vorgenommen. Die Pflanzen-Polaroids sollen in ein Buch, das sie selbst herstellen wird. Wenn ich mir anschaue, wie Ideen bei Gestalt annehmen, können wir auf das Endergebnis gespannt sein. Ihr größter Wunsch ist es übrigens, den Beruf des Buchbinders zu erlernen. Etwas mit den Händen herstellen, ohne maschinelle Serienfertigung.

Habe ich Euch neugierig gemacht? Wenn ja, dann seht Ihr auf Agaschas Flickr-Stream noch mehr.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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