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Posts Tagged ‘Schönheit’

Alvin Langdon Coburn und die Suche nach Schönheit

14 Dec

© Alvin Langdon Coburn

Ein Beitrag von: Laura Su Bischoff

„Es war einmal ein kleiner Junge namens Alvin“, schreibt Alvin Langdon Coburn in der ersten Hälfte der 1960er Jahre in seinem Haus im walisischen Küstenort Rhos-on-Sea, wo er seinen Lebensabend verbringt. Er, der schon früh als Meister der Fotografie gilt, blickt dort auf seine lebenslange Suche nach der Schönheit zurück: Er denkt an den Piktorialismus, jenes fotografisches Genre, das mit seiner bildhaft-symbolischen Ausgestaltung für die Anerkennung von Lichtbildern als Ausdruck der „schönen Künste“ kämpfte.
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Dazwischen liegt Schönheit und Melancholie

08 Sep

Tom Petkus’ Fotos sind fantastisch und schwer greifbar und sie faszinieren mich sehr. Er experimentiert vorrangig mit schwarzweißen Aufnahmen. Einige Effekte entstehen durch Doppelbelichtung, andere wiederrum kann ich nicht zuordnen. Aber es ist auch völlig egal, wenn die Motive einen packen und nicht mehr loslassen.

Mein liebstes Motiv ist das des alten Mannes, der mit geschlossenen Augen von einem Arm an der Wange gestreift wird. Es hat so etwas wunderbar Emotionales. Jedes seiner Bilder strahlt für mich eine ganz eigene Empfindsamkeit aus, fröhlich ist jedoch keines.

Mein Bestreben zur Fotografie begann nach einem herzzerreißendem Ereigniss in meinem Leben, welches mich Traurigkeit und Einsamkeit in einem völlig neuen Licht sehen ließ – nicht als etwas komplett Negatives, sondern vielmehr als fundamentale und fast notwendige Erfahrungen im Leben, die das genaue Gegenteil von Glück sind.

Diese Emotionen von Traurigkeit und Einsamkeit sind etwas, denke ich, das uns erlaubt zu realisieren was Glück wirklich ist und was es bedeutet. So gesehen, glaube ich, dass auch diese Emotionen eine gewisse Schönheit in sich bergen; etwas, das ich versuche in meinen Schwarzweiß-Portraits zu vermitteln.

Darüber hinaus, versuche ich Gedichte verschiedener Dichter in meine Bilder zu integrieren, die den Inhalt meiner Bilder erklären helfen.

Ein älterer Mann mit geschlossenen Augen. Ein Arm streichelt seine Wange.

Ein Mann im schwarzen Mantel steht im Wald neben einem Kreuz.

Eine Frauenportrait mit Blick auf Schulter und Haar.

Doppelbelichtung eines alten Mannes.

Eine Frau sitzt im Wasser und hebt ihren Arm.

Eine Frau schreit voller Wut.

Eine Statue vor Bäumen.

Ein Frauenrücken mit Tattoo.

Ein alter Mann am Tisch mit Kaffeetasse.

Ein Mann am Tisch sieht auf.

Eine Frau auf einem antikel Stuhl.

Eine Frau hält Stoff nach oben, so dass man nur einen Teil ihres Gesichts sieht.

Ein Vogelmann im hohen Gras.

Es gibt ein Leben und einen Tod und dazwischen liegt Schönheit und Melancholie. – Albert Camus

Tom Petkus stammt ursprünglich aus der kleinen Stadt Mazeikiai in Litauen und arbeitet momentan als Schwarzweiß-Fotograf in Großbritannien. Seine Arbeiten findet Ihr auf Facebook, Tumblr oder Flickr.


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Schönheit und Lust an Zerstörung

30 Jul

Ein Beitrag von: Ren Rox

Ich fing an, mit meiner ersten SLR-Kamera Fotos zu machen, um zu dokumentieren. Aber auch, weil es ein schier unermesslicher Spaß zu sein schien. Als Kind war ich natürlich mit analogen Kameras aufgewachsen und hatte im Urlaub rumgeknipst, aber ich wollte einfach mehr.

Also las ich eine Menge Bücher, brachte mir selbst die Grundlagen bei und ging dann raus, übte, Fotos vom Leben zu machen und den Leuten, die mich umgaben. Dann wurde es irgendwann zu einer Leidenschaft, ja geradezu zu einem Zwang.

Ich fotografiere immer auf Film, meistens Kleinbild, aber manchmal auch Mittelformat. Von Anfang an habe ich mit Doppelbelichtungen experimentiert, einer meiner liebsten Techniken. Ich liebe es, wie diese Technik zwei Momente der Realität zu einem einzigen Traum verbindet. Seltsame Farben, hochkontrastiges Schwarzweiß, extreme Körnung, glückliche Zufälle – all diese Dinge gefallen mir sehr, obwohl ich auch ein großer Fan von sauberen, schönen Bildern bin. Ich genieße es auch, von Hand auf Abzügen rumzumalen, zu collagieren oder Negative und Abzüge irgendwie zu zerstören.

Eine Frau mit Kleid und Hut im Garten, gespiegelt.

Ein Palmfarn.

Ein grünes Frauengesicht mit Spiegelungen.

Zwei rote Palmen vor blauem Himmel.

Eine Doppelbelichtung mit Auge.

Ein roter Bananenbaum.

Zwei Frauen in langen weißen Kleidern.

Zwei Rosenblüten.

Eine glamurös geschminkte Frau.

Schattenspiele auf den Beinen einer Frau.

Eine Frau in viel Bokeh.

Eine Sonnenbrille aus Bokeh.

Ein Selbstportrait einer Frau mit Kamera im Spiegel.

Eine Frau in Satinkleid mit Blumen.Das Gesicht einer Frau hinter einem Netzstoff, bestickt mit Blumen.

Was die Genres angeht, in denen ich fotografiere, sind es vor allem Portraits, Selbstportraits, Fashion und Reisefotografie, die mich in den Bann gezogen haben. Ich glaube ja daran, dass das, was Du fotografierst, Dich findet – und viel weniger, dass Du findest, was Du fotografieren möchtest. Ich liebe Analogfilm und werde ihn so lange benutzen, wie er verfügbar ist. Mal abgesehen von seinem Aussehen und seiner Stimmung ist ein weiterer großartiger Aspekt davon das verzögerte Resultat und wie man dadurch lernt, seinen Fähigkeiten zu vertrauen.

Die Zeit zwischen der Aufnahme und dem fertigen Bild hilft mir, Vorurteile und vorgefasste Meinungen über Bord zu werfen. Während einer Session mag ich es, Platz für Improvisation und alles, was der Moment und das allgemeine Befinden diktieren, zu lassen. Die Fotografie kann einem enorme Befriedigung geben. Es ist ein großer Spaß und harte Arbeit. Ich denke, dass sie einem hilft, Schönheit noch mehr zu schätzen. Sie trainiert den Blick und hilft einem, Dinge zu sehen, die man sonst vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte.

Wenn Dein fotografisches Genre die Arbeit mit Menschen einschließt, kann die Fotografie einem hier auch noch ein oder zwei Sachen über menschliche Charaktere lehren. Mein Traum ist, noch eine lange und fruchtbare Karriere mit dem, was ich tue und liebe, vor mir zu haben.


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Die Schönheit des Verfalls

30 May

Ein Beitrag von: Leon Beu

Es fing alles an einem typischen Sonntag in einem kleinen Ort irgendwo im Münchner Outback an. Ich, damals etwa 14 Jahre alt, und ein Freund rollen mit dem Fahrrad über Feldwege, langsam, ohne Ziel. Nichts los eben, Langeweile, keine Beschäftigung. Und so rollten wir dahin, immer weiter aus dem Dorf hinaus, quer über die Bundesstraße.

Dann tauchte hinter einem Gebüsch ein altes Haus auf. Ein Haus mit zerbrochenen Scheiben, zugewachsen mit Efeu. Willkommene Abwechslung im öden Alltag eines bayrischen Kaffs, also schnell rein, in den dunklen Hausflur.

Seitdem bin ich immer wieder dorthin zurückgekehrt. Irgendwann schließlich mit einer Kamera und so nahm alles seinen Lauf. Seitdem sind nun etwas mehr als zwei Jahre vergangen. In diesen Jahren habe ich viele weitere solcher Orte besucht und fotografiert. Zunächst eher, wenn es sich mal ergeben hat, später auf geplanten Touren quer durch Deutschland, Österreich, Italien, Belgien und Luxemburg.

Blick aus dem Fenster eines verlassenes Hauses.

An diesen Orten beeindruckt mich vor allem die Vergänglichkeit der Menschen und der von ihnen geschaffenen Gebäude und Gegenstände. Wo vor fünf Jahren noch Arbeiter ihr Brot verdient haben, wächst heute Moos, in einstigen Küchen bröckelt die Tapete von der Wand und Spinnen rennen über das Geschirr.

Die Häuser wirken oft wie schlagartig verlassen, als wären die Bewohner auf der Flucht und hätten alles stehen und liegen gelassen. Auch das Licht ist hier ganz besonders, oft scheint es nur leicht durch geschlossene Fensterläden und bildet so einige, wenige Lichtstrahlen.

Gerade dieses Licht macht die Orte natürlich auch zu tollen, beeindruckenden Motiven, hinter denen viele Geschichten stehen. Oft werde ich gefragt, wie ich diese Orte finde. Leider finde ich sie selten zufällig auf dem Weg zu Freunden. Solche Zufallsfunde gibt es zwar auch, doch vor den meisten Touren heißt es zunächst tagelang recherchieren und suchen.

Ein verlassenes Gebäude mit Lichteinfall.

Blick in einen Spiegelsaal mit roter Decke.

Dabei untersuche und vergleiche ich Fotos anderer Fotografen auf Hinweise, suche nach Zeitungsartikeln, die ein leerstehendes Gebäude thematisieren oder achte auf kleine Details, die etwas über den Standort verraten könnten. Dabei hilft es zum Beispiel, auf den Baustil zu achten oder die Umgebung, sofern man sie auf den Bildern anderer durch die Fenster erkennen kann, zu analysieren.

Das ist auch einer der Gründe, warum diese Orte von vielen so gut geschützt werden. Keiner „verschenkt“ gern, wofür er selbst stundenlang suchen musste. Ein weiterer Grund für diese Geheimhaltung ist, dass die Orte, sofern der Standort bekannter wird, oft von Vandalen und Dieben heimgesucht werden.

Eine alte Schreibmaschine in einem verlassenen Gebäude.

Eine Lesebrille in einer Ruine.

Manchmal sind es auch Jugendliche aus der näheren Umgebung, aber gerade Metalldiebe fahren unglaublich weit für ihre Beute und zerstören dabei oft noch große Teile der leerstehenden Gebäude. Auch Graffiti, so gern ich sie eigentlich mag, stören hier extrem. Nicht nur, da es auf den Fotos schlecht aussieht, viel eher, da es Sachbeschädigung fremden Eigentums ist und an solchen Orten wirklich nichts zu suchen hat.

Bei der Bearbeitung der Bilder versuche ich, die örtliche Lichtstimmung noch stärker herauszuarbeiten. Dafür entwickle ich die Bilder zunächst in Lightroom und schicke sie danach durch das kleine aber feine HDR-Programm SNS-HDR.

Danach kommt der Feinschliff in Photoshop, meist bestehend aus Ausrichten, diversen Bildoptimierungen und letztendlich einem Farblook. Dabei versuche ich, jede Location individuell zu bearbeiten, aber dennoch einen gewissen Stil beizubehalten. Jedoch retuschiere ich nie etwas aus den Orten weg oder hin, da ich die Bilder, trotz starker künstlerischer Einflüsse, als Dokumentation des Verfalls und des aktuellen Zustands sehe.

Blick auf ein Treppenhaus in einem verlassenen Gebäude.

Ein lichtdurchflutetes Schlafzimmer in einem menschenleeren Gebäude.

In diesen Lost Places ist ein Weitwinkel-Objektiv beinahe Pflicht, daher nutze ich ein Sigma 10-20-mm-Objektiv für die Gesamtübersichten und für die ganzen kleinen, engen Räume. Weiterhin habe ich immer eine 50-mm-Festbrennweite mit dabei, die sich vor allem für Detail-Aufnahmen und so manche Spielerei eignet.

Als Body nutze ich die Canon EOS 600D, wodurch ich zwar gegenüber einer Vollformakamera etwas Qualität einbüße, jedoch auch einiges an Platz und Gewicht spare, was sich vor allem beim Klettern oder langen Touren mit weiten Laufstrecken bezahlt macht.

Ein weiteres Problem, mit dem man sich auseinander setzen muss, wenn man diese Plätze besucht, ist die rechtliche Seite. Ich versuche zwar immer wieder, die Eigentümer herauszufinden und diese um eine Erlaubnis für Fotoaufnahmen zu bitten, doch meistens klappt das nicht ganz so, wie man es sich wünscht.

Ein Klavierzimmer mit Fensterlicht und einem Hocker, auf dem schon lange niemand mehr saß.

Die Reste eine Schlafzimmers in einem verlassenen Haus mit offenem Fenster.

Daher suche ich immer nach einem offenen Eingang (z.B. offenstehende Türen oder Fenster), um in diese Orte zu gelangen. Das ist zwar rein rechtlich gesehen auch Hausfriedensbruch, doch bisher hatte ich noch keine Probleme deswegen. Oft interessiert es die Besitzer auch gar nicht oder sie drücken bei Fotografen ein Auge zu und sind froh, dass es sich bei den Besuchern nicht um Diebe handelt.

Ein absolutes No-Go ist für mich das Einbrechen (Einschlagen von Scheiben oder Aufbrechen von Türen) oder das Stehlen von Gegenständen aus den Gebäuden. Grundsätzlich gilt der Grundsatz:

Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.

Nach meinem Besuch soll es genauso aussehen wie vor meinem Besuch. Natürlich darf man bei einem Besuch auch die gesundheitlichen Risiken nicht außer Acht lassen. Oft hat eindringendes Wasser den Orten schon stark mitgespielt und die Böden sind morsch. Auch Schimmel ist eine potenzielle Gefahrenquelle und sollte nicht ignoriert werden.

Die Eingangshalle eines alten Hauses.

Doch trotz all dieser Gefahren sind die Besuche immer wieder ein tolles Erlebnis. Einerseits wegen der vielseitigen Geschichten, die die Gebäude mitgemacht haben, andererseits begeistert es auch, wie die Natur sich das zurückholt, was einst ihr gehörte.

Daher, und natürlich aufgrund der dabei entstehenden Bilder, werde ich auch noch oft früh morgens um fünf aufstehen, mich mit anderen Ruinenbegeisterten in ein Auto quetschen, nur um dann zwei Stunden dem nächsten verfallenen Haus entgegen zu fahren.


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Gläserne Schönheit

12 Dec

Was ist modern? Was ist alt? Wie entsteht Fotografie, die zeitlos wird? Zu den Arbeiten des französischen Fotografen Eric Antoine lassen sich Fragen nach dem Wesen der Fotografie, der Malerei und der Kunst überhaupt stellen. Es sind Bilder, an denen man nicht einfach vorbeigehen kann, ohne von ihnen berührt zu werden.

In der Vergangenheit hat der 39-jährige Franzose schon mit verschiedensten Formaten und Prozessen gearbeitet: „Ich habe viel mit Entwicklungs- und Druckverfahren sowie alternativen und alten Prozessen experimentiert. Ich habe viele verschiedene Formate benutzt und hatte immer eine Vorliebe für meine einfache Nikon FM2 und meine Hasselblad 500c/m.“

Untitled © Eric Antoine

Die Entscheidung für die Kollodium-Nassplatten-Fotografie als künstlerisches Verfahren in seiner aktuellen Serie „Ensemble seul“ hat dabei verschiedene Gründe:

Das Kollodium-Nassplatten-Verfahren ermöglicht mir sehr präzise und vollkommende Fotos. Ich mag die Dinge, die meine Fotos werden: Ich mag das Glas (ich mache sie prinzipiell auf Glas), ich mag es, auf niemanden angewiesen zu sein und alle Schritte meiner Fotografie selbst ausführen zu können, ich mag ihre Bildmaße, die Präsenz des Silbers und seine Brillianz, ich mag diese Verbindung zwischen Malerei und Fotografie, die sonst nirgendwo so eng ist.

Die Existenz in diesem Zwischenraum zwischen Fotografie und Malerei erkennt man in seinen Bildern und seinen Motiven. Es sind klassische, zeitlose Bilder, die Eric mit dieser Technik macht. Er benutzt sie nicht, um Motive aufzuwerten, sondern weil er davon überzeugt ist, dass die Bilder das Verfahren für ihren ureigenen Charakter brauchen.

Untitled © Eric Antoine

Dieser Charakter ist für Eric, der in einem Haus mitten in der Natur lebt, auch ein bisschen ein Statement, ein Widerstand gegen die digitale Welt, in der wir mit Smartphoneknipsbildern überschwemmt werden:

Ich fotografie das Einfache mit einem komplexen Prozess. Ich mache sehr wenige Bilder in einer Zeit, in der wir mit Bildern geradezu bulimisch umgehen – mich amüsieren diese Kontraste und davon gibt es sehr viele.

Diese Vorgehensweise ist allerdings nicht regressiv für Eric, ganz im Gegenteil sieht er sich selbst trotz der alten Technik als zeitgenössischen Fotografen:

Die Falle, in die man bei dieser antiken Technik tappen kann, besteht darin, in eine – meist unbeholfene – Reproduktion abzudriften, so dass man mit dem natürlichen Aufeinanderprallen unterschiedlicher Welten arbeitet, das dadurch entsteht, dass man ein modernes Objekt mit einer antiken Technik bearbeitet wird

Auch die Rückkehr zu einer langsamen Form der Fotografie als Gegenentwurf zur schnellen Digitalfotografie muss man modern nennen, bezieht sie sich doch direkt auf Ereignisse der Gegenwart. Er legt auf diesen Punkt wert – als Retro-Fotograf und Verwender der Technik um ihrer selbst Willen möchte er sich auf keinen Fall eingeordnet wissen. Er benutzt durchaus auch digitale Technik, sobald sie ihm als das richtige Medium für eine Serie erscheint.

Untitled © Eric Antoine

Betrachtet man Eric Antoines Bilder der Serie „Ensemble seul“, so versteht man nach und nach, aus welcher Richtung er kommt. Es ist keine Sehnsucht nach der Vergangenheit, die seine Arbeit antreibt, es handelt sich viel mehr um die klassische Sehnsucht des Künstlers nach dem Unvergänglichen, nach der Ewigkeit. Eric Antoines Bilder sind auf eine sehr erschreckend-berührende Weise zeitlos.

Der Charakter seiner Fotografien hat auch damit zu tun, sehr sorgfältig zu arbeiten, seine Werkzeuge gut zu kennen und ehrlich zu sein. Die disziplinierte Arbeitsethik, die dahinter steht, wirkt dabei in der heutigen Zeit perfektionistisch:

Ich bin für ein extremenes und methodisches Lernen der Technik, die maximale Kontrolle von letzterem (man wird nie alles kontrollieren können) und ihrer konsistenten Anwendung. Ich bin Anhänger einer ehrlichen Fotografie, einfach und nicht aufsehenerregend.

Untitled © Eric Antoine

Vielleicht ist es gerade das Einfache, nicht Aufsehenerregende, kombiniert mit einer präzisen Umsetzung, die Eric Antoines Bilder so außergewöhnlich erscheinen lässt. Zu seinen fotografischen Themen erzählt er mir, dass er einfach die Welt zeigen will und wahrscheinlich ist es das, was echte Kunst oft ausmacht:

Die Poesie liegt bei dieser Herangehensweise nicht darin, dass man politische, moderne, surreale oder außergewöhnliche Themen findet, sondern darin, dass man präzise und mit einem guten Auge für das Detail gewöhnliche Dinge arrangiert. „Die Themen sind die Zerbrechlichkeit des Lebens, die Abwesenheit, die Reue und schlussendlich die Flüchtigkeit der Zeit“, sagt er.

Wenn auf einem der Bilder von Eric Antoine, die er nach allen Regeln des Verfahrens sorgsam hergestellt hat, ein klassischer Akt auf einem Sofa gezeigt wird, der an Malerei erinnert, dann ist das auf eine Weise schmerzhaft schön, die nicht nur daran erinnert, dass Bilder ihre Zeit brauchen, sondern auch die Schönheit des Lebens an sich abbildet.

Es ist modern und uralt gleichzeitig – eben zeitlos.


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Schiefe Schönheit

24 May

Ein Beitrag von: Jill Auville

Ich habe die meiste Zeit meines Lebens ohne Fotografie verbracht, denn mein Plan war es immer, Malerin zu werden. Als ich noch ein kleines Kind war, malte ich die ganze Zeit, ohne Unterlass. Immer damit beschäftigt, irgendetwas zu kritzeln.

Kreiden, Kugelschreiber, Wasserfarben. Ich zeichnete und malte. Ich war nicht sonderlich gut darin, was vielleicht auch der Grund ist, dass ich heute ganze 115 verschiedene Kamera besitze – und keine Kreiden mehr.

bridge © Jill Auville

Die erste Kamera, die ich mich zu benutzen erinnere, war eine Afga Afgamatic 100, das war vor Ewigkeiten, Mitte der 70er Jahre. Ich war noch ein Kind und ich benutzte sie wie ein Kind. Ich nahm Bilder von Sonnenuntergängen auf, von Pferden. Danach habe ich immer wieder mit der Fotografie gespielt, aber sie hat mich nie wirklich tief interessiert, bis ich mir vor 9 Jahren meine erste DSLR zulegte.

i shadow © Jill Auville

Nach einer Weile allerdings fühlte sich die digitale Fotografie dann doch wieder zu statisch und vorhersehbar für mich an. Also ging ich einige Schritte zurück in der Evolution der Fotografie und begann, mit einer Polaroid 600 zu fotografieren.

Das war ein Jahr bevor Polaroid beschloss, alle ihre Filmfabriken zu schließen, also kam ich ein bisschen spät an im Zeitalter des Sofortbildfilms. Allerdings entdeckte ich zur gleichen Zeit auch meine Freude an der Klein- und Mittelformatfotografie.

Was also habe ich für eine merkwürdige Obsession mit Sofortbildfilm? Er ist für mich der perfekte Hybrid aus Old-School- (ich meine Film generell) und New-School-Fotografie (digital): Du fotografierst mit einem analogen, organischen Filmformat, aber Du bekommst die Ergebnisse sofort zu Gesicht. Für mich ist es exakt die beste Kombination aus beiden Welten.

the ripper © Jill Auville

Unglücklicherweise ist es auch einer der teuersten Wege, Fotografie zu betreiben. Ein einziges Bild Integralfilm aus dem Impossible Projekt kostet Dich 4 Dollar. Wenn Du also nicht gerade eine unendliche Geldquelle hast, musst Du sehr sparsam mit Deinem Material umgehen und nur dann ein Bild machen, wenn Du Dir ganz sicher bist, dass es das richtige ist.

Verschwendung von Bildern kommt aufgrund der Kosten nicht in Frage. Ich versuche nur einen Schuss pro Motiv. Wenn es nicht klappt, dann ist diese Motiv für mich verloren.

Das Tolle daran ist, dass es auch zu meiner Vergangenheit als Kind anknüpft und zur Kunst. Man kann sehr leicht damit experimentieren: Du kannst die Bilder in Flüssigkeiten (Tee, Kaffee, Wein, Sojasauce, die Liste ist endlos) einlegen, um Effekte zu kreieren, Du kannst Emulsionslifts durchführen, Du kannst sogar die Negativseite eines Polaroids in Photoshop invertieren, um ein Bild zum Weiterarbeiten zu bekommen.

Und das alles mit einem Bild. Lustigerweise geht das auch mit schiefgegangenen Motiven. Ich habe rausgefunden, dass schiefgegangene Motive am Ende manchmal sogar besser werden als gute, weil man mit ihnen leichtfertiger experimentiert.

ambush © Jill Auville

Sterile und herkömmliche Fotografie langweilt mich inzwischen ein bisschen. Ich finde keinen Spaß daran. Das ist natürlich eine Sache des persönlichen Geschmacks, ich mache eher „grungigere“ und griffigere Bilder. Ich packe Texturen auf meine Bilder, die ich selbst fotografiert habe (oft sind die Texturen genau die Bilder, die schiefgegangen sind).

Ich fühle mich generell eher zu den schief aussehenden Dingen im Leben hingezogen, auch in den Motiven. Halbverbrannte Bäume, vertrocknete und dornige Disteln, überflutete Flüsse, Krähen. Die Dinge, die die Leute nicht angucken, an denen sie vorbeilaufen. Und mit der Sofortbildfotografie halte ich die übersehenen Dinge für immer fest.

Jill hat ihren Artikel auf Englisch verfasst, unser Redakteur Sebastian hat ihn für Euch auf Deutsch übersetzt.


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Die Schönheit des Verfalls

16 May

Ein Beitrag von: Jörg Rüger

Das Fotografieren von verlassenen Orten ist gerade oder immer noch sehr en vogue. Das verstehe ich auch nur zu gut, geht doch von diesen Orten ein ganz besonderer Reiz aus. Betritt man einen solchen Ort, wird man gefangen genommen von der Atmosphäre, die dort herrscht.

Es ist das Licht, es sind die Gerüche, die für jeden offensichtlich das Besondere an diesen Plätzen ausmachen. Für mich kommt aber noch etwas anderes, weniger Offensichtliches oder Greifbares hinzu.

Normalerweise würde ich von mir sagen, dass ich eher dazu neige, nur Dinge im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, die man auch sehen, anfassen, riechen oder schmecken kann oder für deren Existenz in anderer glaubhafter Weise ein Beweis angetreten werden kann.

© Jörg Rüger

Hier ist es anders. Ich spüre irgendwie etwas, was die vielen Menschen, die an den unterschiedlichen Orten gelebt haben. Als hätte deren Wirken, Lachen oder vielleicht auch ihre Gefühle wie Schmerz, Trauer und Wut etwas hinterlassen, was untrennbar mit diesen Orten verbunden ist. Ihre Wände atmen förmlich spürbar diese gesammelten Erfahrungen der Menschen, die dort einst lebten.

Ich war einmal an einem Ort, einer ehemaligen sehr großen Kaserne, wo ich erst nach langem Durchwandern in einem Keller angelangte, der offensichtlich die Arrestzellen der Anlage beherbergte.

Niedrige Decken, wenig bis gar kein Tageslicht, einfache Holzpritschen, grob gezimmerte dicke Holztüren und die Wände voller eingeritzter Nachrichten derer, die an diesem Ort gezwungenermaßen Zeit zugebracht hatten.

© Jörg Rüger

Leider waren diese Inschriften alle in Kyrillisch, so dass ich nicht verstehen konnte, was sie bedeuten. Aber das war auch nicht notwendig, denn die ganze Atmosphäre dort sprach auch ohne Worte ganze Bände.

Oder da war dieses Krankenhaus. Viel war dort nicht mehr zu finden. Aber auch dort war das nicht unbedingt notwendig, um nachzuspüren, dass es sich um einen besonderen Ort handelte. Alte Liegen, die verlassene Kinderstation, OP- oder Seziertische – so etwas wirkt schon im Normalzustand in besonderer Weise auf einen ein.

Oder da war dieses ehemalige Kraftwerk von monströsen Ausmaßen. Es wirkte in seinen Dimensionen fast einschüchternd. Aber auch dort waren die kleinen Dinge zu finden, die daran erinnerten, dass das alles von Menschenhand geschaffen wurde und dass dort einst Menschen täglich zur Arbeit gingen.

© Jörg Rüger

Bei den Besuchen dieser Orte geht es mir nicht darum, diese zu dokumentieren und in ihrem Gesamtzusammenhang darzustellen. Mir geht es viel mehr darum, das Besondere dieser Orte, ihre Atmosphäre einzufangen und wiederzugeben.

Mich interessieren oft auch nur bestimmte Details, die man vielleicht auch an jedem anderen Ort finden könnte, die aber genau an diesem in Verbindung mit der Umgebung zu etwas Besonderem werden.

Wenn ich mir so meine gesammelten Bilder verlassener Orte anschaue, dann fällt mir auf, dass es vor allem immer auch wieder Türen, Fenster und Treppen sind, die meine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Oft sind es aber auch nur Farben im Zusammenspiel mit Licht und Schatten.

© Jörg Rüger

Fotografisch betrachtet sind diese Orte oft eine Herausforderung. In Ermangelung künstlicher Lichtquellen, oftmals aber auch wegen teilweise verschlossener Fenster und Türen ist die Lichtsituation eher schwierig.

Oft sind es Motive mit großem Kontrastumfang, die abgebildet werden sollen. Vielfach komme ich für den Bildeindruck, den ich erzeugen möchte, nicht um Belichtungsreihen herum. Bei der Bearbeitung der Bilder achte ich jedoch darauf, möglichst eine dem normalen Sehen entsprechende Bildwirkung zu erzielen.

© Jörg Rüger © Jörg Rüger

Man sieht oft Bilder gerade von verlassenen Orten, die (in meinen Augen) im Übermaß bearbeitet wurden. Mir geht es darum, die Orte möglichst so zu zeigen, wie ich sie tatsächlich gesehen habe.

Vielleicht gelingt es mir ja, mit den Bildern ein bisschen die Atmosphäre dieser Orte zu transportieren und diese Eindrücke zu konservieren, denn viele dieser Orten gibt es heute schon nicht mehr.


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Schönheit wird die Welt retten

04 Jul

Als mir Erin Mulvehill auf meine erste E-Mail antwortete, in der ich fragte, ob ich ihre Fotoserie „underwater“ vorstellen dürfe, schrieb sie „yes“ und im PS „beauty will save the world“. Das irritierte mich, doch fand ich den Spruch überaus passend zu ihren Bildern. Denn schön waren sie. Ein wenig irreal, traumhaft, aber schön.

„Schönheit wird die Welt retten“, schrieb schon Dostojewsky in seinem Buch “Der Idiot”. Was genau er mit dem Spruch meint, wird immer noch wild diskutiert und zu einem endgültigen Ergebnis kann man bei diesem simplen, aber schönen Zitat nicht kommen.

Für Erin ist nicht nur die körperliche Schönheit von Menschen gemeint, sondern auch die Schönheit der Natur. Beides wird in ihren Fotos in Übereinklang gebracht. Sie zeigen junge Frauen, die wie im Wasser erstarrt sind. Sie wirken traurig, aber auch beruhigend.

Wie genau diese Bilder entstanden sind? Erin schreibt: „Durch Magie! Es war ein Mix aus Magie und Göttlichkeit – jeder Effekt dieser Serie wurde mit und in der Kamera erzeugt.“ Aber die Technik ist im Grunde auch nebensächlich, bei so großartigen Aufnahmen.

Wer ihre Bilder in groß sehen will, dem kann ich ihre erste Ausstellung in Deutschland in der Candela Project Gallery in München empfehlen, die noch bis zum 30. September läuft.


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