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Posts Tagged ‘nicht’

Nicht aufgeben

07 Aug

© Anne Lynam

Ein Beitrag von: Anne Lynam

Das Zitat stammt von Chang Chao-Tang und auch wenn ich nicht wie Herr Chang bereits 50 Jahre lang fotografiere, kann ich doch das Gefühl gut nachvollziehen. Ich bekam meine erste Spiegelreflex-Kamera um etwa 1982 und hatte seitdem immer mal wieder eine Affäre mit der Fotografie – bis zum Jahr 2000, als ich die Point Light Gallery in Sydney fand. Es war wie die Entdeckung einer spirituellen Heimat.
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Der Schlüssel ist, nicht zu blinzeln

05 Aug

© Ulrik Tofte

Der dänische Fotograf Ulrik Tofte konzentriert sich in seiner Serie „The key is not to blink“ auf die Jugend in Nordghana. Zwischen alten Traditionen und neuen Möglichkeiten stehen die jungen Afrikaner, die der er portraitiert hat, denn das Land entwickelt sich rasend schnell.
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Warum eigentlich nicht?

30 Apr

Anja © Marit Beer

Immer öfter höre oder lese ich, wie unzufrieden Fotografen mit ihren Arbeiten sind. Voller Selbstzweifel geißeln sie sich und suchen nach einem Anker, der sie hochzieht.
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Vorurteile gegen Instagram? Nicht mehr.

11 Mar

Eine Frau vor einer hohen Betonwand, halb im Licht, halb im Schatten stehend.

Ein Beitrag von: PRAMUDIYA

Immer wieder merke und höre ich, dass Fotografen-Kollegen und auch Nicht-Fotografen Vorurteile gegen Instagram haben, die sich meist auf die Filter, die weit verbreiteten Inhalte wie Essensfotos, Selfies, das Benutzen von übertriebenen, albernen oder vielen Hashtags und die Annahme, dass dort (fast nur) kitschige Sonnenuntergänge gezeigt werden, beziehen.
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Ich sehe was, was du nicht siehst

23 Dec

Artikebild Manueal Tanner

Ein Foto ist erst ein Bild, wenn es jemand anschaut, sagte mal ein weiser Mann. Viele Bilder sehen wir oft nicht, weil sie in Alben stecken oder auf Festplatten versauern. Andere Bilder wiederum, die im Netz veröffentlicht werden, damit sie gesehen werden, werden nicht gesehen, weil sie sekündlich durch andere Bilder wieder verdeckt werden.

Unsere Ausblick-Gruppe ist mir daher ein wichtiges Werkzeug, um Bilder zu sehen, die mir sonst verborgen bleiben. Und hin und wieder erstaunt mich ein Bild so sehr, dass ich mehr wissen will.

So war es auch bei einem Bild von Manueal Tanner. Ich schaute mir seinen Stream auf Flickr an und fand mich in einer diffusen Gefühlswelt wieder. Irgendetwas an seiner Bildsprache fasste mir direkt in meine Vergangenheit. Als ich noch jung und stürmisch und schwer in Sophie Marceau verschossen war. Ich schaute mir damals fast alle ihre Filme an, ich sage nur „La Boum – Die Fete“.

Und seine Bilder formten in mir wieder diese unbeschwerte Leichtigkeit des Entdeckens, wie es damals nur französische Filme schafften. Aber schaut einfach selbst:

Eine schlafende Frau auf einem Kissen.

Ein Mann auf Asphalt, der Kopf ist nicht zu sehen.

Eine Frau, ein Mann, eine Straße, en Feuer.

Eine nackte Frau im Abendlicht.

In einem Zimmer stehen zwei Sühle an einer Wand.

Papierhandtücher aufgefächert liegen sie da.

Eine Frau in schwarzweiss schaut direkt in die Kamera.

Aus der Vogelperspektive ehen wir Menschen.

Ein Selbstportrait in einem Spiegel.

Licht, Häuser und blauer Himmel.

Licht und Schränke.

Ein Mann in Seitenansicht und einer Sonnenbrille auf.

Eine Frau schaut direkt in die Kamera und lächelt.

Manuel Tanner fotografiert gern auf Film und Fotos sind für ihn Erinnerungen, die er gern mit anderen teilt. Früher schaute er sich gerne Dias an der Wand an, heute nimmt er seine Kamera mit auf Reisen. Sein Vater zeigte ihm damals, wie man den ersten Film in die Kamera einlegt. Für ihn steckt noch immer Magie darin. Die hier gezeigten Bilder sind in den letzten zwei Jahren in Berlin, Kopenhagen und dem Iran entstanden.


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Schau mich nicht an

01 May

Wir haben viele Möglichkeiten, unserem Gegenüber zu zeigen, wer wir sind und was uns wichtig ist. Anhand der Mimik und unseres Verhaltens lesen wir einander wie Bücher.

Alle paar Monate betrachte ich meine Bilder. Alle Bilder, die ich seit 2010 gemacht habe. Es sind eine Menge, aber zum Glück nicht so viele. Sie füllen lediglich drei Negativordner.

Ich versuche, in der Gesamtheit der Bilder etwas zu entdecken. Eine Botschaft oder eine Linie, der ich unbewusst folge. Ich bin ein sensibler Mensch, möchte ich behaupten, und ich denke oft erst nach, nachdem ich etwas getan habe. Das hat mir mein Vater schon als Kind vorgeworfen. Es scheint eine mich definierende Eigenschaft zu sein.

Im Alltag versuche ich natürlich angepasst erst zu denken und dann zu handeln, man möchte ja im Rudel überleben. Aber in der Fotografie läuft das anders. Mein Werkzeug ist die Kamera, die ich lernte zu beherrschen. Ich muss nicht mehr groß über sie nachdenken. Im Blindflug weiß ich, was ich einstellen muss und welche Hebel ich kurbeln und welche Knöpfchen ich drücken muss.

Aber alles andere läuft unbewusst ab. Ich fotografiere am liebsten Menschen, immer noch. Wir sind eine so spannende Spezies. Wir vereinen, was liebens- und hassenswert ist. Ich kann mich also ganz und gar auf mein Gegenüber konzentrieren, wenn wir uns treffen.

Bei der Durchsicht meiner Arbeiten fiel mir etwas auf: Das Gesicht der abgebildeten Person war oft nicht sichtbar. Es wurde verdeckt, oft natürlich absichtlich durch ein Buch, ein Bild oder lediglich mit den Händen.

Oft waren es die ersten Bilder, die ich von einem Menschen machte, manchmal handelte es sich aber auch um Menschen, die ich schon öfter traf und mit denen ich mehr verbinde als das, was auf den Bildern sichtbar ist.

© Marit Beer

© Marit Beer

Wozu diente also der Schutz des Gesichts, fragte ich mich rückblickend. Wenn wir weinen, dann schützen wir uns. Wir heben die Hände und wollen nicht zeigen, dass wir angreifbar sind. Schmerz und Trauer passieren im Verborgenen.

Wir wollen nicht schutzlos sein. Wir wollen uns nicht ausliefern. Wenn wir uns nicht als schön empfinden, dann wollen wir nicht fotografiert werden. Ein Foto ist unser Spiegel. Es zeigt uns unsere größte Angst, äußerlich zu versagen.

Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich die Bilder betrachtete. Sie bekamen plötzlich eine gewaltige Aussagekraft und ich erinnerte mich an die vielen Gespräche über Schönheit und Alter, über das Zeigen und Nichtzeigen, über die Scham schlaffer Haut an den falschen Stellen oder nicht der Norm entsprechend geformter Brüste oder Oberschenkel.

Es war alles dabei und ich kannte es auch von mir. All das war mir nicht unbekannt und doch forderte ich den Menschen vor mir. Wollte, das wir gemeinsam etwas zeigen, das zeigenswert ist, auch oder gerade auf die Gefahr hin, dem Schönheitsideal nicht zu entsprechen, eben weil wir doch Schönheit darin ausmachten.

© Marit Beer

© Marit Beer

Die Fotografie ist ein oberflächliches Ding, wie mir scheint, aber wir haben die Möglichkeit, diese Oberfläche Stück für Stück abzugraben. Denn die darunter liegenden Schichten sind immer die spannensten.

Ich möchte behaupten, dass jeder, der sich der Menschenfotografie annimmt, auch Verantwortung zu tragen hat. Die Verantwortung dem Menschen gegenüber, den er abbildet genauso wie das, Bild das er zeigt und somit das Gesellschaftsbild mitformt.

Ich möchte die Menschen, die ich bisher fotografiert habe, begleiten. Ich möchte sie auch noch in 50 Jahren ablichten dürfen. Ich möchte zeigen, wie schön der Mensch sein kann, wenn man ihn lässt.

Ich möchte nicht dem ewigen Jugendwahn hinterher jagen, nicht immer nur abbilden, was jeder kennt. Die Welt ist größer als das, was wir scheinbar vor uns sehen. Wir sollten uns aufmachen, danach zu suchen – in den Gesichtern, die ein Geheimnis in sich tragen.


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Lebendige Geschichten über nicht lebende Wesen

31 Jan

Ein Beitrag von: Dina Belenko

Ich bin Autodidaktin. Meine erste Kamera kam durch Zufall in meine Hände, aber seitdem ich zum ersten Mal versucht habe, etwas Magisches mit Hilfe ganz gewöhnlicher Dinge zu erzählen, kann ich nicht mehr aufhören, zu fotografieren.

Ich glaube, einfache Dinge können genauso ausdrucksstark sein wie menschliche Gesichter. Sie besitzen meist Abdrücke unserer eigenen Emotionen, Erwartungen und Empfindungen. Sie altern und gehen kaputt, ganz genau so wie wir auch.

Pastry adventurer © Dina BelenkoUFO: kitchen thief © Dina Belenko

Jedes Ding, jede Sache trägt irgendein geschicktes Rätsel, ein Geheimnis in sich, das die menschliche Fantasie anregt. Ich liebe dies alles: Tassen, Puzzle, Glasstückchen, Papierflugzeuge, ich liebe all das, was sie mitteilen können. Dies alles ist unsere menschliche Welt, nur etwas langsamer, etwas ausgewogener, etwas harmonischer.

In Russland gilt das Stillleben als eines der eher unbeliebtesten Genres. Es wird lediglich als eine langweilige Anhäufung von Blumen und Früchten angesehen. Das ist etwas unfair, weil auch ein ganz anderes Stillleben als die genannten existiert: Ein metaphorisches, ein erzählerisches und ein interessantes Stillleben.

In solchen Aufnahmen gibt es meist eine wirkliche Geschichte. Diese schafft man dafür, um auch mal nicht schöne Dinge zu präsentieren und ihre Verbindung miteinander aufzuzeigen. Solche Stillleben erzählen Geschichten und ich glaube, dass solche das absolut Wichtigste in jedem Fotogenre sind.

The best coffee in the world © Dina Belenko

Ich bevorzuge das Stillleben, weil genau hier die Rolle des Zufalls unglaublich beschränkt ist. Jedes einzelne Detail kann aufs Genaueste kontrolliert werden. Man darf sich als Regisseur fühlen, dem alles, was sich auf der Fläche vor ihm befindet, unterliegt. Jeder Misserfolg ist nur sein eigener Misserfolg, aber dafür ist auch jeder Sieg komplett sein eigener Sieg.

Jedes einzelne Ding befindet sich in einem Knäuel aus Assoziationen, Erfindungen und Mythen. Man muss nur an einem einzigen Fädchen ziehen und schon eröffnen sich unglaublich viele Geschichten, die man mit anderen teilen will. Ich suche mir einfach die am besten gelungenste Geschichte aus und mache dann davon ein Foto.

Reindeer (Powdered sugar) © Dina BelenkoUnderground © Dina Belenko

Dieser Artikel wurde von Ljuba Gonchar für uns aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt. Danke!


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Essay: Fotografie geht nicht allein

14 May

Eine Selbstoffenbarung: „Ich bin abhängig. Ich kann nicht ohne. Allein kann ich gar nichts.“ Ein Aussage, wie sie meines Erachtens fast jeder Fotograf unterschreiben könnte. Warum das so ist, möchte ich Euch im folgenden Artikel erklären.

Egal, was fotografiert wird: Immer finden sich im Bild Elemente, die nicht dem Geiste des Fotografen entsprungen sind. Eine Ausnahme wären lediglich Selbstportraits ohne erkennbaren Hintergrund. Ansonsten sind es Landschaften, Portraits, Stillleben und viele andere Dinge, die nur noch vom Fotografen eingefangen werden müssen.

Das schöne Landschaftsfoto würde es ohne eine von der Natur (und anderen Menschen) erschaffene Landschaft nicht geben. Ein Straßenfoto ist immer eine Kooperation, auch wenn sie ungewollt ist. Das Portrait ist die deutlichste Form der Kooperation, die Abhängigkeit zwischen Fotograf und Motiv ist hier besonders ausgeprägt.

Konradshofen © Normen Gadiel

Guckt Euch an dieser Stellte doch einfach mal Eure besten Fotos an und fragt Euch, ob Ihr vollkommen allein dafür verantwortlich gewesen seid oder ob Ihr von irgendetwas profitiert habt.

Ein Bauwerk hat in der Regel jemand anderes errichtet. Auf das Antlitz einer portraitierten Person hat der Fotograf auch keinen absoluten Einfluss. Obgleich er Mimik und Gestik mittels Anweisungen vorgeben kann, ist er dennoch auf die Bereitschaft der Person, dies umzusetzen, angewiesen. Und so könnte man noch viele andere Dinge aufzählen, die ein Fotograf als vorhandene Basis nutzt, um daraus eine Fotografie entstehen zu lassen.

© Normen Gadiel

Im Ganzen betrachtet, steht der Fotograf also immer in einer Abhängigkeit zum Motiv. Er kann sich nur durch seine Fähigkeiten, es durch Komposition, Belichtung, Fokus und so weiter in Szene zu setzen, auszeichnen.

Somit macht es eigentlich wenig Sinn, ein Foto zu signieren, da es nicht das alleinige Werk ist. Hypothetisch betrachtet: Man würde das Abfotografieren eines Kunstwerkes auch nicht durch ein Wasserzeichen als eigenes Werk kenntlich machen. Falls doch, hat die Wahrnehmung des eigenen Schaffens ihren Tiefpunkt erreicht.

Wie schwierig diese Trennung sein kann, zeigt sich bei Fotos der Menschenplastiken des Künstlers Ron Mueck. Hier kann das Foto einer Skulptur auch schon einmal als ein fotografisches Portrait durchgehen.

Das ist natürlich etwas überspitzt betrachtet und es wäre schade darum, wenn keiner mehr seine Fotos signieren würde, da man gar nicht mehr wüsste, von wem die Arbeit stammt. Ich bin jedenfalls immer dankbar für einen leisen Hinweis auf den Urheber.

Mittlerweile ist es auch üblich, die Namen von Modellen, Visagisten, Stylisten und weiteren Beteiligten mit zu veröffentlichen, allerdings geschieht dies meist nur in den Communities und auf den Webseiten der Fotografen. Museen und Verlagshäuser hat diese Verfahrensweise meines Wissens noch nicht erreicht.

© Normen Gadiel

Fotografie als Kunstform möchte ich durch meine Gedankengänge aber nicht in Frage stellen, wobei es viele bekannte Künstler wie etwa Jeff Wall oder Gregory Crewdson gibt, die bei ihren Arbeiten auf andere Personen angewiesen waren. Auch Andreas Gursky nutzt für die Nachbearbeitung seiner Bilder die Hilfe eines Bildbearbeiters.

Manchmal ist Fotografie halt wie ein Film, nur dass es dabei keinen Abspann mit den beteiligten Personen gibt.


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Schön und gut? Oder eben nicht.

29 Jan

Ein Beitrag von: Heidrun Klos

Überlegungen zum schönen und guten Foto

Wenn man, wie ich, in seinem Kunststudium gesagt bekommen hat, die Fotografien, die man mache, seien „zu schön“, dann bildet sich zunächst ein sehr großes Fragezeichen im eigenen Kopf. Doch schon bald kann man es als Herausforderung betrachten, „das Schöne“ zu eliminieren.

Dies ist leichter gesagt als getan, denn man verbindet „schön“ gern mit „gut“ und eben folgerichtig „nicht schön“ mit „nicht gut“ – und wer will schon „nicht gute“ Fotos machen? Doch ist das der Fall? Und außerdem: Was bedeutet denn „schön“ eigentlich? Und „gut“? Und kombiniert: Ist ein schönes Foto eigentlich selbstredend gut? Zeit, die Überlegungen zum schönen und guten Foto niederzuschreiben.

Eigentlich ist „Sehen“ (also auch von Fotos) doch eher ein Prozess, bei dem optische und biologische Vorgänge kombiniert werden mit emotionalem Denken.* Das „reine (objektive) Sehen“ scheint, im Bezug auf Bilder oder Fotos, kaum möglich. Das deutet bereits an, was wohl kaum jemand leugnen kann: Auch das Schöne (lies: ein schönes Foto) also muss subjektiv sein, denn man sieht es.

Es gibt über das Schöne diverse philosophischen Meinungen, doch um diese zu erläutern, ist hier kaum der Ort – und zwar kenne ich die eine oder andere Meinung, jedoch bin ich kein Experte. Allerdings möchte ich – aus persönlicher Vorliebe – verweisen nach Immanuel Kant, der Schönheit in seinem dritten Hauptwerk „Kritik der Urteilskraft“ als „interesseloses Wohlgefallen“ definiert.

 

Klassisch schön – also langweilig?

Die Entscheidung, was schön ist, kann kaum allgemein beantwortet werden, denn sie liegt, wie man so schön sagt, im Auge des Betrachters. Trotzdem kann man bis zu einem gewissen Grad einen Konsens bemerken. Der klassische Schönheitsbegriff orientiert sich an Termen wie Goldener Schnitt, Symmetrie, Harmonie, aber auch Jugend, Kraft und Gesundheit. Zumeist werden Bilder, also auch Fotografien, als schön erfahren, wenn sie sich bildnerisch dieser Elemente bedienen.

Allerdings zeichnet sich mancherorts das Problem des Schönen ab: Es ist schön. Alten (immerwährenden?) Idealen unterworfen, ist es zwar zu benennen, in gewisser Weise auch kulturell belegt und weckt das Interesse, jedoch kann dieses schnell ein oberflächliches sein.

Roland Barthes, Philosoph und Schriftsteller, hat in seinem in der Fototheorie viel zitierten Buch „Die Helle Kammer. Bemerkung zur Fotografie“ zwei interessante Begriffe eingeführt, die er als die „zwei Arten des Interesses an Fotografie“ bezeichnete: Das studium und das punctum. Das studium ist eine Art höfliches Interesse, das – um es kurz zu halten – eher formal ist und in gewisser Weise ein wenig oberflächlich, eine Lektüre.

Das punctum dagegen sei jenes (Subjektive), was ihn an Fotografien tief berühre. Dazu später mehr. Das Schöne also, vermute ich, weckt das Interesse, doch es bleibt allzu leicht beim studium, da das Auge auf der glatten (perfekten?) Oberfläche, der Widerstandslosigkeit des Schönen verweilt – und sich nicht weiter bemüht, es ist geschmeichelt. Schönheit scheint bisweilen langweilig zu werden, eben weil man sich nicht daran reiben kann.

 

Die Verwerfung des Schönen

So wird gern ein Gegenkonzept entwickelt, wie vor allem deutlich in der Mode: Mitte der 90er Jahre etablierte sich beispielsweise der heroin chic, der sich kennzeichnet durch blasse Haut, Augenringe und kantige Knochenstruktur oder ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende der geek look, durch den großen Hornbrillen und biederen Kleidungsstücken neues Leben eingehaucht wurde.

Das gemeinhin als schön empfundene wird also mitunter verworfen zugunsten des „anderen Ideals“: Des Widerborstigen und des Spannenden; denn, so mag man nun meinen, die Versuchung liegt nicht in der Perfektion, sondern allzu oft an der Grenze des Kaputten, des Verstörten, des Hässlichen. Gelegentlich mit der notwendigen Portion Ironie garniert. Ist diese Weg-Entwicklung vom Schönen eine Reaktion aus Überdruss, Trotz und Langeweile?

(Dort könnten philosophische oder auch wissenschaftliche Erläuterungen beginnen: Eine Suche nach „allgemeinen Regeln“ dessen, warum das Schöne oft verworfen wird. Und dies soll der Anregung dienen.)

Doch was bedeutet das für die Fotografie? Ist das Schöne überholt? Zu schön, zu harmonisch? Was bliebe, wäre der Bruch. Das Schöne ablösen, es loslösen vom Guten.

Ein Fotograf wird verbal gern mit „einem guten Auge“ ausgestattet – jedoch, was ist denn nun „gut“? Jedenfalls ist es in der Fotografie schon lange nicht mehr einfach schön. Doch ist es das überhaupt je gewesen? Eine erste, vorschnelle Antwort, wäre ja. Doch bereits auf den zweiten Blick muss dies revidiert werden: Sind Diane Arbus’ Fotos schön? Ja und nein. Die Fotografien des Kriegsfotografen James Nachtwey sind nicht „schön“, sie zeigen tiefstes Elend (in einer schockierenden Ästhetik). Oder die verstörenden Bilder des Hans Bellmer?

Dies sind nur drei Bespiele von vielen, bei denen sich gute und schöne Fotografie nicht einfach vereinen lassen. Wie so oft in der Fotografie ist Barthes Terminologie dienlich: Ist das punctum das Schöne? Nicht unbedingt. Es ist, nach Barthes, das, was (be)sticht, verwundet, trifft, das Unbenennbare, die Zufälligkeit der, so meine ich, ebendies auch inhärent ist: Zufällig im Bild, aber auch zu-fällig ans Auge. Ans Herz gar, möchte man sagen.

Das punctum ist es, das ein Foto nachhaltig gut macht, was berührt. Eine gute Fotografie ist – aus meiner inzwischen gewonnen Perspektive – oft nicht schön, ja sogar: Sollte es bisweilen nicht sein. Denn schön, im klassischen Sinne, hält auf, verhindert – blendet. Fotografien sollten „das Andere“ sein, bestechen, irritieren, verstören, sodass der Blick nicht auf der Oberfläche abperlt, sondern eindringt. Ein gutes Foto ist oft jenes, das Blicke aufsaugt wie ausgetrocknete Erde, die, wenn sie vollgesogen ist und ihre tiefe Schwärze zurück hat, fruchtbar wird.

Das Schöne also, im klassischen Verständnis, wird in der (Kunst-)Fotografie oft gemieden, es scheint uns verlitten. Vielleicht liegt das mit daran, dass neben der klassischen Schönheit auch immerzu der Kitsch lauert – obwohl dieser übrigens in der Kunst (und damit viele fotografische Arbeiten eingeschlossen) zunehmend legitim ist. Und warum? Weil er eben nicht schön ist, weil er die Hyperbel der Schönheit ist. Um von der Kitsch- in die Kunstschublade zu gelangen, muss er aber in seiner Ironie erkannt, behandelt und eingesehen werden. Denn Kitsch ist ehrlich (auf eine hochstaplerische Weise), er blendet nicht; er ist ein (Zu-)Geständnis im Mantel der Übertreibung. Ein Schaf im Wolfspelz, sozusagen.

 

Gute Aussichten für das Schöne

Nun ist es also, dass ein gutes Foto nicht notwendigerweise schön ist. Es sogar bisweilen besser nicht sein sollte. (Was übrigens inzwischen zwar kein Fragezeichen mehr in meinem Kopf verursacht, aber dennoch eine Herausforderung bleibt, denn natürlich habe auch ich einen ästhetischen Anspruch.) Nichtsdestotrotz, gute Aussichten für die Schönheit: Auch, ist sie in ihrer klassischen Form nicht immer willkommen, sie ist doch nötig – und sei es als Gegenkonzept – und so manches Foto entfaltet dann eine ganz eigene, bestechende Schönheit.

PS: Wohlgemerkt ist „schön“ ein äußeres und „gut“ eher ein inhaltliches Kriterium, die sich idealerweise vereinen; doch, meiner Meinung nach hat letzteres ersteres irgendwie zur Folge – aber eben nicht unbedingt im klassischen Sinne.

* Recht explizit formuliert dies zum Beispiel Elise Bisanz in „Die Überwindung des Ikonischen. Kulturwissenschaftliche Perspektiven der Bildwissenschaft“ (mit Verweis zu Derrida).


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Nicht am Anfang, nicht am Ende, sondern mitten im Moment

26 Nov

Ein Beitrag von: Sina Opalka

Als ich Anja Beutler anschrieb, hätte ich nicht damit gerechnet, sie persönlich treffen zu können. Denn sie lebt teils in Hamburg und teils an der Ostsee. Doch wie es der Zufall wollte, hatten wir doch die Chance, uns persönlich zu treffen und überwiegend über die Fotografie zu sprechen.

Ich begegne Anja gespannt und fühle mich sogleich wohl mit ihr. Wir trinken einen Tee und sitzen an der vom Herbst angereicherten frischen Luft. Der Himmel ist blau und ein paar Bienen baden in unseren Honigschälchen. Ein schönes Foto, stellen wir gemeinsam fest und da sind wir auch schon beim Thema.

Anja hat Visuelle Kommunikation in Augsburg studiert, in diesem Rahmen einem Auslandsstudienjahr in Belfast gemacht und ist so zur Fotografie gekommen, wenn auch nicht gleich, sondern ein paar Jahre später. „Ich war schon als Kind eine Beobachterin.“ Diese Beobachtungsgabe spiegelt sich in den Fotos von Anja wider. Ihre Motive sind kraftvolle Bewegungen, der Ausdruck und die Leidenschaft von Menschen, die sich auf der Bühne tanzend offenbaren.


„Rough Cut“ von Pina Bausch

Tanz ist schon lange ein Thema in Anjas Leben. Um zu tanzen, verließ sie bald nach ihrem Studium ihre Stelle als Grafikerin bei einer bekannten Berliner Werbeagentur und lernte in Paris Argentinischen Tango. Der Tango wurde schnell sehr wichtig für sie und bestimmte ihr Leben für die nächsten Jahre. Wenn sie nicht tanzte, zeichnete sie Portraits von Touristen am Montmartre und verkaufte dort Bilder von Paris. „Das war eine sehr schöne, aber auch eine harte Zeit.“


„Hell“ – Dance Company Emio Greco | PC Amsterdam

Als sie nach Berlin zurückkehrte, begann sie in Eigenregie Tanzproduktionen von „Tanz im August“, einem großen Festival für zeitgenössischen Tanz zu fotografieren. Plötzlich war die Liebe zu allem Visuellen mit der Leidenschaft für den Tanz verknüpft. „Die Tanzfotografie verband für mich alles, was mich faszinierte.“

„Es war keine bewusste Entscheidung, viel mehr fügte es sich alles auf natürliche Art und Weise. Die Tanzfotografie bot mir die Möglichkeit, körperlichen Ausdruck visuell darzustellen.“ Anfangs fotografierte Anja vor allem Tango, entdeckte aber bald, dass ihre Faszination allen Tanzformen galt. Sie fotografiert seitdem nationale und internationale Tanzproduktionen, unter anderem in Hamburg, Berlin und Amsterdam, wo ihre Schwester, die Choreographin Nicole Beutler lebt.


„Unspelled“ von Yuko Kaseki

Aktuell hat Anja ein neues Stück, „Shirokuro“ (japan. „weißschwarz“) ihrer Schwester (in Zusammenarbeit mit der Pianistin Tomoko Mukaiyama und dem Lichtdesigner Jean Kalman) fotografiert, das gerade bei der Dance Triennale Tokyo Premiere hatte.


„Shirokuro“ von Tomoko Mukaiyama / Nicole Beutler / Jean Kalman


„Shirokuro“ von Tomoko Mukaiyama / Nicole Beutler / Jean Kalman


„Shirokuro“ von Tomoko Mukaiyama / Nicole Beutler / Jean Kalman

Ihr ist es besonders wichtig, die Atmosphäre des jeweiligen Stückes festzuhalten, gleich einem Standbild aus einem Film, das ein Gefühl für die Geschichte des jeweiligen Stückes vermittelt. Dabei möchte sie in der Tanzbewegung enthaltene ausdrucksstarke Momente festhalten, die vom Betrachter sonst nur flüchtig wahrgenommen werden können. In ihrer Ausstellung „tanz stills“ 2011 in K3 auf Kampnagel und in der Gemeinschaftsausstellung mit der Malerin Ana Sonor in Wismar in der Galerie auf Zeit 2012 sind diese Bewegungsmomente auch in großformatigen Bildern gezeigt worden.


„Hell“ von Dance Company Emio Greco | PC, „Sacre“ von John Neumeier, „Lost is my quiet forever“ von Nicole Beutler

Für Anja entstehen die besten Fotos, wenn sie ein Stück direkt fotografiert, ohne es zu kennen und somit ins kalte Wasser springt. Die so entstehenden Fotos haben für sie die größte Intensität und Ausdrucksdichte. Aus dieser Vorliebe entstand auch die Zusammenarbeit mit der Regisseurin Hélène Harmat, bei der sie in zwei Stücken als Teil der Bühnensituation fotografiert hat. Dabei wurden die Fotos live auf Leinwände im Bühnenbild projiziert, um somit wiederum Teil des Bühnenbildes zu werden.

Die Tanzfotografie hat es ihr einfach angetan und so wird sie auch in Zukunft an weiteren Projekten mitwirken und als Fotografin zum Einsatz kommen. 2013 wird wieder der große Tanzkongress stattfinden, dieses Mal in Düsseldorf, fotografiert von Anja Beutler. Nach einem sehr interessanten Gespräch verabschiede ich mich dankend von Anja und wünsche ihr eine gute Heimreise in das gar nicht so weit entfernte Hamburg.

alle Fotos © Anja Beutler


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