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14 und schon verrückt nach Fotografie: Just be CRAZY!

09 Dec

Ein Beitrag von: Justus Ullrich

Vor einiger Zeit stellte ich meine erste Serie „Just be CRAZY“ fertig. Die Idee zum Projekt kam mir, als ich auf dem Weg zur Schule war. In der Straßenbahn sah ich viele ernste Gesichter. Ich fragte mich, wie ich mit Hilfe meines Hobbys, der Fotografie, auf so ernste Gesichter ein Lächeln zaubern könnte.

Ganz nach dem Zitat von Peter Bamm: „Albernheit ist eine Erholung von der Umwelt“, plante ich mein Projekt. So entstand nach kurzer Zeit der erste Lichtaufbau. Wenig später machte ich das erste Foto zur Serie.

„Just be CRAZY“ besteht aus über 30 Fotografien, die ich von Menschen aller Generationen von sieben bis 80 Jahren angefertigt habe. Schon während des Fotografierens haben alle Beteiligten ihre ernsten Mienen verloren und wir hatten viel Spaß.

Am Tag des Shootings erklärte ich den Menschen, die ich porträtieren wollte, das Konzept der Serie. Dann bat ich die Personen, auf einem Hocker Platz zu nehmen und erklärte bei Interesse noch den Lichtaufbau.

Nachdem ich die Fotos angefertigt hatte, übertrug ich sie gleich auf meinen Mac und ließ die Porträtierten am Auswahlprozess teilhaben. Ich freue mich jedes Mal, wenn Menschen eine ganz andere Seite vor der Kamera zeigen als die, die man sonst von ihnen kennt. In der Nachbearbeitung wurden bei allen Fotos die Kontraste in Photoshop angehoben und die Farbwerte geändert.

Die Fotos machte ich alle mit einer Canon 60D und einem Tamron f/2.8 17-50mm. Für „Just be CRAZY“ entwarf ich einen relativ simplen Lichtaufbau: Als Hauptlicht platzierte ich einen Studioblitz von oben mit einem zirka 1m großen Durchlichtschirm, von rechts beleuchtete ich ebenfalls mit einem Durchlichtschirm, von links hellte ich das Modell mit einem weißen Reflektor auf.

Einige Menschen setzten zudem ihre albernsten Gesichter nur für wenige Sekunden auf. So musste ich im richtigen Moment auf den Auslöser drücken! Auch wenn ich auf Planung und bewusste Gestaltung Wert lege, möchte ich, dass auf den Fotos das Individuelle und die Spontanität der Fotografierten Platz haben.

Zu der Fotografie kam ich hauptsächlich durch meinen Vater, der noch eine Canon 350D besaß, mit der ich meine ersten Erfahrungen sammelte. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass auch der Spiegelreflexkamera-Trend bei Jugendlichen dazu beitrug.

Doch schon bald war ernsthaftes Interesse in mir geweckt und ich fing an, mich mit Hilfe des Internets und Büchern in die Marterie einzuarbeiten. Bei der Durchführung von „Just be CRAZY“ bekam ich hauptsächlich Tipps aus dem Internet. Mittlerweile durfte ich bereits bei einigen Shootings dabei sein und eine Menge von verschiedenen Fotografen lernen.

Zu meinen fotografischen Vorbilder zähle ich: Marisa Fernandes, Edgar Berg, Moritz Paul, Cintia Barrosso Alexander, Jan Hinkel, Ondro Ovesny, Katja Kuhl und viele andere. Wenn ich alle aufzählen müsste, würde ich wahrscheinlich über 120 Namen nennen.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Von Frankreich über Spanien nach Skandinavien – Teil 1

06 Dec

Ein Beitrag von: Ronny Behnert

„Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase.“
(Victor Hugo, Französischer Schriftsteller)

Kurzerhand entschloss ich mich, mich auf die Französische Atlantikküste mit ihren vom Wasser zerklüfteten Felsen und ihren romantischen Fischerhütten einzulassen. Also flog ich über Paris nach Nantes, um von dort, unterhalb der Bretagne, meine Reise zu starten.

Das Wetter war perfekt. Dicke, graue Wolken, die mich seit Paris begleiteten und den ersten Wunschort „Saint Michel Chef Chef“ in ein fabelhaftes Licht tauchten. Die Besonderheit dieses Ortes besteht darin, dass sich die urtypischen Cabanes, die französischen Fischerhütten, mitten auf dem Meer befinden und nicht über Stege direkt vom Festland erreichbar sind. Sie wirken wie verwunschene Schlösser, die dort auf ihre Erlösung warten. Auf ihren Prinzen, der sie wachküsst…

Die abenteuerlichen Strukturen der Felsen taten ihr Übriges und ich war verzaubert von dieser wunderbaren Landschaft. Das Stativ wurde aufgebaut und ich verbrachte Stunden damit, die Wellen, das Wasser und die Wolken im Foto festzuhalten, bis die Sonne unterging und die Fischerhütten langsam in der Dämmerung verschwanden.

Am nächsten Tag ging es mit dem Auto weiter Richtung La Rochelle zu einem beeindruckenden Monument, wie ich es so noch nicht gesehen habe. Die Île de Ré ist mit dem Festland durch eine 2,9 km lange, sehr interessant gewölbte Brücke, der Pont de l’Île de Ré verbunden, die sich wie ein riesiger Dinosaurier über den Atlantik streckt.

Beide Seiten des Bauwerks sind ausgesprochen fotogen und so beschloss ich, aufgrund des Sonnenstandes die Brücke morgens von der einen und abends von der anderen Seite zu fotografieren, was perfekt gelang. Das Wetter war ideal, um den Dichtefilter zu nutzen und die langen Belichtungszeiten auszunutzen. Gerade abends stand die Sonne gut im Rücken und warf ein tolles Licht auf dieses architektonische Meisterwerk.

Im Laufe des Tages verfolgte ich das Ziel, die berühmten Muschelbänke des Bassin d’Arcachon zu fotografieren. Das Wetter machte mir jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung. Sonne, Sonne und nochmals Sonne und dazu kam, dass bereits Ebbe herrschte als ich ankam und die Muschelbänke somit trocken lagen und von den Fischern und Arbeitern geleert wurden.

An sich sind diese Bänke ein wunderschönes Motiv, nur im grellen Sonnenlicht verliert der Ort seine Ausstrahlung. Ich beschloss, die Kamera nicht aufzubauen und fuhr enttäuscht zurück. Manchmal muss man nachgeben und wissen, wann es sich lohnt, Fotos zu erstellen – und wann nicht.

Abends ging es trotz des unfotogenen Wetters zur Wharf de la Salie, einer überdimensionalen Rohrkonstruktion, die weit ins Meer ragt. Dort genoss ich den Sonnenuntergang und wartete, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand, um mit dem Fotografieren zu beginnen. Das war Entspannung pur – und für mich die schönste Art zu fotografieren. Erst beim Erstellen von Langzeitbelichtungen lerne ich, was Ruhe wirklich bedeutet und fühle mich mit meiner Umgebung verbunden. Verschmolzen mit Mutter Natur.

Fortgesetzt wurde die Reise über die romantischen kleine Fischerorte Port des Barques und Saint Palais sur Mer nach Bordeaux, das mich stark überraschte. Die Mischung alter Bausubstanz mit modernen Elementen macht Bordeaux zu einem tollen Reiseziel.

Der absolute Höhepunkt war der Miroir d’Eau gegenüber des Place de la Bourse. Die Sonne kam auch hier immer wieder zwischen den wenigen Wolken hervor, was mir aber bei diesem Motiv wenig ausmachte, da sie mir im Rücken stand und somit die Gebäude des Place de la Bourse wunderschön beleuchtete.

Der Miroir d’Eau (übersetzt: „Wasserspiegel“) erstreckt sich auf einer Fläche von 3.450 m² und ist somit der momentan größte Wasserspiegel der Erde. Er wird von einem 2 cm hohen Wasserfilm gebildet, der auf Granitplatten von Pumpen aufgebaut wird, die das Wasser aus einem unterirdischen, 800 m³ fassenden Reservoir holen. Nach einer computergesteuerten Zeit werden elektrische Ventile geöffnet und das Wasser läuft wieder ab in den Untergrund, wo es wieder abgekühlt wird. Dann kann ein feiner Nebel entstehen, dessen Intensität abhängig ist von der Lufttemperatur.

Dieser Nebel tritt dann aus 900 Öffnungen aus. Er kann bis zu zwei Meter hoch aufsteigen, auch das abhängig von der Temperaturdifferenz zwischen dem Wasser und der Luft. Ein leichter Wind herrschte, der es dem feinen Nebel ermöglichte, höher in die Luft zu steigen und den Menschen, die augenscheinlich extra deshalb kamen, viel Freude bereitete. Die Luft war sehr warm, so dass das Wasser den Besuchern eine willkommene Abkühlung bot.

Zirka zwei Stunden verbrachte ich damit, auf den immer wiederkehrenden Nebel zu warten und die Personen beim Spaß in dem Dunst zu fotografieren. Auch hier galt es, einen tollen Moment zu erwischen und ich konzentrierte mich vor allem auf die Kinder, die sich im Nebel vor Freude fast überschlugen. Was für ein tolles Bauwerk.

Das nächste Ziel war Biarritz, im Süden der Französischen Republik. Biarritz ist ein sehr beliebtes Reiseziel für alle Franzosen und auch hier stand die Sonne fast wolkenlos hoch am Himmel, was das Fotografieren und das Erstellen von Langzeitbelichtungen stark erschwerte. Dazu kam eine unerwartete Hitzewelle, die den eigentlichen Beweggrund der Reise, das Fotografieren, zusätzlich behinderte.

Da ich drei Tage in Biarritz verbrachte, nahm ich mir vor, gerade morgens und abends auf die Pirsch zu gehen, da der Wetterbericht für die Tageszeiten herrlichstes Sommerwetter versprach. „Auch die Verzweiflung hat ihre Ekstase“ – dieses Zitat Victor Hugos schoss mir bei diesem Wetter immer wieder durch den Kopf. Ich wollte brauchbare Fotos produzieren, doch die Sonne war in diesen Tagen nicht meine Freundin.

Gerade morgens funktionierte das Fotosschießen jedoch sehr gut. Das Licht und der Dunst über dem Atlantischen Ozean bildeten eine tolle Kulisse, der man sich schwer widersetzen konnte.
Da es trotz fotountauglichen Wetters funktionierte und ein paar gute Aufnahmen erstellt wurden, beschloss ich, mich weiter gen Süden nach Spanien zu bewegen.

Von Spanien und wie es mich von dort nach Skandinavien verschlagen hat, erzähle ich Euch im zweiten Teil meines Reiseberichts.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Nach Norden, immer wieder

31 Oct

Ein Beitrag von: Werner Bollmann

„Was magst Du denn bloß daran? Da ist es doch immer kalt und nass und so schrecklich einsam und erst die Mücken!“ Tja, wie soll man Menschen, die all diese Ressentiments haben, von seiner großen Liebe überzeugen? Und eine große Liebe ist es nun wahrhaftig, die mich seit so vielen Jahren mit den nordischen Ländern verbindet – mit Schweden, Norwegen und Finnland.

Die Kritiker haben nicht ganz unrecht: Es ist dort meistens wirklich ziemlich kalt und es regnet auch sehr oft. Von den geflügelten Plagegeistern gar nicht zu reden. Und tatsächlich, einsam ist es auch. Ich glaube, was mich an diesen entlegenen Regionen so unglaublich fasziniert, sind eben genau diese Umstände. Es ist alles andere als einfach, dort zu guten Bildern zu kommen.

Papageitaucher

Es ist manchmal sogar ziemlich hart. Die Distanzen, die man im Norden zurücklegen muss, sind riesig, die Witterungsbedingungen stellen Körper und Equipment oft vor echte Herausforderungen, die Tiere leben versteckt und sind in der Regel sehr scheu. Hinzu kommt die majestätische Weite dieser Landschaften, die Monotonie der endlosen Taiga, die brutale Schönheit der kargen Tundra und die grandiose Kulisse der sturmumtosten Küsten.

Man fühlt sich dort klein, unbedeutend und hineingeworfen. Und trotzdem so frei, auf eine ganz eigentümliche Art. Konfrontiert mit sich selbst, mit seinen persönlichen Grenzen, seien sie mental oder physisch. Die Kälte und Dunkelheit der Wintermonate, die irritierende Lichtflut der Mittsommerzeit, wenn an Schlaf gar nicht mehr zu denken ist – das alles mag an Seele und Körper zehren.

Und doch wird gleichzeitig eine ganz große Sehnsucht gestillt. Wer so fühlt, ist zweifelsohne vom „Nordland-Virus“ befallen, einer „Krankheit“, die fast jeden befällt, der einmal dort oben war, im fernen Norden und die einen zeitlebens nicht mehr freigibt.

Steinadler

Die Artenvielfalt im Norden mag nicht groß sein, doch die Vertreter der Fauna, die diese Regionen bevölkern, sind echte „Persönlichkeiten“: Bären, Elche, Adler, Kraniche und Singschwäne, Papageitaucher und Kampfläufer, Auerhähne und Doppelschnepfen. Diese außergewöhnlichen Geschöpfe in ihrem natürlichen Lebensraum zu fotografieren, ist für mich immer wieder Anreiz genug, nach Norden aufzubrechen.

Die meisten von ihnen sind ausgesprochen scheu, so dass es ohne Tarnversteck und großes Teleobjektiv mit Konverter kaum gelingt, sie einigermaßen erkennbar auf’s Bild zu bannen. Manche Tierarten – vor allem Bären und Adler – konnte ich nur mit Hilfe professioneller Anbieter von Fotoansitzen fotografieren.

Diese Tiere hinreichend gut ohne fremde Hilfe fotografieren zu können, dazu fehlte mir definitiv die notwendige Zeit, sofern dieses Vorhaben für einem ortsunkundigen und in Mitteleuropa beheimateten Fotografen überhaupt umsetzbar ist. Vor allem dann, wenn es um spektakuläre Verhaltensweisen oder intime Portraits geht. Doch die meisten Bilder entstanden „irgendwo im Nirgendwo“, auf Wanderungen und Pirschfahrten durch die Wälder oder auf der Tundra.

Siebenstern

Wieder einmal bestätigt sich in diesem Zusammenhang die altbekannte Naturfotografen-Weisheit: Man kann gar nicht oft genug draußen unterwegs sein, irgendetwas Spannendes erlebt man fast immer, wie ich auch in meinem Buch „Nordische Momente“ festgehalten habe.

Die Fotografie aus gemieteten Ansitzen heraus ist in diesen Regionen noch die komfortabelste. Um ohne diese Annehmlichkeiten in Taiga und Tundra erfolgreich zu arbeiten, bedarf es schon einer gewissen Hartnäckigkeit. In vielen Augenblicken muss man die Zähne zusammenbeißen, geduldig bleiben und herbe Rückschläge wegstecken.

Es gab in den letzten Jahren immer wieder Momente, in denen ich einfach nur alles hinschmeißen und nur noch nach Süden, nach Hause, fahren wollte. Als beispielweise der Orkan wochenlang über die Varangerhalbinsel im äußersten Norden Norwegens tobte und gar kein Gedanke daran bestand, ein Tarnzelt am Balzplatz der Kampfläufer aufzubauen. Oder im Februar 2010, als mir beim Fotografieren bei -28°C gleich acht Fingerkuppen abgefroren sind.

Braunbaeren

Auch das Arbeiten in der Taiga im Frühsommer treibt mich jedes Mal wieder an den Rand des Wahnsinns: Wenn man vor einem kleinen Siebenstern liegt, um im Abendlicht eine stimmungsvolle Gegenlichtaufnahme zu machen und man das Motiv vor lauter Stechmücken gar nicht mehr richtig sieht, fragt man sich, warum man sich das alles eigentlich antut.

Dass die fotografische Ausbeute unter solchen Bedingungen in der Regel gering bleibt, lässt die einzelnen Erfolge umso wertvoller erscheinen. Und auch, wenn viele fotografische Vorhaben misslingen, es bleiben doch immer großartige Erinnerungen zurück, an die Begegnungen mit den scheuen Bewohnern des Nordens, an traumhafte Landschaften und einzigartige Lichtstimmungen.

Werner Bollmann in Aktion

Erlebnisse, die ich niemals vergessen und für immer im Herzen tragen werde. Und die mich motivieren, auch in Zukunft wieder dem Ruf des Nordens zu folgen.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Drei Wochen Jagd nach dem Licht

22 Feb
Matthias HaltenhofDieser Artikel kommt von Matthias Haltenhof. Er arbeitet zwischen IT und Fotografie und fotografiert vorwiegend Landschaften. Seine fotografischen Arbeiten sind auf seiner Webpräsenz www.matthiashaltenhof.de zu finden.

Im letzten Jahr war ich in Schottland, um die Landschaft zu fotografieren. Auf der Tour mit dem Auto durch den Norden Großbritanniens habe ich die dortige Natur kennengelernt. Und vor allem das Wetter. Dies ist ein Reisebericht davon.

Schottland. Ich wollte schon immer mal nach Schottland. Auch schon, als ich noch nicht fotografiert habe. Meine Vorstellung war eine dunkle, wenig bevölkerte Landschaft. Mitunter war es auch so. Als mich dann eine befreundete Fotografin fragte, ob ich für drei Wochen mitkommen wollte, musste ich nicht lange überlegen.

Nach einer Nacht auf der Fähre vom Amsterdam nach Newcastle begrüßte uns Großbritannien wie erwartet – grau und mit Regen. Es war von vornherein klar, dass wir die Kosten niedrig halten und mit Selbstverpflegung in Hostels übernachten wollten.

Drei Wochen auf der Jagd nach dem Licht
Sonnenaufgang in Talmine Beach – 08:22 Uhr

Ein paar Nächte hatten wir gebucht, aber unser Plan war, zu sagen: Wenn das Wetter nicht mitspielt, dann bleiben wir eben noch eine weitere Nacht. Nach einer Nacht in England und einem tollen Sonnenaufgang am Hadrians Wall fuhren wir Richtung Norden und damit nach Schottland. Es gibt wirklich viele sehenswerte Orte. Am Anfang gab es noch etwas Wald, aber je nördlicher wir kamen, umso weniger Bäume waren zu finden.

Wir standen zu fast jedem Sonnenaufgang auf, fotografierten oder scouteten den ganzen Tag und waren auch zum Sonnenuntergang noch draußen. An der Nordküste angekommen, hatten wir ein paar wirklich raue Tage, in denen auch die Stative an ihre Grenzen kamen. Allgemein wechselt das Wetter in Schottland sehr schnell. Regnete es mal, so konnte man einfach zehn Minuten warten und es war wieder vorbei.

Drei Wochen auf der Jagd nach dem Licht
Sonnenaufgang am Rua Reidh Leuchtturm – 08:10 Uhr

Die erste Woche war nun vorbei. Ich fühlte mich jetzt wirklich in Schottland angekommen, hatte mich langsam an das Wetter gewöhnt und war froh, noch zwei Wochen vor mir zu haben. Entlang der Westküste fuhren wir langsam Richtung Süden. So viele Motive, Strände, Berge, Seen und Felsen waren zu sehen.

In besonderer Erinnerung wird mir ein einsamer Leuchtturm bleiben, in dessen Wärterhaus wir übernachteten. Abgeschnitten vom Straßennetz wurde dieser früher nur vom Seeweg aus beliefert. Wir verbrachten hier zwei Nächte und waren froh, das Auto mal nicht benutzen zu müssen. Man fährt jeden Tag drei bis vier Stunden, sieht dabei zwar viel, sitzt aber trotzdem eben nur im Auto. Rundherum um den Leuchtturm gab es nichts als Felsen und Wiesen.

Ich hatte genug Zei,t um viele Studien in Form von Langzeitbelichtungen zu machen, Robben zu beobachten oder einfach nur mit dem Buch auf dem Bett zu verbringen. Weiter Richtung Süden. Die Isle of Skye lag vor uns. Auch hier ist die Landschaft beeindruckend, allerdings sind die Motive der bekannten Plätze “overphotographed”.

Drei Wochen auf der Jagd nach dem Licht
Sonnenuntergang in Elgol Beach – 17:10 Uhr

Schottland gehört sicher zu einer der meistfotografierten Gegenden Europas. Jedes Jahr kommen hier viele Landschaftsfotografen her, eben weil die Landschaft so beeindruckend ist. Man trifft auch an den bekannten Spots zu fast jedem Sonnenauf- oder untergang andere Fotografen an. Ich habe im Vorfeld versucht, mir nicht allzu viele Fotos anzuschauen, um nicht vorgefertigte Bilder im Kopf zu haben. Genau das ist aber sehr schwierig.

Man hat trotzdem bestimmte Plätze abgespeichert und fährt dann dorthin, um das Bild, das es schon unzählige Male gibt, noch einmal zu fotografieren. Ich höre Euch jetzt sagen: Ja, das stimmt, aber man macht es doch immer noch ein wenig anders; das Wetter ist anders oder man findet eine neue Komposition. Das stimmt zum Teil, aber dass die Bilder sich im Kopf bereits eingeprägt haben, hat auch den Grund, dass es bereits interessante Bildkompositionen, Stimmungen und Wetterverhältnisse sind.

In Schottland habe ich gelernt, dass mich diese “Collector Shots” überhaupt nicht reizen. Landschaften zu bereisen, um dort Bilder “einzusammeln”, die schon gut gemacht wurden, finde ich einfach unkreativ.

Drei Wochen auf der Jagd nach dem Licht
Sonnenaufgang am Quirang – 09:15 Uhr

Die zweite Woche war vorbei, trotzdem lag für mich das Herz dessen, was ich mir an Stimmung in Schottland vorstellte, noch vor uns: Glen Coe. Es folgten zwei der seltenen Tage, an denen es in Glen Coe fast ganztägig regnete. Mit dem Buch in der Hand wartete ich den Regen im Auto ab. Denn die staatlichen schottischen Hostels haben den Nachteil, dass sie tagsüber geschlossen sind.

Das ist zum einen gut, denn man wird quasi gezwungen, raus zu gehen und etwas zu unternehmen, bei Mistwetter verbringt man dann aber leider die Zeit im Auto oder in einem Pub. Man kann in Schottland generell auch nicht schnell reisen, denn es gibt im Norden keine Autobahnen. Die meisten Straßen sind nur einspurig mit Ausweichen, so dass man für 100km gern mal 2,5 Stunden braucht.

Noch etwas anderes war für mich neu: Viele Wanderwege sind keine befestigten Pfade wie wir es aus Deutschland kennen, sondern eventuell gibt es einfach keinen Pfad und man läuft einfach über die Wiesen. Im Herbst sollte man immer wasserdichte Schuhe oder gleich Gummistiefel dabei haben, denn es ist überall nass.

Nachdem ich in Glen Coe die dunkle Atmosphäre aufnehmen konnte, genau so wie ich sie mir vorgestellt hatte, war ich auch froh, dass wir wieder zur Ostküste weiterfuhren.

Drei Wochen auf der Jagd nach dem Licht
Stürmischer Tag in Glen Coe – 13:37 Uhr

Es war nie schwer, ein Hostel zu bekommen, denn fast alle Hostels hatten Internet oder man konnte die nächste Übernachtung direkt an der Rezeption buchen. Im Gemeinschaftsraum lernt man jeden Abend neue Leute kennen, viele davon Reisende, die sich eine Auszeit von ihrem Leben nehmen.

Gerade gekündigt, Job verloren, Sabbatical, Weltreise, hier findet man alles. Auf die Frage, wie es in der Zukunft nach der Reise weitergehen wird, merkt man keine Furcht in den Antworten. “Ich werde schon irgendwo etwas Neues finden”, war meist die Antwort. Um Karriere, Lebenslauf oder ähnliches sorgt sich keiner.

In der Nähe des Bamburgh Castle verbrachten wir noch zwei Tage, um das Auto dann in Newcastle wieder auf die Fähre zu laden und den Heimweg anzutreten.


KWERFELDEIN | Fotografie Magazin

 
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