So sehr mir die Technik hinter Fotos egal ist (ich denke bei Foto-Technik unwillkürlich erstens an den uralten Fotografenwitz mit dem Koch und den Töpfen und zweitens an gruselige Foren, in denen alte Männer Testbildreihen miteinander vergleichen), so sehr ist mir paradoxerweise im Laufe der Zeit meine eigene Kamera ans Herz gewachsen.
Ich fotografiere seit knapp drei Jahren mit einer Canon EOS 60D*, an die ich zusätzlich den Batteriegriff BG-E7* geschraubt habe und ich bediene ihre Funktionen inzwischen ziemlich instinktiv.
Als mich bei einem Ausflug eine Freundin kürzlich fragte, wie man denn das Fokusfeld bei der Kamera ändert, war ich nur mit einigen Mühen in der Lage, es ihr auf der abstrakten Ebene „Drücke Knopf A, dann drehe an Rad B“ zu beschreiben, aber als sie mir die Kamera wieder in die Hand gab, konnte ich die notwendigen Griffe fließend und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden ausführen.
Ich glaube, in der kleinen Anekdote steckt der eigentliche Punkt, der die Beschäftigung mit Technik interessant macht: Die Technik ist ein Werkzeug, um zum Bild zu kommen, aber sie sollte gut bedienbar sein und zum Fotografen passen.
Je länger man nun mit dem bestimmten Werkzeug arbeitet und je besser die Bedienbarkeit ist, desto intuitiver kann man damit umgehen und desto mehr wird es im Sinne von McLuhan eine Erweiterung des eigenen Körpers und verschwindet bei der Arbeit fast vollständig aus den Gedanken. Es ist also vor allem wichtig, das Equipment zu finden, das gut zur eigenen Arbeitsweise und zum eigenen Stil passt.
Die EOS 60D passt aus verschiedenen Gründen zu mir: Sie ist schwerer und größer als die Vertreter der dreistelligen Serie, mit denen ich vorher für lange Zeit unterwegs war und die mir inzwischen, wenn ich sie mal wieder in die Hand bekomme, ein bisschen wie Spielzeug oder zumindest Einsteigerkameras vorkommen.
Gerade mit dem zusätzlichen Batteriegriff liegt die EOS 60D sehr wuchtig und stabil in der Hand, das Auslösegeräusch ist satt, die technischen Spezifikationen reichen mir für alle Anwendungsfälle und sie hat einen kleinen Extra-Monitor mit den wichtigsten Anzeigen oben auf dem Body, so dass ich den Hauptscreen in vielen Fällen nur nutzen muss, um die gemachten Bilder gegenzuchecken. Ich kann mit der Kamera also relativ „analog“ und unkompliziert arbeiten.
Preis und Leistung der Kamera sind für meine semi-ich-fotografiere-halt-gern-so-rum-professionellen Bedürfnisse perfekt, das Handling liegt mir sehr und mit dem zusätzlichen Akku im Griff und einer großen Speicherkarte muss ich mir im Grunde nie Sorgen machen, dass ich durch irgendwelche Umstände (Speicher voll, Akku leer) eine Fototour abbrechen muss. Auch an die technischen Grenzen der Kamera stoße ich nur sehr selten.
Mein Immerdrauf-Objektiv ist, und das ist wohl eher ungewöhnlich, das Canon EF-S 60 mm f/2.8 Macro*, das sich neben seiner Makro-Funktion auch als normales Festbrennweitenobjektiv mit einer für meine Zwecke relativ gut geeigneten Brennweite nutzen lässt.
Ich wechsle relativ ungern von diesem Objektiv weg und nutze es auch oft, wenn ich Portraits, Straßenfotos oder andere Motive ablichte, denn auch dort macht es einen mehr als nur soliden Job.
In seiner Hauptfunktion als Makro- gefällt mir an dem Objektiv vor allem die Tatsache, dass ich damit ohne Blitz aus der Hand fotografieren kann. Ich will auch körperlich nah ran an meine Subjekte, an die kleinen Dinge, die Pflanzen, die Tiere, die Blätter, den Boden, ich will es fühlen, anfassen, genau betrachten und dann ein Bild machen. Ich krieche gern durch Büsche, verrenke mich und lege mich hin, um das ideale Bild zu kriegen. Mit mehr Brennweite, etwa mit der bei anderen Makrofotografen viel beliebteren Alternative des Canon EF 100 mm f/2.8*, wäre meine Art zu fotografieren sehr viel schwieriger bis unmöglich durchzuführen, denn dann müsste ich viel öfter mit dem Stativ arbeiten, während mir das 60 mm f/2.8 in vielen Fällen die Wahl lässt.
Im Grunde sind die Canon 60D mit Batteriegriff, eine große Speicherkarte und das 60 mm f/2.8 mit einer ausklappbaren Gegenlichtblende schon das vollständige Equipment, das ich für etwa drei Viertel all meiner Bilder einsetze. Dieses eher minimalistische Set-Up reicht absolut aus, um mich selbst für einige Tage im Wald auszusetzen und mit einer Tonne von abstrakten Pflanzen- und Kleintierbildern und vielleicht ein paar surrealen Selbstportraits zurück zu kommen.
Einige andere Bilder mache ich außerdem mit meinem Allround-Objektiv Tamron AF 28-75 mm f/2.8* (das eine exzellente und preiswerte Alternative zu allen gängigen Kit-Objektiven darstellt), manchmal auch noch Portraits und Menschenbilder mit dem Canon EF 85 mm f/1.8* und dem Canon EF 50 mm f/1.8 II* (die beiden Objektive nutze ich vor allem wegen der Möglichkeit, mit noch weiter geöffneter Blende im Portraitbereich zu arbeiten).
Der Rest meines Equipments ist für mich eher experimentelles Zeug, man mag es auch Spielkram nennen: Ich fotografiere ab und zu gern mit einem gekauften* und einem selbstgebauten Lomo-Objektiv (das im Grunde nur ein Body-Deckel ist, in den ich ein größeres Loch gebohrt, es anschließend mit Alu-Folio und Tesa wieder verschlossen und diese schließlich mit einer kleinen Nadel angepikst habe), spiele ab und an gern mit einem Lensbaby und mache auch mal Bilder mit einer alten Polaroid-Kamera, die ich bei eBay erworben habe.
Und, ja: Ich besitze natürlich auch ein stabiles Stativ und einen Blitz, sogar einen Fernauslöser und einen zugehörigen Durchlichtschirm mit Fuß für kleinere Heimstudio-Projekte. Aber diese Dinge kommen doch eher selten zum Einsatz, natürliches Licht und die Natur als Arbeitsumgebung liegen mir deutlich mehr und machen mich vor allem glücklicher, als Modelle in einem Studio vor einfarbigen Hintergründen abzublitzen.
Ich bin alles in allem rundum zufrieden mit meinem eher minimalistischen Equipment. Und wenn ich mich von Zeit zu Zeit dabei ertappe, mit einer EOS 5D (auch, wenn ich weiß, dass sich dieses Upgrade in meinen Bildern nicht wirklich sichtbar niederschlagen würde) oder dem Canon MP-E 65 mm f/2.8* (was wohl die interessanter Anschaffung für mich wäre, auch wenn das Objektiv ganz und gar nicht vielseitig ist) zu liebäugeln, dann denke ich wieder an den Koch, die Töpfe und daran, dass es nicht darum geht, welche Technik man verwendet, sondern darum, was man daraus macht.
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