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Posts Tagged ‘Menschen’

Menschen und Landschaften

05 Jun

© Daniel Ernst

Ein Beitrag von: Daniel Ernst

Neuseeland – meiner Meinung nach das Paradies für Landschaftsfotografen. Welches Land gibt einem sonst die Möglichkeit, aus Strandlandschaft, Regenwald, Gletscher oder hochalpinen Bergketten in nur wenigen Minuten bis ein paar Stunden Fahrt auszusuchen?
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Von Menschen und Tieren

13 Sep

Schaue ich in das Portfolio des armenischen Fotografen Arthur Sakhkalyan, sehe ich vor allem Portraits. Portraits von Menschen und von Tieren.

Seine Bilder bestechen durch eine charmante Unperfektheit. Hier stimmt rein technisch gesehen nicht alles: Belichtungsfehler, abgeschnittene Gesichter, Portraits von hinten – unten – oben, ein verwirrender Fokus oder eine verrutschte Doppelbelichtung.

Doch wenn man sich auf Arthur Sakhkalyans Fotografien einlässt, stimmt wieder alles, denn seine Portraits transportieren vor allem eines: Nähe. Das Suchen vermeintlicher Fehler in seinen Aufnahmen sind für ihn nur Anzeichen, dass wir eine fehlerhafte Denkweise in der Fotografie haben.

Ich fotografiere so, wie ich mich in dem Moment fühle. Ich bewerte nichts, noch versuche ich irgendwas Spezielles zu zeigen, es geht nur um die Präsenz des Moments. Und ja, es gibt diese Momente, da bevorzuge ich ein halbes statt ein ganzes Gesicht.

Warme, intensive Aufnahmen von Menschen, die nicht nach Katalog oder Werbung aussehen, sondern nach besonderen Persönlichkeiten. Die sitzen und rauchen, lachen, sich die Augen reiben und einfach lebendig sind.

Tiere, die nicht in einem Studio ins rechte Licht gerückt werden oder wild und exotisch sind, sondern einfach auf der Weide stehen, Fliegen in den Augen haben und sich auch mal wegdrehen. Egal ob Mensch oder Tier, Arthur zeigt ihre Natur.

Eine Frau im Portrait mit abgeschnittener Stirn

ein weißes Pferd schaut zur Seite

Doppelbelichtung eines Mannes mit Zopf

Kuh mit Fliegen an den Augen und Belichtungsfehler

Frauenhals mit abgeschnittenem oberen Gesichtsteil

Ein weißes Pferd ganz nah

Ein Mann mit roten Wangen

Ein Mann fasst sich mit der Hand über die Augen

Eine helle Kuh seitlich

Ein Mann raucht eine Zigarette

Eine junge Kuh von der Seite

Ein Pärchen-Portrait

Ein Mädchen mit Dreadlocks seitlich fotografiert

Ein weißes zotteliges Pferd sehr nah.

Eine Frau mit nacktem Oberkörper von hinten

Arthur Sakhkalyan fotografiert seit über elf Jahren. Er benutzt hauptsächlich Polaroid-Land-Kameras oder seine Mamiya RZ 67. Weitere Portaits und Landschaftsbilder sind in seinem Flickr-Portfolio zu finden.


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Sebastians Equipment für Makro, Natur und Menschen

07 Aug

So sehr mir die Technik hinter Fotos egal ist (ich denke bei Foto-Technik unwillkürlich erstens an den uralten Fotografenwitz mit dem Koch und den Töpfen und zweitens an gruselige Foren, in denen alte Männer Testbildreihen miteinander vergleichen), so sehr ist mir paradoxerweise im Laufe der Zeit meine eigene Kamera ans Herz gewachsen.

Ich fotografiere seit knapp drei Jahren mit einer Canon EOS 60D*, an die ich zusätzlich den Batteriegriff BG-E7* geschraubt habe und ich bediene ihre Funktionen inzwischen ziemlich instinktiv.

Als mich bei einem Ausflug eine Freundin kürzlich fragte, wie man denn das Fokusfeld bei der Kamera ändert, war ich nur mit einigen Mühen in der Lage, es ihr auf der abstrakten Ebene „Drücke Knopf A, dann drehe an Rad B“ zu beschreiben, aber als sie mir die Kamera wieder in die Hand gab, konnte ich die notwendigen Griffe fließend und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden ausführen.

Ein Nahportrait

Ich glaube, in der kleinen Anekdote steckt der eigentliche Punkt, der die Beschäftigung mit Technik interessant macht: Die Technik ist ein Werkzeug, um zum Bild zu kommen, aber sie sollte gut bedienbar sein und zum Fotografen passen.

Je länger man nun mit dem bestimmten Werkzeug arbeitet und je besser die Bedienbarkeit ist, desto intuitiver kann man damit umgehen und desto mehr wird es im Sinne von McLuhan eine Erweiterung des eigenen Körpers und verschwindet bei der Arbeit fast vollständig aus den Gedanken. Es ist also vor allem wichtig, das Equipment zu finden, das gut zur eigenen Arbeitsweise und zum eigenen Stil passt.

Ein Mensch mit Blatt vor dem Gesicht

Die EOS 60D passt aus verschiedenen Gründen zu mir: Sie ist schwerer und größer als die Vertreter der dreistelligen Serie, mit denen ich vorher für lange Zeit unterwegs war und die mir inzwischen, wenn ich sie mal wieder in die Hand bekomme, ein bisschen wie Spielzeug oder zumindest Einsteigerkameras vorkommen.

Gerade mit dem zusätzlichen Batteriegriff liegt die EOS 60D sehr wuchtig und stabil in der Hand, das Auslösegeräusch ist satt, die technischen Spezifikationen reichen mir für alle Anwendungsfälle und sie hat einen kleinen Extra-Monitor mit den wichtigsten Anzeigen oben auf dem Body, so dass ich den Hauptscreen in vielen Fällen nur nutzen muss, um die gemachten Bilder gegenzuchecken. Ich kann mit der Kamera also relativ „analog“ und unkompliziert arbeiten.

Preis und Leistung der Kamera sind für meine semi-ich-fotografiere-halt-gern-so-rum-professionellen Bedürfnisse perfekt, das Handling liegt mir sehr und mit dem zusätzlichen Akku im Griff und einer großen Speicherkarte muss ich mir im Grunde nie Sorgen machen, dass ich durch irgendwelche Umstände (Speicher voll, Akku leer) eine Fototour abbrechen muss. Auch an die technischen Grenzen der Kamera stoße ich nur sehr selten.

Ein bunter Schmetterling

Mein Immerdrauf-Objektiv ist, und das ist wohl eher ungewöhnlich, das Canon EF-S 60 mm f/2.8 Macro*, das sich neben seiner Makro-Funktion auch als normales Festbrennweitenobjektiv mit einer für meine Zwecke relativ gut geeigneten Brennweite nutzen lässt.

Ich wechsle relativ ungern von diesem Objektiv weg und nutze es auch oft, wenn ich Portraits, Straßenfotos oder andere Motive ablichte, denn auch dort macht es einen mehr als nur soliden Job.

In seiner Hauptfunktion als Makro- gefällt mir an dem Objektiv vor allem die Tatsache, dass ich damit ohne Blitz aus der Hand fotografieren kann. Ich will auch körperlich nah ran an meine Subjekte, an die kleinen Dinge, die Pflanzen, die Tiere, die Blätter, den Boden, ich will es fühlen, anfassen, genau betrachten und dann ein Bild machen. Ich krieche gern durch Büsche, verrenke mich und lege mich hin, um das ideale Bild zu kriegen. Mit mehr Brennweite, etwa mit der bei anderen Makrofotografen viel beliebteren Alternative des Canon EF 100 mm f/2.8*, wäre meine Art zu fotografieren sehr viel schwieriger bis unmöglich durchzuführen, denn dann müsste ich viel öfter mit dem Stativ arbeiten, während mir das 60 mm f/2.8 in vielen Fällen die Wahl lässt.

Vertrocknete Pflanzen

Im Grunde sind die Canon 60D mit Batteriegriff, eine große Speicherkarte und das 60 mm f/2.8 mit einer ausklappbaren Gegenlichtblende schon das vollständige Equipment, das ich für etwa drei Viertel all meiner Bilder einsetze. Dieses eher minimalistische Set-Up reicht absolut aus, um mich selbst für einige Tage im Wald auszusetzen und mit einer Tonne von abstrakten Pflanzen- und Kleintierbildern und vielleicht ein paar surrealen Selbstportraits zurück zu kommen.

Einige andere Bilder mache ich außerdem mit meinem Allround-Objektiv Tamron AF 28-75 mm f/2.8* (das eine exzellente und preiswerte Alternative zu allen gängigen Kit-Objektiven darstellt), manchmal auch noch Portraits und Menschenbilder mit dem Canon EF 85 mm f/1.8* und dem Canon EF 50 mm f/1.8 II* (die beiden Objektive nutze ich vor allem wegen der Möglichkeit, mit noch weiter geöffneter Blende im Portraitbereich zu arbeiten).

Die Wurzel eines toten Baumes

Der Rest meines Equipments ist für mich eher experimentelles Zeug, man mag es auch Spielkram nennen: Ich fotografiere ab und zu gern mit einem gekauften* und einem selbstgebauten Lomo-Objektiv (das im Grunde nur ein Body-Deckel ist, in den ich ein größeres Loch gebohrt, es anschließend mit Alu-Folio und Tesa wieder verschlossen und diese schließlich mit einer kleinen Nadel angepikst habe), spiele ab und an gern mit einem Lensbaby und mache auch mal Bilder mit einer alten Polaroid-Kamera, die ich bei eBay erworben habe.

Und, ja: Ich besitze natürlich auch ein stabiles Stativ und einen Blitz, sogar einen Fernauslöser und einen zugehörigen Durchlichtschirm mit Fuß für kleinere Heimstudio-Projekte. Aber diese Dinge kommen doch eher selten zum Einsatz, natürliches Licht und die Natur als Arbeitsumgebung liegen mir deutlich mehr und machen mich vor allem glücklicher, als Modelle in einem Studio vor einfarbigen Hintergründen abzublitzen.

Kleine Pflanzen auf einer Parkbank

Ich bin alles in allem rundum zufrieden mit meinem eher minimalistischen Equipment. Und wenn ich mich von Zeit zu Zeit dabei ertappe, mit einer EOS 5D (auch, wenn ich weiß, dass sich dieses Upgrade in meinen Bildern nicht wirklich sichtbar niederschlagen würde) oder dem Canon MP-E 65 mm f/2.8* (was wohl die interessanter Anschaffung für mich wäre, auch wenn das Objektiv ganz und gar nicht vielseitig ist) zu liebäugeln, dann denke ich wieder an den Koch, die Töpfe und daran, dass es nicht darum geht, welche Technik man verwendet, sondern darum, was man daraus macht.

* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Ihr darüber etwas bestellt, erhält kwerfeldein eine kleine Provision, Ihr zahlt aber keinen Cent mehr.


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Künstliche Bäume von Menschen und Vögeln

06 May

Dillon Marsh macht Landschaftsaufnahmen – im weitesten Sinne. Seine Themen speisen sich aus der Interaktion des Menschen mit der Natur, die er in seinem Umfeld rund um Kapstadt in Südafrika findet. Hier möchte ich Euch zwei Serien aus seinem Werk vorstellen, die zusammen betrachtet besonders spannend werden.

Die Umwelt, die uns umgibt, ist gefüllt mit von Menschenhand geschaffenen Strukturen ebenso wie mit seltsamen Details, die entstehen, wenn die Natur sich etwas zurückerobert oder der Mensch die Natur nachahmt. Oft gehen diese spannenden Auswüchse aber in unserer alltäglichen Wahrnehmung unter.

In Dillons Serie „Invasive Species“ sieht man etwa Funkmasten, die in Kapstadt seit 1996 als große Palmen verkleidet werden und sich so in ihre Umgebung besser einfügen. Besser? Das ja, aber seltsam sehen sie immer noch aus. Wie eine nicht ganz passende Montage, ein Fehler in der Wahrnehmung.

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Invasive Species © Dillon Marsh

Beinahe genau anders herum funktioniert die Serie „Assimilation“. Sie zeigt die Bauten von Siedelwebern, einer Vogelart, die in der südlichen Kalahari-Wüste zuhause ist. Hier haben die Vögel die Masten von Telefonleitungen in Besitz genommen, die in ihrem Revier verlaufen.

Auf den ursprünglich anonymen Holzpfeilern bauen sie aus Zweigen und Grass ihre Nester in organischen Formen, die immer wieder anders aussehen und so jedem einzelnen eine Art Persönlichkeit verleihen. Und durch die Besiedelung herrscht nun auch konzentriert Leben an den sonst eher unwirtlichen Orten.

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Assimilation © Dillon Marsh

Dillon Marsh hat 2003 seinen Bachelor in „Fine Art“ an der Universität Stellenbosch gemacht. Schon in seiner Studienzeit fühlte er sich zur Fotografie hingezogen und ist seitdem bei ihr als bevorzugtes Ausdrucksmittel geblieben. Die beiden obigen Serien verdeutlichen dabei seinen Ansatz:

Ich wähle meistens Objekte, von denen es eine Vielzahl in der Umwelt gibt, sodass ich eine ganze Familie von ihnen in einer Serie von Fotos darstellen kann. So kann ich die einzelnen Mitglieder mit ihrer individuellen Persönlichkeit ebenso darstellen wie die Gemeinsamkeiten, die sie haben.

Wenn Ihr nun – hoffentlich – neugierig auf die weiteren Serien geworden seid, dann könnt Ihr die Arbeiten von Dillon Marsh auf seiner Webseite, bei Facebook oder auf Behance finden.


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Immer wieder Menschen

14 Mar

Ein Beitrag von: Normen Gadiel

Normalerweise fotografiere ich überwiegend inszenierte Portraits. Vermutlich liegt das daran, dass ich die Unterschiedlichkeit der Menschen sehr interessant finde. In den letzten Monaten hat sich aber immer mehr gezeigt, dass ich unterwegs auch gern Menschen fotografieren möchte – nur eben nicht mehr inszeniert, sondern in Form der Straßenfotogafie.

So richtig begonnen hat es für mich im Jahr 2012 auf dem Melt-Festival. Es ging mir damals nicht darum, die Bands zu fotografieren oder die Meute vor der Bühne. Mein Fokus lag auf Personen, die umherliefen, standen oder tanzten und sich dadurch von der Masse etwas isolierten. Wenn mir dann die Personen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Bewegung oder Ähnlichem aufgefallen sind, wollte ich diesen Moment festhalten.

© Normen Gadiel

Bei der späteren Bearbeitung fand ich diese Bilder sehr ehrlich, da die Personen mich als Fotografen nicht wahrgenommen und somit ihre Haltung und Mimik nicht geändert haben. Durch diese Erfahrung bin ich auf die Idee gekommen, diesen dokumentarischen Stil öfters einzusetzen.

Also habe ich auch im nächsten Jahr meine Kamera wieder eingepackt und bin aufs Melt gefahren. Glücklicherweise habe ich dieses Mal vom Veranstalter einen Fotopass bekommen, was mir die Arbeit dort erleichtert hat.

Keine Kontrolleure, die einen schief angucken, wenn die Kamera etwas größer ist – ach, war das schön. Großen Männern in schwarz, ausgestattet mit einer Neonweste, den Unterschied zwischen Festbrennweite und Zoom-Objektiv zu erklären, konnte ich mir somit ersparen.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Aufgefallen ist mir auch, dass es mich bei der Straßenfotografie kaum interessiert, was andere Fotografen machen. Was nicht bedeuten soll, dass ich mich nicht gern durch Portfolios klicke. Viel mehr ist es so gemeint, dass ich nicht das Gefühl bekomme, Fotograf XY macht richtig gute Fotos und das würde ich so auch gern können.

Die Fotos sind etwas Persönliches, dokumentieren sie doch auch irgendwie mein Leben, den Raum, in dem ich mich bewege und meine Interessen. Alles, was in meine Bilder einfließt, sind die Inspirationen, denen man sich nicht entziehen kann, wenn man Bilder konsumiert. Ein Potpourri aus allem, was ich bisher gesehen habe.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Ich weiß, dass ich erst am Anfang stehe und meinen Blick noch üben muss. Allerdings habe ich jetzt schon einige Schätzchen, auf die ich stolz bin. Immer, wenn ich diese Fotos betrachte, merke ich, wie viel Freude sie mir bringen. Die Fotografie ist ein Medium, das es uns ermöglicht, auch nach Jahren die Erinnerungen zurückzuholen – ich finde das wunderbar.

Letztes Jahr ging es dann für mich nach Italien. Es war mein erster Urlaub, in dem ich wirklich bewusst nach Motiven gesucht habe. Ich habe mir bisher darüber nie Gedanken gemacht, aber warum sollte ich Dinge fotografieren, die schon Abertausende Male von anderen Menschen fotografiert wurden?

Während ich nach einem guten Motiv suche, passiert es oft, dass ich das Auge nicht vom Sucherfenster nehme, um den Augenblick nicht zu verpassen. Ich gebe zu, das mag bescheuert aussehen, aber ein Moment ist manchmal einfach zu kurz, um ihn durch das Ausrichten der Kamera vergehen zu lassen.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Bei diesem Foto bin ich froh, dass ich den Kuss fotografieren konnte, allerdings stören mich die anderen Menschen und der Roller. Der Blickwinkel hätte auch besser sein können. Aber das ist genau die Schwierigkeit bei der Straßenfotografie. Ich denke, dass man eine Art Gespür für Situationen entwickeln muss, um schon vor dem eigentlichen Foto am richtigen Fleck zu stehen.

Da in meinen Fotos der zufällige Moment eine große Rolle spielt und ich nicht bewusst versuche, Missstände aufzuzeigen, habe ich auch kein Problem damit, Menschen ungefragt zu fotografieren. Die entstandenen Fotos sind am Ende nur Abbildungen des mich umgebenden öffentlichen Raumes und der darin enthalten Gesellschaft. Ich finde es wichtig, dass diese Art der Fotografie immer einen Platz haben wird. Scripted reality brauchen wir in der Fotografie nicht.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Auch, wenn viele andere Fotografen ganz bewusst eine kleine, leise und somit unauffällige Kamera für die Straßenfotografie nutzen, macht es mir nichts aus, mit der doch eher klobigen 5D Mark II zu fotografieren. Wobei ich natürlich nichts gegen eine kleine und leise Leica hätte.

Ich werde einfach abwarten, wie sich meine Fotografien entwickeln. Sollte ich irgendwann zu dem Entschluss kommen, dass mich die Kamera aufgrund ihrer Größe daran hindert, Situationen so einzufangen, wie ich es mir vorstelle, dann werde ich mich nach Alternativen umschauen.

Das schöne an Fotos, die einen dokumentarischen Hintergrund besitzen, ist, dass sie sich wie ein Wein verhalten können. Die Fotos werden zwar nicht besser, jedoch steigt ihre Bedeutung im Sinne eines Zeitzeugen und die Fotos werden wertvoller – auch ohne monetären Hintergrund und zumindest für einen persönlich.


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Immer wieder Menschen

13 Mar

Ein Beitrag von: Normen Gadiel

Normalerweise fotografiere ich überwiegend inszenierte Portraits. Vermutlich liegt das daran, dass ich die Unterschiedlichkeit der Menschen sehr interessant finde. In den letzten Monaten hat sich aber immer mehr gezeigt, dass ich unterwegs auch gern Menschen fotografieren möchte – nur eben nicht mehr inszeniert, sondern in Form der Straßenfotogafie.

So richtig begonnen hat es für mich im Jahr 2012 auf dem Melt-Festival. Es ging mir damals nicht darum, die Bands zu fotografieren oder die Meute vor der Bühne. Mein Fokus lag auf Personen, die umherliefen, standen oder tanzten und sich dadurch von der Masse etwas isolierten. Wenn mir dann die Personen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Bewegung oder Ähnlichem aufgefallen sind, wollte ich diesen Moment festhalten.

© Normen Gadiel

Bei der späteren Bearbeitung fand ich diese Bilder sehr ehrlich, da die Personen mich als Fotografen nicht wahrgenommen und somit ihre Haltung und Mimik nicht geändert haben. Durch diese Erfahrung bin ich auf die Idee gekommen, diesen dokumentarischen Stil öfters einzusetzen.

Also habe ich auch im nächsten Jahr meine Kamera wieder eingepackt und bin aufs Melt gefahren. Glücklicherweise habe ich dieses Mal vom Veranstalter einen Fotopass bekommen, was mir die Arbeit dort erleichtert hat.

Keine Kontrolleure, die einen schief angucken, wenn die Kamera etwas größer ist – ach, war das schön. Großen Männern in schwarz, ausgestattet mit einer Neonweste, den Unterschied zwischen Festbrennweite und Zoom-Objektiv zu erklären, konnte ich mir somit ersparen.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Aufgefallen ist mir auch, dass es mich bei der Straßenfotografie kaum interessiert, was andere Fotografen machen. Was nicht bedeuten soll, dass ich mich nicht gern durch Portfolios klicke. Viel mehr ist es so gemeint, dass ich nicht das Gefühl bekomme, Fotograf XY macht richtig gute Fotos und das würde ich so auch gern können.

Die Fotos sind etwas Persönliches, dokumentieren sie doch auch irgendwie mein Leben, den Raum, in dem ich mich bewege und meine Interessen. Alles, was in meine Bilder einfließt, sind die Inspirationen, denen man sich nicht entziehen kann, wenn man Bilder konsumiert. Ein Potpourri aus allem, was ich bisher gesehen habe.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Ich weiß, dass ich erst am Anfang stehe und meinen Blick noch üben muss. Allerdings habe ich jetzt schon einige Schätzchen, auf die ich stolz bin. Immer, wenn ich diese Fotos betrachte, merke ich, wie viel Freude sie mir bringen. Die Fotografie ist ein Medium, das es uns ermöglicht, auch nach Jahren die Erinnerungen zurückzuholen – ich finde das wunderbar.

Letztes Jahr ging es dann für mich nach Italien. Es war mein erster Urlaub, in dem ich wirklich bewusst nach Motiven gesucht habe. Ich habe mir bisher darüber nie Gedanken gemacht, aber warum sollte ich Dinge fotografieren, die schon Abertausende Male von anderen Menschen fotografiert wurden?

Während ich nach einem guten Motiv suche, passiert es oft, dass ich das Auge nicht vom Sucherfenster nehme, um den Augenblick nicht zu verpassen. Ich gebe zu, das mag bescheuert aussehen, aber ein Moment ist manchmal einfach zu kurz, um ihn durch das Ausrichten der Kamera vergehen zu lassen.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Bei diesem Foto bin ich froh, dass ich den Kuss fotografieren konnte, allerdings stören mich die anderen Menschen und der Roller. Der Blickwinkel hätte auch besser sein können. Aber das ist genau die Schwierigkeit bei der Straßenfotografie. Ich denke, dass man eine Art Gespür für Situationen entwickeln muss, um schon vor dem eigentlichen Foto am richtigen Fleck zu stehen.

Da in meinen Fotos der zufällige Moment eine große Rolle spielt und ich nicht bewusst versuche, Missstände aufzuzeigen, habe ich auch kein Problem damit, Menschen ungefragt zu fotografieren. Die entstandenen Fotos sind am Ende nur Abbildungen des mich umgebenden öffentlichen Raumes und der darin enthalten Gesellschaft. Ich finde es wichtig, dass diese Art der Fotografie immer einen Platz haben wird. Scripted reality brauchen wir in der Fotografie nicht.

© Normen Gadiel

© Normen Gadiel

Auch, wenn viele andere Fotografen ganz bewusst eine kleine, leise und somit unauffällige Kamera für die Straßenfotografie nutzen, macht es mir nichts aus, mit der doch eher klobigen 5D Mark II zu fotografieren. Wobei ich natürlich nichts gegen eine kleine und leise Leica hätte.

Ich werde einfach abwarten, wie sich meine Fotografien entwickeln. Sollte ich irgendwann zu dem Entschluss kommen, dass mich die Kamera aufgrund ihrer Größe daran hindert, Situationen so einzufangen, wie ich es mir vorstelle, dann werde ich mich nach Alternativen umschauen.

Das schöne an Fotos, die einen dokumentarischen Hintergrund besitzen, ist, dass sie sich wie ein Wein verhalten können. Die Fotos werden zwar nicht besser, jedoch steigt ihre Bedeutung im Sinne eines Zeitzeugen und die Fotos werden wertvoller – auch ohne monetären Hintergrund und zumindest für einen persönlich.


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Portraits alter Menschen

06 Dec

Portraits alter Menschen sind im Netz sehr rar. Deswegen freue ich mich heute umso mehr, die Bilder von Gustav Eckart vorzustellen, dessen bevorzugtes Thema Menschen sind.

Durch ein Unglück im Freundeskreis aus dem Gleichgewicht geworfen, griff er 1985 zur Kamera, lief bei Wind und Wetter in den Wald und machte Naturaufnahmen. Seitdem ist die Fotografie ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens.

1992 © Gustav Eckart

Nach einem Orts- und Berufswechsel erfüllte er sich den Traum einer eigenen Dunkelkammer, in der er nun seine Bilder nach seinen Vorstellungen kontrollieren konnte.

Seinen Wunsch, neben dem „Brotberuf“ noch etwas Eigenes zu schaffen, erfüllte er sich mit der Fotografie. Freunde und deren Familien sind ihm im Leben am wichtigsten und so ist es nicht verwunderlich, dass genau jene ein bevorzugtes Thema auf seinen Bildern sind.

1998 © Gustav Eckart

Ich versuche, Menschen so aufzunehmen, dass diejenigen, die sie kennen, sagen: Ja, genauso ist er oder sie. Das macht mich stolz.

Durch die Privatheit seiner Bilder kam er lange Zeit nicht auf den Gedanken, diese zu veröffentlichen bzw. im Netz zu zeigen. Es genügte ihm, sie zu verschenken oder gelegentlich auf einer Ausstellung zu zeigen.

Wichtig dabei war ihm allerdings das Kennenlernen anderer Fotografen und deren Wertschätzung sowie die Mitgliedschaft im Fotografie Forum Frankfurt.

1999 © Gustav Eckart

Als seine Eltern in ein gewisses Alter kamen, teilte er sich mit seiner Schwester die wesentliche Betreuung, was bedeutete, fast jeden zweiten Freitagmorgen die Koffer in die Gepäckaufbewahrung zu geben und abends mit dem Zug von Frankfurt nach München zu fahren, und am Sonntagnachmittag wieder zurück. Mit dabei immer der Fotoapparat.

Hätte er seine Eltern nicht gemocht, wäre ihm das sicher schwer gefallen, „so aber war es gut und für alles, was ich gegeben habe, habe ich etwas zurückbekommen.“

1998 © Gustav Eckart1993 © Gustav Eckart

Im Erdgeschoss des Elternhauses lebte auch seine unverheiratete Tante, die Ende 2006 hundertjährig verstarb.

Bei den alten Menschen auf seinen Bildern handelt es sich also um die nächsten Verwandten, deren Leben und Alltag er begleitete und mit deren Fotos er ein Zeugnis seiner Zeit anfertigte. Ob alltägliche Dinge wie die Essenszubereitung, beim Fernsehen oder geselliges Beisammensitzen.

2004 © Gustav Eckart

Ende 2005 ist er der analogen Fotografie jedoch untreu geworden und wechselte ins Lager der Digitalfotografen, hauptsächlich aus Bequemlichkeit, so sagt er.

Manchmal greift er jedoch aus Nostalgie zu seinen alten Apparaten und nimmt einen analogen Film auf.

~

Ich möchte an dieser Stelle Gustav Eckart noch einmal danken, dass wir seine sehr persönlichen Bilder und auch einen Teil seiner Geschichte hier bei kwerfeldein veröffentlichen dürfen. Wer neugierig geworden ist, findet auf seiner Webseite weitere Bilder auch junger Menschen sowie auch Natur- und Architekturaufnahmen.


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Gesichter erzählen Geschichten – Menschen aus Westnepal

19 Nov

Ein Beitrag von: Christoph Gysin

Seit rund sieben Jahren arbeite ich, als Fotograf ehrenamtlich, für die Hifsorganisation Govinda. Der Verein unterstützt in Nepal rund 5000 hilfsbedürftige Menschen. Im Frühjahr 2013 bin ich zum vierten Mal nach Nepal gereist. Mein Ziel war, Fotografien für den Jahreskalender des Vereines zu machen und die Arbeit von Govinda zu dokumentieren.

Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt; die Menschen dort gehören zu den herzlichsten, denen ich je begegnet bin. Von 1996 bis 2006 tobte ein blutiger Bürgerkrieg in Nepal, das Ergebnis waren Tausende Tote und eine völlig unstabile politische und wirschaftliche Situation. Unterdessen hat sich das Land wieder etwas erholt.

Aber auch heute gibt es täglich stundenlange Stromausfälle und lange Warteschlangen vor den Tankstellen, die das exklusive Benzin nur zu gewissen Tageszeiten verkaufen. Betroffen sind vor allem Taxi- und Lastwagenfahrer. 80 Prozent der Bevölkerung leben ohne eigenen Wasseranschluss im Haus.

Santi © Christoph GysinSapana © Christoph Gysin

Die Portraits, die ich hier zeige, sind in der Karnalizone im Nordwesten von Nepal entstanden – fern von den Touristenzentren des Landes. Die großartigen Bergkulissen des Anapurna-Gebiges und des Mounteverest befinden sich in der nördlichen Mitte des Landes und im Nordosten.

Zum Jahreswechsel von 2006 auf 2007 war ich das erste Mal in Nepal. Zusammen mit einem Journalisten und Jugendfreund arbeitete ich am Buchprojekt „Die Kinder von Shangrila“ für Govinda. Wir haben Portraits von Waisenkindern in Text und Bild erstellt.

Im Jahr 2008 bin ich während meiner zweiten Nepalreise zum ersten Mal in die Karnalizone in Westnepal gereist. Von Kathmandu aus fliegt täglich ein Flugzeug der Firma Yeti Airlines nach Nepalgunj. Die Stadt Nepalgunj, übersetzt „Tor nach Nepal“, liegt im Südwesten des Landes und ist ein Grenzort zu Indien.

Von Nepalgunj aus ging die Reise – nach langer Wartezeit am Flughafen – mit einer fragilen Propellermaschine nach Norden ins Gebirge. Nach einer knappen Stunde landete die Maschine, eine Dornier 228, auf dem kleinen, von Stacheldraht umzäunten Flughafen von Jumla. Der Ort war während des Bürgerkriegs die Hochburg der maoistischen Rebellen.

Suchana Kami © Christoph GysinYem © Christoph Gysin

Das Licht war grell und die Luft warm und staubig. Menschen warteten mit einer primitiven Tragbahre am Rand des Flugfeldes. Sie kamen von weit her, um eine schwerkranke Frau mit dem nächsten Flug nach Nepalguj zu bringen. Bestimmt hatte die ganze Familie ihr Geld zusammengelegt, um den Flug zu bezahlen. Diese Szene hat mich damals sehr berührt. Die medizinische Versorgung dort oben in den Bergen ist auf das Einfachste reduziert – das lokale Spital muss mit einem Jahresbudget von 1500 Euro auskommen.

Im Jahr 2008 gab es noch keine Straße, die nach Jumla führte und darum auch keine Autos oder Motorräder. Sämtliche Waren wurden durch die Berge getragen, unter anderem auch Baumaterial für Häuser und Brücken. Heute, fünf Jahre später, führt eine schlecht befestigte, gefährliche Straße nach Jumla. Entlang dieser Straße sind viele neue Geschäfte und Übernachtungsmöglichkeiten entstanden – es herrscht eine Art Goldgräberstimmung, jeder will von der neuen Verkehrsader profitieren.

Von Jumla aus besuchten wir in ein- bis zweitägigen Fußmärschen die Dörfer der Region. Auf dem Weg dorthin begegnet man immer wieder Frauen, die sperrige und schwere Lasten auf ihren Rücken von einem Ort zum anderen transportieren. Bei ihren kurzen Verschnaufpausen rauchen sie gelegentlich gemeinsam mit ander Trägerinnen eine Haschischpeife – vielleicht, um die körperlichen Strapazen etwas zu mildern. Wenn man die Trägerinnen mit einem freunlichen „Namaste“ und einer leichten Verneigung begrüßt, fangen sie an, zu kichern.

Bijula Aidi © Christoph GysinSune Budha © Christoph Gysin

Die Dörfer und die Menschen, die dort leben, sehen aus, als wären sie aus einer vergangenen Zeit. In den Dörfern leben ausgesprochen viele Kinder. Man bekommt fast den Eindruck, die Dörfer würden von den wilden und staubigen Kleinen beherrscht.

Bereits bei meinem ersten Besuch in Westnepal war ich von den ausgeprägten Gesichtern dieser Menschen fasziniert. Bei der Planung meiner letzten Reise im Frühjahr 2013 wusste ich, dass ich diese Menschen unbedingt portraitieren wollte.

Die Portraitserie entstand in den Bergdörfern Puru, Godasim, Pipalgaon, Luma und Padmara. Mein Ziel war, die Menschen so authentisch wie möglich zu portraitieren. Das heißt, ich habe die Leute genau so fotografiert, wie ich sie angetroffen habe. Ich nahm keinen Einfluss auf Kleidung, Schmuck, Kopfbedeckung und so weiter. Durch meinen kleinen, improvisierten Studioaufbau mit Hintergrund, Stuhl, Blitz und Stativ waren die Leute während den Aufnahmen sehr konzentriert.

Sukabir  © Christoph GysinTilak  © Christoph Gysin

Das Fotokonzept habe ich vor meiner Abreise gemacht, dadurch konnte ich mich – trotz der vielen Schaulustigen – wärend des Fotografierens voll auf meine Arbeit konzentrieren. Es war mir klar, dass ich nicht viel Gepäck mitnehmen konnte. Alles musste, neben Schlafsack und ein paar Kleidern, in einen Rucksack passen. Mein Fotomaterial bestand aus einer Kamera, zwei Objektiven, einem Systemblitz mit Schirm, zwei leichten Stativen und einem grauen Stoff als Hintergrund – schwer war der Rucksack dann trotzdem.

In den Dörfern habe ich jeweils einen gedeckten schattigen Ort gesucht, um mich einzurichten. Die Dorfbewohner waren natürlich neugierig und beobachteten mich gespannt. So konnte ich mir die vielversprechendsten Gesichter in aller Ruhe aussuchen. Auf die Frage, ob ich sie porträtieren dürfe, bekam ich meistens eine positive Antwort.

Heute macht es mich glücklich, dass ich diese Leute so nah portraitieren konnte. Ich denke, die Bilder erzählen etwas über das Leben der Menschen. Einige der Portraitierten gehören zur Kaste der „Dalits“, man nennt sie auch die Unberührbaren. Sie haben in Nepal nur wenige Rechte und dürfen nur die unterste und schmutzigste Arbeiten verrichten. Die Fotografien dieser Menschen haben für mich einen ganz besonderen Wert.

Namaste.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Anna träumt von Menschen und Eulen

29 Jun

Annas Bilder wirken entrückt. Sie zeigen sehr oft Portraits und erinnern an Filmstandbilder. Sie hält die Zeit an und doch läuft sie weiter, während Du schaust. Du verlierst Dich im Blick des anderen, folgst dem seinigen und damit ins Uferlose.

Anna fotografiert noch nicht lange. Nach ihrem ersten vollendeten Studium hatte sie einfach keine Lust mehr auf Texte. Sie wollte Bilder machen und so hat sie es noch einmal gewagt. Hat sich an der Ostkreuzschule beworben, wurde angenommen und studiert seitdem dort Fotografie und Gestaltung.

© Anna Eckold

Die Kamera rettet sie vor der Antriebslosigkeit, sagt sie.

Man denkt, heute versinke ich, nichts klappt und dann geht man fotografieren – und rettet sich, überwindet die Realität, man schafft eine neue, in Bildern.

Geboren und aufgewachsen ist sie in St. Petersburg. Die Stadt jedoch blockierte sie, hatte sie regelrecht belagert zwischen dem Wunsch zu sein und etwas sein zu müssen. Berlin dagegen empfindet sie als sehr befreiend, eine Stadt, in der sie sich neu erfinden darf.

© Anna Eckold

Am meisten faszinieren sie an der Fotografie die Menschen.

Da ist immer diese Gratwanderung zwischen der offensichtlichen Schönheit und der ungeschönten Weiblichkeit oder Männlichkeit.

Es sei schwierig, dann nicht die Mitte zu verfehlen. Aber ob das unbedingt sein muss, diese Mitte, das fragt sie sich auch. Denn eigentlich sei es ja viel interessanter, Portraits zu machen, die irgendwo da beginnen, wohin man normalerweise nicht gelangt, eben am Tiefpunkt oder am Aufschwung und gerade nicht in der Mitte.

Sie lässt ihre Bilder lange liegen, bevor sie sie entwickelt oder bearbeitet. Sie braucht die Distanz zum Machen und Erkennen. Denn gerade die Bilder, die ihr etwas bedeuten, die brauchen Zeit, damit sie sehen kann, was sie da überhaupt fotografiert hat.

© Anna Eckold

Anna spricht damit etwas aus, was viele Fotografen überhaupt motiviert, zur Kamera zu greifen. Fotografie ist die Motivation, etwas zu tun, hinauszugehen, zu kommunizieren und etwas mitzunehmen aus diesem Prozess.

Möchtest Du Annas Bildern folgen, dann schau bei Flickr vorbei oder besuch ihre Webseite.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Von Menschen und Essen

22 May

Ein Beitrag von: Ken Knoll

Auf die Food-Fotografie bin ich nicht zufällig, aber über Umwege gestoßen. Eigentlich bin ich seit Jahren der Menschenfotografie verschrieben. Den Portraits, Momentaufnahmen, Fashionbildern und Bildergeschichten gilt auch heute noch mein Hauptinteresse als Fotograf. Und natürlich als Mensch.

„Shoot what you love“ tönt es von allen Seiten, also warum nicht mal das Spektrum erweitern und etwas hinzufügen, was ich auch liebe? Mit leckerem Essen verbindet mich nicht nur meine persönliche Leidenschaft, sondern auch mein Startup foodQuest, das sich mit dem Thema Essen, genauer: Restaurants, in Form einer App auseinandersetzt. Und dann auch noch in Berlin wohnen! Klischeealarm!

Food © Ken Knoll

Es mag kaum überraschen, aber ich könnte kaum glücklicher über die Reihenfolge sein, in der ich diese Felder der Fotografie kennengelernt habe. Warum? Ganz einfach: Einen Menschen darzustellen, einen Moment festzuhalten, den Ausdruck einzufangen, all das sind Dinge, die neben einem Hauch Technik vor allem eines erfordern:

Gefühl. Den Moment erkennen, erspüren, ihn vielleicht sogar selbst zu erzeugen. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Etwas entdecken im Gesicht des Gegenübers und dieser Entdeckung zu huldigen. In der Food-Fotografie versuche ich, diesen Prozess zu wiederholen: Nicht einfach nur abbilden, sondern erst einmal fühlen. Sehen. Mit dem Koch reden: Was ist das Besondere an diesem Essen? Wer ist der Star?

Ach, das Fleisch hat eine Kerntemperatur von 55°C und ist deswegen so schön rosa? Diese Eindrücke nehme ich mit und versuche, sie in das Bild einzubauen. Hierbei hilft es mir enorm, dass ich das Entdecken, Fühlen und Sehen bereits aus meiner vorherigen Fotografieerfahrung einbauen kann.

Food © Ken Knoll

Food © Ken Knoll

Wir kennen alle die stark konzeptualisierte und stilisierte Form der Food-Fotografie (die ich auch auf eine gewisse Weise bewundere), aber genau wie in meiner Menschenfotografie interessiert mich meistens der Blick auf’s Ganze, nicht nur der hochglanzkompatible Eindruck.

Die Emotion, die ich mit meinen Food-Bildern erzeugen will, ist ungleich einfacher als in der Menschenfotografie: APPETIT. Ich mag Bilder, die Lust auf Essen machen. Lecker. Will ich haben. Ich persönlich muss dafür dem Foto glauben.

Es muss authentisch sein und trotzdem ästhetisch. Dieser Ästhetik sind natürlich dadurch gewisse Grenzen gesetzt. Essen sieht nun mal schnell „falsch“ aus. Verdorben, ungesund. Wir sind nun einmal evolutionsbiologisch so programmiert. Meine Lösung hierfür: Mach’s Dir einfach.

Ein Tageslicht-Setup im Studio nachbauen klappt mit etwas Übung im Portraitbereich sehr gut, im Food-Bereich ist es aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Oberflächen, die teilweise recht erbarmungslos jeden Fehler offenbaren, schon etwas komplizierter.

Food © Ken Knoll

Food © Ken Knoll

Meine Food-Fotos entstehen daher häufig mit reinem Tageslicht. Ein großes Fenster zur Nordseite, ein Faltreflektor. Mehr brauche ich meistens nicht. Ich baue durchaus mal das eine oder andere Setup im Studio, aber die Limitationen sind deutlich stärker:

Je nachdem, wie viel Essen ich fotografieren möchte (ich fotografiere viel in Restaurants) und wie der Prozess der Essensanlieferung aussieht, muss ich teilweise sehr schnell und spontan arbeiten.

Eine Suppe? Vielleicht ein softes Gegenlicht. Das leckere Fleisch? Braucht schönen Kontrast, also versuche ich, das Licht eher von der Seite oder von hinten kommen zu lassen. Und so weiter.

Hierbei liegt es mir trotz reicher Erfahrung mit Blitzen aller Art einfach näher, mich mit einer großen Lichtquelle in Form eines Fensters zu begnügen und so schnelle Entscheidungen treffen zu können.

Food © Ken Knoll

Ich will in diesem Text bewusst nicht viel von der Technik erzählen. Technik ist entsetzlich langweilig. Klar ist es notwendig, seinen Weißabgleich richtig einzustellen, wenn man ordentliche Farben haben möchte. Aber genau darum geht’s mir ja: Erst fühlen, dann sehen, dann fotografieren.

Dann klappt’s auch mit den richtigen Farben und der restlichen Technik. Wer noch nie eine Softbox bedient hat, tut in jedem Fall gut daran, bei den ersten Food-Gehversuchen die große kostenlose Softbox von „da oben“ zu verwenden.

Vielleicht bringt Euch dieser Text dazu, Euer Hauptinteressengebiet mal für einen Moment zu verlassen und etwas ganz anderes zu fotografieren. Und dann erlebt Ihr vielleicht, was für Euch die darunterliegende Verbindung zwischen den verschiedenen Gebieten ist. Seid gespannt!


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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