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Posts Tagged ‘Landschaftsfotografie’

Positionen zur Landschaftsfotografie

24 Nov

Zu Beginn eine Behauptung: Die Landschaftsfotografie ist derzeit ein stinkender Haufen kitschiger Müll, sich nie verändernder überdramatischer, pittoresker Reproduktionen. In Anbetracht gängiger und populärer Umsetzungen denkt man eher an billigen Plastik-Techno der 90er Jahre, als an anspruchsvolle, Geist und Seele berührende Singer-Songwriter-Musik.

Natürlich muss hier sofort die Frage beantwortet werden, was eigentlich mit Landschaftsfotografie gemeint ist. Das Wort erklärt sich zwar von selbst, doch es gibt wohl tausende Fotografen, die nicht identische Ergebnisse liefern.

Gemeint ist das, was ich zu sehen bekomme, wenn ich das Genre im Exposé von 500px besuche oder die englische Version des Begriffes auf Flickr eingebe. Weitere Paradebeispiele brauche ich nicht zu nennen und auch die Google-Bildersuche unterstreicht den Befund.

An dieser Stelle könnte ich diesen Artikel beenden, denn eigentlich ist alles gesagt. Doch ich sehe keinen Sinn darin, auf ein Thema derart einzuprügeln, ohne ansatzweise konstruktive Gedanken hinterlassen zu haben.

Buntheit, Dramatik und HDR

Doch dazu muss ich weiter ausholen: Als Herausgeber dieser Internet-Zeitschrift bin ich sehr, sehr oft auf Streifzügen durch Foto-Communities jeglicher Art. Seien dies nun Flickr, 500px, Behance oder gar bei aller Verzweiflung die FC.

Dort halte ich Ausschau nach ungesehenen Talenten aller Art, unter anderem auch aus dem Teilbereich der Landschaftsfotografie. Was mir dort jedoch an Bildmterial entgegenwuchert, halte ich häufig keine zehn Minuten lang aus.

Die perverse Buntheit, übertriebene Dramatik und (oh, boy) HDR-fetischistische Aufregung dreht mir, wie man so schön sagt, den Magen um. Ich muss mich schon sehr zusammenreißen, um auch mal ein Portfolio zu finden, das annähernd innovativ ist und sich keiner dieser vorgekauten Techniken bedient.

Natur in „natürlichen“ Farben? Ganz, ganz selten. Und meist fernab von jeglichen Popularisierungs-Algorythmen. Fernab von vielen Favs, Kommentaren oder gar Lobeshymnen.

Landschaften ohne Weitwinkeldrama im Sonnenuntergangslicht? Landschaftsfotos, die nicht immer die gleichen, seit 30 Jahren totfotografierten Locations zeigen? Es gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Natürlich, jede_r soll frei Schnauze fotografieren, was und wie es der Person selbst gerade gefällt. Ich will und kann niemandem vorschreiben, wie ein Genre zu fotografieren ist.

Da ich aber dieses Magazin gegründet und einer großen, (meist) intelligenten Leserschaft dankbar bin, möchte ich diese Plattform nutzen, um diesem Missstand Aufmerksamkeit zu verleihen.

Was mir heutzutage im benannten Genre fehlt, sind Innovationen, Bezug zur Natur und ein frischer Mut zum Normalen.

Innovationen? Es ist äußerst mühsam über die gängigen Kanäle Menschen zu finden, welche die Landschaftsfotografie neu denken und die Sache mit einem (zumindest) klitzekleinen Fünkchen Erfindergeist angehen. Die sich weigern, Kopien von Kopien von Kopien zu machen.

Bezug zur Natur? Den vermisse ich sogar sehr, denn das, was ich auf diesen Bildern meist sehe ist nicht natürlich und ist auch nicht Natur. Es ist eine völlig überdrehte Maximierung jeglicher Schönheitsvorstellungen unserer Gesellschaft und sie brüllt quasi den Sinn eines jeden Bildes förmlich heraus.

Doch wo bleibt das Stille? Das Zurückgenommene? Das Subtile? Natürlich kann Natur gewaltig sein, aber sie ist es nicht die ganze Zeit. Natürlich können Landschaften bunt sein, sind es jedoch nicht immer.

Mut zum Normalen? Wer traut sich schon eine grau-grüne Wiese so abzubilden, wie er (oder sie) sie vorfindet?

Nein, es muss immer Weitwinkel sein. Die Farben müssen knallen oder der Himmel ist dramatisch bewölkt. Alles andere wird selten tatsächlich umgesetzt und schon gar nicht „populär“. Normal ist langweilig und Langeweile ist nicht auszuhalten. Es muss krachen.

Von der ersten Begegnung

Auf mich wirkt ein Gutteil dieser Publikationen wie die Formulierung einer ersten Begegnung des Großstädters mit der Natur.

Der ist nur feinsäuberlich gemähte Parks, Baustellenlärm und U-Bahnromatik gewohnt. Für ihn (oder sie) wirkt ein Blick auf einen Gebirgszug, den sie (oder er) zum ersten Mal sieht, natürlich unfassbar intensiv.

Boah, wie derb.
Ist. Das. Krass.
Megageil!

Doch dieser Eindruck verliert sich irgendwann. Auch wenn man (oder frau) nach jahrelanger Zuwendung einen tiefen Respekt vor ihrer Schönheit hat, werden Momente in der Natur seltener, in denen man komplett aus allen Wolken fällt.

Das nennt man Gewohnheit und sie hat nichts Verwerfliches, sondern – da ist es wieder, das Wort – normal. Denn wir können nicht in einem ständigen Rausch der Sinne leben. Müssen wir auch nicht.

Es ist keine Seltenheit, dass Fotoeinsteiger ebensolche Landschaftsfotos wahnsinnig toll finden. Sie überfluten mit Bildgewalt, Pathos und leidenschaftlicher Glut. Jedoch nutzt sich das – ich wiederhole mich – nach einiger Zeit ab.

Mir stellt sich die Frage, warum in der Landschaftsfotografie der Bezug zum Trivialen nur selten Raum bekommt. Meine Annahme ist, dass sich Pathos und Kitsch gesellschaftlich immer stärker durchsetzen werden, als das Ruhige, Besonnene und Stille.

Weit verbreitete Beliebtheit von Schundblättern wie der Bild-Zeitung, Kinofilme wie „Transformers“ und die meist schwache musikalische Leistung von trendiger Charts-Musik unterstreichen das. RTL und Helene Fischer erledigen den Rest.

Und genau das ist es, was Landschaftsfotografen, die ihren eigenen Weg gehen, als erstes wissen müssen: Abseits knallig kitschiger Ausdrucksformen wird der Erfolg relativ gering ausfallen – ein dauerhaftes Anstreben eigener Ideen abseits des Mainstreams wird in sozialen Netzwerken kaum beachtet oder honoriert.

Geschmacksache?

Ich bin mir darüber im Klaren, dass die hier von mir angeprangerten Stilmittel gänzlich meinen persönlichen Vorlieben und meiner eigenen kulturellen Prägung geschuldet sind.

Wenn man so will, kann man meine Kritik vernichtend mit dem Satz „Ist halt alles Geschmacksache“ hinfortfegen. Jedoch muss sich jeder, der diesem Sujet zugewandt ist, fragen, ob er oder sie auf Dauer das machen möchte, was alle machen. Dazu kann ein Ja oder ein Nein fallen.

Ich möchte Mut machen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, in sich hineinzuhören und mit allen Kapazitäten zu experimentieren – sowohl mit den eigenen, als auch mit denen der Fotografie. Neue Ansätze, Themen und Projekte zu erforschen, sich auch mit der recht kurzen Historie der Fotografie auseinanderzusetzen, aus ihr zu lernen und dann und dem Kitsch einen Tritt in den Hintern zu verpassen.

Was dann entsteht muss mir, Martin Gommel, nicht gefallen. Die hier kritisierten Techniken können verschoben, umgedreht oder bis ins Extreme durchexerziert werden. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass alles besser ist, was anders ist als der Mainstream.

Epilog

Als ehemaliger Landschaftsfotograf begewege ich mich heute weit abseits des Themas, habe aber dennoch das Interesse daran nicht verloren – was für mich persönlich auch ein Grund ist, sie weiter zu verfolgen.

Vielleicht liegt mir so viel an diesem Thema, weil ich als junger Fotograf selbst furchtbaren Kitsch produziert, diesen Ansatz dann aber überdacht und hinterfragt habe und hinter dem Mainstream-Horizont eine fotografische Freiheit entdeckt habe, die ich anfangs nicht für möglich gehalten hätte.

Und deshalb werde ich als Herausgeber dieses Magazins weiter unterstützen, dass Andersarbeitende hier zu Wort und Bild kommen.

Damit meine ich Fotografinnen und Fotografen, wie Kathrin Loges und Jan D. Wunderlich, Bernd Uhde und Lotta Heinz, um den Artikel nicht ohne lobenswerte Beispiele zu beenden. 


kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity

 
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Landschaftsfotografie zur Mittagszeit

07 Jan

Ich fotografiere nun seit zirka fünf Jahren hauptsächlich Landschaften. Eine der ersten sogenannten Regeln für Landschaftsfotografen, die ich damals gelernt habe, war, dass die beste Fotozeit während der Morgen- und Abendstunden ist. Mittags lässt man die Kamera besser im Rucksack oder zu Hause.

Lange Zeit war ich selbst ein großer Verfechter dieser Regel. Im weichen Licht der Dämmerung lassen sich leichter stimmungsvolle Fotos aufnehmen. Beginnt dann noch der Himmel zu glühen, ist das fast schon eine Garantie für spektakuläre Fotos, wenn man sich vorher die Zeit genommen hat, ein passendes Motiv zu suchen.

Durch Befolgen dieser Regel habe ich mich jedoch über Jahre hinweg stark eingeschränkt, immer auf der Jagd nach dem nächsten spektakulären Sonnenauf- oder -untergang. Besonders auf Reisen kann das zu einem Problem werden, wenn man nur wenig Zeit an einem Ort verbringt.

Ich wusste einfach nicht, wie man unter dem harten Licht der Mittagssonne gute Fotos macht. Aber auch dafür gibt es ein paar Rezepte, die ich Euch hier kurz vorstellen möchte. Die folgenden Beispiele sollen dabei weniger eine konkrete Anleitung zum Fotografieren zur Mittagszeit darstellen, sondern als Inspiration dienen.

Fallen Leaves © Michael BreitungGrobbach © Michael Breitung

Wald

Unter dem dichten Blattwerk eines Waldes kann man auch bei klarem Himmel und Sonnenschein einzigartige Stimmungen einfangen. Es entsteht ein interessantes Schattenspiel. Um mit den Kontrasten umzugehen, sind oft mehrere Belichtungen und DRI-Techniken in der Nachbearbeitung nötig. Als Ergebnis erhält man aber nicht selten Bilder wie aus einem Märchen.

Wahclella © Michael Breitung

Schluchten

Tiefe Schluchten lassen selbst bei hochstehender Sonne nur wenig Licht den Boden erreichen. Das einfallende Licht wird durch die Felsen und Wände der Schlucht geformt. So entstehen einzelne Lichtspots und manchmal fällt das Licht wie ein Fächer durch Felsspalten. In Kombination mit Wasser und der Gischt, die sich über einem tosenden Bach bilden kann, sind alle Zutaten für spannende Fotos vorhanden.

Rappensee © Michael Breitung

Quellwolken

Als Argument gegen die Fotografie zur Mittagszeit werden oft die harten Kontraste genannt, die es schwer machen, ein ansprechendes Landschaftsfoto zu gestalten. Es ist nicht leicht, unter solchen Bedingungen den Blick des Betrachters gezielt zu lenken. Man kann sich diese Kontraste aber zu Nutze machen. Wenn ein paar Wolken über den Himmel ziehen, hat man die Möglichkeit, die Kontraste im Bild zu steuern.

Etwas Geduld ist nötig, wenn man wartet, bis die Wolken die richtige Position erreicht haben, um das Licht genau so zu filtern, wie es dem Foto gut tut. Ich fotografiere deshalb selbst bei hellem Sonnenschein mit Stativ. So kann ich zum Beispiel mehrere Fotos einer Szene kombinieren, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.

Neben dem Steuern der Kontraste im Bild haben Wolken noch einen weiteren Effekt. Besonders Quellwolken sehen auf einem Foto einfach klasse aus, wenn sie von oben angeleuchtet werden und an den Rändern weiß strahlen.

Auch habe ich oft gelesen, dass die Farben blass aussehen, wenn man mittags fotografiert. Vielleicht ist das so, wenn man gegen die Sonne fotografiert. Aber mit der Sonne hoch im Himmel ist das fast schon unmöglich. Und fotografiert man Wiesen, Meer oder Wald, so kommen die Farben gerade bei Sonnenschein am besten zur Geltung.

Anse Coco © Michael Breitung

Zum Abschluß noch ein paar Worte zum Einsatz des Polfilters. Während er auf dem Land unschöne Reflexionen herausfiltert und die Farben intensiver wirken, finde ich seinen Effekt auf einen blauen Himmel meist übertrieben und bei der Fotografie mit Weitwinkelobjektiv zu ungleichmäßig.

Ich verzichte deshalb tagsüber meist auf den Polfilter und behelfe mir lieber mit ein paar Gradationskurven in der Nachbearbeitung, um die Farben und Kontraste etwas aufzuputschen. Ausnahmen sind stark bewölkte Tage, an denen der Polfilter seine Stärken am besten ausspielen kann.

Karwendel © Michael Breitung

Winter

In der kalten Jahreszeit geht die Sonne nicht nur später auf und früher unter. Sie steht tagsüber auch viel tiefer am Himmel und damit hat man als Landschaftsfotograf den ganzen Tag über Lichtverhältnisse, die man sonst nur morgens und nachmittags hat. Das Licht wirkt nicht so hart wie im Sommer. Es formt die Landschaft und zeigt feinste Strukturen auf.

Auch Städte profitieren aus fotografischer Sicht von der tiefstehenden Sonne. Längeren Schatten verleihen den Fotos mehr Tiefe und Gebäudefassaden erhalten mehr Strukur.

Prague © Michael Breitung

Schwarzweiß

Wenn das Tageslicht der Landschaft gar nicht schmeichelt und die Farben einfach nicht zur Stimmung passen, kann man versuchen, sich die Landschaft in schwarzweiß vorzustellen. Dann zählen nur noch Kontraste und Strukturen. Für ein dramatisches Schwarzweißfoto darf es dabei durchaus etwas mehr sein. So kommt einem das vermeintlich harte Licht sogar zu Gute.

Fango © Michael BreitungBurgbach Wasserfall © Michael Breitung

Es gibt sicher noch weitere Möglichkeiten, tagsüber schöne Fotos zu machen. Dieser Artikel soll nur eine Anregung sein. Außerdem bin ich immer noch ein Fan von Sonnenauf- und -untergängen und werde diese auch in Zukunft nicht aus meinem Portfolio verbannen.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Landschaftsfotografie bei Nacht

29 Aug

Ein Beitrag von: Raik Krotofil

Landschaften in der Dunkelheit, ohne Lichtquellen und nur mit Sternenhimmel, vom Mond ausgeleuchtet oder auch Großstädte in der Nacht und deren beleuchtete Straßenzüge sind für mich immer wieder reizvolle Motive. Aber diese auf den Sensor zu bannen ist gar nicht so einfach.

Für jede Motivsituation gibt es auch ideale Bedingungen. Der Vollmond ist eine hilfreiche Lichtquelle, wenn es darum geht, die Landschaftsformationen in ein mystisches, befremdliches Licht zu tauchen. Zu diesem Thema hatten wir auf kwerfeldein bereits einen Artikel.

Es erscheinen Schatten, die ohne Mondlicht nicht da wären, Täler werden sanft ausgeleuchtet und Wolken bekommen Struktur. Ich mag Vollmondnächte und fotografiere von mir bereits ausgesuchte Motive gern in diesem Licht. Der Sternenhimmel wird allerdings vom Mond überstrahlt, so dass die Sternendichte auf den Fotos später nicht so spektakulär ist.

Einsames Tipie  © Raik Krotofil

Für Landschaftsfotos mit detailiertem Sternenhimmel sind Nächte ohne Mondlicht ideal. Aber dann hat man als Fotograf oft mit Lichtverschmutzung, dem Störlicht unserer Zivilisation, zu kämpfen. Es ist unglaublich, wie viele Sterne am Himmel sichtbar sind, wenn man sich außerhalb der Großstädte in ländlichen Gebieten oder in Erdteilen mit wenig Besiedlung aufhält.

Von daher bin ich froh, in einer Region zu wohnen, in der ich meine Fototouren in dunkle Waldgebiete legen kann. Der Himmel sollte dann idealerweise klar sein und die Luftfeuchtigkeit niedrig. Perfekt sind windstille Nächte.

Koh Tao  © Raik Krotofil

Das Handicap bei der Fotografie jenseits des Tageslichts ist, per se kein oder sehr wenig Licht zu haben. Der High-ISO-Bereich und weit geöffnete Blenden ermöglichen dennoch „kurze“ Belichtungszeiten. Eine Schwierigkeit ist dabei die bei weit geöffneten Blenden fehlende Schärfentiefe.

Ich achte deshalb auf einen Bildaufbau, der wenig Vordergrund in Kameranähe erzeugt. Fokusstacking wäre ein probates Mittel, um mehr Schärfentiefe zu erzeugen, es ist jedoch nicht meine Arbeitsweise. Gelegentlich kann man Unschärfe im Vordergrund sogar bewusst als Gestaltungsmittel einsetzen.

Und dann ist da noch das Rauschen, das im hohen ISO-Bereich zunimmt. Es gibt hier eine Methode, bei der mehrere Belichtungen unter Hinzunahme sogenannter Darkframes aufgenommen und mit Hilfe von Programmen wie Fitworks oder DeepSkyStacker verrechnet werden. Dabei wird das Rauschen des Kamerasensors aus den Fotos herausgemittelt und es werden mehr Details im Sternenhimmel sichtbar.

Ich oute mich als bequemer Fotograf, der ausschließlich die One-Shot-Fotografie nutzt. Mein Credo lautet: Ich bin lieber eine Stunde mehr unterwegs und genieße das Fotografieren, als eine zusätzliche Stunde am Rechner zu sitzen und mit dem Zusammenbasteln von Fotos beschäftigt zu sein.

Dabei profitiere ich von der Auflösung einer Vollformatkamera und der Möglichkeit, selbst bei ISO-Werten von 1600 bis 3200 noch Fotos mit akzeptablem Rauschen zu machen.

Mit den folgenden Beispielen möchte ich Euch nun ein wenig meine Vorgehensweise bei der Landschaftsfotografie mit Sternenhimmel zeigen.

Landschaften mit detailiertem Sternenhimmel

© Raik Krotofil

Das Foto oben, ein zugefrorener See oberhalb von Sankt Martin in der Pfalz, habe ich unter den oben beschriebenen idealen Bedingungen aufgenommen. Es war in einer klaren Dezembernacht, als ich bei -8 °C loszog. Zum ersten Mal seit mehreren Wochen riss der Himmel auf und ich musste gleich mein neues „Nachtobjektiv“ testen. Das Objektiv meiner Wahl bei Nachtfotos mit Sternenhimmel ist das manuelle Samyang 24mm mit einer Offenblende von f/1.4.

Zum einen werden mit geöffneten Blenden wesentlich mehr Sterne eingefangen, oft mehr als mit bloßem Auge zu sehen sind. Zum anderen bleiben die Verschlusszeiten in dem Bereich, in dem die Sterne gerade noch scharf, ohne Bewegung, abbildet werden. Dieser Bereich ist abhängig von der eingestellten Brennweite. Bei meiner Aufnahme am Vollformat der Canon 5D MkII waren es 20 Sekunden.

Ich nutze hierbei gern die Formel 500 / Brennweite in mm als groben Richtwert, um die maximal mögliche Belichtungszeit zu ermitteln. Astronomen werden vielleicht genauere Berechnungen vornehmen. Für mich ist es als ungefährer Richtwert ausreichend.

Neuscharfeneck © Raik Krotofil

Die Burg Neuscharfeneck in der Pfalz thront mitten im Wald oberhalb der Hügel. Eine wundervolle, exponierte Lage. Ideale Bedingungen für dieses Foto mit der Milchstraße fand ich in einer Nacht kurz vor Neumond. Der Mond ging in jener Julinacht eine Stunde nach Entstehen dieser Aufnahme auf und war somit nicht als störende Lichtquelle anwesend.

Zur Orientierung und Bestimmung der Position der Milchstraße nutze ich im Vorfeld eine drehbare Sternenkarte. Die Milchstraße hat nicht immer die gleiche Position am Firmament des Himmels. Ähnlich den Sternbildern ändert sich diese abhängig von der Uhr- und Jahreszeit.

Ein wolkenloser Himmel und klare Luft ließen die Milchstraße am Nachthimmel so strahlen, wie ich es in unseren Breiten selten gesehen habe. Das Motiv konnte ich nur mit vier Einzelaufnahmen im Hochformat in Form eines Panoramas darstellen. Meine Kameraeinstellungen waren hier ISO 4000 bei Blende f/2.0 und 20 Sekunden Belichtungszeit. Nur durch die Wahl dieser Werte konnten ich die Burgmauern auf dem Foto so hell festhalten.

Teufelstisch  © Raik Krotofil

Der Teufelstisch ist eine skurrile Sandsteinformationen im Pfälzerwald. Monatelang habe ich darauf gewartet, dass der Vollmond nicht von Wolken verdeckt wird. Die Mondphasen sind im Jahr auf zwölf Vollmonde verteilt. Da kann man sich in etwa ausmalen, wie oft der Vollmond sichtbar ist und dann auch noch zum richtigen Zeitpunkt hinter mir steht und den Teufelstisch sanft ausleuchtet.

An einem Aprilabend dieses Jahres war es endlich soweit. Um die Belichtung vor Ort zu ermittelten, stellte ich zunächst einen Schätzwert manuell ein. Mit ISO 1600, Blende f/4 und 15 Sekunden Belichtungszeit machte ich die erste Testaufnahme und tastete mich dann durch Beurteilung des Histogramms an die endgültigen Einstellungen heran.

Das waren in diesem Fall 20 Sekunden, bei Blende f/2.8 und ISO 800. Die Natur meinte es in dieser Nacht gut mit mir. Da es windstill war, wurden die Äste der Bäume scharf abgebildet.

Landschaften mit Sternenspuren

Teufelstisch Trails © Raik Krotofil

Das zweite Foto vom Teufelstisch entstand noch in der gleichen Nacht. Nachdem ich mein Foto mit fixem Sternenhimmel im Kasten hatte, widmete ich mich noch einer Fotoserie mit Sternenspuren. Die Sternenbahnen erzeugen bei langen Belichtungszeiten Striche auf dem Foto. Meine Erfahrung hierbei ist, dass ein sogenannter Oneshot, also nur eine 30- bis 40-minütige Belichtung, wesentlich weniger Sterne zeigt als ein Stacking von kürzeren Einzelaufnahmen.

Auch ist die Himmelsrichtung, in die fotografiert wird, maßgeblich für die Länge der Sternenbahnen. Der Himmel in Richtung Norden, wie auf dem Foto vom Teufelstisch, zeigt um den zentral gelegenen Polarstern bei gleicher Belichtungszeit etwa kürzere Startrails als der Himmel im Süden, der, wenn man sich in der nördlichen Hemisphäre befindet, zusammen mit dem Südosten und Südwesten die längsten Spuren zeigt.

Trails Tipie © Raik Krotofil

Doch wie funktioniert das Stacken von Startrails? Dafür möchte ich an meinem Lieblingsmotiv, einem Tipie ganz in meiner Nähe, den Workflow dafür aufzeigen.

In einer klaren, wolkenlosen Nacht ohne Mondlicht suchte ich das Zelt mit einer speziellen Bildidee auf. Ein leuchtendes Tipie mit Statrails sollte es werden. Den richtigen Bildaufbau zu finden, war im Dunkeln nicht einfach und ich brauchte einige Anläufe, bis kein „Fremdlicht“ der Ortschaften auf dem Foto war.

Der Vordergrund war rabenschwarz. Nur durch Ausleuchten mit einer Stirnlampe war es möglich, einen geordneten Bildaufbau zu finden. Drei Testaufnahmen brauchte ich, um die korrekte Belichtung zu ermitteln und diese anhand des Histogrammes abzuschätzen.

Das erste Foto machte ich dann bei Blende f/5.6 und ISO 1600 für mehr Schärfentiefe. Während der Belichtungzeit von 200 Sekunden leuchtete ich das Zelt von innen mit einer LED-Taschenlampe und einem Lee-Farbfilter aus.

Die nachfolgenden Belichtungswerte sahen dann wie folgt aus: ISO 3200, Blende f/4 und 69 Sekunden Belichtungszeit. Ich programmierte meinen Timer auf 31 Aufnahmen und legte mich entspannt auf meine Isomatte ins Gras. Alle 32 Aufnahmen würde ich später in Photoshop in 32 einzelnen Ebenen mit dem Verrechnungsmodus Aufhellen stapeln.

Während meine Kamera 35 Minuten lang fleißig Fotos machte, beobachtete ich den Sternenhimmel und wurde immer wieder durch das Rascheln im Wald direkt hinter mir aufgeschreckt. Die Waldkauze schrien in die Nacht hinein.

Das sind die Augenblicke in der Landschaftsfotografie, die das Auslösen des Verschlusses in den Hintergrund treten lassen. Die Momente, in denen man die Landschaft spürt, in denen man sie schmecken, riechen und fühlen kann, sind für mich unersetzliche Erinnerungen und Faszination zugleich. Beim Anschauen der Fotos später am Rechner oder als großformatiger Druck kommen diese Erinnerungen wieder und bescheren mir ein tiefes Glücksgefühl.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Panning in der Landschaftsfotografie

30 Oct
Bildkomposition in der LandschaftsfotografieDies ist ein Gastartikel von Sven Seebeck. Sven lebt in Finland und fotografiert überwiegend die Landschaften im Norden Skandinaviens. Seine Arbeiten könnt Ihr auf seiner Webseite svenseebeck.com finden. Auf Twitter findet Ihr ihn unter @svenseebeck.

Heute möchte ich Euch eine Technik vorstellen, die mich nunmehr schon eine ganze Weile begleitet und auf die ich immer wieder gerne mal in der Landschaftsfotografie zurückgreife: die Panning Technik.

Diese Technik wird für gewöhnlich bei bewegten Objekten angewendet mit dem Ziel, das Objekt relativ scharf vor einem verwischten Hintergrund abzulichten. Eine schnelle Suche auf Flickr bringt entsprechende Beispiele. Auf die Idee, diese Technik allerdings in der Landschaftsfotografie anzuwenden, bin ich jedoch durch einen Artikel über den englischen Fotografen Ted Leeming in dem Magazin Outdoor Photography aufmerksam geworden.

Ein Teil seiner Arbeit zeichnet sich durch die Verwendung eben dieser Panning Technik in der Landschaftsfotografie aus. Da in dem Artikel nicht beschrieben war, wie er seine Fotografien erstellt, musste ich es eben selbst heraus finden.

Panning in der Landschaftsfotografie

Im Grunde genommen handelt es sich hierbei lediglich um eine Langzeitbelichtung, bei der man während der Belichtung gewissermassen durch das Motiv die Kamera zieht (oder dreht), um den Effekt des Verwischens zu erreichen. Hier sind der Kreativität keinerlei Grenzen gesetzt. Man kann die Kamera von oben nach unten, oder umgekehrt, von links nach rechts ziehen oder einfach kreisen usw. Auf dem Display kann man schnell das Resultat sehen.

Ich will hier keine Regeln aufstellen, aber ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Kamera entsprechend dem Motiv zu Bewegen. Zum Beispiel bei Bäumen vertikale Bewegungen und bei Szenen mit einer klaren Linie am Horizont, horizontale Bewegungen. Laub auf dem Boden macht in einer rotierenden Bewegung eine gute Figur.

Panning in der Landschaftsfotografie

Hier alles erlaubt was gefällt und man muss viel experimentieren. Wichtig ist jedoch, das die Belichtungszeit ausreichend lang ist, obwohl dies natürlich auch von der Geschwindigkeit der Bewegung abhängig ist. Ist die Belichtungszeit zu Kurz, wirkt das Bild schlicht, nur unscharf und nicht gewollt verwischt.

Belichtungszeiten von 0,5 Sekunden sind in der Regel schon ausreichend und ich fand den Effekt am Besten, wenn man die Kamera während der Bewegung auslöst und nicht schon vorher.

Um entsprechende Belichtungszeiten auch bei Tageslicht zu erreichen, sollte man auf jeden Fall die niedrigste ISO verwenden, die die Kamera hergibt. In den meisten Fällen wäre dies wohl ISO 100 oder wie bei einigen Modellen (z.B. Canon’s 5d’s) ISO 50 im erweiterten Modus. Auch einige Point’n Shoot Kameras haben diese Funktion. Gelegentlich nennt es sich dann ND Filter.

Panning in der Landschaftsfotografie

Hat man die niedrigste ISO ausgewählt, ist es am einfachsten, im TV Modus (Zeitmodus) zu arbeiten und die gewünschte Belichtungszeit einzustellen. Die Kamera übernimmt dann die Auswahl der entsprechenden Blendenöffnung. Meist wird dies eine recht kleine Öffnung sein, wahrscheinlich f/11 oder kleiner, wenngleich dies selbstverständlich aber auch von den Lichtverhältnissen abhängig ist. Aus reiner Gewohnheit arbeite ich allerdings im AV- oder Manuellen Modus und stelle ich Kamera entsprechend selbst ein. Schärfentiefe ist bei dieser Technik kein Problem – etwaige Verzerrungen durch eine extrem kleine Blende (z.B f/32) fallen hier nicht ins Gewicht.

Panning in der Landschaftsfotografie

Reizvoll finde ich diese Technik, da man durch sie nicht unbedingt von besonders spektakulären Szenen und besonderes fotogenem Wetter abhängig ist. Mit dieser Technik kann man auch schon im eigenen Garten/Hinterhof gute Ergebnisse erzielen. Langweiliges, graues Wetter ist auch hilfreich, um entsprechende Belichtungszeiten bei Tage zu bekommen.

Falls Euch diese Technik gefällt und Ihr selber damit experimentiert, verlinkt doch einfach zu Euren Ergebnissen in den Kommentaren. Danke!

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