Das ging mir schon sehr lange im Kopf herum: Mal nicht nur fotografieren und hinterher die Farben etwas verschieben, vielleicht einige störende Elemente wegstempeln, sondern das ganze Bild durch Collage selbst zusammenbauen. Als ich das Wacom Cintiq Companion getestet habe, hatte ich das Gefühl, endlich das Werkzeug für so ein Projekt in den Fingern zu haben.
Ich suchte mir also ein Modell, das offen für Experimente war, schleppte meinen Rucksack und einen Beutel voller getrocknetem Naturzeugs zu ihr und improvisierte einfach etwas rum. Anschließend ließ ich das aufgenommene Material auf mich wirken und zog nur noch einmal los, um ein paar Teile aufzunehmen, die ich für die Collage brauchte, als ich eine Idee davon hatte, was ich daraus machen wollte.
Das folgende Making-of habe ich hinterher zusammengestellt. Der eigentliche Arbeitsprozess lag also zwar ziemlich nah an dem, was man hier sehen kann, aber es gab auch ein paar Versuche und Herumprobieren, die ich nicht protokolliert habe, weil ich sie zwischendurch nicht gespeichert habe.
Ich habe tatsächlich die ganze Zeit mit Schwarzweiß-Bildern gearbeitet und erst am Ende etwas Farbe hinzugefügt. Damit wollte ich mal die Technik ausprobieren, die Anna „escume“ Dittmann vor einigen Wochen in einem Making-of beschrieben hat.
Für den Hintergrund habe ich ein paar Fotos der Steine in der Torburg am Kölner Rudolfplatz gemacht. Ich habe mir dafür solche herausgepickt, die möglichst interessante Strukturen hatten, ohne dabei zu kleinteilig zu sein.
Für jede der drei Arbeiten in der Serie „the bird catcher“ habe ich jeweils zwei dieser Steinfotos zu einem quadratischen Hintergrund zusammengesetzt. Dabei sind die Steinbilder um 90° gedreht, weil das Hauptlicht im Gesamtbild von links kommen soll.
Für die runden Fenster habe ich Aufnahmen der dekorativen Fenster an den Aufgängen des Kölner Südbahnhofs gemacht, an die ich mich erinnert habe. Zum Glück waren diese auch noch in der alten schlechten Verfassung und nicht erneuert – Glück gehabt!
Damit ich eine größere Auflösung bekomme, habe ich die Fenster jeweils in zwei Teilen fotografiert und diese hinterher zusammengesetzt. Deshalb sieht man hier im Hintergrund auch zwei verschiedene Perspektiven zusammenlaufen.
Das runde Fenster habe ich eingefügt, die Beleuchtung etwas angepasst und entsprechend meiner Hauptlichtquelle von links herumgedreht. Außerdem habe ich den Fensterrahmen etwas schmaler gemacht, um mehr Platz in der Mitte zu haben.
Da die Fenster an sich schon schief und durch die Aufnahme noch einmal etwas verzerrt waren, habe ich zusätzlich den inneren und äußeren Kreis begradigt bzw. zentriert, damit das Ganze ausgewogen ist und man – gerade bei einer mittigen, sonst exakt symmetrischen Komposition – nicht das Gefühl hat, dass irgendetwas leicht schief ist.
Damit der Steinhintergrund und das Fenster nicht einfach nur aufeinandergelegt aussehen, habe ich dem Hintergrund eine Einstellungsebene „Belichtung“ hinzugefügt, die stark abdunkelt und mit einem weichen Pinsel einige Bereiche sichtbar gemalt.
Dabei habe ich besonders auf die Struktur der Steine und die schon vorhandenen Schatten geachtet und davon abgeleitet, wo auf der Steinoberfläche das Fenster nun ungefähr Schatten werfen sollte. So fügen sich diese zwei Teile besser ineinander, als würde das Fenster auf einigen der Steinvorsprünge stehen.
Für das Innere des Fensters habe ich noch eine weitere Einstellungsebene „Belichtung“ hinzugefügt und diesen Bereich stark abgedunkelt. So entsteht das Bild eines Fensters, das den Blick in einen anderen Raum oder eine andere Dimension freigibt statt nur die dahinterliegende Steinwand zu zeigen.
Die noch sichtbare Textur ist trotzdem die der Steinwand, es war also nicht nötig, mich dort um einen eigenen Hintergrund zu kümmern.
Von der Session mit meinem Modell Miss Souls habe ich eines unserer Lieblingsbilder ausgewählt, von der Raw-Datei vier verschiedene Belichtungen exportiert und diese von Hand ineinander gearbeitet.
Das ist die beschnittene und retuschierte Version der vereinten Belichtungsversionen. Das Ergebnis zeigt auch den Grund, warum ich diese Technik gern anwende: Ich erhalte ein ziemlich kontrastreiches Bild ohne ausgebrannte Lichter und abgesoffene Tiefen.
Die Protagonistin ins Arrangement eingefügt. Das hat ein bisschen Herumprobieren erfordert, um die richtige Größe und Position zu finden. Eigentlich wollte ich einen markanten Punkt zentrieren, aber nach und nach hat sich herausgestellt, dass sich eine Drittel-Aufteilung am besten eignet, um das Modell im Bild möglichst groß darstellen zu können.
Zum vorherigen Zustand gibt es nur eine kleine, aber wichtige Änderung: Ich habe einen Schatten auf ihrer Haut unterhalb der Hand eingefügt. Dieser wird vom Fensterrahmen geworfen, sodass die beiden Bildteile zueinander in Relation gesetzt werden.
Das hier sind noch ein paar Nahaufnahmen des Gestrüpp-Kopfschmucks, die ich während der Session glücklicherweise gemacht habe, um etwas mehr Material zum Collagieren zu haben.
Diese Gestrüppteile habe ich dem eigentlich schön sehr netten Hauptgestrüpp auf ihrem Kopf hinzugefügt, um das Ganze noch größer und raumgreifender zu machen, sodass es an mehreren Stellen deutlich aus dem Fenster herausragt.
Da einige neue Gestrüppteile zu hell für ihre neuen Positionen in der Gesamtkomposition waren, weil sie jetzt hinter dem Kopf und von der Lichtquelle eher abgewandt liegen, habe ich auch für diese noch Belichtungsebenen angelegt und sie etwas abgedunkelt.
Da jetzt alle fotografischen Teile der Collage versammelt und mit Schatten schon stärker zueinander in Beziehung gesetzt waren, habe ich als nächstes eine Ebene mit Papierstruktur und zwei Layer (einen farbig, einen schwarzweiß) mit verschiedenen Wasserfarben-Kleksen eingefügt. Diese geben dem Schwarzweiß-Bild einen Hauch Farbe und Textur.
Als ich gemerkt habe, wir stark Texturen die verschiedenen Bildteile zu einem großen, funktionierenden Ganzen zusammenschweißen, war die Verlockung groß, sie entsprechend stark zu machen. Wahrscheinlich schaue ich in einigen Monaten auf die Bilder und finde die Texturen viel zu dominierend, aber ich habe versucht, sie so zurückhaltend wie möglich zu machen.
Nach einigem Kramen, Auswählen und Verwerfen hatte ich mich für eine Handvoll Seiten zerknittertes und abgenutztes Papier, das ich über die Jahre gesammelt habe, entschieden und es eingescannt. Ich wollte verschiedene, aber nicht zu verschiedene Strukturen einbringen.
Die Vogelsilhouetten eingefügt. Der zeitraubendste Teil dieses Schrittes war es natürlich, spannende Posen zu finden, die Größe und Position der Tiere im Bild festzulegen und sie so lange hin und her zu tauschen, bis ich mit der Gesamtwirkung zufrieden war, kein Tier überflüssig und keine zwei zu ähnlichen nebeneinander zu stehen schienen.
Im letzten Schritt habe ich dann die eigentlichen Vogelfotos entfernt und stattdessen die Papiertexturen eingefügt. Indem man die Ebenenmaske vom Papierbild trennt, war es ziemlich leicht, einen passenden Ausschnitt des Papiers zu finden, der die Vogelform füllt: Das Papierbild verkleinern und herumschieben, während die Ebenenmaske an ihrem Platz bleibt.
Jede Vogel-Ebene hat außerdem noch einen ganz feinen Schatten, damit es an dieser Stelle tatsächlich etwas mehr so aussieht, als läge ausgeschnittenes Papier auf dem Bild.
Jeder Papier-Ebene habe ich noch zwei bis drei Einstellungsebenen für „Gradationskurven“, „Farbsättigung“ oder „Belichtung“ hinzugefügt, deren Einstellungen dafür sorgen, dass die verschiedenen Papiersorten ein halbwegs einheitliches Farbschema sowie ähnliche Helligkeiten und Kontraste haben.
Das abschließende i-Tüpfelchen war dann der ätherisch glühende dünne Farbring um das äußere Fenster. Die drei verschiedenen Farben in den drei Bildern ergeben übrigens einen farblichen Dreiklang im Farbkreis.
Die anderen zwei Bilder habe ich grundsätzlich genauso gearbeitet, obwohl es natürlich hier und da ein paar Abweichungen entsprechend dem Bildmaterial gab. Für den Hintergrund und das Fenster habe ich jedes Mal andere Aufnahmen verwendet, um es weniger langweilig zu machen.
Komplett recyclet habe ich allerdings die ganze Horde an Textur- und Farb-Einstellungsebenen, die für die Gesamtstimmung verantwortlich sind. So bleibt es eine einheitliche Serie, deren Einzelbilder aber jeweils eigene, spannende Details besitzen.
Am Ende bestand dieses Bild aus 42 Ebenen. 17 davon sind Bilder, während die anderen Einstellungsebenen sind. Insgesamt sind 12 Stunden dafür ins Land gegangen, während die zwei anderen Bilder mit je etwa acht Stunden schon etwas schneller realisiert waren.
Endlich einmal so zu arbeiten, war unendlich befreiend. Wahrscheinlich hätte ich es auch mit meiner bisherigen Ausrüstung hinbekommen, aber ich brauchte eindeutig einen Schubs dafür. Wenn Du auch so einen Anstoß brauchst, ist vielleicht unser aktueller Wettbewerb „Kreativität entfesseln“ mit Wacom der richtige für Dich. Mach mit!
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