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Posts Tagged ‘Bild’

Von der Idee zum Bild mit Aileen Wessely

23 Jul

Das ging mir schon sehr lange im Kopf herum: Mal nicht nur fotografieren und hinterher die Farben etwas verschieben, vielleicht einige störende Elemente wegstempeln, sondern das ganze Bild durch Collage selbst zusammenbauen. Als ich das Wacom Cintiq Companion getestet habe, hatte ich das Gefühl, endlich das Werkzeug für so ein Projekt in den Fingern zu haben.

Ich suchte mir also ein Modell, das offen für Experimente war, schleppte meinen Rucksack und einen Beutel voller getrocknetem Naturzeugs zu ihr und improvisierte einfach etwas rum. Anschließend ließ ich das aufgenommene Material auf mich wirken und zog nur noch einmal los, um ein paar Teile aufzunehmen, die ich für die Collage brauchte, als ich eine Idee davon hatte, was ich daraus machen wollte.

Das folgende Making-of habe ich hinterher zusammengestellt. Der eigentliche Arbeitsprozess lag also zwar ziemlich nah an dem, was man hier sehen kann, aber es gab auch ein paar Versuche und Herumprobieren, die ich nicht protokolliert habe, weil ich sie zwischendurch nicht gespeichert habe.

Ich habe tatsächlich die ganze Zeit mit Schwarzweiß-Bildern gearbeitet und erst am Ende etwas Farbe hinzugefügt. Damit wollte ich mal die Technik ausprobieren, die Anna „escume“ Dittmann vor einigen Wochen in einem Making-of beschrieben hat.

© Aileen Wessely

Für den Hintergrund habe ich ein paar Fotos der Steine in der Torburg am Kölner Rudolfplatz gemacht. Ich habe mir dafür solche herausgepickt, die möglichst interessante Strukturen hatten, ohne dabei zu kleinteilig zu sein.

© Aileen Wessely

Für jede der drei Arbeiten in der Serie „the bird catcher“ habe ich jeweils zwei dieser Steinfotos zu einem quadratischen Hintergrund zusammengesetzt. Dabei sind die Steinbilder um 90° gedreht, weil das Hauptlicht im Gesamtbild von links kommen soll.

© Aileen Wessely

Für die runden Fenster habe ich Aufnahmen der dekorativen Fenster an den Aufgängen des Kölner Südbahnhofs gemacht, an die ich mich erinnert habe. Zum Glück waren diese auch noch in der alten schlechten Verfassung und nicht erneuert – Glück gehabt!

Damit ich eine größere Auflösung bekomme, habe ich die Fenster jeweils in zwei Teilen fotografiert und diese hinterher zusammengesetzt. Deshalb sieht man hier im Hintergrund auch zwei verschiedene Perspektiven zusammenlaufen.

© Aileen Wessely

Das runde Fenster habe ich eingefügt, die Beleuchtung etwas angepasst und entsprechend meiner Hauptlichtquelle von links herumgedreht. Außerdem habe ich den Fensterrahmen etwas schmaler gemacht, um mehr Platz in der Mitte zu haben.

Da die Fenster an sich schon schief und durch die Aufnahme noch einmal etwas verzerrt waren, habe ich zusätzlich den inneren und äußeren Kreis begradigt bzw. zentriert, damit das Ganze ausgewogen ist und man – gerade bei einer mittigen, sonst exakt symmetrischen Komposition – nicht das Gefühl hat, dass irgendetwas leicht schief ist.

© Aileen Wessely

Damit der Steinhintergrund und das Fenster nicht einfach nur aufeinandergelegt aussehen, habe ich dem Hintergrund eine Einstellungsebene „Belichtung“ hinzugefügt, die stark abdunkelt und mit einem weichen Pinsel einige Bereiche sichtbar gemalt.

Dabei habe ich besonders auf die Struktur der Steine und die schon vorhandenen Schatten geachtet und davon abgeleitet, wo auf der Steinoberfläche das Fenster nun ungefähr Schatten werfen sollte. So fügen sich diese zwei Teile besser ineinander, als würde das Fenster auf einigen der Steinvorsprünge stehen.

© Aileen Wessely

Für das Innere des Fensters habe ich noch eine weitere Einstellungsebene „Belichtung“ hinzugefügt und diesen Bereich stark abgedunkelt. So entsteht das Bild eines Fensters, das den Blick in einen anderen Raum oder eine andere Dimension freigibt statt nur die dahinterliegende Steinwand zu zeigen.

Die noch sichtbare Textur ist trotzdem die der Steinwand, es war also nicht nötig, mich dort um einen eigenen Hintergrund zu kümmern.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Von der Session mit meinem Modell Miss Souls habe ich eines unserer Lieblingsbilder ausgewählt, von der Raw-Datei vier verschiedene Belichtungen exportiert und diese von Hand ineinander gearbeitet.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Das ist die beschnittene und retuschierte Version der vereinten Belichtungsversionen. Das Ergebnis zeigt auch den Grund, warum ich diese Technik gern anwende: Ich erhalte ein ziemlich kontrastreiches Bild ohne ausgebrannte Lichter und abgesoffene Tiefen.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Die Protagonistin ins Arrangement eingefügt. Das hat ein bisschen Herumprobieren erfordert, um die richtige Größe und Position zu finden. Eigentlich wollte ich einen markanten Punkt zentrieren, aber nach und nach hat sich herausgestellt, dass sich eine Drittel-Aufteilung am besten eignet, um das Modell im Bild möglichst groß darstellen zu können.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Zum vorherigen Zustand gibt es nur eine kleine, aber wichtige Änderung: Ich habe einen Schatten auf ihrer Haut unterhalb der Hand eingefügt. Dieser wird vom Fensterrahmen geworfen, sodass die beiden Bildteile zueinander in Relation gesetzt werden.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Das hier sind noch ein paar Nahaufnahmen des Gestrüpp-Kopfschmucks, die ich während der Session glücklicherweise gemacht habe, um etwas mehr Material zum Collagieren zu haben.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Diese Gestrüppteile habe ich dem eigentlich schön sehr netten Hauptgestrüpp auf ihrem Kopf hinzugefügt, um das Ganze noch größer und raumgreifender zu machen, sodass es an mehreren Stellen deutlich aus dem Fenster herausragt.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Da einige neue Gestrüppteile zu hell für ihre neuen Positionen in der Gesamtkomposition waren, weil sie jetzt hinter dem Kopf und von der Lichtquelle eher abgewandt liegen, habe ich auch für diese noch Belichtungsebenen angelegt und sie etwas abgedunkelt.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Da jetzt alle fotografischen Teile der Collage versammelt und mit Schatten schon stärker zueinander in Beziehung gesetzt waren, habe ich als nächstes eine Ebene mit Papierstruktur und zwei Layer (einen farbig, einen schwarzweiß) mit verschiedenen Wasserfarben-Kleksen eingefügt. Diese geben dem Schwarzweiß-Bild einen Hauch Farbe und Textur.

Als ich gemerkt habe, wir stark Texturen die verschiedenen Bildteile zu einem großen, funktionierenden Ganzen zusammenschweißen, war die Verlockung groß, sie entsprechend stark zu machen. Wahrscheinlich schaue ich in einigen Monaten auf die Bilder und finde die Texturen viel zu dominierend, aber ich habe versucht, sie so zurückhaltend wie möglich zu machen.

© Aileen Wessely

Nach einigem Kramen, Auswählen und Verwerfen hatte ich mich für eine Handvoll Seiten zerknittertes und abgenutztes Papier, das ich über die Jahre gesammelt habe, entschieden und es eingescannt. Ich wollte verschiedene, aber nicht zu verschiedene Strukturen einbringen.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Die Vogelsilhouetten eingefügt. Der zeitraubendste Teil dieses Schrittes war es natürlich, spannende Posen zu finden, die Größe und Position der Tiere im Bild festzulegen und sie so lange hin und her zu tauschen, bis ich mit der Gesamtwirkung zufrieden war, kein Tier überflüssig und keine zwei zu ähnlichen nebeneinander zu stehen schienen.

Im letzten Schritt habe ich dann die eigentlichen Vogelfotos entfernt und stattdessen die Papiertexturen eingefügt. Indem man die Ebenenmaske vom Papierbild trennt, war es ziemlich leicht, einen passenden Ausschnitt des Papiers zu finden, der die Vogelform füllt: Das Papierbild verkleinern und herumschieben, während die Ebenenmaske an ihrem Platz bleibt.

Jede Vogel-Ebene hat außerdem noch einen ganz feinen Schatten, damit es an dieser Stelle tatsächlich etwas mehr so aussieht, als läge ausgeschnittenes Papier auf dem Bild.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Jeder Papier-Ebene habe ich noch zwei bis drei Einstellungsebenen für „Gradationskurven“, „Farbsättigung“ oder „Belichtung“ hinzugefügt, deren Einstellungen dafür sorgen, dass die verschiedenen Papiersorten ein halbwegs einheitliches Farbschema sowie ähnliche Helligkeiten und Kontraste haben.

© Aileen Wessely; Modell: Miss Souls

Das abschließende i-Tüpfelchen war dann der ätherisch glühende dünne Farbring um das äußere Fenster. Die drei verschiedenen Farben in den drei Bildern ergeben übrigens einen farblichen Dreiklang im Farbkreis.

Die anderen zwei Bilder habe ich grundsätzlich genauso gearbeitet, obwohl es natürlich hier und da ein paar Abweichungen entsprechend dem Bildmaterial gab. Für den Hintergrund und das Fenster habe ich jedes Mal andere Aufnahmen verwendet, um es weniger langweilig zu machen.

Komplett recyclet habe ich allerdings die ganze Horde an Textur- und Farb-Einstellungsebenen, die für die Gesamtstimmung verantwortlich sind. So bleibt es eine einheitliche Serie, deren Einzelbilder aber jeweils eigene, spannende Details besitzen.

Am Ende bestand dieses Bild aus 42 Ebenen. 17 davon sind Bilder, während die anderen Einstellungsebenen sind. Insgesamt sind 12 Stunden dafür ins Land gegangen, während die zwei anderen Bilder mit je etwa acht Stunden schon etwas schneller realisiert waren.

Endlich einmal so zu arbeiten, war unendlich befreiend. Wahrscheinlich hätte ich es auch mit meiner bisherigen Ausrüstung hinbekommen, aber ich brauchte eindeutig einen Schubs dafür. Wenn Du auch so einen Anstoß brauchst, ist vielleicht unser aktueller Wettbewerb „Kreativität entfesseln“ mit Wacom der richtige für Dich. Mach mit!


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Leseraktion: Mein geliebtes ungeliebtes Bild

14 Jun

Kennt Ihr das? Ihr habt ein Bild gemacht und seid total begeistert davon. Ihr seid völlig überzeugt, dass dieses Foto Eure Freunde, Bekannte, den Fotoclub, die Follower auf Facebook und viele mehr umhauen wird. Und dann sind die Reaktionen wider Erwarten minimal bis negativ.

Aber nach wie vor hängt Ihr an dem Bild. Vielleicht passt es einfach nicht zum Rest Eures Portfolios, vielleicht ist es wirklich nicht so gut, aber dahinter stehen Emotionen, die es für Euch zu einem der besten Bilder machen, die Ihr bisher aufgenommen habt. Egal warum, egal wie. Heute soll es um diese verschmähten Bilder gehen.

Zeigt uns Euer liebstes ungeliebtes Bild als Link in einem Kommentar.

Teilnahmebedingungen

  • Suche Dein geliebtes ungeliebtes Foto heraus.
  • Poste den Link dazu in einem Kommentar.
  • Beschreibe in ein paar Sätzen, warum Dir dieses Bild wichtig ist, wie es entstanden ist und wenn Du es ahnst, warum es wenig Beachtung findet. Achtung: Fotos ohne Beschreibung werden nicht berücksichtigt.
  • Mit dem Kommentar stimmst Du einer möglichen Veröffentlichung auf kwerfeldein zu.
  • Einsendeschluss ist am Montag, den 16. Juni um 20 Uhr.

Wir werden anschließend gemeinsam alle Bilder ansehen, ihre Geschichten lesen und unsere Favoriten in einem eigenen Artikel zeigen. Wir werden Euren Fotos also Raum und die erneute Chance geben, gesehen und entdeckt zu werden. Vielleicht verliebt sich ja doch der eine oder andere in sie. Unsere Auswahl wird natrürlich subjektiv sein und stellt keine Wertung dar.

Das Titelbild zeigt meine persönliche Auswahl. Ein Bild, das nicht zu meinen restlichen Fotos passen will, aber ich liebe es. Die Wolken haben sich an einem warmen Sonnentag wunderschön im Kinderpool gespiegelt und als ich meine Hand in das Wasser streckte, war es, als könnte ich den Himmel fühlen.

Vielen Dank an Jonas Hafner für die schöne Idee.


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Von der Idee zum Bild mit Eva Gruber

17 May

Ein Beitrag von: Eva Gruber

Das Konzept für dieses Bild entstand sehr spontan, als wir bei dieser tollen Location ankamen. Die Stimmung dort war ruhig und hatte etwas von Vergänglichkeit. Ich wollte darstellen, dass alles endet, sogar die Sterne, die unendlich scheinen.

Ich war für ein Wochenende zu meiner Cousine gefahren und hatte alles, was sich irgendwie zum Fotografieren eignet, mitgenommen. Theresa hatte mir schon am ersten Tag gesagt, dass sie mir unbedingt dieses alte Freibad zeigen will und sie hat mit ihren Erzählungen nicht übertrieben.

Location © Eva Gruber

Schwimmbecken © Eva Gruber

An meinem letzten Tag hatten wir endlich Zeit und die richtige Motivation, um uns auf den Weg zu machen. Nachdem wir alle Hürden wie Brücken, Zäune und Unmengen an Sträuchern mit viel zu vielen Stacheln überwunden hatten, fingen wir gleich an, uns Dinge zu überlegen und nach möglichen Utensilien zu suchen.

Wir haben einiges fotografiert und viel Spaß gehabt. Die Sonne ging langsam unter und bevor wir uns auf den Weg gemacht haben, ist mir noch spontan dieses Konzept eingefallen. Wo hat man denn sonst schon die Möglichkeit, sein Modell von so weit oben zu fotografieren?

outtake © Eva Gruber

Nicht so oft! Und deshalb habe ich das auch gleich genutzt, obwohl ich große Höhenangst habe. Ich musste ganz an den Rand des Beckens, um die richtige Perspektive zu haben. Als ich ungefähr wusste, wo sich Theresa hinlegen sollte, hat sie sich ohne sich zu beklagen einfach umgezogen und auf den, wie ich danach erfahren habe, sehr kalten Boden gelegt. Ich habe ihr noch gesagt, wie sie ihre Hände und Füße positionieren soll und ab da ging es ziemlich schnell.

Die einzige Schwierigkeit war noch, dass ich nicht direkt durch den Sucher schauen konnte, sondern die Kamera von mir weg über Theresa halten musste. Aber mit ein bisschen Übung hat auch das gut geklappt und wir haben uns dann in der Dämmerung auf den Heimweg gemacht.

Einzelteil © Eva Gruber

Es war zwar das letzte Konzept, das ich an diesem Wochenende fotografiert habe, aber trotzdem das erste, das ich bearbeitet habe. Die Bearbeitung hat im Vergleich zu anderen Bildern wenig Zeit in Anspruch genommen. Ich habe das Bild als Expansion fotografiert und mir daher erst einmal alle Bilder, die ich brauchte, geöffnet und die ersten RAW-Einstellungen gemacht. Danach kam die Expansion, die hier sehr einfach war, weil es keine genauen Linien zu beachten gab. Zum Schluss habe ich nur noch Farben und Kontrast verändert.

before © Eva Gruber

after © Eva Gruber

Als Selbstportrait wäre dieses Bild wahrscheinlich fast unmöglich gewesen und darum bin ich froh, dass Theresa immer alles mitmacht, keine Fragen über die Sinnhaftigkeit meiner Vorhaben stellt, sich zum Beispiel auf den moosigen Boden zu legen und mich bei meinen Ideen unterstützt. Außerdem macht es zu zweit auch gleich doppelt so viel Spaß!


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Von der Idee zum Bild mit Katharina Jung

06 May

Ein Beitrag von: Katharina Jung

Die Idee: Mein erster Familienausflug. Endlich konnte ich mit Mama und Papa die Gegend erkunden, in der sie mich die letzten Wochen behutsam beschützt hatten. Noch holprig tapse ich ihnen hinterher und versuche, Schritt zu halten. Papa geht ein paar Meter voraus.

Er will sicher gehen, dass wir nichts zu befürchten haben. Wir wollen uns am Bach treffen. Ein lauter Knall. Ein lauter Schrei und sein Echo lassen die Vögel aufschrecken und davonfliegen. Papa. Papa liegt am Boden. Er ist stark am Kopf verletzt. Mama hält mich zurück, als ich zu ihm laufen will. Der Schreck lässt sie kurz einfrieren. Wir müssen fort. Ohne ihn.

Mir ist es wichtig, mit der Fotografie auszudrücken, was ich fühle und was mich persönlich bewegt. Die ständigen Qualen, die schutzlose Tiere erleiden müssen, nur um den Egoismus der Menschen zu stillen, beschäftigt mich nicht nur, es bewegt mich. Ich will mich in Zukunft auch fotografisch mehr mit diesem Thema beschäftigen und das Bild war sozusagen der erste Schritt.

Ich stellte mir eine dramatische Szene vor, in der Mensch und Tier gemeinsam leiden und trauern. Für mein erstes Bild dieser Art „Serie“ habe ich mir „Jagd“ ausgesucht. Mit diesem Bild vertrete ich eine starke Meinung und es war mir bewusst, dass ich nicht nur positives Feedback bekommen werde, sondern damit auch vielen auf die Füße trete.

Ich spreche mich ganz klar und deutlich gegen die Jagd aus. Sie ist für mich eine veraltete Tradition und Egoismus-­Befriedigung. Als ich mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe, bestärkte dies mich in meiner Meinung.

Wir sind alle mit dem Grundwissen aufgewachsen, dass es die Jagd braucht, um die Tierbestände zu regulieren. Die Wildtierbestände regulieren sich selbstständig. Vielleicht ist das Foto nicht technisch perfekt, aber es bedeutet mir sehr viel und ich vertrete zu 100% die Botschaft, die dahinter steckt.

Als meine Idee feststand, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich es umsetzen kann. Ich überlegte, wie ich mich fotografieren kann, dass ich mich später an den erschossenen Hirsch anschmiegen kann. Und da kam mein Hund mit ins Spiel. Letztes Jahr habe ich ein freies Stockimage von einem weißen Hirsch gefunden, an das ich mich bei der Vorbereitung erinnerte und das gut in das Bild passte. Es fehlte nur noch ein langes weißes Kleid und ein schönes Plätzchen im Wald.

Making-Of © Katharina Jung

Bepackt mit Kamera, Stativ, Gummistiefeln und weißer Badematte ging ich mit Bonny, meinem Hund, in den Wald. Nicht einmal zehn Minuten später fand ich die perfekte Stelle. Bonny hat schwarzes Fell und da ich mir in der Nachbearbeitung die Arbeit etwas erleichtern wollte, habe ich eine dünne, weiße Badematte über sie gelegt. Mit ein paar Leckerlis hat das auch ganz gut geklappt.

Wenn ich Selbstportraits mache, arbeite ich mit einem Funkfernauslöser. Dadurch erspart man sich so manches Hin-­ und Herlaufen. Nachdem das Grundfoto im Kasten war, habe ich nochmals den Wald fotografiert, um diesen später als Hintergrund zu benutzen.

In der Nachbearbeitung lag der eigentliche Teil des Prozesses. Zunächst habe ich die Bilder ausgewählt, in denen ich am authentischsten gewirkt habe und mir dann das beste ausgesucht. Mithilfe des Zeichenwerktools und den Alphakanälen habe ich die einzelnen Elemente freigestellt und nach und nach in das Bild eingefügt. Bei den Rehen im Hintergrund habe ich die Sättigung runtergedreht und sie mit dem Gaußschen Weichzeichner unscharf maskiert.

Dann habe ich den Mittelpunkt des Bildes ausgewählt und ihn mithilfe des Weichzeichners hervorgehoben. Mit dem Verlaufswerkzeug und einer starken Transparenz habe ich einen Schein eingefügt, der von oben links bis zur Bildmitte verlaufen sollte. Zum Schluss wurden die Farben mit der selektiven Farbkorrektur und Gradationskurven angepasst.

Mourning © Katharina Jung

Die Bilder in meinem Kopf sehen meistens anders aus als das fertige Bild, weil sich während des Fotografierens und der Bearbeitung immer noch ein paar Spontanideen einschleichen. Bei diesem Foto hat sich ausnahmsweise nicht viel geändert. Im Nachhinein hätte ich aus den Rehen im Hintergrund vielleicht noch etwas mehr die Sättigung rausholen und vielleicht noch ein Eichhörnchen oder eine Eule eingefügen können, die die Szene beobachten.


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Von der Idee zum Bild mit Laura Zalenga

29 Apr

Viele kennen sicher das 52-Wochen-Projekt. Dieses Jahr habe ich mich einer Gruppe angeschlossen, die für jede Woche ein gemeinsames Thema hat. In Woche 16 stand „Emotion“ auf dem Plan und ich ein bisschen auf dem Schlauch.

Sonntag Mittag. Noch acht Stunden bis zum Ende der Woche und noch kein Foto für „Emotionen“ in Sicht. Ich hatte einige Ideen durchgedacht, mehrere Emotionen in einem Foto zu kombinieren, aber das wäre ein einziges Gefühlschaos geworden. Mir war klar, dass es kein fröhlich lachendes Bild werden würde. Wer meine Bilder kennt, weiß, dass ich eher den melancholischen Geschichten verfallen bin.

Aber Tränenbilder gibt es schon so viele. Ich hatte zwar Ideen, aber fand diese nach spätestens drei Minuten schon mehrfach auf diversen Plattformen umgesetzt. Ja ja, man könnte unzählige Artikel zum Thema „eine einmalige Idee gibt es nicht“ schreiben.

Was mich schließlich zu meiner Idee führte, war eine einfach 90°-Drehung. Auf all den Bildern, die ich fand, liefen die Tränen das Gesicht hinunter. Also beschloss ich mich, dem liegenden Weinen zu widmen und sich meine Tränen in einem kleinen See um das Auge sammeln zu lassen.

pond © Laura Zalenga

Einfacher gedacht als getan. Man legt sich ja nicht einfach mal mit dem Fernauslöser in der Hand unter sein Stativ und fängt auf Knopfdruck an zu weinen. Zumal gleich einen ganzen See. Daher ist dies eines der wenigen Bilder, für die ich mir einen Assistenten suchen musste.

„Ähm, hast Du kurz Zeit, mir Wasser ins Auge zu schütten?“
„Wie bitte?“

Was soll ich sagen, ich kann sehr gut wie ein kleiner Dackel schauen.

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, einen kleinen Wasserteich auf einem Auge zu positionieren. An irgendeiner Seite läuft es immer über und zerstört die Spannung der geschlossenen Form.

pond © Laura Zalenga

Außerdem hätte es sich vielleicht doch gelohnt, das sprudelnde Mineralwasser in der Flasche durch Leitungswasser zu ersetzen. Na ja, wer faul sein will, muss leiden.

Mit schmerzendem Auge bin ich dann auch ein wenig ungeduldig geworden und habe meinen Assistenten leicht verärgert gefragt, ob er sich auch wirklich Mühe gibt, einfach nur einen kleinen See in meinem Auge zu zaubern, statt einer großen Pfütze unter meinem Kopf.

Wir haben am Ende noch die Rollen getauscht und ich bin sehr, sehr kleinlaut geworden, als ich bemerkt habe, dass es fast unmöglich ist. Nächstes Mal dann also mit Plan und Pipette.

pond © Laura Zalenga

goldfisch © Laura Zalenga

In der Bearbeitung ging es mir darum, den kleinen, etwas zu unscheinbaren Teich stärker herauszuarbeiten. Ich versuchte, den Hautton so gleichmäßig wie möglich zu gestalten, entfernte das ablenkende Stückchen Ohr und die Haare am Boden und wählte einen etwas näheren Ausschnitt.

Die Idee mit dem kleinen Goldfisch kam mir irgendwann während des Bearbeitens. Ich musste an „Cry me a river“ denken und wie bei mir aus dem Fluss ein kleiner Teich geworden war. Diese Idee vom „Teich“ im Gesicht, wollte ich verstärken und meine erste Assoziation war ein Goldfisch.

pond © Laura Zalenga

Mir gefällt es, wenn ich den Betrachter ein wenig zum Schmunzeln oder Nachdenken bringen kann. Wenn er oder sie sich überlegen kann, ob es das Gesicht eines Riesen ist oder doch ein winziger Goldfisch.

Wenige Dinge machen mir so viel Spaß wie das Kreieren von Bildern, die ohne die Möglichkeiten der Bildbearbeitung nur in meinem Kopf möglich wären.


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Von der Idee zum Bild mit David Uzochukwu

24 Apr

Ein Beitrag von: David Uzochukwu

Mein ursprüngliches Konzept für das Foto „Shine“ war das eines vergessenen Jungen. Er sollte sich, mit Staub und Motten bedeckt, selbst umarmen und melancholisch in die Kamera sehen. Ich fand das Verlassene daran interessant, die Schönheit im Dunklen.

Eigentlich hatte ich das Bild als Selbstporträt geplant. Ich konnte mich bloß nie dazu überwinden, das Bild zu schießen. Irgendetwas schien schon vorher nicht zu passen. Langsam wurde es kalt und ich hatte keine Lust, mich mitten in ein matschiges Feld zu stellen, wie es das Konzept eigentlich vorsah. Noch dazu stellte ich es mir mehr als kompliziert vor, mich selbst mit Staub (also Mehl), zu bedecken und es dabei gut aussehen zu lassen.

Dann aber stand ich im Oktober mit Fotofreunden auf dem Dachboden eines verlassenen Hauses. Der dort aufwirbelnde Staub im Sonnenlicht sah mehr als faszinierend aus und ich hatte alles dabei, was ich für das Bild brauchte. Ich dachte mir: Jetzt oder nie. Nikolas erklärte sich bereit, Modell zu stehen und ich war froh, mich nicht selbst mit zwei Kilo Mehl beschütten zu müssen.

Making-Of © David Uzochukwu

Making-Of © David Uzochukwu

Making-Of © David Uzochukwu

Wir hatten alle einen Riesenspaß dabei, mit dem Mehl zu werfen und es wild herumtanzen zu sehen. Die Atmosphäre war toll und ich wusste, dass die dunkle Ursprungsidee einfach nicht mehr passte. Und so ließ ich Nikolas in Licht und Mehl baden und gab mein Bestes, die Stimmung einzufangen.

In der Nachbearbeitung veränderte ich die Farben leicht und schärfte nach, damit das Mehl noch besser zu erkennen war.

Shine © David Uzochukwu

Das Foto ist weit entfernt von dem, was ich ursprünglich geplant hatte. Aber das ist absolut in Ordnung, denn wenn ich mir das Bild heute ansehe, versetzt es mich jedes Mal zurück zur Entstehung. Es lässt mich an die Energie meiner Freunde und ihre fantastische Kreativität denken – und ich muss ganz automatisch lächeln.


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Schrift und Bild

05 Jan

Ein Beitrag von: Anne Henning

Schrift und Bild sprechen auf den ersten Blick zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungsweisen an. Das Bild ist visuell, die Schrift ist narrativ. Schrift hat eine klare Leserichtung, Bilder hingegen eine unstrukturierte Dichte an Informationen – kurzum: Es scheint sich um ein gegensätzliches Verhältnis zu handeln.

Doch was passiert, wenn beide Medien zusammentreffen?

Bilder und Schrift begegnen uns im Alltag immer wieder gemeinsam. Kein Lexikon verzichtet auf Bilder, keine Zeitung kommt ohne Text aus. Wir kennen die Illustrationen in Büchern oder die Sprechblasen im Comic. Ebenso normal erscheint uns die Tatsache, dass beinahe jedes Kunstwerk einen Titel hat, der uns erklärt, was wir sehen.

Doch wie verhält es sich intermedial in der Kunst? Genau dieser Fragestellung habe ich mich in den letzten Monaten im Zuge meiner Examensarbeit genähert. Literatur und Fotografie haben für mich schon immer eine starke Anziehungskraft gehabt und durch meine Fächerkombination Deutsch und Kunst habe ich auch in meinem Studium eine große Schnittmenge entdeckt. Darum habe ich die beiden Elemente Schrift und Bild fotografisch zusammengeführt, um ihre gegenseitige Wechselwirkung zu untersuchen.

Ich wollte durch meine praktische Arbeit und theoretische Reflexion herausfinden, wie sich der Text ins Foto einfügt, was für eine Beziehung er mit dem Bild eingeht und ob sich Schrift und Bild ergänzen, illustrieren, beweisen, widersprechen oder gar miteinander konkurrieren können.

Als Werkzeuge habe ich meine Kiev88, einige Handvoll abgelaufener Rollfilme und die SX70 benutzt und verschiedene Konzepte ausprobiert. Zuerst habe ich in den Schauplatz Schrift eingefügt. Dafür habe ich meinen Modellen Buchstaben und Wörter auf die Haut gemalt, gestempelt, gelegt oder projiziert, ihnen Schilder umgehangen oder Schrift in ihre Umgebung gebracht.

Diese erste Serie hat für mich einige Fragen zum wechselseitigen Verhältnis beantwortet und die Fotos haben durch die unvorhersehbaren Farbergebnisse und Scanfehler ihre ganz eigene Ästhetik entwickelt.

Liedtexte, Lyrik oder Literatur, oftmals ist es ein Text, der einen inspiriert und Einfluss auf das Foto hat. Warum also sollte diese Quelle nicht auch einmal selbst im Foto erscheinen?

Ob Magrittes berühmter Schriftzug „Ceci n’est pas une pipe“, der die Problematik von Sprache und dem bezeichneten Gegenstand aufzeigt, die niemals deckungsgleich sind oder Wallace Bermans Credo „Art is Love is God“. Ich habe mit Zitaten verschiedener Künstler gespielt und diese in meine Fotos integriert.

Im weiteren Verlauf habe ich begonnen, die Schriftelemente nachträglich ins Foto zu integrieren und ihnen damit eine ganz andere Autorität und Dominanz zukommen lassen.

Durch bedruckte Folien oder kleine Buchstabensuppe-Nudeln haben die Handabzüge in der Dunkelkammer textuelle Zusätze erhalten oder ich habe mit Etiketten, Prägeband und Tesafilm die Fotos mit Schrift versehen.

Polaroid-Lift-Transfer in Bücher oder Literaturausschnitte in Fotos, am Ende sind mir immer mehr Möglichkeiten eingefallen, die beiden Medien miteinander zu kombinieren.

Die Fotos nachträglich zu verändern, war für mich zudem eine ganz merkwürdige Erfahrung, da ich bisher bei meinen Bildern den Zufall immer als wegweisendes Element hatte und sehr selten meine Fotos bearbeitet habe. Doch indem ich ausschließlich analog experimentiert und bearbeitet habe, sind es am Ende doch wieder die zufälligen Fehler, die das Foto interessant und liebenswert machen.

Ich habe erfahren, dass sich durch Schrift im Foto nicht nur neue Sinnzusammenhänge bilden können, auch wird die Schift manchmal der Schlüssel zur Botschaft oder sie gibt zumindest vor, ein Zugang zu sein.

Braille-Schrift, fremde Sprachen oder Schriften aus anderen Kulturen, manchmal wurde der Text nicht zu einer inhaltlichen Aussage, sondern zu einem eigenen ästhetischen Element im Foto. Konkrete Poesie oder Collagen aus Fotos und Wörtern, es gibt unzählige Möglichkeiten, künstlerisch mit Schrift und Bild zu arbeiten.

Am Ende meiner praktischen Arbeit hatte ich verschiedene Serien, die symbiotische, konkurrierende und erklärende Beziehungen von Schrift und Foto darstellen. Ich musste mich in der Examensarbeit für 20 Mittelformat- und Polaroid-Bilder entscheiden, die ich dann kunstwissenschaftlich analysiert habe und so zu verschiedenen Künstlern Verbindungen ziehen konnte.

Die Fotografinnen Shirin Neshat und Sophie Calle spielten dabei immer wieder eine Rolle, weil beide ganz eigene Zugänge zu dem Thema Schrift und Bild gefunden haben und für mich immer wieder Inspirationsquellen waren.

Sophie Calle beispielsweise baute einmal aus alten Briefen und Fotos beeindruckende Collagen und Shirin Neshat malte in „Women of Allah“ auf ihre Frauenportraits mit feinster Tusche persische Gedichte.

Die theoretische Reflexion der Arbeit, die wissenschaftliche Untersuchung von Schrift-Bild-Beziehungen in zeitgenössischer Kunst und die Grundsatzdiskussion um das Verhältnis von Sprach- und Bildwissenschaft konnte ich hier natürlich nur anreißen. Die Präsentation der fotografischen Ergebnisse soll im Mittelpunkt stehen und vielleicht inspirieren oder zum Nachdenken und Experimentieren anregen.

Für mich war die intensive Beschäftigung mit dem großen, aber fruchtbaren Komplex Intermedialität Schrift-Bild eine wichtige Erfahrung, die nicht nur eine Menge Arbeit und Spaß gemacht hat, sondern mir auch eines bewiesen hat: Schrift und Bild, keines durch das andere ersetzbar, aber jedes durch das andere bereicherbar. Denn das Gesamtkunstwerk ist ja bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile – oder wie der Schriftsteller und Maler John Berger es treffend ausdrückt:

Die Fotografie, als Beweis unwiderlegbar, aber unsicher, was den Sinn angeht – erhält Sinn durch Worte. Und die Worte, die für sich allein nur eine allgemeine Aussage sind, erhalten eine spezifische Authentizität durch die Unwiderlegbarkeit der Fotografie. Zusammen sind die beiden sehr machtvoll; eine offene Frage scheint zur Gänze beantwortet zu sein.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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