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Posts Tagged ‘Bild’

Von der Idee zum Bild mit Aida Pascual

01 Dec

© Aida Pascual

Ein Beitrag von: Aida Pascual

Inspirationen kann man überall finden: in Büchern, Liedern, Filmen und Märchen. Mich inspirieren in den meisten Fällen Bilder und Texte aus der Romantik des späten 18. Jahrhunderts, vor allem David Caspar Friedrich. Wie seine Gemälde sind meine Fotografien von Landschaften dominiert und die Menschen stehen in Ehrfurcht vor der Weite der Natur.
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Von der Idee zum Bild mit Lauren Miller

19 Nov

Eine Frau sitzt in einer leeren Badewanne, die von Wassermassen umgeben ist.

Ein Beitrag von: Lauren Miller

Schon seit ich angefangen habe zu fotografieren, wurde ich immer wieder von Vintage inspiriert. Da ist etwas Magisches an diesen alten, zerfallenden Objekten oder Gebäuden. Vielleicht ist es ihre längst vergangene Geschichte, die sie in sich tragen, die Geschichten, die sie berherbergen oder das Gefühl von Zeitlosigkeit, das sie ausstrahlen. Ich liebe es, durch alte Gebäude zu spazieren, mir meine eigenen Geschichten dazu zu überlegen und diese dann mit der Kamera festzuhalten.
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Von der Idee zum Bild mit Martina Havlová

09 Jul

Ein Mädchen läuft über einen nebeligen Acker und zieht ein rotes Band hinter sich her.

Ein Beitrag von: Martina Havlová

Das Foto „Die Dinge, die wir hinter uns lassen“ ist ungefähr vor anderthalb Jahren entstanden. Die Fotosession ist damals sehr spontan abgelaufen. Eines Morgens bin ich aufgewacht und draußen war es eisig kalt und neblig. Als ich den dichten Nebel durch mein Fenster beobachtet habe, ist in meinem Kopf dieses Bild entstanden, wie ein Mädchen durch den Nebel schreitet, einen Koffer mit sich trägt und ein rotes Band hinter sich herzieht.
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Der Leipziger Ring auf einem Bild

26 May

Der Augustusplatz am Leipziger Ring, früher und heute

Ein Beitrag von: Jörg Dietrich

Vor zwei Jahren zeigte mir der Verleger Mark Lehmstedt auf der Leipziger Buchmesse ein extrem langes Leporello mit einer Lithographie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es handelte sich dabei um eine Abbildung des dreieinhalb Kilometer langen Leipziger Rings auf zehn nahtlos aneinandergefügten Panoramen.
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Von der Idee zum Bild mit Sean Mundy

12 Feb

© Sean Mundy

Ein Beitrag von: Sean Mundy

Ich hatte die Idee für dieses Foto bereits vor zwei Jahren, zu einer Zeit, in der ich sehr daran interessiert war (und ich bin es immer noch) schwarze Flüssigkeit in Bildern mit minimalistischem Stil zu nutzen, um Ängste und Zweifel oder negative Gefühle im Allgemeinen darzustellen. Diese Idee findet sich also auch in anderen meiner Bilder im selben Stil. Der mit Flüssigkeit gefüllte Raum ist die physische Darstellung von eigenen Unsicherheiten, Ängsten und Zweifeln, die einen verschlingen.

Die meisten anderen Bilder mit schwarzen Flüssigkeiten waren relativ leicht zu fotografieren, aber diese Idee stellte mich vor ein neues Problem: Wie lasse ich ein Zimmer so aussehen, als sei es mit schwarzer Flüssigkeit gefüllt? So blieb die Idee gezeichnet eine lange Zeit in meinem Ideenbuch, in der Hoffnung, ich finde irgendwann eine Lösung dafür.

Diptychon eines Mannes in schwarzer Flüssigkeit stehend.

Ich reiste letzten Sommer entlang der Westküste Kanadas und der USA und war einige Tage bei Freunden in Oregon zu Besuch, die auch als Fotografen arbeiten. Einer von ihnen plante eine Serie, die überflutete Sets beinhaltete. Ich hatte meine Idee nun schon zwei Jahre mit mir herumgetragen und wusste, dass dies die perfekte Möglichkeit war, mein Bild endlich in die Tat umzusetzen.

Der Fotograf, der die Serie umsetzen wollte, war Kyle Thompson (unbedingt ansehen, seine Arbeiten sind fantastisch). Er baute dafür ein Set im Hinterhof auf, das für unsere beiden Zwecke passte. Die Wand, die als Hintergrund diente, malten wir grau an. Um das Wasser schwarz zu färben, nutzte ich Lebensmittelfarbe. Für die schwarze Farbe, die aus dem Mund kommen sollte, kaufte ich Schokoladensoße (für Eiscreme) und passte die Farbe nachträglich mit Hilfe von Photoshop an.

SkizzeMann steht in schwarzem Wasser mit schwarzer Flüssigkeit, die aus seinem Mund läuft.

Damit der Raum aussah, als würde er mehr und mehr mit der Flüssigkeit gefüllt werden, ließ ich mein Modell Brendon Burton (ebenfalls ein toller Fotograf) zunächst auf den Knien und für das zweite Bild normal sitzen. Damit sein Kopf und die Schultern auf beiden Bildern dennoch auf selber Höhe sind, stellte ich die Kamera beim zweiten Bild auch niedriger. So entstand der Eindruck, dass der Raum gefüllt wird, obwohl Brendon eigentlich nur tiefer sitzt.

Das Bild umzusetzen, war recht einfach, nachdem alles vorbereitet und gut durchdacht war. So läuft es bei den meisten meiner Bilder: Ich versuche, so viel wie möglich vorzubereiten, damit ich dann bequem und ohne in Stress geraten zu müssen, arbeiten kann.

Unbearbeitetes Bild von Mann im schwarzen WasserUnbearbeitetes Foto von Mann im schwarzen Wasser.

Unbearbeitete Aufnahmen

Ich habe Brendon die Soße ein paar Mal aus seinem Mund laufen lassen; wir nutzten einen ganzen Behälter und mussten anschließend alles aus dem Pool filtern. Und wir nahmen mehrere Fotos aus verschiedenen Sitzpositionen auf, damit ich später aus einigen Höhen wählen könnte.

Ursprünglich hatte ich drei Fotos geplant. Das dritte Bild sollte völlig schwarz sein, als sei der Raum komplett geflutet, aber als ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, realisierte ich, dass es als Diptychon anstatt eines Triptychons stärker wäre. Es fühlte sich sehr gut an, das Foto nach all der Zeit endlich umsetzen zu können.

Die Nachbearbeitung des Fotos dauerte eine Weile. Die Lebensmittelfarbe, die ich für das Wasser genutzt hatte, funktionierte, aber sie machte es nicht ganz so dunkel, wie ich es wollte. Deshalb musste ich das Wasser etwas abdunkeln, ebenso wie die Schokoladensoße aus dem Mund, die ich zusätzlich noch entsättigte, was beides ziemlich genaue Maskierungen, weit ins Bild gezoomt, nötig machte. Besonders schwierig war das Maskieren in den Teilen der Wasserreflexion. Ansonsten war es eine recht einfache Bearbeitung im Bezug auf Farben und Kontraste.

Bildausschnitt.

Bildausschnitt vor der Maskierung.

Bildausschnitt

Bildausschnitt nach der Maskierung.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und würde nachträglich heute nichts anders machen. Es wäre vielleicht toll, ein Set zu bauen, bei dem das Wasser bis zum Hals geht, aber das würde noch schwieriger zu arrangieren sein, als das, was wir bei diesem Bild gemacht haben.

Redakteurin Katja Kemnitz hat Seans Text für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.


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Von der Idee zum Bild mit Andrea Peipe

04 Feb

Ein Mädchen durchbricht die Wasseroberfläche mit ihrem Fernrohr.

Ein Beitrag von: Andrea Peipe

Meine Liebe zur Unterwasserfotografie war unmittelbar und eher unerwartet. Normalerweise plane ich meine Shootings sehr genau, aber unter Wasser ist das nicht wirklich möglich. Viel Zeit bis zum Ende des Sommers blieb mir auch nicht und so entstand beim zweiten und bisher letzten Fotoshooting unter Wasser dieses surreale Konzept.

Wenn man kein Auto besitzt, gibt es in der Nähe von München eigentlich nur einen See, der gut erreichbar und klar genug ist, um darin Unterwasserbilder zu machen – den Starnberger See. Meine gute Freundin Lisa (und das Modell auf diesem Bild) hatte mich ein paar Tage zuvor nach meinem ersten Unterwasser-Shooting angeschrieben und gemeint, sie würde so gern auch einmal Fotos unter Wasser machen und wäre bereit, dafür extra von Würzburg nach München zu kommen.

Zu einem solchen Angebot konnte ich natürlich nicht Nein sagen und so kam sie an einem erstaunlich kühlen Nachmittag Anfang August mit dem Bus nach München und wir sind von da aus gleich mit der S-Bahn zum See gefahren.

Ich hatte schon in den Wochen davor einiges an Ideen aufgeschrieben und skizziert, aber schon beim ersten Unterwasser-Shooting gemerkt, dass sich nicht alles so einfach umsetzen lässt. Die Idee für mein Bild „The way to the stars“ kam mir wie so oft eines Morgens im Halbschlaf.

Wenn ich in der Früh aufwache und mein Freund neben mir noch friedlich schlummert, kommen mir oft die besten Ideen. Das Schwierige daran ist, sie nicht zu vergessen! Deswegen habe ich angefangen, meine Ideen auf meinem Tablet zu skizzieren, damit ich diese dann, wenn alles passt, umsetzen kann.

Skizze eines Menschen mit Fernglas im Wasser tauchend

Meine ursprüngliche Idee sah einen Freund von mir als Modell vor, aber da Lisa nun schon unterwegs war, ich wusste, dass ich die nächsten Wochen in Südafrika unterwegs sein würde und dies somit mein zweites und für 2014 wohl letztes Unterwasser-Shooting sein würde, beschloss ich, das Konzept mit ihr als Modell umzusetzen.

Ich hatte mein Fernrohr (keine Sorge, es ist ein Faschingsartikel aus Plastik) und einiges an Kleidern sowie meine Fotoausrüstung in meine Tasche gepackt und war bereit für die Umsetzung des Konzepts. Die Idee hinter dem Bild war für mich eine bildliche (durchaus surreale) Darstellung des Blicks in die ungewisse Zukunft.

Was sich von Anfang an als schwierig gestaltete, war der dunkle Himmel und das somit unter der Wasseroberfläche fehlende Licht. Beim Unterwasser-Shooting eine Woche davor hatten wir strahlenden Sonnenschein und somit viel mehr Licht unter Wasser gehabt. In diesem Fall hatte der Autofokus unter Wasser große Probleme, etwas zum Fokussieren zu finden, wodurch alles viel länger als geplant dauerte. Lisa und ich fingen schnell an zu frieren und ich versuchte, mein Konzept so schnell wie möglich umzusetzen.

Ein fröstelndes Mädchen steht nass im Wasser.

Ich wusste vom letzten Mal, dass mein Objektiv mit 50mm f/1.4 im Unterwasser-Gehäuse zu sehr hin und her rutscht und mein Objektiv mit 17 – 55 mm f/2.8 von der Größe her am besten passt. Selbst bei diesem muss man aber aufpassen, dass es sich nicht verschiebt, weil man sonst später auf den Fotos leider einen schwarzen Rand in den Ecken hat. Als Einstellungen wählte ich anfangs 1/1000 s bei f/4.5, ISO 160, änderte dies aber nach dem ersten Test auf 1/800 s bei f/4.5, ISO 125.

Mit diesen Einstellungen fing ich an, mein Konzept umzusetzen. Nach den ersten paar Fotos realisierte ich, dass die Idee nicht mit nur einem Bild umzusetzen war, da die Verzerrung unter Wasser dazu führte, dass es aussah, als ob ein winziger Kopf auf einem riesigen Körper sitzt. Also musste ich das Bild in drei Teilen fotografieren: Einmal unter Wasser, einmal über Wasser und einmal auf der Wasserlinie.

Unterwasseransicht eines Frauenkörpers

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus dem Wasser

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus dem Wasser

Unterhalten wurden wir bei unserem Fotoshooting übrigens durch die vielen Menschen, die an diesem Tag auf dem Steg am Starnberger See saßen und uns zusahen (und teilweise Fotos von uns beim Fotografieren machten). Besonders lustig waren hier fünf kleine Jungs in einem Schlauchboot, die immer genau wissen wollten, was wir da machen und vor allem warum das Ganze! Als uns im Wasser immer kälter wurde, spornten sie uns an, weiterzumachen, indem sie von ihrem Boot ins Wasser sprangen, um uns zu zeigen, dass das Wasser doch so warm wäre!

Was mich beim Fotografieren unter Wasser immer wieder überrascht, sind die Farben der Fotos, die man unter Wasser aufgenommen hat. Eigentlich gibt es nur Grün- und Brauntöne, obwohl man ja mit Wasser immer die Farbe Blau verbindet. Und natürlich sehr wenig Kontrast. Ich wusste also, dass ich nach dem Zusammensetzen der drei Bilder hauptsächlich an den Farben und dem Kontrast arbeiten musste. Das Zusammensetzen (und generelle Bearbeiten des Fotos) erfolgte in Photoshop CC.

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus blauem Wasser

Nach dem Zusammensetzen hatte das Bild schon viel Potential, aber ich wusste, dass ich am Ende ein dunkles und surreales, ja fast mystisches Foto haben wollte. Ich tendiere in meiner Fotografie generell eher zu dunkleren Bildern. Also änderte ich noch das Licht und spielte an den Gradationskurven, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Eine Frau schaut mit einem Fernglas aus dem Wasser

Und ich bin es immer noch. Das ist das Foto vom letzten Jahr, bei dem ich nach wie vor sagen kann, es ist so geworden wie ich es wollte und ich würde es heute nicht anders machen.


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Straßenfotografie und das poetische Bild

21 Jan

alex webb und rebecca webb

Ein Beitrag von: Alex Webb, Rebecca Norris Webb

Straßenfotografie ist ein Genre in der Fotografie, das ich nicht nur praktiziere, sondern ich versuche auch, meine Sammlung an Büchern zum Thema mit interessanten Werken zu erweitern.

Dieses Jahr hatte ich mir daher auch das neu erschienene „Street Photography and the Poetic Image“* des Fotografen-Ehepaars Alex Webb und Rebecca Norris Webb zugelegt. Außerdem habe ich auch den Blog der beiden abonniert.

Auf diesem Weg erfuhr ich dann von einem Workshop, den die beiden Anfang Dezember in Miami abhielten. Zwar war meine Bewerbung um einen ausgeschriebenen kostenlosen Platz in diesem Workshop nicht erfolgreich, aber ich kam mit Alex und Rebecca ins Gespräch und sie waren bereit, mir einige Fragen zu „Street Photography and the Poetic Image“ und zu „Memory City“* zu beantworten.

Während „Street Photography and the Poetic Image“ eine Art Lehrbuch zum Thema Straßenfotografie ist, dokumentiert „Memory City“ symbolisch am Beispiel der Stadt Rochester, Sitz der Kodak-Zentrale, das Ende der analogen Fotografie, wie wir sie kennen.

Mehrere Personen stehen auf der Wiese, hinter ihnen ist das Meer zu sehen.

Eine Straßenszene in einer Kleinstadt in den USA.

Der Magnum-Fotograf Alex Webb und die poetische Fotografin Rebecca Norris Webb, deren künstlerisches Schaffen mit Lyrik ihren Anfang fand, sind für mich ganz unverkennbare Vertreter einer sehr intuitiven Herangehensweise ans Bildermachen.

Die Straßenfotografie von Alex Webb ist mit wenigen Ausnahmen frei von direkt auffälligen Effekten, ironischen Momenten oder geplanten Szenen. Es ist, als ob er im Vorbeigehen Szenen aus dem Augenwinkel beobachtet und genau diese Momente mit der Kamera festhält.

Bei Rebecca Norris Web dagegen ist es nicht der Mensch, der im Zentrum der Geschichte steht, sondern die Wirkung und die poetische Kraft, die ihre Bilder von Objekten und menschenleeren Szenen auszeichnen. Oftmals nutzt sie auch Reflexionen, um mehrere kontrastierende Bildebenen zu erzeugen.

Das nachfolgende Interview nimmt direkten Bezug auf die beiden Bücher, die ersten Fragen beziehen sich schwerpunktmäßig auf „Street Photography and the Poetic Image“, im zweiten Teil geht es um „Memory City“.

Ein Junge schaut an der Kamera vorbei.

Gemalte Gebeine an einer Häuserwand.

Zum Einstieg eine Frage an Alex und Rebecca: Ihr führt sehr erfolgreich Fotografie-Workshops durch und Euer Buch „On Street Photography and the Poetic Image“ ist auf seine Art ein Lehrbuch, aber weit davon entfernt, sich in die Gilde der üblichen Kochrezept-Führer einzureihen, die man auch in der Fotografie so oft sieht. An wen, von Euren Kursteilnehmern einmal abgesehen, habt Ihr gedacht, als Ihr dieses Buch konzipiert habt und was sollte der Leser nach der Lektüre „gelernt“ haben?

Rebecca Norris Webb (RNW): Das sind alles sehr gute Fragen. Wie kann man dieses eher ungewöhnliche Lehrbuch am besten beschreiben? Ich denke, der nigerianisch-amerikanische Schriftsteller, Fotograf und Kunsthistoriker Teju Cole, einer unserer ehemaligen Studenten bei Aperture, hat es in seiner Einleitung zum Buch treffend ausgedrückt:

„On Street Photography and the Poetic Image“ ist ein ungewöhnliches Fotobuch, seine Umrisse definieren sich über die vielen Dinge, die es nicht ist: Keine Monografie, kein Geschichtsbuch, keine Vorgangsanleitung im herkömmlichen Sinn; dankenswerterweise unberührt von Fragen zu verwendeten Gerätschaften oder Technik; welches Objektiv ideal ist oder welche Kamera man kaufen sollte – hier kein Thema; uninteressiert daran, welche Apps dem Lernenden helfen könnten, eine Abkürzung um die Geduld herum zu finden, die die Fotografie verlangt.

Für den ernsthaften Fotografen, gleich mit welcher Erfahrung, ist es gleichermaßen geistreich und freundlich, Einblicke bietend in das Wesen der Fotografie, wie der Fotograf sie denken sollte.

Ein Blick durch eine Tordurchfahrt. Wir sehen einen Mann entlang gehen.

Alex Webb (AW): Seit dem Erscheinen des Buchs überrascht uns, dass nicht nur Fotografen, sondern auch Schriftsteller und andere Kunstschaffende sich für dieses Buch interessieren. Vielleicht, weil es Parallelen gibt zwischen unserem Verständnis des kreativen Prozesses in der Fotografie und dem in anderen Disziplinen.

Zudem beginnt das Buch mit einer Aussage, die poetische Schöpfung betreffend, die der Dichter und Romancier Denis Johnson mir gegenüber einmal gemacht hat und das berührte mich, weil es dem fotografischen Prozess, der Rebecca und mir zueigen ist, so sehr verwandt ist, ein Prozess, der eher intuitiv als rational ist, eher erforschend als festgeschrieben.

RNW: Alex studierte an der Hochschule Literatur, ich verfasste damals Lyrik, als Lehrende und als Fotografen kommen wir daher immer wieder auf die Literatur und andere Künste zurück, die uns helfen, kreative Räume in uns und anderen zu schaffen.

Schlussendlich, der Versuch, Kreativität zu lehren ist ein schon fast mystischer Prozess per se und es gelingt am besten, wenn man Position gegen den Strom bezieht, „at a slant“, um Emily Dickinson zu zitieren, eine meiner Lieblingsdichterinnen.

Fotografie ist zudem eine visuelle Kunst, wir empfinden die 50 Bilder – unsere eigenen wie die anderer Fotografen, die uns beeinflusst oder inspiriert haben, wie Lee Friedlander, Ralph Eugene Mayard, Joseph Koudelka, Andre Kertesz – als genauso instruktiv, wenn nicht mehr, als unsere Texte im Buch. Mit der Kunst verhält es sich oft so: Schweigen ist der beste aller Lehrer.

Menschen in grünen Shirts auf einem Friedhof.

In der Vorbereitung für dieses Interview habe ich „On Street Photography and the Poetic Image“ das zweite Mal von der ersten bis zur letzten Seite gelesen. Das erste Mal schien es so offensichtlich, von wem welches Bild stammte. Beim zweiten Mal habe ich mich immer wieder gefragt, ob es denn wirklich zwingend so sein muss, wie es sich darstellte: Gibt es einen Alex Webb, der diese eindrücklichen Momente, meist ohne die Präsenz von Menschen, einfängt? Und gibt es eine Rebecca Norris Webb, die Szenen auf der Straße dokumentiert, in denen Menschen, Licht und Farbe so perfekt harmonieren?

AW: Unausweichlich, wir sind immerhin 20 Jahre zusammen, gibt es Überlappungen in unseren Arbeiten, schließlich haben wir über diese Zeit auch zu einer immer engeren Zusammenarbeit gefunden. Ich vermute, wenn man die Reflexionen betrachtet, die in meinem Istanbul-Buch zu finden sind, dann könnte man diese als Widerhall zu Rebeccas Buch „The Glass Between Us“ interpretieren.

Und weil die Art der Fotografie, wie wir sie praktizieren, unsere Welt widerspiegelt und wir auf imaginäre, fiktionale Bilder verzichten, kommt es notwendigerweise zu Ähnlichkeiten zwischen unseren Bildern, gerade dann, wenn wir uns am selben Ort befinden.

Ein altes Haus und davor ein altes Sofa.

Dennoch unterscheidet sich unsere Sicht der Dinge oft deutlich. Wenn man sich unsere Bilder zum Thema „The Day of Remembrance“ in „Memory City“ ansieht, ein Jahrestag, der an die Afrikaner erinnert, die auf den Sklavenschiffen auf der Fahrt über den Atlantik zugrundegegangen sind: Mein Bild ist mit vielen Menschen bevölkert, Rebeccas ist ruhiger, ein Baum wie ein Haiku und ein Vogel, dessen Silhouette wie im Traum durch eine rot-schwarze Flagge zu sehen ist, im Wind, der vom Ontariosee herüberweht.

Letztendlich bin ich durch meine Beziehung zu Rebecca offener geworden für einen sanfteren, freundlicheren Ausdruck, beispielsweise in meinem Bild „St. Patrick’s Day“ in „Memory City“. Vielleicht ist sie, wegen der mit mir verbrachten Zeit, empfänglicher geworden für eine intensive Farbpalette, wie in ihrem Bild „Our Mother of Sorrows Church“ im selben Buch? Mag sein. Aber die fundamentalen Ausrichtungen gehen in der Gesamtansicht unseres Werks doch in unterschiedliche Richtungen.

Eine Brücke und man sieht einen Surfer auf dem Fluss.

Als Münchner hat mich das Bild des Eisbachsurfers, der im Fadenkreuz erscheint, direkt angesprochen. Es erscheint dennoch, verglichen mit den anderen Bildern im Buch, eher als überaus gekonntes Handwerk denn als Kunst. Aufgenommen 1991 ist es auch eines der älteren Bilder und die Frage stellt sich, wie es im Vergleich mit neueren Bildern zu bewerten ist.

Es erscheint unglaublich schwer, bis alle Faktoren zusammentreffen, die das Bild ausmachen, aber lösbar, während die anderen Bilder oftmals einen „sechsten Sinn“ für Komposition, Farbe und Timing erfordern, der schwer zu lernen oder, einfacher gesagt, zu imitieren ist.

AW: Das kann man so sehen. Der Surfer ist ein Foto, das mehr über die visuelle Überraschung als die gefühlsmäßige Komplexität funktioniert. Es fesselt kurzfristig, hinterlässt aber weniger langanhaltenden Widerhall als ich dies von meinen anderen Bildern erhoffe. Die Welt ist manchmal tiefgründig und manchmal ganz leicht. Es scheint, als ob der Moment nur dieses kurze Flackern anbieten konnte.

Viele Männer sitzen an einem Tisch und klatschen. Hinter ihnen ein Bild mit Menschen darauf, die ebenfalls an einem Tisch sitzen.

Beim Betrachten der Bilder von Orten wie Haiti, Kuba oder Mexiko habe ich mich unwillkürlich gefragt, wie lange es dauert, bis man einen neuen Ort wirklich ergründet hat. Es gab ja mehrere Reisen in diese Länder; wie lange dauert es, bis die Neuheit des „Touristischen“ der Essenz des Orts weicht?

Für mich jedenfalls ist das immer eine Herausforderung, weil ich so viele Dinge sehe, die mir erst fremd sind und ich das Gefühl habe, ich müsse das erst überwinden, bevor ich den eigentlichen Charakter einer anderen Kultur, eines anderen Lands oder einer Stadt zu verstehen beginne.

AW: Wenn ich ein Projekt beginne, dann ist das wie der Aufbruch zu einer Reise ohne klares Ziel in Sichtweite. Ich besuche einen Ort, sehe einen Moment und dann setze ich mich in Bewegung, erlaube der Kamera und meinen Erfahrungen, mich dahin zu führen, wohin sie mich ziehen, aufmerksam für das, was vor meinen Augen passiert.

Ich bin nicht frei von Voreingenommenheit und Vorurteilen – wer ist das schon? – aber ich versuche, das von mir wegzuschieben und auf den Moment zu reagieren. Der Prozess kommt ganz aus dem Bauch heraus. Je mehr Zeit ich an einem Ort verbringe, je mehr ich herumschlendere – speziell, nachdem ich mir einige meiner Bilder angesehen habe und zurückgekommen bin – desto eher entwickle ich ein Gespür dafür, wohin ich gehen muss, um mein Projekt abzuschließen. Das mögliche Ende kommt in Sicht und gewinnt an Kontur.

Meine Vorgehensweise auf der Straße bleibt durchgängig intuitiv, nicht rational. Ich treffe spontane visuelle Entscheidungen, getrieben von Wahrnehmung, Instinkt, Drang, nicht durch einen rational gesteuerten Denkprozess.

Ein Mädchen steht hinter einer Fensterscheibe und blickt nach unten.

Die von Rebecca gemachten Kommentare verleiten zur Annahme, dass die Fotografie mit Film in den nächsten Jahren verschwindet. Zwischenzeitlich hat Leica eine neue analoge Kamera vorgestellt und zumindest um mich herum sehe ich eine ganze Reihe von Fotografen zum Film zurückkommen, manchmal sogar für Auftragsarbeiten. Ist das Ende des Films wirklich gekommen oder gab es da inzwischen einen Perspektivwechsel?

RNW: Wim Wenders hat einmal bemerkt, dass Fotografie wie „ein letzer Blick auf die Welt“ ist. Neben anderen Aspekten ist „Memory City“ ein letzter Blick auf die Welt, in der Film als Medium dominierte, für eine Mehrheit, um alles zu dokumentieren von intimen familiären Erinnerungen bis zum Festhalten von Momenten, die Geschichte machten.

„Memory City“ befasst sich unter anderem mit der speziellen Beziehung, die Film und Erinnerung haben. Es wirft Fragen auf, die die breiteren Auswirkungen auf unsere Kultur betreffen, wenn eine wachsende Zahl an Bildern und Dokumenten nicht mehr in stofflicher Form existieren, sondern als rein virtuelle Daten in der Cloud.

Ganz konkret frage ich mich, wie das uns, die Generation Baby Boomer, betrifft, deren Kindheitserinnerungen so eng mit diesem Schuhkarton voller Bilder oder diesem Fotoalbum verknüpft sind, die oftmals ungeschminkt und ungestellt unsere Vergangenheit wiedergeben. Um es mit Keats zu sagen: „Berührungen haben eine Erinnerung.“

Ein blaues Kleid im Wind.

Es gibt Kontaktabzüge kompletter Filme in „Memory City“, die auf jedem Bild nur ein Kleid zeigen. Ich empfand diese Serien als sehr eindringlich, fast schon gruselig, speziell da, wo auf manchen Aufnahmen auf einmal Kinder auftauchen und wieder verschwinden. Als ob man die Bilder einer Überwachungskamera ansieht und von Bild zu Bild merkwürdige Dinge passieren. Mich hat das sehr an „Paranormal Activity“ erinnert. Was war die spezielle Intention, diese Kontaktabzüge ins Buch und seinen Anhang einzubinden?

RNW: Es ist interessant, dass Du das Wort „gruselig“ benutzt, um Kontaktabzüge von festlichen Kleidern zu beschreiben. Während ich an meinem dritten Buch, „My Dakota“, arbeitete, einer Elegie auf meinen Bruder, der sehr unerwartet verstarb, habe ich gelernt, dass Wiederholung ein integraler Teil des Verlusts ist.

In der Dichtung sind es sich wiederholende Textzeilen oder Bilder, die kennzeichnend für Elegien sind und sie stellen ein Echo dar für diesen geheimnisvollen, schmerzlichen und an Obsession grenzenden Vorgang, in dessen Verlauf jemand oder etwas, das einmal ein untrennbarer und körperlicher Bestandteil des Lebens war, in die reine Erinnerung transformiert wird, lebendig nur noch im Herzen des Hinterbliebenen, nur noch für sein geistiges Auge sichtbar.

Eingedenk dessen traf ich die Entscheidung, die festlichen Kleider der Frauen von Rochester als eine Metapher für den Film selbst zu verwenden, diesen dünnen Streifen aus Zelluloid, der mich zu jedem Ereignis begleitet hat, das ich jemals fotografierte. Diese Kontaktabzüge – mit ihren immer wiederkehrenden Ansichten des gleichen Kleidungsstücks – wurden somit zum elegischen Refrain von „Memory City“: Mein Weg, den Film zu verinnerlichen – in die Erinnerung zu überführen – meine lange Beziehung dazu und zur Stadt Rochester selbst.

Kinder in roten Jacken in einem Park.

Im Gegensatz dazu zollt Alex seiner langen Beziehung zu Kodak-Film durch die Verwendung seiner letzten Rollen Kodachrome Anerkennung. Ein Film, den er mehr als 30 Jahre lang benutzt hat und dessen Produktion bei Kodak 2009 zum Ende kam. 2010 wurde dann auch die Entwicklung des Films im traditionellen Prozess eingestellt. Heute kann Kodachrome nur noch schwarzweiß entwickelt werden, was den Bildern einen mitgenommenen, verwitterten Eindruck verleiht, als ob sie lange Zeit gealtert seien.

Ich mag es besonders, wie diese schwarzweißen Kodachromes wie ein visueller Halbreim mit meinen Kontaktabzügen zusammenfallen, denn auch diese Bilder sind manchmal ziemlich eindringlich und verstörend, wie „Mt. Hope Cemetery“, dieses grobkörnige Foto eines Grabsteins an einem düsteren, regnerischen Tag in Rochester, aufgenommen von Alex.

Ein Mann mit Kapuze und ein anderer Mann mit Mütze.

Die Frage kam so schon in ähnlicher Weise in anderen Interviews, ich versuche daher, das aus meinem Blickwinkel zu ergründen: Wie funktioniert Eure Zusammenarbeit als Fotografen, speziell bei der Auswahl der Bilder für dieses Buch? Wie schwer gestaltet sich das, wenn man die Arbeit des Ehepartners auf professioneller Ebene kritisiert? Ist es in der Zusammenarbeit bei beruflichen Projekten eher ein Vorteil oder ein Nachteil, wenn man verheiratet ist?

AW: Unser Auswahlprozess läuft normalerweise so ab: Wenn ich meine eigene Auswahl zu einer Sammlung meiner Bilder getroffen habe, dann ist Rebecca die erste Person, die sie zu Gesicht bekommt – und umgekehrt.

Wenn das Projekt umfangreich wird, sei es als Einzelprojekt oder als Gemeinschaftsprojekt, dann hängen wir unsere Selektionen auf. Zeit ist der beste Kritiker: Wenn man mit seinen Bildern tagein, tagaus lebt, wird es relativ schnell klar, welche Bilder funktionieren und welche nicht. Je länger wir an einem Projekt arbeiten, desto mehr Fotografien kommen hinzu und wir beginnen, mit ihnen zu spielen, um zu sehen, wie sie zusammen harmonieren.

Wir bilden Paare. Wir finden erste Abfolgen von Bildern. Häufig sind Anfang und Ende eines Buchs ziemlich offensichtlich, weit vor dem Mittelteil. Besonders wichtig ist, dass wir uns von unseren Bildern wirklich leiten lassen. Die Selektion wird so genauso instinktiv wie das Fotografieren auf der Straße selbst.

RNW: Für mich war immer besonders passend, was die Dichterin C. D. Wright über ihre Zusammenarbeit mit der Fotografin Deborah Luster geäußert hat:

Eine Riss tut sich auf zwischen einem Mitwirkenden und dem anderen – so findet das Licht seinen Weg.

Die Künstlerin Joyce Kozloff sagt, dass der schwierigste Weg, den ihr Werk zurücklegen muss, der vom Studio zur Tür hinaus ist. Denn ihr Ehemann, der Straßenfotograf und Kunstkritiker Max Kozloff begutachtet das Geschaffene immer, bevor es der Welt präsentiert wird.

Glücklicherweise ist es bei uns eherne Regel, dass der Künstler immer das letzte Wort hat.

Vielleicht ist das mit der Grund, wieso unsere Ehe schon 15 Jahre überdauert. Aber das führt auch dazu, dass unsere gemeinsamen Projekte, wie „Violet Isle“* und „Memory City“ sich komplizierter gestalten als unsere Monografien.

* Das ist ein Affiliate-Link zu Amazon. Wenn Ihr darüber etwas bestellt, erhält kwerfeldein eine kleine Provision, Ihr zahlt aber keinen Cent mehr.

Alle hier gezeigten Bilder sind aus dem Buch: Memory City, von Alex Webb and Rebecca Norris Webb, publiziert bei Thames & Hudson 30th June 2014. All photographs © 2014 Alex Webb and Rebecca Norris Webb.

Das Interview wurde von Tilman Haerdle auf Englisch geführt und anschließend von ihm für Euch ins Deutsche übersetzt.


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Von der Idee zum Bild mit Laura Zalenga

20 Sep

Wie macht man ein Selbstportrait in einer Badewanne? Wie riecht Sojamilch mit Rote-Beete-Saft? Wird das vielleicht der neueste Hautpflegetipp? Überlebt mein Equipment diesen Versuch? Was sagen meine Eltern, wenn sie ins Bad kommen und ihre Tochter in einer Badewanne voll pinkfarbenem Wasser liegt, vor der ein Stativ mit Kamera steht? So viele Fragen und nur ein Weg, es herauszufinden.

Pink? Das war ganz sicher nicht mein Lieblingsfotothema. Zu Pink fällt mir Barbie ein und Glitzer und „Don’t let me get me“. Wenn ich mich anstrenge, fallen mir noch ein paar Lippenstiftnuancen und Blütenblätter dazu ein. Keines dieser Dinge hat mich inspiriert.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Idee zu meinem Bild dann beim Salatessen kam. Rote-Beete-Saft. Mir schwebte ein sehr ruhiges Bild vor, bei dem das einzig Sonderbare die Farbe der Flüssigkeit sein sollte. Wir sind Mädchenportraits in neblig-weißem Wasser gewohnt, aber pinke Brühe? Das erinnert doch eher an Chemielabor. Fand ich gut.

Sojawasser in der Rote Beete Saft geschüttet wird

Als Location hat sich außer der Badewanne nicht viel angeboten. Es war klar, dass ich eine Sauerei hinterlassen würde und eine Schüssel wäre einfach nicht groß genug gewesen, um das Bild umzusetzen, das ich im Kopf hatte.

Also Wasser marsch, dazu 400 ml Sojamilch und 150 ml Rote-Beete-Saft. Handtuch und Funkauslöser bereitlegen, Stativ aufbauen. Kameraeinstellungen so gut wie möglich ohne Objekt im Wasser vorbereiten. Rein in die Wanne und erste Testbilder schießen. (Sojamilch mit Rote-Beete-Saft riecht seltsam, aber weniger unangenehm als erwartet.)

Natürlich gab es von der Wanne aus keine Möglichkeit, die Bilder anzusehen, also raus aus der Wanne, pinke Spuren hinterlassen, Kamera nass machen und sehen, dass die Schärfe noch nicht passt und auch die Pose eher noch nicht so gelungen ist. Das ist ein Brathähnchen in rosa Soße. Also neu einstellen, zurück in die Wanne, nächster Versuch.

Mädchen in Badewanne mit pinker Flüssigkeit

Ich wollte das Bild direkt von oben aufnehmen, bin aber trotz Stativ schnell an Grenzen wie den breiten Badewannenrand gestoßen. Also musste ich mich zwischen einer schräg fotografierten Ganzkörperaufnahme und einem näheren Portrait frontal von oben entscheiden. Getestet habe ich beides. Aber die Ganzkörperaufnahme war mir viel zu unruhig.

Schließlich habe ich das Stativ so gegen die Wanne gelehnt, dass es nur noch auf zwei Beinen stand und die Kamera etwas über der Wanne hing, um wenigstens annähernd den richtigen Winkel zu erhalten.

Zurück in der Wanne halte ich kurz inne: Seltsamer Moment, wenn man so in der Badewanne liegt, mit dem Kopf am Fußende, pinkes Wasser schwabbt um einen herum und über dem Kopf hängt eine Kamera an einem Stativ, das nicht gerade beruhigend stabil steht. Welches andere Hobby muss man eigentlich haben, um so seltsame Sachen zu machen?

Mädchengesicht in pinker Flüssigkeit

Irgendwann war mein Funkauslöser nass und mir kalt und ich habe mich zufrieden gegeben.

Am Laptop war es spannend, die Fotos dann ohne nasses Kamera-Display und rosa Tropfen in den Augen anzuschauen. Schnell habe ich mich für die nahen Portraits entschieden und wusste aber auch sofort, dass ich den Badewannenrand und einige Spiegelungen im Wasser loswerden musste. Leichter gesagt als getan. Beinahe einfarbige Flächen lassen sich schwieriger „aufräumen“ als ich dachte. Nach einer Weile Stempeln und Pinseln hat es aber doch funktioniert.

Mädchengesicht in pinker Flüssigkeit

Mädchengesicht in pinker Flüssigkeit

Obwohl mich das Thema anfangs so gar nicht gereizt hat, bin ich mit dem Bild zufrieden. Und das, obwohl es pink ist. Die zufällig entstandenen Lichtspiegelungen am Hals, die ihn seltsam lang erscheinen lassen, passen für mich sehr gut zum Labor-Effekt. Ich mag die Ruhe, die es ausstrahlt und bin froh, dass ich diese am Ende doch noch erreicht habe.

Schade, dass ich keine zufriedenstellende Ganzkörperaufnahme zu meiner Idee machen konnte, vielleicht werde ich das irgendwann mit einem Modell nachholen. Aber das Bild als Selbstportrait zu wagen, hat mindestens die Hälfte des Spaßes ausgemacht.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Der Funkauslöser hat überlebt, aber Soja-Rote-Beete-Wasser wird nicht zu meinem neuen Pflege-Geheimtipp.


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Ein Bild, hundert Möglichkeiten

27 Aug

Dies soll ein kleines Plädoyer dafür sein, sich über einen längeren Zeitraum mit ein und demselben Foto zu beschäftigen. Zu experimentieren, zu kombinieren, zu schauen, was alles aus einem Foto rauszuholen ist.

Denkt man an „ein Bild, hundert Möglichkeiten“ kommt einem vielleicht erst einmal Photoshop in den Sinn. Digitale Bildbearbeitung kann aus einem Ursprungsfoto so viele neue Versionen schaffen, man braucht nur genügend Ideen und ein bisschen Handwerk. Doch ich glaube, das funktioniert auch analog.

Photoshop habe ich nicht. Ich habe einen Scanner, ein einfaches Umsonstbearbeitungsprogramm, das meine gescannten Vorlagen beschneiden und ein bisschen an den Kontrasten drehen kann, und eine Dunkelkammer. Das reicht mir, um aus einem Foto das Beste rauszuholen und verschiedene Versionen durchspielen zu können.

Auch der Drogeriemarkt an der Ecke tut mit seinem Fotoservice ungewollt sein Möglichstes. Denn – analog Fotografierende werden es kennen – egal wie oft man sein Negativ dort abgibt, man bekommt stets eine andere Version des Abzugs zurück: Mal sind die Ränder beschnitten, mal sind es gesättigtere Farben, mal andere Kontraste. Und manchmal ist das Foto sogar spiegelverkehrt abgezogen worden. Unwissend leistet CEWE schon den ersten Schritt für meine hundert Möglichkeiten. Trotzdem ist das Selberscannen das Erste, was ich zuhause mache, denn den Abzügen traue ich nie so wirklich.

Eines meiner absoluten Lieblingsbilder ist vor sechs Jahren in einer Lagerhalle entstanden. Ich habe mit einer befreundeten Fotografin eine Tour gemacht, meine Kiev hat schnell aufgegeben, ihre Canon hat den Tag über alleine durchgehalten, später haben wir die Negative geteilt. Eines dieser Bilder zeigt mich schräg und von hinten im Licht stehen. Und obwohl es unspektakulär ist: Ich mag dieses Bild sehr.

In den letzten Jahren habe ich es immer wieder für verschiedene Ideen verwendet, habe es in der Dunkelkammer benutzt, um Chemie oder Einstellungen zu testen und im Laufe der sechs Jahre sind, ohne es geplant zu haben, viele Versionen des selben Ursprungsnegativs entstanden.

Und auch, wenn es keine hundert geworden sind, ist es für mich dennoch ein schönes Beispiel, wie sich dieses Foto als roter Faden durch meine fotografische Entwicklung zieht. Ich zeige Euch meine liebsten Versionen dieses Fotos, ohne Wertung oder Reihenfolge, welches nun die beste ist, denn eine „richtige Version“ hat dieses Foto für mich nicht.

Zuerst zeige ich Euch die einfache gescannte Version. Kleinbild, Farbfilm. Welcher, weiß ich nicht mehr, aber ISO 200 steht auf den Streifen. Da ich im Fotolabor bisher nur schwarzweiß abziehe, ist es auch die einzige Version in Farbe. Alles, was ich fortan mit den Abzügen angestellt habe, ist schwarzweiß.

Die Rückenansicht eines Mädchens mit wirren Haaren.

Eine meiner liebsten Möglichkeiten in der Dunkelkammer ist das Abwedeln. Ich habe mir einen kleinen Fächer gebastelt, mit dem ich ab und an Ecken von Bildern verwische und schöne weiß zerfließende Übergänge schaffe. Auch dieses Selbstportrait braucht für mich zerfließende Ränder. Ich lese viel und lasse mich dabei auch in meiner künstlerischen Denkweise oft von Litartur leiten, inspirieren und beeinflussen.

Literatur ist neben der Kunst meine zweite Quelle der Inspiration, der Ruhe, der Gedanken und ziemlich oft kreuzen sich diese Wege und treten in Symbiose. Ich habe mal ein wundervolles Zitat in Günter Grass’ „Der Butt“ gelesen, was mich seither beschäftigt und mich direkt an diesen Handabzug erinnert hat:

Jetzt zerfaser ich von den Rändern her.

Diese Botschaft, am äußersten Punkt angreifbar zu sein, sich dort aufzulösen, dieses Gefühl habe ich, wenn ich das Foto ansehe. Auch, wenn es für Außenstehende natürlich schwer nachvollziehbar ist, aber sechs Jahre sind eine lange Zeit, seitdem ist viel passiert und all das projiziere ich in dieses Bild mit seinen zerfasernden Rändern.

Die Rückenansicht eines Mädchens in schwarzweiß.

Das gleiche Gefühl hatte ich, als ich vor zwei Jahren meine Examensarbeit schreiben sollte. Verwirrt, unklar, wo es hinführen soll, ein großes Thema auf kleinen Schultern. Am Ende ist alles nochmal gut gegangen, ich habe das Thema zu fassen gekriegt und mich intensiv mit Schrift und Bild auseinander setzen können.

Aber ein Foto aus dieser im Zuge des Schreibens entstandenen Reihe spiegelt passend mein Gefühl wider: Das Selbstportrait in der Fabrik. Ich habe damals angefangen, mit Folien in der Dunkelkammer zu experimentieren, um auf ganz analoge Art und Weise Schriftzüge in das Foto zu bringen. Es ist ein Zitat von Finn-Ole Heinrich aus seinem „Räuberhände“-Roman geworden, mit der prägnanten Zeile „Nur ich irre umher“.

Abgetippt mit der Schreibmaschine auf weißes Papier, kopiert auf eine Folien, aufgelegt in der Dunmkelkammer auf das Fotopapier, steht es nun im Bild. Auch, wenn die Lesbarkeit ein bisschen gelitten hat, ist es in die Mappe zur Abschlussarbeit gewandert und gefällt mir auch zwei Jahre später noch.

Beschriftete Folien mit einem Zitat.

Die Rückenansicht eines Mädchens mit einem Zitat.

Dann kam eine Zeit, in der ich mich intensiver mit der Möglichkeit des Kombinierens auseinandergesetzt habe. Kombinierte Bilder als Sammlung von Geschichten.

Das Selbstportrait in der Fabrik hat in der Dunkelkammer und Zuhause auf dem Schreibtisch viele andere Fotos kennenlernen dürfen. Am Ende habe ich mich für die Konbination mit einem Knallerbsenstrauch entschieden. Das Foto hat an der linken unteren Ecke eine helle Überbelichtung, der Deckel der Kamera war etwas lichtdurchlässig.

Zusammengeschoben ergeben die beiden Fotos eine ganz neue Geschichte, jedes für seinen Teil, aber in der Mitte ist der helle Fluchtpunkt, in dem alles zerfließt. Auch das Format habe ich geändert. Da die Knallerbsen im Mittelformat fotografiert sind, habe ich das Kleinbild beschnitten und angepasst. So ist ein bisschen mehr weiße Wand und ein bisschen weniger Ich im Mittelpunkt.

Ein Knallerbsenstrauch mit Knallerbsen und Ästen.

Eine Kombination aus der Rückenansicht eines Mädchens und dem Knallerbsenstrauch.

Neben all diesen Versionen existieren noch viele weitere, die in meinem Fotokoffer liegen. Nur ein Abzug des Selbstportraits in der Fabrik hat es neben meinem Schreibtisch an die Wand geschafft und das nicht, weil er der schönste ist, ganz im Gegenteil: Eigentlich ausrangiert ist in der Dunkelkammer ein unfixierter Testreifen auf ihm gelandet und hat seine Säure überall verteilt.

Eine Rückenansicht eines Mädchens auf einem Handabzug der fleckig ist.

Aber gerade das macht ihn für mich zur persönlichsten Version, weil es zeigt, wie kleine Fehler, Unaufmerksamkeiten und Zufälle Einfluss auf die Arbeit nehmen, wenn man nicht damit rechnet. Und mit den kaffeeähnlichen Flecken mag ich ihn fast noch lieber als ohne.


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Von der Idee zum Bild mit Helen Warner

24 Aug

Ein Beitrag von: Helen Warner

Ich habe dieses Foto nicht wirklich geplant. Die Location gefiel mir und ich beschloss, loszuziehen und sie mir genauer anzusehen. Ich packte einige Sachen ein, etwas Puder, Gurte, Farbe. Zudem nahm ich meine Freundin Dianne Campbell mit, falls mir dort etwas einfällt. Eine vage Idee habe ich meist, aber ich mag es auch einfach, Dinge geschehen zu lassen. Die Location begeisterte mich sehr und ich war sehr zuversichtlich, hier ein Foto improvisieren zu können.

Ich versuche, so oft wie möglich zu neuen Orten zu fahren, neue Locations zu entdecken und zu erkunden. Manchmal bin ich aber auch etwas faul und entscheide mich dann für eine „Google-Maps-Action“. Nach dem Zufallsprinzip schaue ich an verschiedenen Stellen in der Hoffnung, eine neue und aufregende Location zu finden.

Ich war überracht, dass ich bis dahin noch nicht von „St. John’s Point“ gehört hatte. Es ist ein abgelegener Ort an der Westküste von Irland. Er beginnt als grasbewachsene Landzunge und endet an einem Leuchtturm, der sich auf langen dunklen Basaltfelsen befindet. Dieser Ort ist wirklich der Traum eines jeden Fotografen!

Steiniger Pfad

Es gibt dort einen alten, zerfallenen Steinsteg, der wahrscheinlich früher dazu verwendet wurde, Boote vom Meer einzuholen. Es gelang mir, bis zum Ende des Stegs zu klettern. Mein Modell hatte es etwas schwieriger, bewaffnet mit Talkum-Puder und zwei Rauchbomben. Ich bringe nicht so gern noch Assistenten mit. Ich mag die Intimität, wenn ich nur mit einer Person arbeite. Auch wenn ich weiß, dass ich, um größere und bessere Dinge zu machen, bald eine Crew brauche.

Ein einziges kleines Probem war der starke Nebel, der vom Meer kam. Wir haben ihn selbstverständlich begrüßt, denn er brachte sehr viel Atmosphäre ins Bild, aber ursprünglich wollte ich mein Modell auf der anderen Seite des Stegs fotografieren. Der Nebel reflektierte hier jedoch zu viel Licht, sodass wir das Shooting auf einer etwas weniger interessanten Seite machen mussten. Diese ist auch spektakulär, aber auf der anderen gab es einige schöne Wasserpfützen.

Steiniger Steg mit Wasserpfützen.

Ich dirigierte mein Modell, geradeaus zu sehen, als würde sie diese tückische Landschaft durchqueren. Zudem sollte sie den Stoff des Kleides hinter sich werfen. Natürlich gab es dabei auch einige Pannen-Bilder, aber am Ende waren auch ein paar Fotos dabei, die perfekt passten und aussahen, als würde sie wirklich über die Felsen laufen und der Wind ihr entgegen wehen. Dabei war es an diesem Tag windstill. Für mich lässt die Bewegung die Atmosphäre kälter und alles etwas jenseitig erscheinen.

Spontane Fotos sind immer etwas Nervenkitzel, weil sie den Moment einfangen, in dem plötzlich alles zusammenpasst. Man arbeitet mit dem Wetter und der Landschaft und wenn dann alle Elemente passen, fühlt es sich wie ein Segen an.

Eine Frau auf einem Felsen im schwarzen Kleid.

Eine Frau in schwarzem Kleid.

Ich habe in der Nachbearbeitung nicht viel verändert, alle Details des Originalfotos blieben intakt. Jedoch entschied ich mich, alles etwas abzudunkeln, um das Kleid des Modells mit der Farbe der Felsen verschmelzen zu lassen. Ich wollte, dass es aussieht, als wäre sie Teil dieser Landschaft, als würde sie genau wissen, dass es gut ist und sie dort hin gehört.

Die Farben passten perfekt zusammen, mit ihrem schwarzen Gesicht und dem grau-schwarzen Stoff. Alles spiegelte die Farben der Basaltfelsen wieder. Alles, was ich tat, war, das Foto abzudunkeln und die Farben leicht zu verblassen, um eine kalte und feindseligen Atmosphäre zu schaffen. Ich beschloss zum Schuss noch, das Bild zu beschneiden, ihm so mehr Spielraum zu geben, Richtung Landschaftaufnahme, Panoramablick.

Eine Frau mit schwarz bemaltem Gesicht und schwarzer Kleidung geht über eine felsige Landschaft.

Das fertige Foto passt zu meiner ursprünglichen (vagen!) Idee. Ich wollte eine einsame Gestalt in dieser schönen Landschaft fotografieren und das Ergebnis übertraf meine Erwartungen.

Selbst wenn ich könnte, würde ich im Nachhinein nichts mehr verändern. Ich war glücklich mit diesem Shooting und bin begeistert davon, dass wir mit allem so viel Glück hatten: Das perfekte Licht, perfekter Nebel und diese großartige Location.


kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity

 
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