Bob Dylan hat sich angeblich seinen Künstlernamen nach ihm ausgesucht, Paul McCartney sagt, dass John Lennon nur wegen ihm angefangen habe, Songs zu schreiben. Trotzdem kennen nur wenige Menschen Dylan Thomas, den Waliser, Dichter und Trinker, der mit nur 36 Jahren verstarb.
„Anfangen, wo es anfängt.“
Auf seine Spuren haben sich die Schriftstellerin Elke Heidenreich und der Hamburger Fotograf Tom Krausz gemacht, die in einem sehr sehens- und lesenswerten Buch* nicht nur das Leben des Ausnahmeschreibers nachzeichnen, sondern auch Fotografien der Orte und natürlich Texte von Dylan Thomas zeigen.
Ausschnitte aus seinem Theaterstück „Under Milk Wood“, die Lebensstationen durch Städte in Wales bis zum Tod in New York City werden gezeigt und mit beeindruckenden Schwarzweißbildern von Landschaften, Architektur und immer wieder auch intimen, privaten Orten begleitet, wie dem nur notdürftig ausgebauten Bootsschuppen am Wasser, in dem Dylan Thomas über Jahre bis zu seinem Tod lebte.
„Die Stadt war noch nicht wach.“
Das Bild aus dem Foto-, Gedicht- und Biografieband „Dylan Thomas“, das ich vorstellen möchte, hat keinen expliziten Titel, es zeigt eine Buchhandlung in Laugharne, der Heimatstadt des Dichters. Ein verwittertes, altes Haus, drinnen Bücher in verschiedensten Formen und Farben, sowie Plakate in charmantem Chaos in Regalen liegend und am Fenster klebend.
Alles wirkt so, als wäre die kleine Buchhandlung, über der auch eine Wohnung zu liegen scheint, komplett aus der Zeit gefallen. Man kann sich vorstellen, dass hier noch immer alles ist, wie es vor 100 Jahren zur Zeit von Dylan Thomas’ Geburt war: Dass in der kleinen Stadt die Moderne noch nicht angekommen ist und das Haus einem trotzdem so gute Geschichten wie die hier verkauften Bücher erzählen könnte.
„Die Zeit vergeht. Horch. Die Zeit vergeht.“
„Do not go gentle into that good night, / rage, rage against the dying of the light“. Geh nicht gelassen in die Nacht, kämpfe, wüte gegen den Tod des Lichts, heißt es in einem seiner meistzitierten Gedichte. Es sind Gedichte, die immer auch mit Worten und mit Phonetik spielen, deren Rhytmus wie das Wasser fließt, was sie geradezu dazu prädestiniert, laut vorgelesen, ja sogar gesungen zu werden. Es ist Dylan Thomas am Ende mit der Hilfe seiner Worte gelungen, nicht einfach still zu gehen.
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kwerfeldein – Fotografie Magazin
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