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West Coast – Teil 2

17 Sep

Wie versprochen, möchte ich Euch den zweiten Teil meiner USA-Reise im Mai natürlich nicht vorenthalten. Wir hatten die Küste erst einmal hinter uns gelassen und waren in der Columbia River Gorge angekommen.

Für mich war die Gorge mit ihren zahlreichen Wasserfällen das Highlight dieser Reise. Die dichten Wälder, tiefen Schluchten und tosenden Wasserfälle dort sind unbeschreiblich schön.

Nach dem fotografischen Erfolgserlegnis am Wahclella-Wasserfall am Tag zuvor war ich nun viel entspannter und auch nicht übermäßig enttäuscht, dass ich am Womans-Forum-Aussichtspunkt trotz drei Versuchen nicht einmal einen glühenden Himmel vorfand. Das mit den Sonnenauf- und -untergängen wollte einfach nicht klappen und so begnügte ich mich mit einem Foto, das ich zur blauen Stunde aufnahm.

Columbia River Blues © Michael Breitung

Wie die Wolken am Morgen schon vermuten ließen, wurde es ein leicht regnerischer Tag. Perfekte Bedingungen, um weitere Wasserfälle zu erkunden. Die Auswahl fiel nicht leicht. Um möglichst viele Wasserfälle zu fotografieren, entschied ich mich für die leicht zugänglichen.

Zuerst fuhren wir zu einem der höchsten Wasserfälle der USA. Fast 200 Meter fällt das Wasser der Multnomah Falls in die Tiefe. Sie sind die wohl touristischsten Wasserfälle der Gorge und auch die mit am meisten fotografierten. Ich suchte also nach einer etwas anderen Ansicht und fand sie schon wenige Meter vom Auto entfernt am Parkplatz.

Muldnomah © Michael Breitung

Den historischen Columbia River Highway weiter Richtung Westen wartete gleich danach der Latourell-Wasserfall. Fast eine halbe Sunde stand ich dort knietief im Wasser und machte Fotos. Ich war überrascht, dass die Flüsse in der Gorge alle recht warm waren. Kein eisiges Schmelzwasser wie ich es erwartet hatte.

Zu lange wollte ich mich aber nicht aufhalten, denn das Highlight des Tages sollte erst noch kommen. Etwas höher und tiefer in der Gorge versteckt, liegen die Fairy Falls. Und dieser Wasserfall ist wirklich märchenhaft. Er gehört nicht zu den höchsten und auch nicht zu den stärksten Wasserfällen. Aber durch seine Fächerform stellt er ein besonders schönes Motiv dar.

Latourell, Fairy Falls © Michael Breitung

Nach den letzten zwei Tagen war der Küstennebel der ersten Tage nun endgültig vergessen. Auch, wenn die Erfahrung mir mittlerweile sagte, dass ich in den folgenden Tagen an der Küste keine spektakuläre Dämmerung präsentiert bekommen würde, freute ich mich auf Bandon und später Kalifornien.

Zunächst lagen aber fast sechs Stunden Fahrt vor uns. In Anbetracht der großen Entfernungen, die man in den USA zurücklegt, vermisst man des öfteren die deutschen Autobahnen. Wenn man aber eine so schöne und abwechslungsreiche Strecke wie den Highway 1 entlang fährt, ist das zu verschmerzen.

In Bandon hatten wir dann direkt an den Klippen ein Motel gemietet und nur fünf Minuten Weg hinunter zum Strand. Ich habe schon viele Strände gesehen und fotografiert, aber am Bandon Beach kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist schwer, einen Superlativ zu finden, der diesem Strand gerecht wird. Paradies für Landschaftsfotografen trifft es, denke ich, ganz gut.

The Photographer © Michael Breitung

Nicht umsonst musste ich mir den Strand am Abend mit über 20 anderen Fotografen teilen. Eine ganze Reisegruppe sammelte sich vor den schönsten Felsen, alle mit Stativ und Gummistiefeln. Ich fand kaum eine Ansicht, bei der nicht mindestens ein Fotograf im Bild stand.

Am nächsten Morgen stand ich sehr zeitig auf, um den Strand für eine Weile ganz für mich allein zu haben. Es war traumhaft. Erst um fünf Uhr kamen nach und nach wieder die anderen Fotografen. Und es wurde uns ein ganz ansehnlicher Sonnenaufgang präsentiert.

Bandon Dawn © Michael Breitung

Ich hätte hier noch Tage verbringen können. Aber wir hatten einen sehr straffen Zeitplan. Zwei Wochen waren eigentlich zu kurz für diese Reise. Aber was will man machen, der nächste Strand wartete schon in Kalifornien auf uns.

Trinidad ist einen Gemeinde im Humboldt County im Norden Kaliforniens und der optimale Ausgangspunkt zum Erkunden weiterer zerklüfteter Küsten und der mächtigen Redwoods. Die Fahrt durch die Redwoods ist beeindruckend. Von einen Moment auf den anderen sind da Bäume, die teilweise über 100 Meter hoch sind. Es fiel mir nicht leicht, mich da aufs Fahren zu konzentrieren.

Abends besuchten wir den Trinidad State Beach. Den hatten wir dann fast für uns allein und konnten einen schönen Sonnenuntergang genießen. Ich war es gar nicht mehr gewöhnt, einen Sonnenuntergang mit Sonne zu fotografieren und so vergaß ich meine Hand-Technick, um Lens Flares zu vermeiden. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, nachträglich Abhilfe zu schaffen.

Trinidad © Michael Breitung

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der Redwoods. Unter diesen Giganten fühlt man sich wahrlich winzig. Zunächst erkundeten wir den Lady Bird Johnson Grove in der Nähe von Orick und danach ging es weiter in die Del Norte Redwoods. Auch hier könnte man Tage verbringen, es gibt so viel zu entdecken.

Wen es mal nach Kalifornien verschlägt, dem kann ich das Buch von Gary Crabbe* empfehlen. Von den Redwoods im Norden bis runter nach Santa Cruz zeigt Gary hier die besten Motive und liefert alle Infos, die man sich als Fotograf wünscht.

Redwoods Panorama © Michael Breitung

Walking amongst Giants © Michael Breitung

Auch den Luffenholtz Beach beschreibt Gary in seinem Buch und so durfte der auf unserer Reise auch nicht fehlen. Er liegt nur wenige Kilometer südlich von Trinidad. Leider ließ der Küstennebel wieder kein magisches Licht zu. Trotzdem war die blaue Stunde an diesem Ort etwas Besonderes.

Man kann aus der Not auch eine Tugend machen: Wenn das spektakuläre Licht ausbleibt, hat man viel mehr Zeit, sich auf die Auswahl des richtigen Standpunktes und die perfekte Komposition zu konzentrieren. Bei sich schnell änderndem Licht geht es mir hingegen oft so, dass ich möglichst viele unterschiedliche Ansichten einfangen möchte und den Standpunkt unter Umständen oft wechseln muss.

Luffenholtz Blues © Michael Breitung

Die letzte längere Fahrt führte uns dann bis runter nach San Francisco. Hier war ich sehr dankbar über unseren doch recht neuen Mietwagen und das Automatikgetriebe, das in den USA Standard ist. Die Straßen von San Francisco haben es wirklich in sich und unser Mietwagen musste einiges mitmachen.

Morgens fuhr ich rüber nach Marin County, um ein Foto der Golden Gate Bridge zu machen. Das Ergebnis seht Ihr im Titelbild. Abends gings dann für ein Sonnenuntergangsfoto zum Pier 7.

Dazwischen erkundeten wir unter anderem China Town und auch das eine oder andere Geschäft. Die Painted Ladies durften auch nicht fehlen und dann gab es an der Fisherman’s Wharf auch noch eine Robbenkolonie zu bewundern. Es ist einfach eine tolle Stadt, in der es nie langweilig wird. Strände gibt es natürlich auch noch.

Pier 7 © Michael Breitung

Wir verbrachten die letzten drei Tage unserer Reise in San Francisco bei bestem Wetter. Nur am letzten Morgen, als ich von den Twin Peaks fotografierte, zog für eine Weile dichter Nebel über die Stadt. Als die Sonne dann durchbrach, war das endlich einer der magischen Momente, auf die ich bei meinen anderen neun Sonnenaufgangstouren vergeblich gewartet hatte.

Cloud City © Michael Breitung

Zurückblickend war es eine tolle Reise. Aus fotografischer Sicht nicht immer ganz einfach, aber ich mag Herausforderungen und bin mit meiner Auswahl an Fotos doch ganz zufrieden. Zudem sind die Landschaften der USA einfach einzigartig und es ist toll, diese live zu erleben.

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kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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