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Stanka Koleva und die Wirklichkeit

27 Feb

Vorsicht, in diesem Artikel liegt der Fokus auf künstlerische Fotografie. Es werden auch seltsame Wort- und Sinnkonstrukte erstellt sowie eine Geschichte erzählt, für die ich an dieser Stelle keine Haftung übernehmen kann. Das Weiterlesen geschieht daher auf eigene Gefahr.

Es geht hier um Stanka Kolevas Arbeiten und Anfänge. Ihre Bilder sind nicht so einfach verdaulich, auch springt einem die Absicht nicht sofort ins Gesicht. Es sind eher die leisen Töne, die den Betrachter, lässt er sich drauf ein, zum Schauen bewegen.

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So sehen wir Gesichter, nie ganz da, als wären sie in einer Welt hinter dem Bild und wir sehen nur einen Abdruck dessen, was einmal war. Oder es schweben schwarz umrankte Geisterwesen auf uns zu. Vieles ist möglich in Stankas Bildern.

Begonnen hatte alles mit der alten Kamera ihres Großvaters. Ich weiß, viele Geschichten von Fotografen beginnen so, aber warum auch nicht. Bei einigen ist es der Anfang einer wunderschönen Geschichte.

Ihre Großmutter also – bestimmt war es ein vernieselter Tag in Bourgos – einer Hafenstadt am schwarzen Meer, überreichte Stanka, Ihr erinnert Euch, die Großmutter war es, die Kamera ihres kürzlich verstorbenen Mannes.

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Sie nahm die Kamera und betrat ein Fotostudio in ihrer Stadt, um ein paar Filme zu kaufen. Als der Verkäufer sie fragte, ob Farb- oder Schwarzweißfilm, war sie für einen Moment verwirrt. Sie wusste nicht, welcher Filme in ihre Kamera passt und tippte auf schwarzweiß.

Der Verkäufer lachte und entschlüsselte das Geheimnis: Beide Filme würden passen. Als sie ihn fragte, ob er auch Filme entwickne, sagte er: „Ja, Sie können die Filme zu mir bringen und Sie entwickeln sie.“ Stanka schüttelte den Kopf: „Nein, das ist ein Missverständnis, ich bezahle Sie und Sie entwickeln die Bilder!“ Er nickte: „Ja, Sie werden mich bezahlen, aber Sie werden die Bilder selbst entwickeln.“

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Von da an war er für fünf Jahre ihr Lehrer. Er brachte ihr alles bei, was er über sein Handwerk wusste. Für Stanka war dieses kleine Fotostudio ein Tempel, in dem sie neue Welten, neue Visionen und Sichtweisen kennenlernte. Auch heute noch arbeitet sie in der Dunkelkammer und stellt ihre Abzüge mittels des Silbergelantineverfahrens her.

Wenn sie Bilder macht, dann folgt sie ihrem Instinkt. Sie sagt:

Ich sehe etwas und es muss jetzt passieren, eine Aufnahme zu machen. Wenn ich ein Modell für Aufnahmen vorbereite, bitte ich es, bestimmte Dinge zu machen, die ich im Bild haben möchte (zum Beispiel etwas zu tragen oder zu halten). Dann lasse ich die Person die Situation fühlen, in der sie ist und spreche mit ihr, während ich fokussiere. Normalerweise spreche ich über unsinnige Dinge. Dann fangen wir beide an, uns wohler zu fühlen und die Szene und Atmosphäre zu spüren. Ich muss das Bild sehr schnell machen, weil ich sonst den Moment der Wahrhaftigkeit verliere.

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Es ist die Wirklichkeit, die sie motiviert und provoziert, zu fotografieren.

Weil dort mehr ist als wir mit unseren Augen sehen, es gibt unbekannte Kräfte, die darauf warten, in uns als Menschen enthüllt zu werden. Meine Arbeiten sind ein Schnappen von mir nach dem Unbekannten, das über meinen Körper hinaus geht.

Dass ein Fotograf aber keine Insel ist, hat Martin in seinem Artikel schon so schön beschrieben und so hat sich auch Stanka von vielen Menschen um sich herum inspirieren lassen. Da sind als erstes natürlich ihr Lehrer Borislav Penkov und Künstler wie Sally Mann, Roger Ballen, Bastian Pons, Patricia Ujehovska und Bruce Mozertom. Sie geben ihr die Kraft, weiter zu fotografieren.

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Ohne es fühle ich mich unvollständig und leer. Fotografie ist eine Art ständige Suche nach mir, ich versuche, mehr über das zu erfahren, was ich noch nicht verstehe und neue Kräfte in mir und jedem anderen Menschen zu entfesseln.

Und mit diesem Zitat möchte ich die Geschichte von Stanka hier vorerst enden lassen. Wer sich in ihren Worten wiederfindet oder sich durch ihre Bilder berühren lässt, der wird sie bestimmt weiter erzählen und ihre Webseite besuchen. Ich bin froh, über Umwege ihre Bilder gefunden zu haben. Sie reiht sich nun wiederum ein in die Reihe der Menschen, die mich beeinflussen.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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