Dies ist ein Gastartikel von Sebastian Kierner aka Grauverlauf (flickr). Sebastian ist 20 Jahre alt und kommt aus der Nürnberger Umgebung. Er fotografiert seit etwa 1,5 Jahren überwiegend Landschaften.
2.8; 3.5; 4; 5.6; 6.3 – um nur einige zu nennen – sind alles Blendenzahlen, die dem Fotografen in Fleisch und Blut übergehen, sobald er mal einige Zeit ernsthaft fotografiert. Wir alle Wissen natürlich, dass das runde Loch im Objektiv (auch Blende genannt) kleiner wird, wenn man die Blendenzahl höher einstellt, so dass weniger Licht bis zum Sensor durchkommt.
Als ich gerade mit dem Fotografieren angefangen hatte, hab ich in einem Forum gelesen, dass es von Blende 5.6 bis Blende 8 nur eine einzige Blende Unterschied ist. Das heißt, dass bei Blende 5.6 genau doppelt so viel Licht auf den Sensor (oder auch Film) fällt, wie bei Blende 8. Demnach braucht man bei Blende 8 eine doppelt so lange Belichtungszeit wie bei Blende 5.6.
Damals hab ich die Welt nicht mehr so recht verstanden und war ehrlich gesagt total perplex. Mir schwirrten Gedanken im Kopf herum wie: “Blende 5.6 + 1 Blende = Blende 6.6 und nicht 8″ oder “nach 5.6 kommt doch erst mal 6.3″.
ABER: Ganz so dumm wollte ich natürlich nicht bleiben und deshalb hab ich über die Sache nachgedacht und recherchiert und dieses Wissen möchte ich jetzt mit Euch teilen. Noch mal zur Erinnerung: Die Blendenzahl hat keine Einheit, sie ist schließlich nicht die Angabe des Durchmessers in Millimeter, sondern der Quotient aus Brennweite und Durchmesser der Kreisöffnung. Das heißt:
Damit sich von Blendenstufe zu Blendenstufe die Belichtungszeit verdoppeln bzw. halbieren kann, muss logischerweise halb bzw. doppelt so viel Licht auf den Sensor fallen. Die Fläche des Kreises, durch den das Licht fällt muss also verdoppelt bzw halbiert werden.
Das würde man aber nicht erreichen, wenn man den Durchmesser der Blendenöffnung verdoppeln oder halbieren würde. Die Blende ist im angenommenen Idealfall kreisrund. Um die Fläche des Kreises, durch den das Licht fällt zu verdoppeln bzw. zu halbieren muss man den Durchmesser des Kreises mit der Wurzel aus 2 (also rund 1,4) multiplizieren/dividieren.
Und jetzt ein Beispiel
Na? Klingelts? 1,4 hab ich doch schon mal irgendwo gehört!! Na klar! 1,4 ist natürlich eine Blende in der Blendenreihen. Blende 1.0 würde bedeuten, dass die Brennweite des Objektivs (also zum Beispiel 50mm) genau dem Durchmesser der Blendenöffnung entspricht. Die Fläche, durch die das Licht auf den Sensor fällt wäre 19,63 cm².
Wenn man jetzt den Durchmesser der Blendenöffnung durch 1,4 (Wurzel aus 2) teilt, hätte die Blendenöffnung nur noch ca 36 mm Durchmesser und die Fläche, durch die das Licht scheint wäre mit 9,82 cm² halb so groß wie vorher es kommt deshalb auch genau halb so viel Licht durch. Wir haben jetzt eine Blende von Blende 1 auf 1,4 abgeblendet. (Puh, man kann sich das abblenden aber auch ganz schön schwer machen 😉 )
Daraus ergibt sich folgende Reihe der ganzen Blenden:
Die Reihe lässt sich natürlich beliebig fortsetzten.
Und woher kommen jetzt die Zwischenschritte?
Die Zwischenschritte sind schnell verstanden, wenn man den Rest schon kapiert hat. Bei Blende 4,5 ist die Fläche, durch die Licht auf den Sensor fällt um ein Drittel größer als bei Blende 4. Deshalb kommt natürlich auch ein Drittel mehr Licht durch. Bei manchen Objektiven hat man keine Drittelblenden-Rasterung sondern eine Halbblenden-Rasterung bzw. man kann das in der Kamera umstellen. Ältere Linsen kann man nur auf ganze Blendenstufen einstellen.
Für mich ist dieses Wissen nur ein Nice-to-know-Wissen, aber wenn jetzt jemand fragt: “Du bist doch Fotograf, erklär doch mal…”, muss ich nicht mehr ratlos mit den Schultern zucken. An den Fotos, die man macht, ändert es aber meiner Meinung nach nichts, wenn man es weiß. Mich hats nur irgendwie gezwickt, weil ich da was nicht kapiert habe.
Ich hoffe, dass ich diese extrem trockene und seit langem erste technische Thematik einigermaßen verständlich vermitteln konnte. Wenn Ihr noch Fragen habt, könnt Ihr diese gerne als Kommentar hinterlassen!
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KWERFELDEIN | Digitale Fotografie
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