Ein Beitrag von: Helen Warner
Ich habe dieses Foto nicht wirklich geplant. Die Location gefiel mir und ich beschloss, loszuziehen und sie mir genauer anzusehen. Ich packte einige Sachen ein, etwas Puder, Gurte, Farbe. Zudem nahm ich meine Freundin Dianne Campbell mit, falls mir dort etwas einfällt. Eine vage Idee habe ich meist, aber ich mag es auch einfach, Dinge geschehen zu lassen. Die Location begeisterte mich sehr und ich war sehr zuversichtlich, hier ein Foto improvisieren zu können.
Ich versuche, so oft wie möglich zu neuen Orten zu fahren, neue Locations zu entdecken und zu erkunden. Manchmal bin ich aber auch etwas faul und entscheide mich dann für eine „Google-Maps-Action“. Nach dem Zufallsprinzip schaue ich an verschiedenen Stellen in der Hoffnung, eine neue und aufregende Location zu finden.
Ich war überracht, dass ich bis dahin noch nicht von „St. John’s Point“ gehört hatte. Es ist ein abgelegener Ort an der Westküste von Irland. Er beginnt als grasbewachsene Landzunge und endet an einem Leuchtturm, der sich auf langen dunklen Basaltfelsen befindet. Dieser Ort ist wirklich der Traum eines jeden Fotografen!
Es gibt dort einen alten, zerfallenen Steinsteg, der wahrscheinlich früher dazu verwendet wurde, Boote vom Meer einzuholen. Es gelang mir, bis zum Ende des Stegs zu klettern. Mein Modell hatte es etwas schwieriger, bewaffnet mit Talkum-Puder und zwei Rauchbomben. Ich bringe nicht so gern noch Assistenten mit. Ich mag die Intimität, wenn ich nur mit einer Person arbeite. Auch wenn ich weiß, dass ich, um größere und bessere Dinge zu machen, bald eine Crew brauche.
Ein einziges kleines Probem war der starke Nebel, der vom Meer kam. Wir haben ihn selbstverständlich begrüßt, denn er brachte sehr viel Atmosphäre ins Bild, aber ursprünglich wollte ich mein Modell auf der anderen Seite des Stegs fotografieren. Der Nebel reflektierte hier jedoch zu viel Licht, sodass wir das Shooting auf einer etwas weniger interessanten Seite machen mussten. Diese ist auch spektakulär, aber auf der anderen gab es einige schöne Wasserpfützen.
Ich dirigierte mein Modell, geradeaus zu sehen, als würde sie diese tückische Landschaft durchqueren. Zudem sollte sie den Stoff des Kleides hinter sich werfen. Natürlich gab es dabei auch einige Pannen-Bilder, aber am Ende waren auch ein paar Fotos dabei, die perfekt passten und aussahen, als würde sie wirklich über die Felsen laufen und der Wind ihr entgegen wehen. Dabei war es an diesem Tag windstill. Für mich lässt die Bewegung die Atmosphäre kälter und alles etwas jenseitig erscheinen.
Spontane Fotos sind immer etwas Nervenkitzel, weil sie den Moment einfangen, in dem plötzlich alles zusammenpasst. Man arbeitet mit dem Wetter und der Landschaft und wenn dann alle Elemente passen, fühlt es sich wie ein Segen an.
Ich habe in der Nachbearbeitung nicht viel verändert, alle Details des Originalfotos blieben intakt. Jedoch entschied ich mich, alles etwas abzudunkeln, um das Kleid des Modells mit der Farbe der Felsen verschmelzen zu lassen. Ich wollte, dass es aussieht, als wäre sie Teil dieser Landschaft, als würde sie genau wissen, dass es gut ist und sie dort hin gehört.
Die Farben passten perfekt zusammen, mit ihrem schwarzen Gesicht und dem grau-schwarzen Stoff. Alles spiegelte die Farben der Basaltfelsen wieder. Alles, was ich tat, war, das Foto abzudunkeln und die Farben leicht zu verblassen, um eine kalte und feindseligen Atmosphäre zu schaffen. Ich beschloss zum Schuss noch, das Bild zu beschneiden, ihm so mehr Spielraum zu geben, Richtung Landschaftaufnahme, Panoramablick.
Das fertige Foto passt zu meiner ursprünglichen (vagen!) Idee. Ich wollte eine einsame Gestalt in dieser schönen Landschaft fotografieren und das Ergebnis übertraf meine Erwartungen.
Selbst wenn ich könnte, würde ich im Nachhinein nichts mehr verändern. Ich war glücklich mit diesem Shooting und bin begeistert davon, dass wir mit allem so viel Glück hatten: Das perfekte Licht, perfekter Nebel und diese großartige Location.
kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity
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