Ein Beitrag von: Florian Leist
Fotografie ist für mich ein willkommener Ausgleich zur Arbeit und hilft mir, den Kopf frei zu bekommen. Deshalb besuchte ich, da ich im vergangenen Jahr viel im westlichen Ruhrgebiet unterwegs war, nach der Arbeit oft den Tiger & Turtle Magic Mountain in Duisburg.
Tiger & Turtle Magic Mountain wurde im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 im Jahr 2011 fertiggestellt. Es handelt sich dabei um eine begehbare Treppe, die in der Konstruktion einer Achterbahn mit Looping ähnelt. Insgesamt ist die Treppe 220 Meter lang: 140 Meter in die eine und 60 Meter in die andere Richtung. Die letzten 20 Meter sind logischerweise nicht begehbar, denn sie befinden sich im Looping selbst. Interessanterweise werde ich immer wieder von Bekannten, die meine Bilder sehen, gefragt, ob man durch den Looping laufen kann. Mit einem breiten Grinsen verneine ich das dann. Bei schlechtem Wetter ist die Treppe leider komplett geschlossen.
Errichtet wurde Tiger & Turtle Magic Mountain auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe, einer Halde, die unter anderem aus einer Schlackedeponie einer ehemaligen Zinkhütte besteht. Von der Halde aus hat man einen 360°-Panoramablick über Duisburg. In Richtung Süden kann man Düsseldorf mit Flughafen und Rheinturm erblicken, während man gen Westen an einem guten Tag den Sonnenuntergang hinter den Hüttenwerken von Krupp Mannesmann und den Kühltürmen eines RWE-Kraftwerkes beobachten kann.
Gerade zu Sonnenuntergang erlebt man hier ein wenig Industrieromantik, wenn die großen Kühltürme eine Silhouette vor dem rot-orange gefärbten Himmel bilden. Tagsüber ist Tiger & Turtle aus meiner Sicht weniger attraktiv. Vor allem bei Regen und grauem Himmel ist die Aussicht doch eher trist und erdrückend. Besonders, wenn man in Richtung Hüttenwerke schaut. Doch abends zeigt sich gerade bei bedecktem Himmel ein kleines Spektakel: Immer, wenn frisch erhitztes, flüssiges Metall in den Hüttenwerken gegossen wird, färbt sich der Himmel über den Hüttenwerken in ein stark leuchtendes Orange.
Aber nicht nur die Aussicht von der Heinrich-Hildebrand-Höhe, sondern auch die sonderbare Treppenkonstruktion selbst ist ein interessantes Motiv. Wer keine Höhenangst hat, sollte es sich nicht nehmen lassen, die Treppe mindestens einmal in beide Richtungen abzulaufen. Mit dem Fotografieren von der Treppe aus wird es abends jedoch etwas komplizierter, da die Konstruktion gelegentlich wackelt oder man anderen Leuten den Durchgang versperrt. Trotzdem lassen sich gerade von dort aus tolle Fotos machen und man hat großen kreativen Spielraum: Die Architektur der Achterbahntreppe, Landschaft, Stadtlandschaften, Industrie, Menschen. Vieles davon kann man auf irgendeine Weise verbinden.
Neben dem Fotografieren kann man sich auch mal getrost auf eine der oben angelegten Bänke setzen und einfach nur die Leute beobachten. Hier kann man auch auf seine Kosten kommen. Jogger, Radfahrer, Eltern mit Kindern, Spaziergänger mit Hunden, Familien oder auch andere Fotografen sind hier am Kommen und Gehen. Und ein paar interessante Leute sind immer dabei.
kwerfeldein – Fotografie Magazin
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