Ein Beitrag von: Ola Billmont
Wenn man auf den Straßen Schwedens mit einer Filmkamera fotografiert, braucht man irgendwann einen Blitz, weil es zwischen September und April ziemlich dunkel ist. Dieses Problem hat dazu geführt, dass ich vor einem Jahr angefangen habe, einen Blitz zu benutzen und zur analogen Fotografie wechselte, ohne die ich heute nicht mehr leben kann.
Ich fotografiere noch nicht wirklich lange. Obwohl ich über die Jahre schon viele Kameras besessen habe – benutzt habe ich sie nicht wirklich in dem Ausmaß, wie ich es jetzt tue. Und ich mag es, mit verschiedenen Techniken und Formaten zu experimentieren.
Ich fotografiere monochrom sowie in Farbe und die selbst durchgeführte Entwickelung des Films erlaubt mir, die volle Kontrolle über den kreativen Prozess zu haben. Das ist eine intensive, persönliche Befriedigung.
Zwar kann es ziemlich herausfordernd sein, wenn man mit Planfilm der Größe 8×10″ arbeitet, aber es ist den Aufwand wert. Erst recht, wenn man dann die Endergebnisse sieht.
Ich bevorzuge es aus ästhetischen Gründen – dem vorsichtigeren Prozess des Fotografierens und der geduldigen Antizipation bezüglich finaler Resultate – auf Film zu fotografieren.
Beim digitalen Fotografieren ist es einfach, mehrere Fotos zu machen, ohne nachzudenken. Ich finde, dass das Fotografieren auf Film mich konzentriert hält und jeder Schuss zählt.
Wenn man meine Fotos sieht, könnte man denken, dass ich ernstzunehmende Konflikte mit Personen hatte und um ehrlich zu sein: Es gab auch ein paar. Für einen „in your face“-Fotografen scheint es bei mir jedoch ganz gut zu laufen.
Obwohl meine Körpergröße 1,96m beziffert, bin ich ein glücklicher Kerl und gewöhnliche lächle ich Menschen nach dem Foto an und bedanke mich. Die normale Reaktion ist: „Was machen Sie da? Und warum?“ und meistens mache ich den Menschen ein Kompliment und hoffe, dass sie es positiv aufnehmen.
Weiter trage ich Visitenkarten und ein kleines Portfolio bei mir, damit die Menschen verstehen können, was ich tue.
Ich mag es sehr, Projekte, Veranstaltungen und verschiedene Themen zu fotografieren und wähle Format sowie Equipment passend dazu aus.
Beispielsweise ging ich letztes Jahr nach Dalarna in Zentralschweden, wo es ein amerikanisches Auto-Treffen gibt, das Menschen von überall her anzieht (diese haben einen Spitznamen: raggare).
Die Autos variieren von raren, minzefarbenen, restaurierten Autos bis zu Ab-auf-den-Müllberg-Autos. Es ist immer ziemlich viel Alkohol am Start und allein schon deshalb kann eigentlich alles passieren. Dieses Projekt fotografierte ich auf Mittelformat mit der Mamiya 7 und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Bei einem noch laufenden Projekt, das „0.35“ heißt, mache ich mit ein paar Nikon-SLRs und einem entfesselten Blitz Portraits aus kürzester Distanz.
Obwohl ich Anerkennung für die Nahaufnahmen mit Blitz bekomme, mag ich es, mit anderen Stilen herumzuexperimentieren und möchte nicht als ein bestimmter Typ Fotograf einsortiert werden. Außerdem arbeite ich an vielen anderen Projekten, die ganz ohne Menschen auskommen.
Mein Interesse an der Fotografie geht jedoch über das Bildermachen hinaus. Zusammen mit zwei anderen habe ich das CUP Stockholm als eine Plattform gegründet, um andere Fotografen vorzustellen und ausstellen zu lassen.
Wir haben gerade unser erstes Projekt mit dem In-Public-Kollektiv fertiggestellt, was soweit ein großer Erfolg ist.
Wenn ich mir die Zukunft so ansehe, bin ich sehr gespannt auf all die fotografischen Abenteuer, die sich am Horizont abzeichnen. Einschließlich dem Oktoberfest in München und etwas Weihnachtssonne in Los Angeles.
* Dieser Artikel wurde aus dem Englischen von Martin Gommel übersetzt.
kwerfeldein – Fotografie Magazin
You must be logged in to post a comment.