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Posts Tagged ‘Schatten’

Der Schatten und das Selbst von Gabriel Isak

27 Jan

Zwei Menschen stehen verbunden nebeneinander.

Einen Menschen seinem Schatten gegenzuüberstellen, heißt, ihm auch sein Licht zu zeigen. Wenn man einige Male erlebt, wie es ist, zwischen beiden Gegensätzen zu stehen, beginnt man, zu verstehen, wer man ist. Wer zugleich seine Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten und damit kommt er in die Mitte.

Carl Gustav Jung –

Carl Gustav Jung war der Mystiker unter den Vätern (und Müttern) der Psychoanalyse. Während Sigmund Freud sich vorwiegend mit dem Sexualtrieb beschäftigte, erkundete Jung die Psyche des Menschen unter Berücksichtigung eines „kollektiven Unbewussten“. Das kollektive Unbewusste beherbergt psychische Inhalte, die alle Menschen teilen.

Innerhalb der heutigen akademischen Psychologie wird Jung, wie andere psychoanalytische Theoretiker, überwiegend unter historischen Gesichtspunkten behandelt. Ein Hauptgrund, weswegen die Psychoanalyse heute nur noch am Rande an Universitäten gelehrt wird, ist die Tatsache, dass sich einige Annahmen einer empirischen Prüfung entziehen.

Ein Mensch ist gefesselt

Wer sich mit den Schriften von Jung auseinandersetzt, wird zudem schnell bemerken, dass einige Begriffe unscharf definiert sind und teilweise widersprüchlich verwendet werden. Trotzdem ist die Auseinandersetzung mit Jung als einem bedeutsamen Wegbereiter der heutigen Psychologie wichtig.

Solch eine Auseinandersetzung wagt der junge schwedische Künstler Gabriel Isak (Jahrgang 1990), der sich in seiner Serie „der Schatten und das Selbst“ auf die theoretischen Überlegungen von Jung zum Schatten bezieht. Doch was hat es mit dem Schatten auf sich? Um Euch die Serie von Gabriel Isak näherzubringen, möchte ich ein wenig auf den Gedankenpfaden von Meister Jung wandeln.

Ein Mensch blickt einen anderen an.

Der Schatten ist einer der wichtigsten Archetypen in der Analytischen Psychologie nach Jung. Unter dem Begriff Archetyp versteht Jung Urbilder, die dem kollektiven Gedächtnis entspringen und das Erleben sowie Verhalten eines Menschen unbewusst beeinflussen. Unter „kollektiv“ kann man hier verstehen, dass alle Menschen bestimmte Persönlichkeitszüge in unterschiedlicher Ausprägung teilen.

Der Archetyp des Schattens steht in Jungs Werken für unerwünschte Persönlichkeitsanteile, die ins Unbewusste abgeschoben werden. Zu diesen unerwünschten Persönlichkeitsanteilen können Erwartungen von Anderen, soziale Regeln, sich aufdrängende Wünsche oder äußere Anforderungen an das Selbst zählen. „Der Schatten ist alles das, was du auch bist, aber auf keinen Fall sein willst“, so Jung.

Ein Mensch steht im Schatten und im Licht.

Dem Schatten steht die „Persona“ und die „Seele“ gegenüber. Laut Jung stellt die Persona jenen Teil der Persönlichkeit dar, die normatives, sozial verträgliches Verhalten steuert. Solche sozial verträglichen Verhaltensweisen werden von Menschen über den Verlauf ihrer Entwicklung erworben.

Ein Mensch kann nach Jung nur dann authentisch sein, wenn sich die Persona mit der „Seele“, die nach Jung den Kern der Individualität ausmacht, im Gleichgewicht hält. Übersetzt heißt das in etwa, dass man sich nicht nur nach externen Vorgaben (z.B. gesellschaftlichen Regeln) richten, sondern auch erkunden sollte, wer man unabhängig von Anderen ist.

Ein Mensch hängt am seidenen Faden.

Eine bedeutsame Frage ist nun, welchen Ausweg es aus Spannungen zwischen der der Persona und der Seele gibt. Der Schatten spielt in dieser Auseinandersetzung eine besondere Rolle. Die Kenner unter Euch werden der Schatten, die Persona und die Seele an Freuds Es, Über-Ich und Ich erinnern. Zur Lösung der Spannung zwischen den drei psychischen Teilen macht Jung ähnliche (aber im Detail nicht identische) Vorschläge wie Freud.

Um innerpsychische Spannungen im Zaum zu halten, können nach Jung Abwehrmechanismen greifen. Unangenehme Persönlichkeitsanteile werden vom Schatten aufgenommen und unter Verschluß gehalten. Nicht immer gelingt dies vollständig, so dass andere, unreifere Abwehrmechanismen wirksam werden können.

Zwei Menschen stehen verbunden.

Jung spricht beispielsweise davon, dass die Inhalte des Schattens auf andere Personen projiziert werden können. Das heißt, man nimmt eigene unangenehme Impulse an Anderen verstärkt wahr. Solche und andere Abwehrmechnismen dienen zwar der psychischen Stabilisierung, können aber zwischenmenschliche Beziehungen belasten.

Abwehrmechanismen können daher unter bestimmten Umständen zu psychischen Leidensdruck führen. Für eine Reifung eines jeden Menschen ist nach Jung daher die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten bedeutsam. Das heißt, es gilt, den eigenen Schatten (unbewusste Aspekte des Selbst) zu erkennen, zu akzeptieren und in die eigene Persönlichkeit (Seele) zu integrieren.

Ein Mensch und sein Schatten

Der Zugang zu Inhalten des Schattens ist nach Jung über Träume möglich. Der Archetyp des Schattens, so führt Jung aus, tauche manchmal in Form eines bedrohlichen Widersachers oder eines Feindes auf. Die Auseinandersetzung mit dem Schatten (also mit unbewussten Persönlichkeitsanteilen) kann dazu führen, dass Menschen diese in ihre Gesamtpersönlichkeit integrieren. Dadurch werden sie für neue Erlebens- und Handlungsmöglichkeiten offen.

Bedrohlich wirkt die Konsequenz, die Jung dem zuschreibt, der sich nicht seinem Schatten stellen kann: „Wenn eine innere Situation nicht bewusst gemacht wird, erscheint sie im Außen als Schicksal.“ Wenn Anteile des Schattens ungenügend in die Gesamtpersönlichkeit integriert sind, so resultieren negative Gedanken und Gefühle.

Ein Mensch hält dem anderen die Augen zu.

Unter diesen eben genannten inhaltlichen Aspekten ist die Serie „der Schatten und das Selbst“ von Gabriel Isak spannend. Isak nutzt die Fotografie als Mittel, um surreale Szenen zu erschaffen, die die Interaktion zwischen bewussten und unbewussten Persönlichkeitsanteilen visualisieren.

Bezugnehmend auf Jungs mythologische Abhandlungen zum Selbst verwendet Isak vorwiegend Grautöne, Schwarz und ein leichtes Blau, um eine düstere Stimmung zu erzeugen.

Ein Mensch tippt einen anderen Menschen an.

Gabriel Isak schafft verschiedene Bilder, die verdeutlichen, wie der eigene Schatten die Seele beeinflussen kann. Besonders interessant ist das Mittel der grafischen Verfremdung, um eine höhere Abstraktion zu erreichen.

Dadurch wirken die Arbeiten von Gabriel Isak, auch ohne intensives Studium von C. G. Jungs Schriften, wahrscheinlich genau so wie es Jung gewollt hätte: Auf der Ebene eines kollektiven Gedächtnisses versteht man die Bilder und setzt sie zu eigenen Erlebens- und Verhaltensweisen in Bezug.

Ein Mensch reicht dem anderen die Hand.

Über ein visuelles Medium, die künstlerische Fotografie, kann also eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten ermöglicht werden. Ich bin mir nicht ganz sicher, will aber mutmaßen, dass C. G. Jung Gabriel Isak gern auf die Schulter geklopft hätte.

Ich schüttele ihm dazu noch die Hand und freue mich, dass ein junger Fotograf nicht nur eine ästhetische, sondern auch inhaltlich interessante Arbeit geschaffen hat. Von Gabriel Isak werden wir sicher noch einiges hören.

Gabriel Isak studiert derzeit in San Francisco Fotografie an der Academy of Art University. Seine Arbeiten kann man auf seiner Webseite besichtigen.


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Farben, Licht und Schatten

11 Oct

Ein Beitrag von: Gustavo Gomes

Meistens fotografiere ich im sogenannten Feld der Straßenfotografie, aber auch nicht exklusiv. Gerade bin ich in Brasilia in eine neue Wohnung mit vielen Fenstern gezogen und liebe es, durch diese die vorbeigehenden Leute zu beobachten. Wenn ich also nicht draußen unterwegs bin, fotografiere ich halt von meinem Schlafzimmer oder meiner Küche aus.

Ich mache zum Beispiel auch Bilder von meiner Freundin. In letzter Zeit versuche ich, eher dokumentarisch zu fotografieren, wie etwa in meiner Serie „Beyond the Arena“, die sich auf Itaquera, die Nachbarschaft, in der die Fußball-WM 2014 statt fand.

Eine von Licht beschienene Frau in Unterwäsche sortiert Kleidung auf einem Bett.

Eine Frau in Turnschuhen passiert eine Wand mit großformatiger Werbung für hochhackige Schuhe.

Auf der Straße schminkt sich eine Frau in einer großen Spiegelfliese, die sie in der Hand hält.

Licht spielt in meiner Fotografie eine wichtige Rolle. In Brasilien ist es meistens sonnig, also habe ich gelernt, wie ich das zu meinem Vorteil nutzen kann; meistens fotografiere ich allerdings früh morgens oder am späten Nachmittag, wenn man gutes gedämpftes Licht und entsprechende Schatten bekommen kann.

Ich bin fasziniert davon, wie Licht die Farbe einer Oberfläche, die es berührt, verändern kann. Als ich anfing zu fotografieren, war ich von Harry Gruyaert und dem Maler Edward Hopper stark beeinflusst, sie haben mich viel über Licht und Farben gelehrt.

Über den Spiegel seines Fahrzeugs schaut ein Busfahrer direkt in die Kamera.

Zwei Personen an einem Straßenimbiss.

Auf einem gefliesten Platz liegt ein Mann und döst, im Vordergrund zwei Tauben.

Hopper ist vielleicht der Maler, der in der Geschichte der Kunst die Fotografie am meisten beeinflusste. Durch seinen Einsatz von Licht ebenso wie durch seine Themen – meistens Menschen in Innenräumen, gesehen durch Fenster oder isoliert in städtischen Umgebungen.

Ich fand es interessant, als ich die Dokumentation „Edward Hopper and the blank canvas“ sah, dass er dort sagte, dass er von Sonnenlicht auf Oberflächen fasziniert sei und wie unterschiedliche Arten von Licht die Natur der Farben ändern können. Da denke ich genau wie er. Es ist einfach: Ein Rot zur Mittagszeit ist nicht das gleiche Rot um 17 Uhr.

Gruyaert hat mit seinem Buch „Lumieres Blanches“ etwas in mir freigesetzt. Ich mag, dass es darin nicht um einen bestimmten Ort geht, sondern er Bilder aus Indien, Belgien, USA, Marokko usw. mischt. Diese Edition macht klar, dass es im Buch nicht um besondere Geschehnisse, Orte oder Menschen geht, sondern um den Autor und seine persönliche Vision, wie er die Welt in Farben, Licht und Schatten sieht.

Ein Paar vor zwei Häusern, in einer Türöffnung sitzt eine weitere Frau.

Eine Person ist durch die Scheibe eines Schwimmbeckens zu sehen.

Straßenszene mit drei Menschen, einem Müllcontainer und einer Werbetafel.

Im Grunde fotografiere ich, weil es mir Spaß macht und vielleicht auch ein bisschen aus Eitelkeit, wie die meisten Fotografen, nehme ich mal an. Mit der Straßenfotografie verdiene ich so gut wie kein Geld, was mir von Anfang an klar war, also musste ich für mich selbst auch einen Weg finden, dass das Fotografieren mir gefällt, damit ich dran bleibe und weiter mache.

Außerdem genieße ich es sehr, herumzulaufen und an Orte zu gehen, die ich niemals aufsuchen würde, wenn ich nicht fotografierte. Es ist eine großartige Möglichkeit, Städte und neue Orte zu entdecken und zudem eine sehr entspannende Übung, eine Form der Meditation.

Oft vergesse ich alles um mich herum vollkommen, wenn ich durch die Gegend laufe und fotografiere. Allein das könnte schon eine großartige Ausrede sein, um weiterhin zu fotografieren. Aber ich bin natürlich auch einfach sehr froh, wenn ich es hinbekommen habe, ein gutes Foto zu machen.

Zwei Jungs bedrängen eine Frau in einem Treppenhaus, daneben laufen draußen zwei Hunde um die Straßenecke.

Auf dem Gehweg einer sonst leeren Straße geht ein Mann vorbei, im Vordergrund liegt der Arm einer Frau auf einem Geländer.

Ernsthafter wurde es 2009, als ich einen Fotografie-Kurs bei Carlos Moreira, einem richtigen Meister, der Sao Paulo seit den 60er Jahren fotografiert, belegte. Durch ihn lernte ich Fotografen wie Kertesz, Atget, Robert Frank, Lee Friedlander, Gruyaert kennen. Ihre Arbeiten faszinierten mich und ich wollte etwas ähnliches machen. Damals war ich gerade wieder nach Sao Paulo gezogen und es war ein guter Weg, meine Stadt besser kennenzulernen.

Idealerweise bin ich jeden Tag draußen auf den Straßen, um zu fotografieren. Manchmal tut es auch gut, für ein oder zwei Tage eine Pause zu machen, aber wenn ich nur faulenze und das Licht draußen gut ist, muss ich zwangsläufig nach draußen gehen, um zu fotografieren.

Dieser Artikel wurde für Euch von Aileen Wessely aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.


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Im Schatten Kalkuttas

22 May

Ein Beitrag von: Souvid Datta

Im Schatten von Kalkuttas Peripherien wachsen riesige Slums nach außen: Eine Vielzahl von verlassenen Terrassen und verzerrten Winkeln. Glänzende kleine Häuser mit klapprigen, gewellten Dächern stürzen aufeinander. Provisorische Treppen und Leitern verbinden Fenster mit Türen und Balkonen. Und hoch oben schweben schwarze Krähen durch den klaren Himmel und verschwinden wieder im Raster der wieder auflebenden Stadt.

Über vier Millionen Menschen kämpfen hier Tag und Nacht ums Überleben. Wie so viele andere berüchtigte Slums in Indien ist Kalkutta das Klischee vom Elend Indiens: Ein aufgewühlter Bienenstock von Familien, die in Fabriken, auf dem Recyclingmarkt und in anderen Industrien arbeiten, die einen jährlichen Gewinn von schätzungsweise 100 bis 200 Millionen Dollar einfahren.

Sie sind eine Parallelwirtschaft in einer alten Stadt, die bis vor Kurzem weitgehend in Vergessenheit geraten war – eine Metapher für die Stärke, die im Schatten von Indiens aufstrebender Wirtschaft liegt.

2009 startete Mamata Banerjee, die kontroverse Chefministerin des indischen Bundesstaates Westbengalen, eine Kampagne, um die Industrieproduktion durch die Entwicklung von Sonderwirtschaftszonen zu erhöhen und große Hersteller anzulocken.

Um das internationale Bild zu verbessern, haben viele Stadtplaner die populäre Idee der kompletten Sanierung der Slums als ein Instrument, das Wirtschaftswachstum ankurbeln, die Kriminalität zu reduzieren und sozialen Probleme zu bekämpfen, entdeckt. Und Kalkutta ist als nächste Stadt dran.

In den kommenden Jahren werden mehrere große Slums in Kalkutta zerstört werden. Über 3 Millionen Menschen werden umziehen müssen. Und alles innerhalb dieser seit Langem bestehenden, typischen Zweigen der Stadt – das Gute sowie das Schlechte – wird verloren sein.

Die Baugenehmigungen und der Bau von Hochhäusern, Geschäftsstellen und neue Wohnblocks begann im Jahr 2011 und die Umbauprozesse werden noch wird bis 2015 andauern.

Kalkutta von oben

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

Meine Serie zeigt zwei Slums: Panditya / Gorcha Bastis und Sonagachi. Der erste ist der größte Slum der Stadt und der andere ein berüchtigtes Rotlichtviertel. Entstanden aus einer größeren Werkserie, hat dieses Projekt das Ziel, das gesellschaftliche Leben in Kalkuttas Slums zu dokumentieren, als eine Aufzeichnung seiner komplexen Realität, unterschätzten Bedeutung, Kultur und seinem Beitrag zum Gesicht der Stadt. Das Projekt wird noch bis 2016 fortgesetzt.

Dieser Artikel wurde von Redakteurin Katja Kemnitz für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.


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Anja Bührer: Licht, Schatten & Atmosphäre

16 Oct
Anja BührerAnja Bührer ist Beleuchterin an einem Berliner Theater. In ihrer Freizeit fotografiert sie leidenschaftlich gern und kreiert mit photoshop ihre eigenen Welten. Ihre Bilder kann man sich hier ansehen: Deviantart | Fotoblur | 1x.com

Ich bin Beleuchterin am Theater. Insofern liegt liegt es vielleicht nahe, dass ich von jeher ein besonderes Faible für Licht, Schatten und Atmosphäre habe. Das Fotografieren hab ich erst vor ca 3,5 Jahren für mich entdeckt und ein Jahr später das Arbeiten mit Photoshop. Ziemlich schnell hat sich herauskristallisiert, dass es vor allem die Schatten und Spiegelungen sind, die mich reizen. Und dass ich diesen mithilfe von Photoshop Athmosphäre hinzufügen kann.

Ich weiß selten vorher, was am Ende dabei herauskommt. Ich öffne ein vorhandenes Foto und lass mich dann mithilfe von Texturen, Landschaften, Wolken etc inspirieren und wenn das Bild dann fertig ist, weiß ich meist sofort, wie es heißt und wie gerade meine Stimmung ist. Ich möchte euch heute drei meiner Bilder vorstellen:

Me, myself and I

Me, myself and I

“Me, myself and I” ist an einem typischen Aprilwetter-Tag  in Berlin Unter den Linden entstanden. Es hatte gerade wie aus Eimern geschüttet und plötzlich schien wieder die Sonne. Da mein Blick auf alles fixiert ist, worin sich etwas spiegeln könnte, waren die Pfützen am Straßenrand natürlich ein Magnet.

Als ich die Laternen entdeckt habe, musste ich mich also nur noch in die richtige Position stellen und schon kam dieser junge Mann im schönen Mantel und die Ampel war rot. Es war so einer dieser Momente, wo man sich freut, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ihr kennt das ja bestimmt 🙂

Zuhause, als ich mir die Aufnahmen angesehen habe, kam mir dann die Idee, mal zwei zusammenzufügen und mit den Füllmethoden für Ebenen zu spielen. Wo ich mich sonst meist für “multiplizieren” entscheide, gefiel mir hier “Lineares Licht” am besten, weil die zweite Person hier unklarer und gesiterhafter wirkte. Noch ein bisschen an den Farbreglern gedreht und eine Vignette gemacht, war “Me, myself and I” also fertig.

The Visitor

The Visitor

“The Visitor” ist in der Neuen Nationalgalerie in Berlin entstanden. Mein Glück war, dass an diesem Tag im Rahmen einer Ausstellung die Fenster des Foyers mit einer Art Pergamentpapier bezogen waren. Es gab also keinen Blick aus den Fenstern sondern einen für mich perfekten Hintergrund.

Die Spiegelung der klaren Linien hat mich fasziniert und so war ich gespannt, wie diese Kulisse wohl mit Personen bzw Silhouetten wirken würden. Zuhause am Rechner musste ich aber feststellen, dass mir die Personen, die mir quasi ins Bild gelaufen sind, nicht gefielen. Mir schwebte eher etwas “Surreales” vor.

Also durchsuchte ich meine Ordner nach passenden Silhouetten und fand diese dann in Form einer Fußbodenspiegelung aus einem anderen Bild. Es war das “Geisterhafte”, was mir so gut an dieser Spiegelung gefiel. Also hab ich sie ausgeschnitten, etwas weichgezeichnet und eingesetzt. Fehlte nur noch die Spiegelung der Spiegelung. Also hab ich einfach die Ebene dupliziert und noch etwas mehr weichgezeichnet. Fertig war der Visitor.

Letting go

Letting go

“Letting go” ist in meinem Urlaub in den USA entstanden. Es gibt da so einen Platz am einem Hafen, wo abwechselnd Wasser-Fontänen und Wasserdampf aus mehreren Düsen von unten aufsteigen. Bei über 35° natürlich ein magischer Anziehungspunkt für alle Kinder und auch die etwas größeren.

Mich hat vor allem die spezielle Lichtstimmung nachmittags fasziniert, wenn die Sonne tiefer stand und die Personen als Silhouetten vor den Wasserfontänen erschienen. Eines nachmittags kam dieses bezaubernde Mädchen und war vollkommen eins mit sich und dem Wasser um sie herum.

Zuhause ist mir dann diese schöne Geste aufgefallen. Als würde sie etwas loslassen, war mein erster Gedanke. So kam mir die Idee mit der Möwe, die ich tags zuvor am Strand fotografiert hatte. Diese hab ich also als zweite Ebene mit einer “normalen” Füllmethode addiert.

Um dem ganzen noch ein bisschen mehr Athmosphäre zu geben, hab ich dann noch als dritte und vierte Ebene einen Himmel und die Textur einer Wand “multipliziert”. Fehlte nur noch die Vignette und ich konnte das Bild loslassen 🙂

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Werbepause: Buchtipp – Vom Alltäglichen zum Besonderen!


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