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Selbstportraits: Ein guter Start in die Portraitfotografie

21 May

Wie wahrscheinlich die meisten habe ich nach meinem ersten Kamerakontakt Blumen und Katzen fotografiert. Das sind eben auch relativ dankbare Anfängermotive. Und wahrscheinlich würde ich heute noch auf dem Bauch liegend Gänseblümchen im Garten ablichten, wenn ich mich nicht auf Flickr angemeldet hätte.

Dort gab es viele schöne Bilder von Blumen und Katzen, die zeigten, dass auch diese Motive weit mehr als Anfängermaterial sein können – aber das war es nicht, was meine Welt veränderte.

Es waren vor allem Fotografinnen wie Kalie Garrett und Rosie Hardy, die mich in die wunderbare Welt der Selbstportraits entführten. Ich war begeistert und bin versucht zu sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste, ich wollte Menschen fotografieren.

Die Frage war nur: Woher die Menschen nehmen? Wer hat Zeit und Lust, miese Anfängerfotos von sich machen zu lassen? Denn nicht jeder hat eine hübsche kleine Schwester, gutmütige Freunde mit viel Zeit oder Lust, Geld für Modelle auszugeben. Und vor allem: Woher das Selbstbewusstsein nehmen, sich selbst als Portraitfotograf anzupreisen? Daher schienen Selbstportraits erst einmal die einfachste Möglichkeit zu sein.

© Laura Zalenga

Klar, der Anfang war auch hier nicht leicht. Ich habe ein Weile gebraucht, bis ich herausfand, wie ich das Bild wirklich scharf bekomme, wenn ich im Moment der Auslösung nicht hinter der Kamera stehe. Aber durch diese technischen Fragen habe ich meine Kamera kennen und verstehen gelernt.

Die ersten Ergebnisse waren trotzdem enttäuschend. Ich konnte zwar nicht genau definieren, woran es lag, aber verglichen mit meinen Vorbildern sahen sie einfach nicht gut aus. Nach und nach entwickelte ich dann einen Blick für das, was mir nicht gefiel und versuchte, es zu verändern. Bis ich dann schließlich Fotografien machte, mit denen ich zufrieden war, dauerte es allerdings trotzdem noch eine ganze Weile.

© Laura Zalenga

Erst seit kurzem arbeite ich regelmäßig mit anderen Menschen vor meiner Kamera und erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich dabei von meinem Selbstportraitstudium profitiere. Nicht nur, weil ich alles in Ruhe lernen konnte, ohne meine Unsicherheit vor einem Modell verstecken zu müssen. Nicht nur, weil ich jederzeit üben konnte, weil ich ja nur mich und die Kamera brauchte.

Nicht nur, weil mir nichts peinlich sein musste, weil nur ich die Ergebnisse zu Gesicht bekam. Nicht nur, weil ich völlig frei experimentieren konnte, weil ich allein der Auftraggeber war. Sondern auch, weil ich heute weiß, wie sich die Person hinter der Kamera fühlt, denn ich kenne ihren Blickwinkel.

© Laura Zalenga

Alles, was ich heute über Komposition, Motiv, Posen, Licht und Kameratechnik weiß, habe ich an mir selbst getestet und gelernt. Und zwar allein durch erkannte Fehler. Besser sich selbst den Kopf angeschnitten als einem Kunden und lieber an sich selbst erkennen, dass die Schärfe auf den Augen liegen sollte und nicht auf der Nase.

© Laura Zalenga

Worauf ich hinaus möchte? Jeder, der bei sich die Liebe zur Portraitfotografie entflammen spürt, aber nicht weiß, wie und mit wem anzufangen, sollte die Selbstportraitschule in Betracht ziehen. Die zeitliche Unabhängigkeit, völlige Sicherheit vor peinlichen Momenten und die Freiheit, jedes noch so unmögliche Experiment wagen zu können, sind doch ein gutes Angebot oder?

Eine eventuelle Nebenwirkung sollte aber nicht unerwähnt bleiben: Selbstportraits sind nicht nur Schule, sondern auch sehr viel Spaß, daher besteht in manchen Fällen Suchtgefahr. Diese ist nicht behandelbar, aber nach bisherigen Erkenntnissen ungefährlich.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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