RSS
 

Posts Tagged ‘nichts’

Hier gibt es nichts zu sehen

25 Apr

Liebe Leser, heute haben wir keinen Artikel für Euch. Es mag überraschend sein, aber auch wir haben manchmal so ein Loch. Da geht nichts. Wir haben keine Ideen und keine fertigen Artikel von anderen Fotografen. Und bevor wir Euch irgendetwas Halbgares vorsetzen, verzichten wir lieber ganz darauf.

Jedoch möchte ich Euch heute herausfordern.

Wie steht es um Euren Konsum?

Was, wie bitte? Konsum? Was hat das mit kwerfeldein oder Fotografie zu tun?

Nun, auf den ersten Blick: Gar nichts. Auf den zweiten aber: Eine ganze Menge. Ich möchte das kurz erklären.

Wir alle sind auf dieser Webseite, weil wir die Fotografie lieben. Und das Internet.

Täglich gibt es hier frische Inspiration abzuholen, die nur noch gelesen und bewundert werden muss. Und weil es nicht nur kwerfeldein, sondern auch hunderttausend andere Webseiten gibt, kann es ja so schnell nicht langweilig werden.

So weit, so gut.

Aber: Wir können auch zu viel konsumieren. Zu Sesselhockern werden, die nur noch den metaphorischen Schnabel aufhalten und warten, bis der Wurm eingeworfen wird.

Das kann soweit gehen, dass wir vor lauter geilen Sachen im Netz vergessen, das wir selbst ebenfalls in der Lage sind, geile Sachen zu produzieren. Zu erschaffen. Selbst aktiv zu sein.

Denkt mal drüber nach. Beobachtet Euch mal. Was passiert heute, da es auf kwerfeldein „nichts“ gibt? Wo klickt Ihr jetzt hin? Was macht Ihr, um das Loch zu stopfen?

Wenn Ihr aber da dieses unendliche Verlangen nach Entertainment spürt, dann… spürt da mal hin.

Und fragt Euch, ob Ihr das wirklich wollt. Oder wie es wäre, mal wieder an den eigenen Fotoprojekten zu arbeiten. Oder gar heute noch den Gurt über die Schulter zu werfen und für eine Stunde rauszugehen. Zu fotografieren.

„Hey Martin, so verlierst Du aber Leser!“

Das mag sein. Aber ich sehe kwerfeldein nicht als etwas, bei dem es um gewinnen oder verlieren geht. Wir als Magazin haben neben der täglichen Publikation von tollen Fotos auch die Aufgabe, Euch herauszufordern.

Vergesst nicht, wer Ihr seid.


kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity

 
Comments Off on Hier gibt es nichts zu sehen

Posted in Equipment

 

Alles oder Nichts?

17 Apr

Ein Beitrag von: Jörg Rüger

„Wenn weniger mehr ist, ist nichts dann alles?“ Diesen Ausspruch des niederländischen Architekten Rem Koolhaas fand ich so interessant, dass ich ihn gern auf meine fotografischen Arbeiten beziehen wollte.

Nun ist es natürlich wenig sinnvoll, „nichts“ abbilden zu wollen. Aber ich habe den Ausspruch so interpretiert, dass eine deutliche Reduktion dessen, was man abbilden könnte, gleichzeitig ein Mehr an Ausdrucksmöglichkeiten bietet.

Das fand ich sehr interessant, weil bis dahin mein bisheriges Hauptthema – die Fotografie von verlassenen Orten – eine andere Herangehensweise erforderte.

© Jörg Rüger

Mit Koolhaas’ Ausspruch im Hinterkopf ziehe ich also los und suche mir meine Motive. Ich fokussiere mich dabei auf die Architektur oder architektonische Details.

Das Schöne daran ist, dass man diese wirklich überall findet. Ich trete auf die Straße und schon kann es losgehen: Fassaden, Mauern, Zäune, Wände und vieles andere mehr.

Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob es denn Architekturfotografie ist, was ich da mache. Denn streng genommen hat diese Spielart der Fotografie eigentlich eher dokumentarischen Charakter.

© Jörg Rüger

Das ist es aber nicht, was ich möchte. Mir ist es nicht wichtig, das große Ganze so abzulichten, wie es jeder sieht. Ganz im Gegenteil, ich möchte mit der Auswahl von geeigneten Bildausschnitten die Motive auf Flächen, Formen, Farben und Strukturen reduzieren und damit das Gesehene abstrahieren.

Die Architektur in meiner Stadt bietet mir viele Möglichkeiten für solch eine Umsetzung. Bei einigen Motiven erkennt man dann noch, um welche Sachen es sich handelt, bei vielen aber auch nicht.

Das ist mir aber auch nicht wichtig, wenngleich die Verfremdung nicht mein eigentliches Ziel ist. Mir geht es darum, mit dieser Art der Fotografie eine veränderte Wahrnehmung der Objekte zu erreichen.

© Jörg Rüger

Die Motive werden hierdurch zu etwas Neuem und erhalten eine Eigenständigkeit. Das Haus, das Dach, das Fenster – alles bekommt eine neue Funktion, indem es zum Fotomotiv wird.

Die so fotografierten Objekte bieten Raum für Assoziationen und erhalten für jeden Betrachter eine andere Aussage oder entfalten eine andere Wirkung. Vielleicht enthalten sie auch keine Aussage, sondern werden nur als schön oder interessant empfunden.

Wenn es mir gelingt, das Interesse des Betrachters zu gewinnen, die Aufmerksamkeit auf ein Foto zu lenken, dann bin ich zufrieden. Und es freut mich, wenn ich dem einen oder anderen mit einer Aufnahme ein Rätsel aufgebe und ihn so zu einer weitergehenden Auseinandersetzung mit dem Motiv anrege.

Diese mittelbare Interaktion mit Betrachtern meiner Bilder macht für mich auch einen der Reize der Fotografie aus.

© Jörg Rüger

Wenn ich also für diese Art von Aufnahmen losziehe, dann habe ich meistens keine konkrete Idee im Kopf, bestenfalls vielleicht einen Ort, an den es mich zieht. Ich bereite solch eine Tour auch nicht weiter vor, weder gedanklich noch konzeptionell.

Wenn ich erst einmal fündig geworden bin, dann entwickelt sich die Sache meist von allein. Ich fange vorsichtig an, zu fotografieren, taste mich an das Motiv oder die Motive heran und dann passiert oft etwas, was für mich den ganz großen Reiz an der Fotografie ausmacht:

Die Sache bekommt eine eigene Dynamik, ich überlege nicht mehr lange, was ich fotografiere, ein Motiv ergibt das nächste und ganz schnell nimmt mich dieser Prozess gefangen und ich merke gar nicht, wie sich meine Speicherkarte füllt.

© Jörg Rüger

So können dann ganz schnell ein paar Stunden ins Land gehen. Das merke ich dann meist erst, wenn das Licht verschwindet oder die Speicherkarten an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. Am Ende steht dann ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit.

Zuhause geht es dann am Rechner weiter, wobei das Motiv für mich die Art und den Umfang der Bearbeitung vorgibt. Meistens bearbeite ich nur sehr wenig. Ich ziehe Belichtung und Kontraste an, schärfe etwas nach, korrigiere stürzende Linien und passe vielleicht auch mal den Bildausschnitt an; das sehe ich ganz undogmatisch.

© Jörg Rüger

Für mich gehört die Ausarbeitung einer Aufnahme am Rechner als zweiter Schritt in dem Prozess dazu. Ganz am Ende steht dann die Präsentation der Aufnahmen, denn wie schon ausgeführt ist mir ein Austausch über die Sachen, die ich mache, irgendwie wichtig.

Und anders würde ich ja beispielsweise nicht erfahren, ob ich mit meiner Umsetzung des eingangs erwähnten Zitats richtig liege: Ist weniger an dieser Stelle tatsächlich mehr?


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
Comments Off on Alles oder Nichts?

Posted in Equipment

 

Essay: Alles darf, nichts muss

25 Aug

Als ich anfing, zu fotografieren, verbrachte ich oft die Zeit damit, mich in Zeitschriften oder Foren über Fotografie zu informieren. Um es gleich vorwegzunehmen: Heute weiß ich, dass ich bessere Zeitschriften hätte lesen sollen und dass es in Foren ungewöhnlich viele Experten gibt. Wortsammlungen wie „knackige Schärfe“, „super Autofokus“ oder „tolle Haptik“ schienen damals so etwas wie eine Art Elfmeter für gute Fotos zu sein.

Dem ist natürlich mitnichten so. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ein guter Autofokus und eine hervorragende Schärfenabbildung für viele Fotos meines Geschmackes eher unbedeutend sind.

Hätte ich dieses Foto mit einer kürzeren Belichtungszeit aufgenommen, so dass alles scharf gewesen wäre, hätte das gleiche Objekt möglicherweise eine ganz andere Wirkung auf den Betrachter gehabt. Achtung, nun folgen Mutmaßungen: Vermutlich hätte es Leute gegeben, die darauf geachtet hätten, ob der Bart vernünftig geschnitten ist, die Augenbrauen gezupft wurden, wie die Haare liegen oder welche Form mein Kopf hat.

Da der Betrachter durch die Unschärfe jedoch weniger Informationen zur Verfügung hat, lässt er das Bild anders auf sich wirken. Man könnte auch sagen: Unschärfe betrachtet man im Ganzen, Schärfe im Detail.

Zweifellos braucht es auch Fotos, bei denen Schärfe zwingend notwendig ist, so kann man mit einem unscharfen Fliegen-Makro nur wenige Leute begeistern. Jedoch möchte ich hiermit so manchen Leser auch zum Nachdenken anregen. Muss immer alles perfekt sein? Ist es nicht manchmal viel wichtiger für ein Foto, was es transportieren kann?

Nur, weil die Werbung für eine Kamera oder ein Objektiv meint, dass es von höchster Güte sei und ganz besonders tolle Abbildungsleistungen aufbieten kann, müssen wir noch lange nicht solche scheinbar perfekten Fotos machen. Alles andere als perfekt ist das folgendes Foto. Licht fällt in den Rücken, Gesicht dunkel, die Heizung mag auch stören.

Es gefällt mir trotzdem. Geschmacksache? Ja, bestimmt! Aber was ist nun wieder Geschmack, kann jemand ohne Geschmack behaupten, dass es nicht sein Geschmack ist? Geschmack hin oder her, wichtig ist, was man selbst mag, ob mit oder ohne ich schreib das Wort jetzt nicht noch einmal ist dann am Ende egal.

Sicherlich ist es sinnvoll und auch wichtig, über Fotos zu sprechen, aber warum muss zusätzlich immer soviel über die Technik diskutiert werden? Die Frage nach der Ausrüstung ist an sich noch nicht zu verteufeln, die Gewichtung darauf jedoch schon. Bemerkenswert finde ich, wie oft Objektive empfohlen werden, obwohl man selbst noch kein anderes Objektiv der gleichen Brennweite in der Hand hatte. Getreu dem Motto: „Das habe ich auch und kann es daher nur empfehlen.“

Stattdessen sollten wir uns mehr über Bildaufbau, Perspektive und Lichteinsatz unterhalten. Das hilft gerade Anfängern oftmals viel mehr, als ihnen mit Tech-Talks Kopfschmerzen zu bereiten, weil sie nicht wissen, ob sie sich jetzt das Nikon 50mm 1.4. L Planar oder doch lieber die Canon D700 von ihrem Ersparten kaufen sollen.

Was ist richtig, was ist falsch?

Auf diese Frage kann es keine Antwort geben. Es wird Betrachter geben, die es stört, dass die Person auf dem Foto nicht scharf abgebildet ist und andere werden sagen, dass es dadurch erst interessant wird. Ein Dogma, das aussagt, dass ein unscharfes Foto in Tonne gehört, wird es bei mir jedenfalls nicht geben.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
Comments Off on Essay: Alles darf, nichts muss

Posted in Equipment