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LC-A 120: Mittelformat zum Immerdabeihaben

02 Feb

Bunte Mehrfachbelichtung einer Fassade mit sichtbarer Perforation eines Kleinbildfilms.

Ein Beitrag von: Tamara Skudies

Für die meisten Lomografen ist es eine irre Vorstellung, eine LC-A für Mittelformat zu besitzen. Die LC-A ist die Urkamera der Lomografie, eine Kamera für die Hosentasche, egal bei welchen Lichtverhältnissen und Tageszeiten. Zudem kann man sie auch bei schlechtem Wetter gut mit wenig empfindlichen Diafilmen nutzen. Somit war ich natürlich aufgeregt, als die neue LC-A 120 auf dem Weg zu mir war.

Die wohl kompakteste Mittelformat-Kamera mit Belichtungsautomatik, einer Minigon-Linse mit 38 mm, f/4.5 aus handgefertigten Premium-Glas (äquivalent zu einer 21-mm-Linse) und dem 4-Zonen-Fokus ab einer Distanz von 60 cm wurde im Spätherbst von Lomopgraphy präsentiert. Der ISO-Bereich geht von 100 bis 1600, womit man wirklich eine gute Filmauswahl hat, auch für Innenaufnahmen ohne Blitz. Ein MX-Schalter macht zudem Mehrfachbelichtungen möglich. Mit Kabelauslöser und Stativ sind Langzeitbelichtungen kein Problem.

Portrait einer Frau zwischen einigen Bäumen.

Portrait einer Frau vor einem Graffiti.

Die LC-A 120 ist zwar nichts für die Hosentasche, jedoch eine Kamera zum Immer-dabei-Haben, wegen ihres kompakten Designs und geringen Gewichts! Durch die großzügige ISO-Auswahl ist sie auch für viele Filme und zu jeder Tagszeit immer einsatzbereit. Das einzige, was mich etwas stört, ist, dass die kleinstmögliche ISO 100 ist. Da ich viele alte Filme habe, ist das natürlich etwas zu hoch. Jedoch kann man sich mit etwas Tesafilm und einem Stück grauer oder farbiger Folie behelfen, die man über den Belichtungsmesser klebt.

Meine ersten zwei Filme waren ein Redscale und ein Schwarzweiß-Film, da ich typisch schlechtes Herbstwetter hatte. Somit aber genau richtig zum Testen der Kamera, denn bei Sonnenschein kann (fast) jede Kamera gute Bilder machen. Das Filmeinlegen sollte man sich in der Bedienungsanleitung durchlesen, dann geht das auch ganz gut, wenn man es richtig macht. Das Kameragehäuse ist aus Kunststoff, das sich aber angenehm anfühlt und die Kamera sehr leicht macht!

Blick durch die Stahlkonstruktion unter einer Brücke.

Nächtliche Langzeitbelichtung mit Bäumen und Lichtspuren.

Die Handhabung ist relativ einfach, genau wie bei der LC-A, man schätzt die Entfernung und stellt die passende Zone ein. Zuerst dachte ich: „Wow, ich komme bis auf 60 cm nah an die Objekte meiner Begierde ran!“, merkte jedoch schnell, dass bei den 38 mm bei der Entfernung doch einiges auf das Bild passt. Der Sucher ist natürlich auch nicht ganz korrekt, da man mehr aufnimmt als man sieht, was jedoch bei Sucherkameras mit Weitwinkellinsen bei mir bis jetzt immer der Fall war und woran man sich gewöhnt.

Die automatische Belichtung funktioniert sehr gut auch bei schwierigen Lichtverhältnissen und Nachtaufnahmen. Man kann mit der ISO-Einstellung die Belichtung leicht beeinflussen, da das Einstellrad groß und gut zu verstellen ist. Bei Mehrfachbelichtungen sollte man die ISO auch anpassen, um überbelichtete Bilder zu vermeiden. Bei Innenaufnahmen würde ich nach meinen Erfahrungen lieber eine Stufe überbelichten, bei Langzeitbelichtungen sogar bis zu zwei Stufen.

Blick durch einen langen Gang mit Rundbögen.

Symmetrische Doppelbelichtung mit Gebäuden.

Im Großen und Ganzen weckte die Kamera bei mir mal wieder das „Ich will sie haben!“-Gefühl. Natürlich kann sie keine große Mittelformatkamera ersetzen, aber das soll sie ja auch nicht. Ich finde, sie ist die perfekte Begleitung für Urlaub und Städte. Mir haben auch die extremen Portraits mit ihr Spaß gemacht – passt natürlich nicht immer, aber es bringt durch die Weitwinkel-Perspektive eine schöne Abwechslung rein.

Rot-blaue Doppelbelichtung eines Cafés und einer Straße.

Doppelbelichtung mit Gebäuden an einem See und Himmel.

Das einzige wirkliche Manko, das ich bisher festgestellt habe, ist: Die LC-A 120 hat einen Filmtransportmechanismus, der wohl auf die Durchschnittsstärke von Papier und Film eingestellt ist. Nur hat jeder Film mit seinem Papier eine unterschiedliche Stärke, was zur Folge hat, dass die Abstände zwischen den Bildern unterschiedlich sind und auch mal zu groß werden können.

Daher ist es mir zuerst oft passiert, dass das letzte Bild nur halb belichtet war, wenn ich den Film nach der Anleitung so eingelegt hatte, dass der Startpfeil in der Mitte der Kamera auf den Punkt zeigt. Ich lege meine Filme nun immer so ein, dass der Startpfeil etwa 3 cm links von der Markierung ist, wenn ich die Kamera schließe und bekomme so meine zwölf Bilder auf einen Film.

Ein knorriger Baum und ein Hausgiebel.

Verschneite Landschaft in Grüntönen.

Jetzt habe ich seit Kurzem meine eigene LC-A 120 und habe sie wirklich fast immer dabei. Für mich ist sie die Neuerscheinung des vergangenen Jahres! Noch nie war es für mich so einfach, auf Mittelformat bei jeder Gelegenheit Fotos zu machen.

Ich habe schon einige Fotos damit geschossen, die ich mit keiner anderen Mittelformatkamera gemacht hätte. Allein schon durch die Möglichkeiten bei der Belichtung und natürlich habe ich für meine Kiev oder Big Six nicht so ein tolles Weitwinkel-Objektiv. Für meine Holga oder Diana hätte ich es, jedoch haben diese ihre Einschränkungen, wenn nicht genügend Licht vorhanden ist.

Blick hinauf durch ein Treppenhaus.

Blick hinunter in ein Treppenhaus.

Ja, der Preis von 399 € ist nicht wenig, jedoch eröffnet die LC-A 120 neue Möglichkeiten und bringt viel Spaß und tolle Ergebnisse. Man sollte natürlich Weitwinkelfotos mögen, sonst wird man daran selbstverständlich keine große Freude haben.

Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf meine Urlaube in diesem Jahr, auf denen mich diese Kamera begleiten wird und befürchte Schlimmes für meinen Geldbeutel, da bei zwölf Bildern ein Film sehr schnell voll ist. Wobei ich bei Mittelformat etwas wählerischer bin, was die Motive angeht und so habe ich am Ende hoffentlich weniger Fotos, aber dafür bessere.


kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity

 
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Mittelformat für Alle (Teil 3/3)!

29 Jan
Dies ist ein Artikel von Nicolas Henri. Nach seinem Film-Studium in Toronto, hat er sich der Fotografie verschrieben. Seither fotografiert er für schweizer Fashion Labels und Bands, arbeitet an Ausstellungsprojekten und übt sich in der Portrait-Fotografie. Daneben bloggt und twittert er und ist auch auf Facebook zu finden.

In Teil 2  zum Thema Mittelformat für Alle haben wir uns mit der Belichtung und Handhabung von Mittelformat-Film beschäftigt. Einige von Euch sind vielleicht in der Zwischenzeit das Wagnis eingegangen und haben jetzt eine belichtete Rolle, die sehnlichst auf ein Chemie-Bad wartet! Ganz davon abgesehen, dass ihr jetzt auch endlich sehen wollt, was ihr da produziert habt.

Entwicklung

Ich nehme es gleich vorweg: Ich bin nicht der Dunkelkammer-Typ. Wer S/W-Film belichtet, mag sich mit etwas Aufwand und Know-How im heimischen Badezimmer einrichten und seine Filme selbst entwickeln. Bei Farbnegativen ist der Aufwand für eine Einzelperson aber nicht mehr verhältnismässig. Ich trage meine Filme zum lokalen Fachlabor. In Basel, wo ich wohne, gibt es momentan 3 Labore, die die Entwicklung von 120er Farbnegativ anbieten. Beim Günstigsten und meines Erachtens Besten kostet das dann um die €4.- pro Rolle.

Schaut Euch in Eurer Region um, geht mal in ein Fachgeschäft und fragt, ob sie 120er entwickeln. Wenn nein, kann man Euch bestimmt nen Tipp geben wer das in der Nähe noch macht. Und sonst hilft Google weiter oder schaut Euch mal diese nach Postleitzahlen sortierte Liste von photonews.de an.

Bei der Entwicklung kann eigentlich wenig schief gehen. Im Gegensatz zur Entwicklung von Kleinbildfilm via dem lokalen Supermarkt werden Eure Bilder im Fachlabor nicht interpretiert. D.h. kein indifferenter Operator, der am Entwickler sitzt und mal eben überall den Kontrast hochschraubt und irgendeinen Sonnenschein-Weissabgleich macht, damit Otto-Normalverbraucher mit seinen Ferienfotos ja zufrieden ist. Im Fachlabor, wenn man Mittelformat-Negative abgibt, wird davon ausgegangen, dass Ihr wisst was Ihr tut; Eure Negative werden wirklich “nur” gemäss einem Standard-Prozedere entwickelt – so, wie sie eben sind.

Ihr könnt natürlich auch Abzüge anfordern, aber in aller Regel wird man erstmal nur die entwickelten Negative zwecks späterem Scannen und Bearbeiten haben wollen. Bei der Abgabe könnt Ihr sagen, dass Ihr nur “Entwickeln und Schneiden” wollt. Das bedeutet, dass der lange Streifen des 120er-Negativs im Labor in sinnvoll grosse Stücke geschnitten wird (meistens 3 Bilder pro Segment). So können sie dann später in den Scanner eingespannt werden.

Geschnittene Negativstreifen

Geschnittene Negativstreifen

Auswertung: Scannen

Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Entwickelte Negative nach der Arbeit noch schnell beim Labor geholt… und nun? Spätestens jetzt braucht man einen Negativscanner. Zwar kann auch das Scannen im Fachlabor mitbestellt werden, ist aber auf Dauer zu teuer. Im sinnvollen Preissegment gibt es momentan 2 Varianten.

Gut und günstig ist der CanoScan 9000F* von Canon. Das Teil ist neu so um die €200.- zu haben und besitzt Durchlichteinheiten für 35mm- und 120er-Film. Für die meisten Anwender reicht dieses Gerät völlig aus. Als ich damals vor der Entscheidung stand, hab ich mich für eine leicht teurere Variante, den Epson Perfection V700 Photo entschieden.

Für ca. €600.- bekommt man einen qualitativ hochwertigen Scanner, der sogar mit Grossformat-Negativen klarkommt und ein umfassendes Softwarepaket inkl. automatischer Staub- und Kratzerentfernung mitgeliefert. Wie immer sind auch beim Scannen keine Grenzen nach oben gesetzt. Wer nach mehr sucht landet bald beim Flextight X5 von Hasselblad (Kostenpunkt um die €15’000 !!!)

Aber wie gesagt, der CanoScan ist völlig ausreichend um sinnvolle Scans anzufertigen. Wer etwas mehr rauskitzeln will ist mit dem Epson V700* schon sehr gut bedient. Ich habe von den Espon-Scans schon wunderschöne Fine Art Prints im Format 1m x 1m drucken lassen. Ausserdem hat man immer noch die Möglichkeit, nach der Sichtung der Negative ins Fachlabor zu gehen und sich einen High-End-Scan seines Lieblingsbildes anfertigen zu lassen.

Auf das Scannen im Einzelnen wollen wir hier nicht gross eingehen – vielleicht ist das auch einen extra Artikel wert (bei Bedarf bitte per Kommentar melden – d. Red.). Mit den Automatik-Einstellungen des Scanners kommt man schonmal ohne grosses Vorwissen zu akzeptablen Resultaten. Der Rest ist Fine Tuning, je nachdem was man mit den Bildern später noch machen will. Einige Eckpfeiler möchte ich Euch aber trotzdem auf den Weg geben:

Die geschnittenen Filmstreifen werden in eine Halterung montiert, die den optimalen Abstand zum Scanner, sowie eine gerade Ausrichtung gewährleistet. Das sieht dann etwas so aus:

Negative im Filmhalter

Negative im Filmhalter des EPSON V700 montiert

In der Software stellen wir ein, dass es sich um Negative handelt, womit die Durchlichteinheit aktiviert wird. Ein solcher Scanner hat nämlich im Deckel auch noch mal eine Lampe, die Licht durch das Negativ schickt und es quasi auf den Scan-Kopf darunter belichtet. In Sachen Auflösung bieten die meisten Geräte immens hohe Auflösungswerte.

In der Realität ist aber eine Auflösung von ca. 3200 dpi sinnvoll. Bis zu dieser Auflösung werden zusätzliche Details im Negativ erfasst. Geht man über diesen Wert erzeugt man nur noch mehr Pixel ohne dabei tatsächlich mehr Details aus dem Negativ zu kitzeln. Mit 3200dpi erhält man so bei einem 6×6 Negativ (z.B. aus einer Hasselblad) ein etwa 50 MegaPixel grosses Bild! Die Scans speichert man am besten als 16-Bit Tiffs und importiert sie anschliessend in Lightroom oder Photoshop für die weitere Bearbeitung…

Englischer Garten

Englischer Garten, München – Hasselblad 500c/m auf Fuji Pro H 400 – unbearbeitet

Das Wichtigste dabei

Nachdem das jetzt alles eher technisch war, möchte ich nochmal auf das Wichtigste zurückkommen: Neben oder gerade wegen des grösseren Aufwands gegenüber der Digitalfotografie im Kleinbildformat, wird man immer wieder belohnt. An einem schönen Herbstmorgen in der Natur sitzen, sich in aller Ruhe Gedanken über die Belichtung machen und sich fragen wie der Nebel wohl vom Film eingefangen wird, der erwartungsvolle Gang zum Labor um die Negative abzuholen, der verstohlene Blick auf den Filmstreifen im Gegenlicht der Neonbeleuchtung in der S-Bahn auf dem Heimweg sind solche Momente.

Testshot mit der Mamiya RZ67

Test Shot mit der Mamyia RZ67 – fälschlicherweise zu lang belichtet. Hat aber trotzdem seinen Reiz…

Und dann mit einem Glas Rotwein vor dem Rechner – während man wartet, dass der Scanner sich Zeile für Zeile an den Negativen abarbeitet – bis dann Bild für Bild endlich am Bildschirm sichtbar wird. Manchmal wird man enttäuscht, bekommt seine Fehlüberlegungen vorgeführt. Manchmal freut einen, dass alles genauso rausgekommen ist, wie erwartet; manchmal wird man überrascht, weil alles ganz anders kam als man dachte – nicht besser oder schlechter einfach anders und irgendwie wunderbar!

Dyptych

Diptych aus der Serie “Urban Vampire” – links Mamyia RZ67, rechts Hasselblad 500c/m mit Blitzlicht.

Ich hoffe, ich habe beim einen oder anderen die Lust geweckt, sich auf das Mittelformat einzulassen. Und behaltet Eure digitalen Kameras, es ist kein Ersatz, sondern eine poetische Erweiterung, die einen zwischendurch die Fotografie mit anderen Augen sehen lässt!

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KWERFELDEIN | Fotografie Magazin

 
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