Ich weiß, zugegeben, sehr wenig über Afghanistan. Den Krieg, das Taliban-Regime, das alles kenne ich nur aus dem Fernsehen. Aber wie sieht es heute in Afghanistan aus? Die französische Fotografin Delphine Renou gibt einen Einblick in das aktuelle Leben von Frauen in der Hauptsdtadt Kabul.
Ihre Portraits zeigen starke Frauen, die selbstbewusst und voller Stolz in die Kamera schauen. Politikerinnen, Rapperinnen, Jornalistinnen – sie alle formen ein neues Gesicht Afghanistans und streben nach Unabhängigkeit und Freiheit.
Die Portraitserie „Kabul Women“ gehört zu einem Dokumentarfilm, der diese modernen Frauen seit 2013 begeleitet und noch in der Entstehung ist.
Dank einer NGO kam ich 2012 das erste Mal nach Afghanistan. Die Entdeckung des Landes war eine Offenbarung. Ich sah Hoffnung in den Augen der Menschen. Dies ist eine Nation, die versucht, trotz einer schmerzhaften Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft, einen Neuanfang zu schaffen.
Wie der Journalist Lyse Doucet sagte: „Niemand geht nur einmal nach Afghanistan, man kommt immer wieder zurück oder hofft es. Wir scherzen oft, dass es wie eine Krankheit ist: Afghanitis. Es ist wie eine unheilbare Krankheit und niemand ist auf der Suche nach einem Heilmittel.“
Fahima, 19 Jahre alt, trainiert drei Mal pro Woche im Olympiastadion Ghazi in Kabul. Dieses Stadion wurde berühmt durch die Steinigung von Frauen während des Talibanregimes. „Ich will mein Land stolz auf mich machen. Ich träume davon, Champion zu sein.“
Paradise Sorouri, 25 Jahre alt, ist eine der ersten weiblichen Rapperinnen in Afghanistan. Paradise tritt provokativ auf in einer sehr konservativen Gesellschaft, was nicht ohne Risiko ist. „Viele Menschen akzeptieren nicht, dass eine Frau rappt. Ich erfahre oft Beleidigungen und manchmal auch Bedrohungen.“
Zohra, 21 Jahre alt, lernt Autofahren bei der Mamozai Fahrschule. „Autofahren ist eine große Chance für Frauen, um unabhängiger zu werden. Aber ein Auto zu kaufen ist immer noch teuer.“
Massouda Habib, 30 Jahre alt, ist Kandidatin bei der Landeswahl für die Provinz Kabul. Nach der Wahl zeigt sie stolz ihren mit blauer Tinte gefärbten Finger. „Ich bin stolz darauf, für was ich mich verpflichte, ich will kämpfen, um diesen Teil meines Landes zu verändern, wie er es verdient. Auch wenn ich nicht gewinne, werde ich weiterhin aktiv bleiben.“ Während des Krieges unter dem Taliban-Regime hat Massouda Afghanistan nie verlassen. „Ich habe das Leid meines Volkes gesehen.“
Aisha Ilyad, 21 Jahre alt, ist Moderatorin des Senders 1TV. Sie floh nach Pakistan während des Taliban-Regimes. Aisha träumt davon, im Rampenlicht zu stehen. Allerdings bedeutet vor der Kamera zu stehen für einige Familien noch eine Schande. „Die Leute denken, dass der Journalismus kein Beruf für Frauen ist. Es braucht Zeit, gegen die Vorstellung anzukämpfen.“
Eine Filmemacherin während Nouruz, dem persischen Neujahrsfest.
Shamsia Hassani, 25 Jahre alt, ist eine Graffiti-Künstlerin. „Als ich anfing mit Graffiti, wollte ich für die Gleichstellung der Frauen kämpfen. Ich dachte, durch Kunst könnte ich die Wunden des Krieges reinigen.“
Eine Frau auf einem Pferd in der Nähe des Qargha See, wenige Kilometer von Kabul entfernt. Es ist noch sehr selten, dass eine Frau auf einem Pferd reitet.
Shabnam, 21 Jahre alt, ist ein Studentin an der Universität Kabul.
Ein freiwillige Helferin während der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Afghanistan. 5. April 2014 – Es ist ein historischer Tag für das Land.
In einem Haar-Salon in Aria City, dem neuen Wohnviertel von Kabul.
Picknick in den Babur Gärten. Diese Familie aus Kandahar kam ein paar Tage nach Kabul, um hier Zeit zu verbringen.
Die Fotografin Delphine Renou hat ein unabhängiges Kollektiv von Dokumentarfotografen und Filmemachern für soziale und humanitäre Fragen rund um die Welt geschaffen: Digitalmill. Mehr über die Reportage „Kabul Women“ findet Ihr auf der Webseite des Projektes.
kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity
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