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Ein Projekt geht um die Welt

12 Apr

Es war bestimmt ein lauer Frühlingstag irgendwann im März 2013, als Penny Felts, die ihre Sofortkamera über alles liebte und auch überall mit hin nahm, plötzlich bemerkte, dass ihr die Ideen ausgingen.

Zum Glück hatte sie sich mit der Zeit ein großes Netzwerk an Fotografen aufgebaut, die ebenfalls wie sie ihre Sofortfilm-Kameras nicht nur als Objekte sahen, sondern auch als eine Sache, der eine Prise Magie anhaftete, wann immer man sie auf sich oder andere hielt.

Warum sollte man sich also nicht zusammen tun und gemeinsam an einem Projekt arbeiten? Immer allein der Magie hinterherjagen, das hatte sie ja nun gesehen, bringt einen manchmal auch an die Grenze seiner Kreativität.

Surrealism, Sunny Side Up © Penny FeltsSilence, The Great Divide © Rhiannon Adam

Transition, The Passage © Amanda Mason

Sie lud elf Frauen aus der ganzen Welt ein, mit ihr gemeinsam eine Reise zu wagen. Bis zu diesem Zeitpunkt war jedoch noch nicht klar ausdefiniert, wie und wohin die Reise überhaupt gehen sollte, aber alle waren sich einig, sie gemeinsam anzugehen.

Sie entschieden, dass die Reise genau zwölf Monate andauern und jeder Monat unter einem eigenen Thema stehen sollte. Jeder durfte sich ein Thema aussuchen und so war jeder Monat mit je einem Thema bestückt, über das sich jeder Gedanken machen musste, um am Ende ein Bild abzuliefern.

Stranger, No One Remembers Your Name when you’re Strange © Marion Lanciaux

Light, Colors of light © Sarah Seené

Als erstes begann Penny Felts, in Tennessee beheimatet, selbst. Sie gab ihrem Monat das Thema „Surrealismus“ und musste den Monat damit also selbst beginnen. Danach durften die anderen elf ihre Interpretation des Themas erarbeiten und zeigen.

Anschließend folgten die anderen mit den Themen: Silence, Transition, Stranger und Light in den Sommermonaten. Im Herbst kamen die Themen Mystery, Reflection und Hysteria hinzu. Den Winter füllten die Themen Bloom und Childhood. Und der letzte Monat der Reise stand unter dem Titel Connection.

Mystery, the enigma of pluto and charon© Maritza de la Vega

Natürlich ist diese Art von Projekt keine neue Erfindung, aber erschwerend kam hier das Verfahren hinzu. Sofortbildfilme sind teuer und möchte man sich nicht nur auf der sowieso schon künstlerisch wirkenden Erscheinung von Sofortbildfilmen ausruhen, musste man erfinderisch sein. Eine digitale Bearbeitung war nämlich nicht erlaubt.

Und so ist es mitunter recht erstaunlich, welche Lösungswege die Teilnehmerinnen gingen, um das jeweilige Thema umzusetzen.

Zu erwähnen wäre hier die Umsetzung des Themas Surrealismus von Penny Felts, die ein Paar zeigt, über dem große Hände gerade dabei sind, das Innere eines rohen Eis auf die Erde klatschen zu lassen. Der Humor und die Mehrdeutigkeit, die dieses Bild mit sich bringen, machen mich doch erheblich staunen. Auch sehr spannend finde ich das Bild von Rachael Baez und ihre Umsetzung des Themas „Bloom“.

Es wurden also alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die ohne eine digitale Bearbeitung möglich sind. Es wurde geklebt, gebastelt, doppelt belichtet oder aufeinander gelegt. Also alles rein analoge Manipulationen.

Secret, Inside © Emilie Trouillet

Im Mai 2013 unterstützte dann auch das Impossible Project diese Arbeit und spendete jeder Teilnehmerin einen Gutschein für Sofortbildfilme, womit zumindest das leidliche Thema der Kosten teilweise geklärt war und sich die Protagonisten auf ihr Thema und dessen Umsetzung konzentrieren konnten.

Das Projekt gewann an Fahrt und im Blog von Impossible wurden die Teilnehmerinnen in gleich mehreren Artikeln vorgestellt.

Mit dabei ist übrigens auch Agafia Polynchuk, die uns hier bei Kwerfeldein schon einmal einen Blick in ihre Welt gewährt hat und beim Projekt den vorletzten Monat mit dem von ihr gewählten Thema „Childhood“ begann.

Reflection, Reflect © Kat WhiteHysteria, Hysterical Paroxysm - A crack through which evil departs the soul © Carmen De Vos

Bloom, Florescence © Rachael Baez

Nun ist seit der Idee ein Jahr vergangen. Es war wohl ein Jahr voller Hochs und Tiefs, zwischen grübeln und verstehen. Eben all das, was einen umtreibt, wenn man gemeinsam an einer Sache arbeitet. Penny Felts antworte mir auf die Frage, wie es ihr jetzt nach einem Jahr geht und ob sie ihr Ideentief nun überwunden hat, folgendes:

Gewissermaßen war ich traurig darüber, dass das Projekt nun endet und denke darüber nach, zu fragen, ob jemand von dem Mädchen sich an einem zweiten Jahr versuchen möchte. Ich habe es sehr genossen und jeden Monat mit Spannung das neue Thema erwartet.

Einige davon waren sehr schwer für mich und ich habe gemerkt, dass ich bei einigen nicht das Bild zustande gebracht habe, das ich wollte; aber ja, das Projekt hat mir alles gegeben, was ich an Hoffnungen hineingesetzt hatte.

Jeden Monat war ich aufs Neue kreativ gefordert, was wiederum meine anderen fotografischen Projekte verbessert hat. Und zusätzlich hatte ich das Vergnügen, mit all den anderen fantastischen Frauen in dieser Gruppe arbeiten zu können.

Childhood, In my magical Universe © Agafia PolynchukConnection, only connect © Emilie Lefellic

Als krönenden Abschluss wird es zwei Ausstellungen geben: Die erste findet in Paris vom 17. Mai bis 12. Juni 2014 im EN FACE, in der 8 rue Gambey, 75011 statt und die zweite in Berlin vom 15. Juli bis 14. Setpember 2014 im INSTANTLAND (Sofortbildshop), Mulackstrasse 22, 10119.

Wer weder nach Paris noch nach Berlin kommen kann, sollte unbedingt einen Blick auf den Blog des 12.12 Projekts wagen, auf dem alle Bilder zu sehen sind. Außerdem gibt es auch eine Facebookseite, um nichts mehr zu verpassen.

Ich danke Rhiannon Adam, Rachael Baez, Penny Felts, Maritza de la Vega, Carmen De Vos, Marion Lanciaux, Emilie Lefellic, Amanda Mason, Agafia Polynchuk, Sarah Seené, Emilie Trouillet und Kat White für die außergewöhnlichen Arbeiten und fürs Zeigen und Vorstellen dürfen.


kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity

 
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Wie geht Ihr mit einer Foto-Blockade um?

06 Jul

Fotoblockaden sind ekelhaft. Zumindest bei mir. Ich verspüre dann so absolut gar keine Lust, irgendeine Kamera in die Hand zu nehmen und schon der Gedanke ans „Fotografieren gehen“ führt unweigerlich zu Augenrollen. Zwar sind diese Zeiten in den letzten Jahren seltener geworden, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht gegen die Fotoblockade gefeit bin.

Und jedes Mal, wenn ich davon lese, wie jemand ehrlich darüber schreibt, in einem kreativen Loch gefangen zu sein, fühle mich mich ein bisschen weniger allein. So schrieb Marit neulich:

Aber letztens packte mich die Kreativ-Neurose bzw. -Depression. Ich konnte plötzlich nicht mehr fotografieren. Alles, was mir vorschwebte, alles, was ich dachte zu beginnen, braute sich zu einem übel stinkenden Brei zusammen.

Daran erkenne ich zwei Dinge: Erstens, auch Marit kennt das Gefühl. Zweitens, bei Marit ist es anders als bei mir. Ich brauche also erst gar nicht zu glauben, dass es ein Patentrezept gibt, das allen Fotoblockierten hilft.

Und trotzdem ist es interessant und spannend zu lesen, wie andere damit umgehen. Was sie tun oder nicht tun, um dem ganzen Schlamassel zu begegnen. Und damit seid Ihr dran: Ich möchte von Euch wissen, wie Ihr damit umgeht, wenn Ihr in einer Blockade steckt.

Was macht Ihr dann?

Erzählt doch mal. Schreibt doch mal. Sagt doch mal. Nein, keine klugen Tipps. Ganz persönlich. Von Euch, über Euch. Ich bin gespannt. Sehr sogar.

Übrigens: Es gibt Leute, die lesen kwerfeldein nur, weil sie die Kommentare so toll und lehrreich finden. Also gebt alles.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Essay: Fotografie geht nicht allein

14 May

Eine Selbstoffenbarung: „Ich bin abhängig. Ich kann nicht ohne. Allein kann ich gar nichts.“ Ein Aussage, wie sie meines Erachtens fast jeder Fotograf unterschreiben könnte. Warum das so ist, möchte ich Euch im folgenden Artikel erklären.

Egal, was fotografiert wird: Immer finden sich im Bild Elemente, die nicht dem Geiste des Fotografen entsprungen sind. Eine Ausnahme wären lediglich Selbstportraits ohne erkennbaren Hintergrund. Ansonsten sind es Landschaften, Portraits, Stillleben und viele andere Dinge, die nur noch vom Fotografen eingefangen werden müssen.

Das schöne Landschaftsfoto würde es ohne eine von der Natur (und anderen Menschen) erschaffene Landschaft nicht geben. Ein Straßenfoto ist immer eine Kooperation, auch wenn sie ungewollt ist. Das Portrait ist die deutlichste Form der Kooperation, die Abhängigkeit zwischen Fotograf und Motiv ist hier besonders ausgeprägt.

Konradshofen © Normen Gadiel

Guckt Euch an dieser Stellte doch einfach mal Eure besten Fotos an und fragt Euch, ob Ihr vollkommen allein dafür verantwortlich gewesen seid oder ob Ihr von irgendetwas profitiert habt.

Ein Bauwerk hat in der Regel jemand anderes errichtet. Auf das Antlitz einer portraitierten Person hat der Fotograf auch keinen absoluten Einfluss. Obgleich er Mimik und Gestik mittels Anweisungen vorgeben kann, ist er dennoch auf die Bereitschaft der Person, dies umzusetzen, angewiesen. Und so könnte man noch viele andere Dinge aufzählen, die ein Fotograf als vorhandene Basis nutzt, um daraus eine Fotografie entstehen zu lassen.

© Normen Gadiel

Im Ganzen betrachtet, steht der Fotograf also immer in einer Abhängigkeit zum Motiv. Er kann sich nur durch seine Fähigkeiten, es durch Komposition, Belichtung, Fokus und so weiter in Szene zu setzen, auszeichnen.

Somit macht es eigentlich wenig Sinn, ein Foto zu signieren, da es nicht das alleinige Werk ist. Hypothetisch betrachtet: Man würde das Abfotografieren eines Kunstwerkes auch nicht durch ein Wasserzeichen als eigenes Werk kenntlich machen. Falls doch, hat die Wahrnehmung des eigenen Schaffens ihren Tiefpunkt erreicht.

Wie schwierig diese Trennung sein kann, zeigt sich bei Fotos der Menschenplastiken des Künstlers Ron Mueck. Hier kann das Foto einer Skulptur auch schon einmal als ein fotografisches Portrait durchgehen.

Das ist natürlich etwas überspitzt betrachtet und es wäre schade darum, wenn keiner mehr seine Fotos signieren würde, da man gar nicht mehr wüsste, von wem die Arbeit stammt. Ich bin jedenfalls immer dankbar für einen leisen Hinweis auf den Urheber.

Mittlerweile ist es auch üblich, die Namen von Modellen, Visagisten, Stylisten und weiteren Beteiligten mit zu veröffentlichen, allerdings geschieht dies meist nur in den Communities und auf den Webseiten der Fotografen. Museen und Verlagshäuser hat diese Verfahrensweise meines Wissens noch nicht erreicht.

© Normen Gadiel

Fotografie als Kunstform möchte ich durch meine Gedankengänge aber nicht in Frage stellen, wobei es viele bekannte Künstler wie etwa Jeff Wall oder Gregory Crewdson gibt, die bei ihren Arbeiten auf andere Personen angewiesen waren. Auch Andreas Gursky nutzt für die Nachbearbeitung seiner Bilder die Hilfe eines Bildbearbeiters.

Manchmal ist Fotografie halt wie ein Film, nur dass es dabei keinen Abspann mit den beteiligten Personen gibt.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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