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Ein Roadtrip durch Skandinavien

11 Nov

© Foufinha

Ein Beitrag von: Foufinha

Der Tag danach. Post-Urlaubsdepression. Es sind die kleinen Dinge, an denen man merkt, dass man wieder Zuhause ist. Zu viele Menschen. Autolärm. Ein Handtuch nach dem Händewaschen. Händewaschen überhaupt. Oh, und natürlich die vier Wände um einen herum. Wir waren doch nur zwei Wochen weg.
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Durch die Augen einer Tänzerin

10 Feb

© Darian Volkova

Ballett ist eine Kunstform, die durch ihre Anmut und Eleganz so unsagbar fein und leicht wirkt, jedoch gleichzeitig ein unglaublich hartes Training benötigt. Dieser Gegensatz lässt sie magisch, ja nahezu unwirklich erscheinen. Einen Blick hinter die Kulissen gewährt uns die Fotografin und Tänzerin Darian Volkova.

Dank ihr können wir nicht nur einen Einblick in das Leben eines der bekanntesten Balletthäuser der Welt erhalten, sondern das klassische Ballett auch durch die Augen einer Tänzerin sehen.

Eine Tänzerin hält ihr Bein auf einer Stange am Fenster.

Ballettschuhe

Darian wurde in der russischen Stadt Chabarowsk nahe der chinesischen Grenze geboren, begann bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Tanzen und fand mit sieben Jahren dann zum klassischen Ballett. Heute arbeitet sie am klassischen Balletttheater in Sankt Petersburg, einem der wohl traditionsreichsten und bekanntesten Balletthäuser überhaupt.

Vor etwa einem Jahr begann sie, das tägliche Leben der Tänzer zu dokumentieren. Sie arbeitet dabei sowohl analog mit der zweiäugigen Spiegelreflexkamera Yashica Mat 124G, digital mit der Fujifilm X-E2 und manchmal einfach mit dem iPhone. Sie portraitiert die anderen Tänzer bei den Proben, zeigt aber auch ganz alltägliche Dinge und Situationen.

Eine Tänzerin fotografiert sich selbst vor einem Spiegel

Tänzerinnen hinter der Bühne von oben aufgenommen

Was ich an der Ballettfotografie schätze, sind der menschliche Körper und seine Fähigkeiten. Ich stelle das gern heraus, indem ich mit Licht und Schatten spiele. Ich versuche, den Moment festzuhalten, die Atmosphäre des Theaters zu vermitteln und die Arbeit der Künstler so zu zeigen, wie sie ist.

Ihre Bilder leben nicht nur von den unglaublich grazilen Bewegungen, den schönen Körpern und Kostümen. Darian hat einen sehr guten Blick für tolle Bildschnitte und ein großartiges fotografisches Talent.

Ein Mann tanzt unter einem Kronleuchter.Eine Tänzerin unter Schrägfenstern.

Dass Darian selbst auch tanzt, hilft ihr sehr, wenn sie ein bestimmtes Bild umsetzen möchte. Die Tänzer sehen in ihr keine Fremde und sind oft sogar befreundet, was die Arbeit miteinander viel einfacher macht.

Ich bin in der Lage, während der Interaktion mit meinem Modell meine eigene künstlerische Vision auszudrücken. Es ist sehr leicht für mich, den Tänzern zu erklären, wie das Endresultat aussehen soll, denn da ich selbst tanze, sprechen wir dieselbe Sprache.

Ein Tänzer auf einer Leiter

Ballettshow von oben auf die Bhne fotografiert.

Darian teilt ihre Bilder über Instagram. Besonders empfehle ich aber ihre Homepage „Soul in Feet“, auf der man ihre Fotos in großer Auflösung und ohne störende Elemente bewundern kann.


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Reisebericht: Quer durch die Highlands

02 Dec

Ein Beitrag von: Alexander May

Ewig davon geredet. So oft erträumt. Sich ausgemalt, wie es sein könnte. Dann, im Februar dieses Jahres, die Flugtickets gebucht. Sechs Monate lang ausharren; abwarten, endlich dem Berliner Großstadt-Moloch entfliehen zu können. Die Monate vergingen, glühendes Entgegenfiebern breitete sich aus und im August war es dann endlich so weit. Acht Tage nur wir zwei und die westlichen, schottischen Highlands.

Da wir schon einmal in Glasgow gewesen sind, fiel es uns glücklicherweise nicht schwer, unseren Mietwagen nach der Ankunft zu finden. Ehe wir uns versahen, saßen wir schon in unserem „cozy“ Kleinwagen auf dem Motorway Richtung Fort William, unserem Ziel in den westlichen Highlands.

Wir waren kaum eine halbe Stunde unterwegs und schon erstreckte sich östlich von uns der größte See Schottlands, Loch Lomond. Noch nicht einmal in den Highlands angekommen, dachten wir, dass es gar nicht mehr besser werden könne. Obwohl ich aus Mecklenburg-Vorpommern stamme und mit der Müritz der größte See Deutschlands quasi vor der Haustür lag, hatte Loch Lomond doch eine so eigentümliche, seltsame Wirkung auf uns, dass wir dort hätten ewig verweilen können.

Eine Frau steht an einem See

Weiter auf der A82 passierten wir die Bridge of Orchy und somit den Übergang von den Low Lands in die Highlands. Man kann das Gefühl schwerlich beschreiben, das uns während unserer Fahrt durch kilometerweite Ebenen durchströmte. Wir hielten gefühlt alle 50 Meter an, um auszusteigen, inne zu halten und dieses Gefühl langsam einzuatmen und nie wieder rauszulassen.

Ein Anblick, den ich nie vergessen werde, denn entgegen vieler Meinungen gleicht sich in Schottland kein Glen oder Ben dem anderen. Nach 5 Stunden Fahrtzeit (eigentlich waren zweieinhalb angedacht, aber Linksverkehr und die schottische Landschaft machten es uns dann doch ziemlich schwer, die Strecke in aller Kürze durchzuziehen) erreichten wir unsere kleine aber traumhafte Holzhütte am Fuße des Ben Nevis.

Ohne großartig die Tage bis ins kleinste Detail durchzuplanen, machten wir uns an unserem ersten richtigen Tag dann in das Tal der Tränen, Glen Coe, auf. Da wir schon auf der Hinfahrt durch dieses Tal gefahren waren, konnten wir kaum abwarten, es zu erkunden und diese mächtige, eigentümliche Natur auf uns wirken zu lassen sowie auf Fotos festzuhalten.

Wer einmal hier gestanden hat, möchte nicht mehr weg. Das garantiere ich. Dieses bizarre und doch wunderschöne Bild von der kleinen zweispurigen Straße, die sich endlos lang durch das Tal zu ziehen scheint, mit dem seichten Gras, das sich durch das komplette Tal zieht, an dessen Rand sich die Three Sisters wie unüberwindbare Hindernisse erheben, verzaubert einen auf den ersten Blick.

Leider gehört Glen Coe zu den Touristen-Attraktionen in Schottland überhaupt. Überall begegneten uns Wandergruppen, die versuchten, sich schnell an uns vorbei zu drängen, ohne stehen zu bleiben, die Natur auf sich wirken zu lassen und einfach nur zu genießen.

Schottische Highlands

Eine Frau sitzt in der Landschaft

Das nächste Ziel unserer Reise war die Isle of Skye. Allein wenn ich diesen Satz schreibe, weiß ich, dass ich nicht ansatzweise beschreiben kann, wie sehr diese Insel, im Westen Schottlands gelegen, Deinen Geist verändert. Wie sehr sie Dich zur Ruhe bringt und Dich gleichzeitig in ehrfürchtigem Staunen verweilen lässt.

Die Erhabenheit, die sie ausstrahlt, scheint unendlich. Unser erster Halt war der Old Man of Storr im Norden der Insel. Eine massive Felsformation mit einer 50 Meter hoch ragenden Felsnadel, dem Old Man, der seit Jahrtausenden schweigend über seine Familie, den Storres, wacht.

Der Aufstieg schien nicht enden zu wollen, die Mücken trugen ihr Übriges dazu bei, aber als wir uns entschieden hatten, nicht den vollen Touristenweg weiterzugehen, sondern einem kleinen ausgetretenen Pfad zu folgen, erschloss sich uns erst die Magie, die diesen Ort so besonders macht.

Für zwei Stunden – völlig allein, durch Schluchten, über steile, bemooste Felsvorsprünge – nur wir beide. Da die Fahrt zur Insel jedoch schon drei Stunden in Anspruch genommen hat, waren wir ein wenig zur Eile gezwungen und so ging es weiter quer über die Insel nach Uig zu den Fairy Glens.

Ein wunderbar mystischer Ort, von dem die Schotten glauben, dass das Tal mit seinen stufigen Hügeln von Feen erschaffen worden ist. Ein wirklich schöner Gedanke, dass sich diese Mythen bis heute in den Köpfen der Menschen tradieren können.

Eine Frau lehnt an einem Baum

Der nächste Tag wurde für mich zum schönsten der ganzen Reise, auch wenn es unglaublich schwer fällt, sich bei all dem Erlebten auf einen Höhepunkt festlegen zu wollen. Unweit unserer Hütte fuhren wir durch das Glen Nevis bis zum Startpunkt einer Gratwanderung um Stob Ban, einen der Munros, also Gipfelspitzen, die über 1000 m hoch sind, zu erklimmen.

Die Wanderung nahm fast den ganzen Tag in Anspruch. Der Aufstieg bis 900 m war arg beschwerlich, es war rutschig und wir mussten drei reißende Flussläufe überqueren, bis wir kurz vor dem Gipfel ankamen, nur um festzustellen, dass der dichte Nebel es uns unmöglich machte, eine Gratwanderung ohne Risiko einzugehen. Also machten wir kehrt. Doch auf der gesamten Wanderung waren wir für uns allein.

Das Gefühl abgeschotteter Zweisamkeit ist so kostbar, wenn man aus einer übervollen Stadt wie Berlin kommt. Die endlos tiefen Schluchten, das satte Grün und die schroffen Felsen machten dieses Ereignis atemberaubend einzigartig. Auch, wenn wir bis auf die Socken durchnässt waren, waren wir einfach nur glücklich, dieses wirklich persönliche Erlebnis nur für uns geteilt haben zu können.

Ein Leuchtturm in Felslandschaft

Schottische Highlands

Unsere Zeit in Schottland neigte sich langsam dem Ende und wir entschieden uns, noch einmal auf Skye zu fahren. Man kann sich ihrem Zauber einfach nicht entziehen. So fuhren wir erneut auf die Insel, vorbei an Eileen Donan, einer Burg, die ich jedem Schottlandreisenden von Herzen empfehlen kann!

Unser Ziel war dieses Mal Neist Point Lighthouse im Westen der Insel. Die letzten 20 km bis zum Leuchtturm waren nervenaufreibend. So schön es auch ist, die single road tracks entlangzufahren, so anstrengend ist es auch, wenn Dir unzählige Wohnwagen entgegenkommen, die auf einer einspurigen Straße in beide Richtungen nicht gerade viel Platz zum Rangieren bieten.

Als wir an unserem Ziel ankamen, war der Stress der Anfahrt vergessen. Unvergesslich: Die Steilklippen, die tief im atlantischen Ozean wurzeln, der kalte, nasse Wind, der Dir ins Gesicht schlägt und über das Meer peitscht und der kleine Leuchtturm, der einsam auf einer kleinen Landzunge wohl noch ewig sein Licht scheinen lässt.

Ich glaube, dass hier die für mich schönsten Fotos meiner Reise entstanden sind, da sie für mich unglaublich gut das Gefühl dieser endlosen Weite und den Respekt vor diesem Ort einfangen, der einen packt, wenn man seinen Fuß aus dem Auto setzt.

Eine Person sitzt in den schottischen Highlands

So sind acht Tage Schottland für uns wie im Flug vergangen. Dieser Bericht enthält bei Weitem nicht alle Erlebnisse, der Fokus sollte auf denen liegen, die uns am meisten auf dieser Reise geprägt haben. Seither vergeht kein Tag, an dem wir nicht an Britanniens schönen Norden denken und das Fernweh wird von Tag zu Tag größer. Ich kann es kaum erwarten, nächstes Jahr erneut von seiner Schönheit gefangen zu werden.


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Durch die Nacht streifen

01 Nov

Ein Beitrag von: Lukas Furlan

„Roaming at night“ ist ein fortdauerndes Projekt, dessen Inhalt ich auf mehrere Serien aufteile. Eine anfängliche Intention hinter diesen Bildern gab es eigentlich nicht wirklich, viel mehr war mein Wohnort und die zur Verfügung stehende Zeit ausschlaggebend.

Durch mein Studium in Wien, das den Großteil des Jahres in Anspruch nimmt, habe ich nicht immer die Möglichkeit, meiner primären fotografischen Leidenschaft, der Landschaftsfotografie, nachzugehen. Kein Grund, die Kamera links liegen zu lassen – die Abwechslung zwischen der alpinen Landschaft meiner Heimat und dem urbanen Gelände hier in Wien habe ich nicht nur fotografisch zu schätzen gelernt.

Vor allem die nächtlichen Streifzüge durch die Stadt sind jedes Mal ein kleines Abenteuer und Ausbruch aus dem teils stressigen Studium. Manchmal allein, meist dann aber doch in Gesellschaft durchkreuzt man bis tief in die Nacht die Stadt. Warum nachts?

Rot beleuchtetes Auto hinter blau beleuchteter Durchfahrt.

Rot und blau beleuchtete Hausfassade an einer Lagune.Blauer Himmel und eine Lampe in einem grün beleuchteten Durchgang.

Spiegelung eines Häuserblocks in einer Pfütze bei Nacht.

Ein Auto am Straßenrand.

Hausecke, umgeben von grüner Wiese.Hausecke, umgeben von grüner Wiese.

Auf unter einer Überführung abgestellte Bahnutensilien fallen diagonale Lichtstrahlen.

Hell erleuchteter Durchgang unter einer Brücke mit Graffiti.

In der Nacht leuchtende Laterne an einer begrünten Ecke.In der Nacht leuchtende, von Pflanzen überwucherte Straßenlaterne.

In der Nacht bunt beleuchtete Wohnblocks.

Eine Fahrbahn aus Beton verläuft durch Natur.

Abgelegte Holzpaletten vor einer geschlossenen Imbissbude, dahinter Hochhäuser einer Stadt.Wohnhaus vor Hochhäusern.

Fassade eines sehr großen, breiten Wohnblocks.

Blauviolettes Licht in einem Betonraum.

Baugrube neben einem erleuchteten Bürohaus.Baugrube mit Betonfundament und Metallgerüsten.

Bäume am Straßenrand.

Im Dunkeln nur leicht beleuchtete Beine einer Person neben einem Betonpfeiler.

Autos hinter einem Zaun.Ein leerer Sandkasten bei Nacht, über dem die Silhouetten dunkler Bäume aufragen.

Beleuchtete Beine einer Person, sichtbar durch Bodenfenster in einer Hausfassade.

Brückenpfeiler mit Stahlseilen vor petrolblauem Himmel.

Rot beleuchtetes Haus in blauer Umgebung bei Nacht.Gasse zwischen Wohnhäusern mit blauem Licht bei Nacht.

Ein Arm greift um die Ecke eines Wohnhauses, dessen Eingänge blau und rot beleuchtet sind.

Silhouetten von Büschen vor rot beleuchtetem Nebel.

Nische in einer Hausfassade, vor der ein Baum und Büsche stehen.Stümpfe zurückgeschnittener Sträucher vor Hausfassaden.

Am Ende eines nebligen, blau beleuchteten Ganges zwischen zwei Containergebäuden steht eine Person.

Eine Person steht im nächtlichen Nebel zwischen zwei Metallcontainern.

Beleuchtete Hausecke bei Nacht.Hausecke mit Sträuchern im Nachtlicht.

Hinter einer Steinmauer in einem Innenhof ragen zwei Beine auf.

In einem Innenhof steht eine Person hinter Sträuchern

Abgesehen von zeitlichen Engpässen tagsüber, ist vor allem die nächtliche Atmosphäre entscheidend. Das artifizielle Licht der Stadt, gemischt mit den verschiedenen Wetterbedingungen bringt ein großes Spielfeld für Fotografen hervor.

Manchmal gespenstisch still und düster, anderorts lichterfüllt und lebhaft. Bei unseren nächtlichen Ausflügen streifen wir meist ohne genaues Ziel umher, ständig auf der Suche nach passenden Motiven – was sich nicht immer als einfach und unproblematisch herausstellt.


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Mit 35 mm durch Italien

14 Oct

Ein Beitrag von: Malte Grüner

Et in Arcadia ego – Schon Goethe wusste auf seiner Italienreise vom Paradies im Süden Europas zu berichten. So nun auch ich, zwar nicht in schriftlicher Form, aber dafür mit einigen Fotos aus den Bereichen Street, Landschaft und Architektur. Und ja, ich gebe Goethe Recht, vor allen Dingen ist Italien für Fotografen ein Paradies voller vielfältiger Motive.

Ohne jegliche Italien-Vorkenntnisse, außer der obligatorischen Pizza beim Italiener um die Ecke, ging es mit zwei Freunden in einem Fiat Punto (die perfekte Tarnung im italienischen Autodschungel) Richtung Süden: Drei Wochen, sieben Stopps, knapp 3500 km quer durch Italien.

An der Vollformatkamera baumelte nichts weiter als ein 35-mm-Objektiv mit einer Anfangsblende von f/1.4. Fotografie stand zu keiner Zeit der Reise im Mittelpunkt – oftmals aus der Hüfte geschossen, selten mit Hintergedanken und das Ganze in den meisten Fällen mit voll geöffneter Blende.

Mann mit Zigarette läuft durch eine belebte Straße.

Großer Platz vor Torbogen.Haus mit Statue einer Hand mit ausgetrecktem Mittelfinger.

Warum? Ich kann es nicht genau sagen – so habe ich es gefühlt, so habe ich Italien und seine Menschen gesehen und so habe ich, nicht immer erfolgreich, versucht, an den rosaroten Gläsern meiner Touristenbrille vorbeizuschielen. In der Bearbeitung der Aufnahmen habe ich versucht, eine Authentizität dieser gesehenen Momente widerzuspiegeln.

Die Reise beginnt mit dem ersten Halt in Mailand. Es ist der 15. August. Es ist Ferragosto, einer der wichtigsten italienischen Feiertage. Das realisierten wir jedoch erst vor Ort – einer Millionenstadt, die abseits der touristischen Ecken von leergefegten Straßenzügen, geschlossenen Restaurants, Bars und Clubs geprägt wurde.

Zwei Männer auf einer Bank.

Fahrräder am Straßenrand.

Von Mailand ging es weiter nach Cinque Terre – fünf malerische Dörfer an der italienischen Riveira, gebaut in die Felswände der Küste. Traumhaft gelegen, umrahmt von Weinbergen in den Hügeln und azurblauem Meer an der Küste.

Die Orte, die durch oftmals abenteuerliche Trampelpfade und Hiking-Trails voneinander getrennt sind, tragen die nicht weniger schön klingenden Namen Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso.

Im türkisblauen Meer badende Menschen

Angeblich sollte Cinque Terre noch ein Geheimtipp sein – nur leider nicht im Jahr 2014. Wohl auch nicht in den Jahren zuvor. Der zehn Jahre alte Reiseführer wusste wohl noch nichts von den Massen südostasiatischer Reisegruppen, die morgens mit dem ersten, die Küste entlangfahrenden Zug in die einzelnen Dörfer gekarrt wurden.

Eine gigantische Masse umherwirbelnder Touristen belagerte die schmalen, mit tausenden Treppenstufen gespickten Gassen. Es hatte den Anschein, als seien die Einheimischen geflüchtet – auf einen Italiener kamen gefühlt 20 Touristen.

Bucht mit Booten und Häusern

Die Hiking-Trails hingegen wurden bei gefühlten 40 °C Außentemperatur nur selten betreten – wer sich dennoch auf den Weg macht, wird mit einem traumhaften Blick über die Küste belohnt. Das gleiche Spektakel wie am Morgen zeigte sich jedoch auch wieder jeden Abend um 20 Uhr.

Sobald der letzte Zug den Bahnhof verlässt, sind die Handvoll Touristen, die in einem der wenigen Hotels beziehungsweise – wie wir – im Acht-Personen-Zimmer des einzigen, einer Kaserne gleichenden Hostels übernachten, fast alleine im eigentlich schönen Fischerdorf.

Hauspassage von oben.Blick auf Meer mit Straße und Hauswand im Vordergrund.

Ein Schauspiel, das wir zwei Nächte miterleben durften – Cinque Terre lebt von einer traumhaften Lage, in der es sich lohnt, die Natur zu erkunden. Sich mehrere Tage mit hunderten Reisegruppen durch die Gassen in das nächstbeste, überteuerte Restaurant oder Café zu drängen, ließ unser Touri-Herz nicht höher schlagen.

Cinque Terre hinter uns gelassen, fuhren wir durch die Toskana nach Florenz. Eine Stadt geprägt von Kunst und jeder Menge Kultur – nicht nur in Museen, sondern vor allen Dingen auf den Straßen der Stadt.

Eine Frau sitzt vor einer Pizzeria neben einem Moped.

Fotoautomat an einer Straße

Ein Straßenschild mit Streetart.

Rom – die ewige Stadt und der nächste Stopp unserer Reise. Erschlagen von den Monumenten und der Hitze der in den Sommermonaten einem Kessel gleichenden Metropole, war es gar nicht so einfach, nicht in die klassische Touristen-Schiene zu rutschen und den Blick auf die Dinge, Szenen und Menschen um mich herum und Abseits der Sehenswürdigkeiten zu richten.

Nachdem ich dies jedoch einigermaßen geschafft hatte, bot mir Rom unglaublich viele Straßenszenen, in denen die Menschen wie Modelle vor wunderschöner Architektur für mich zu posieren schienen.

Zwei Polzeibeamte auf der Straße.

Statue mit zwei Wachmännern.Baum zwischen zwei Fenstern.

Neapel – stinkt, ist dreckig und voller Graffiti. Das war zumindest das, was ich zuvor von der Geburtsstadt der Pizza gehört hatte. Dass ich das bereits am ersten Abend bei einem Spaziergang durch die Altstadt genau so unterschreiben würde, hatte ich jedoch nicht erwartet.

Das war jedenfalls der erste Eindruck. Und auch der zweite. Vielleicht sogar der dritte. Doch irgendwann, je länger man in der Stadt ist und die Abende in den Schlangen der stundenlang wartenden Gäste der besten Pizzerien der Stadt verbringt, eröffnet sich ein anderer Blick auf die Stadt.

Hausfassade mit Grafftis

Frau mir Verkaufswaren.

Ich beginne, ein gewisses Flair zu spüren, die Stadt hat etwas – jedenfalls rede ich mir das ein. Was es ist, kann ich nicht sagen, aber sie ist interessant und bietet Motive. Motive en masse. Jetzt weiß ich auch, wann ich das meiste Flair verspürt habe. Genau. Es war, als ich die Stadt verlassen und Pompeij und den Vesuv besucht habe.

Nächtliche Straßenszene.

Nächtliche Straße mit kleinem Bäumchen.Landschaft, eine steinige Wand.

Von Neapel ging es weiter zum südlichsten Punkt unserer Reise. Entlang der wunderschönen Amalfiküste bezogen wir die Zimmer im billigsten aller Unterkünfte im ansonsten sehr hochpreisigen Positano.

Das Hostel, dessen Kosten die Studentengeldbeutel schon hart ans Limit brachte, lag traumhaft schön am höchsten Punkt der Stadt und damit gerade einmal 2.000 Stufen und eine dreiviertel Stunde Fußweg vom „Stadtkern“ und Strand entfernt.

Hauswand mit türkiser Tür.

Mann auf einer Bank.

So schön die Aussicht beim Abstieg durch die schmalen Gassen auch ist, bei jedem Schritt abwärts steigt die Gewissheit, dieselbe Strecke wieder hinauf zu müssen. Besonders interessant ist das nach einer durchzechten Nacht in einem der Clubs am Meer. Der Aufstieg – falls man denn die richtigen der unzähligen Wege und Treppen gewählt hat – ähnelt dann eher einer Alpenüberquerung.

Wenn bei all dem dann noch ausreichend Kraft für das eine oder andere Auslösen der Kamera vorhanden ist, macht es einem die Amalfiküste recht einfach, interessante Motive zu finden – egal ob Landschaft oder Straße.

Blick über Häuserdächer auf den Strand.

Mit jeder Menge Wehmut ging es dann zum letzten Stopp: Venedig. Die Lagunenstadt hat den Auslöser meiner Kamera richtig strapaziert. Stark an der Grenze zum Kitsch (und oftmals weit darüber hinaus) ließen Venedig und vor allem die umliegenden, weniger stark touristisch überlaufenen Orte, wie beispielsweise Murano, mein Fotografenherz höher schlagen.

Ja, Venedig fährt die volle Ladung Klischees auf, kann aber auch anders – Form, Farben und die Struktur der immer weiter absinkenden Häuserfassaden stellten eine ideale Einladung für eine minimalistische Serie dar.

Hafen und Häuser von oben.

Hausfassade

Mann auf einer Brücke liest eine Zeitung.

Doch warum plötzlich versuchen, Serien zu produzieren? In Venedig habe ich es dann gar nicht versucht. Nein, hier wollte ich in der Masse schwimmen, setzte meine rosarote Brille auf, schielte nicht an den Gläsern vorbei und gab mir am letzten Tag die volle Dröhnung Pauschaltourismus mit allen Klischees. Ich liebte es.


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Reiseführer durch die Welt von Hipstamatic

05 Sep

Ein Beitrag von: Eric Rozen

Hipstamatic ist eine App für das iPhone, die sich stark an die analoge Fotografie anlehnt, mit mehreren Filmen und Linsen, die frei miteinander kombiniert werden können. Wie einige andere Apps kann man mit Hipstamatic nur fotografieren, aber keine vorhandenen Bilder nachbearbeiten.

Die Webseite Hipstography.com präsentiert Anwender, Film-Linse-Kombinationen und Tutorials, um die Bandbreite der Möglichkeiten dieser App aufzuzeigen. Ich sprach mit Eric Rozen, dem Gründer und Herausgeber von Hipstography, um mehr über das Phänomen Hipstamatic zu erfahren.

2010 tauchte eine kleine Kamera-App im schon damals dicht bevölkerten Fotografie-Segment des AppStores auf. Hipstamatic nannte sich die App und das Versprechen lautete: Digitale Fotografie sah noch nie so analog aus. Tatsächlich arbeitet Hipstamatic ähnlich wie eine echte analoge Kamera: Man wählt einen Film, dazu eine Linse, gegebenenfalls noch einen Aufsteckblitz und drückt ab. Das Bild wird entwickelt – glücklicherweise in wenigen Sekunden – und schon sieht man den immer quadratischen Abzug. Und dieser wird nie genau so aussehen, wie man es erwartet hat.

Ein Mann auf der Straße hält seinen Arm vor das Gesicht.

Heute gibt es Tausende von möglichen Linse-Film-Kombinationen, jeden Monat veröffentlicht das Unternehmen Hipstamatic eine neue Kombination, aber das elementare Prinzip ist gleich geblieben: Nach dem Auslösen kann man das Bild in der App nicht mehr verändern.

2013 jedoch erschien Oggl und damit kam die Möglichkeit, nachträglich Film und Linse eines bereits vorhandenen Bilds zu verändern und Oggl wurde auch für Windows Phone verfügbar. Oggl ist für eine neue Generation jüngerer Fotografen attraktiv, die die Freiheit, Bilder nachträglich zu verändern, sehr schätzen. Echte Hipstamatic-Anhänger bleiben der erprobten klassischen App jedoch weiter treu.

Eine Blume Ein kleiner Zweig mit Beere

Als Eric Rozen vor einigen Jahren Hipstamatic für sich entdeckte, wollte er keine andere Kamera mehr nutzen. Die ersten Schritte waren jedoch mühsam. Wie viele andere kämpfte auch er mit den Schrulligkeiten dieser App wie dem winzigen Sucher oder dem nur schwer einschätzbaren Verhalten mancher Filme oder Blitze.

Hipstamatic war langsam, es stürzte oft ab und riss zumindest das letzte geschossene Bild mit in den Orkus. Neue Filme und Linsen kosten bis heute meist extra, was viele als Geldschneiderei empfinden. Wer alle Filme und Linsen sein Eigen nennt, hat schnell über 20 € in die App investiert. Für jeden Fan gibt es einen Kritiker, der die Anwendung oder das Geschäftsmodell der Entwickler ablehnt.

Welche Linse-Film-Combo unter welcher Umgebungssituation funktioniert, ist eine andere Herausforderung. Eine wirklich erschöpfende Quelle zu dieser und anderen Fragestellungen rund um Hipstamatic gab es 2012 nicht und so entschloss sich Eric Rozen, hier mit einer eigenen Webseite Abhilfe zu schaffen. Ende 2012 ging Hipstography, wie er die Seite nannte, online. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit Eric über Hipstamatic, Hipstography und alles rund um seine Seite zu unterhalten.

Verschiedenfarbige Blätter.

Warum Hipstamatic? Viele halten die quadratischen Bildchen, die man mit Hipstamatic schießen kann, eher für Spielzeug-Bilder. Was ist für Dich das Besondere an daran?

Zuerst einmal ist Hipstamatic so ähnlich zum Fotografieren mit Film. Es gibt so viele Beschränkungen in der analogen Fotografie, an die wir gar nicht mehr denken, wenn wir moderne Digitalkameras nutzen und wenn ich mit Hipstamatic fotografiere, dann muss ich mich nur auf das Bild konzentrieren, die richtige Komposition, es gibt keinen Zoom, keine selektive Einstellung von Fokus und Belichtung, keinen echten Autofokus, nur den Sucher, die Linse und den Film.

Im Gegensatz zu digitalen Bildern haben Hipstamatic-Bilder von vornherein Charakter, sie transportieren eine intensive Stimmung, wenn man die zum Thema passende Combo wählt. Manchmal sind die Ergebnisse sehr überraschend, selten jedoch langweilig.

Ein Glas mit Knoblauch.Ein Glas mit Zitronen.

Zuletzt hat Hipstamatic Oggl eingeführt. Ist das der Anfang vom Ende für die klassische Hipstamatic-App?

Absolut nicht. Einerseits führt Oggl eine Reihe jüngerer Menschen an Hipstamatic heran, die Oggl wie eine Bildbearbeitungssoftware einsetzen. Man kann Oggl kreativ nutzen, keine Frage, aber Dinge wie die verschiedenen Blitze oder die Möglichkeit der Mehrfachbelichtung fehlen zumindest derzeit noch.

Natürlich ist es mit Oggl sehr einfach, Bilder gleichzeitig in mehreren sozialen Netzwerken zu posten. Ich selbst nutze Oggl manchmal, um verschiedene Combos auszuprobieren, um zu sehen, wie sie sich auf verschiedene Bilder auswirken. Aber wenn ich ernsthaft fotografiere, dann nutze ich immer die klassische Hipstamatic-App.

Ein Mann mit Sonnenbrille und roter Krawatte.

Vor Hipstography gab es ja schon die eine oder andere Webseite, die sich mit Hipstamatic beschäftigte, eine zeigte sogar alle möglichen Kombinationen von Linsen und Filmen, angewendet auf dasselbe Bild. Was ist Dein Ansatz, was war Deine Grundidee, Hipstography zu starten?

In erster Linie ist Hipstography mein ganz persönliches Projekt, von mir aus kann man es Hobby nennen. Es gibt keine Anzeigen, ich finanziere die Arbeitszeit und den Webserver aus eigener Tasche. Als ich anfing, mit Hipstamatic zu fotografieren, gab es nicht wirklich viele Informationen über die App und man musste sich alles im Internet zusammensuchen. Mit Hipstography versuche ich, die verschiedenen Besonderheiten der App zu erklären, wie die Blitze, Mehrfachbelichtungen, das Arbeiten bei wenig Licht usw.

Ich möchte zudem die Vielfalt der verschiedenen Combos darstellen. Ich versuche immer wieder, die Fotografen dazu zu bringen, Serien zu präsentieren, die mit einer einzigen Combo fotografiert wurden, um zu zeigen, wo diese Combo glänzen kann. Herausragende Fotografen mit ihren Portfolios zu präsentieren, ist mir ein weiteres Anliegen. Außerdem ist es immer wieder spannend, mit all diesen kreativen, talentierten Menschen in Kontakt zu kommen, sei es über das Internet oder auch persönlich auf einer meiner Reisen.

Auf Hipstography gibt es Seiten mit dem Foto des Tages, der Woche und des Monats, jeden Tag wird so die Vielfalt von Hipstamatic aufs Neue bewiesen. Ende 2013 rief ich dann die Hipstography Awards ins Leben. Bei diesem Wettbewerb werden die besten Portfolios, die besten Combos des vergangenen Jahrs, die beliebteste Linse, der beliebteste Film und die besten Einzelbilder prämiert. Eine Reihe bekannter Fotografen bildete die Jury und wir fanden herausragende Gewinner. Ende 2014 wird es daher die zweite Auflage der Awards geben.

Ein Mann fotografiert eine im Sand liegende Frau.Ein Mädchen springt ins Meer.

Du betonst, dass Hipstography zur Gänze Dein persönliches Projekt ist. Wie viel Zeit und Energie steckt man in den Aufbau so einer Seite? Als Außenstehender sieht das ja immer ganz reibungslos aus, läuft das denn immer so einfach nebenher?

Glücklicherweise erlaubt mir mein Beruf als Yoga- und Tanzlehrer, den Tag mit Hipstography zu verbringen, da ich erst in den Abendstunden unterrichte. Normalerweise investiere ich täglich acht bis zehn Stunden in Hipstography. Die Suche nach interessanten Bildern, die Kommunikation mit Fotografen, das Schreiben von Artikeln und natürlich das Administrieren der Seite selbst, die zudem noch zweisprachig ist, all das ist schon eine Herausforderung.

Bis auf einige Übersetzungen erledige ich das alles alleine, aber gerade die Zweisprachigkeit ist immer eine Herausforderung, auch technisch. Jeden Tag ein interessantes Bild zu bringen, eine Combo, dazu immer wieder die Portfolios ist schon eine Menge Arbeit und das funktioniert nur, weil ich wirklich liebe, was ich mache, ansonsten wäre die Doppelbelastung nicht auszuhalten.

Doppelbelichtung: ein Strommast und ein Mann.

Wo siehst Du, gerade unter diesem Aspekt, Hipstography denn in zwei bis drei Jahren? Gibt es Pläne, die Seite auf breitere Beine zu stellen?

Eventuell gibt es noch eine weitere Kategorie, noch nichts Spruchreifes, aber ich will noch mehr Inhalte bereitstellen. Nach wie vor möchte ich außerdem ohne Anzeigen auskommen, da diese einfach zu sehr vom Inhalt ablenken. Bezahlte Artikel kommen für mich auch nicht in Frage, auch weiterhin möchte ich möglichst unabhängig bleiben. Vielleicht finden sich jedoch Sponsoren, die die Seite auf wöchentlicher Basis unterstützen wollen.

Löffel und Messer mit Johannesbeeren. Zwei Tomaten zwischen einer Gabel.

Du fotografierst selbst intensiv und hast auch schon eigene Combos vorgestellt. Wie läuft die Auswahl Deiner eigenen Combos ab? Hast Du so viel Erfahrung, dass eine neue Combo auf Anhieb funktioniert oder gibt es da Rückschläge? Gab es jemals den Moment, in dem Du dachtest, Du kommst in Hipstamatic oder beim Fotografieren allgemein nicht mehr weiter?

Eigene Combos habe ich bisher nur selten vorgestellt. Normalerweise präsentiere ich andere Fotografen, wenn ich also eine eigene Combo vorstelle, muss sie entsprechend gleichwertig sein. Um eine neue Combo zu finden, gehe ich auf Reisen so vor: Kürzlich war ich in New York und nach der Ankunft habe ich 20 bis 30 verschiedene Combos probiert, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen.

Ich sehe mir die Bilder dann auf einem größeren Display an, weil die Bildqualität dort einfach besser beurteilt werden kann. Bilder müssen für mich im Druck oder eben auf großen Displays gut aussehen. Ich halte das für ziemlich wesentlich und ich werde das in einem eigenen Artikel noch weiter vertiefen. Wenn ich auf dem Weg keine neue Combo finde, die gut passt, dann habe ich immer ein paar Combos, von denen ich weiß, dass sie in der jeweiligen Situation, z.B. auf der Straße, einfach passen.

So richtig in einem Tief habe ich mich daher noch nie befunden, es gibt immer meine bevorzugten Combos, mit denen ich zufrieden bin. Aber natürlich beginnt die Herausforderung mit dem Experimentieren, speziell, wenn man dann noch die Blitze dazunimmt.

Ein Junge mit Hut sieht in die Kamera

Gibt es denn, abgesehen von Hipstamatic, andere fotografische Projekte, die Du gern angehen würdest? Wie sieht es mit Fotografie auf Film aus?

Es ist tatsächlich so, dass ich, seit ich mit Hipstamatic fotografiere, keine andere Kamera mehr angerührt habe. Mit der Menge an möglichen Kombinationen fühle ich mich eigentlich mehr als gerüstet, um alles zu fotografieren, was mir begegnet. In absehbarer Zeit bleibt Hipstamatic meine einzige Kamera.

Wenn sich jemand mit Hipstamatic auseinandersetzen möchte, welche Tipps hast Du da auf Lager?

Es ist eigentlich immer das Gleiche: Mach Bilder. So viele, wie Du kannst. Probiere verschiedene Combos aus. Neben den kostenpflichtigen Paks gibt es manchmal auch kostenlose Paks, mit denen man auch ohne extra Kosten mehr Vielfalt bekommt. Schau Dir an, was andere Fotografen als Combo nutzen. Nutze Hipstography als Ausgangspunkt, schau in den diversen sozialen Foto-Netzwerken und finde Deinen eigenen Stil.

Wie können interessierte Fotografen ihre Bilder bei Hipstography ausstellen?

Wenn jemand eine Menge interessanter Bilder hat oder auch nur ein einzelnes interessantes Bild, dann kann er sich über meine Kontakt-Seite mit mir in Verbindung setzen. Besonders gern zeige ich Combos, die ich noch nicht vorgestellt habe, weiterhin Portfolios von Fotografen, die durchgängig sind, idealerweise benötige ich um die 30 Bilder, aus denen ich dann etwa 20 auswähle. Und natürlich interessieren mich immer die Geschichten hinter den Bildern!

Eric, vielen Dank für Deine Zeit!


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Mit Wanderlust durch Kanada

21 Jul

Jonathan Moyal ist 25 Jahre alt und fotografiert seit sechs Jahren. Nach dem Abitur realisierte er sich den Traum von einer Reise durch Australien. Er kaufte sich eine Kamera, um Erinnerungen mitzubringen. Aber es war der Anfang von etwas, das heute eine Leidenschaft geworden ist, ja fast sogar eine Obsession, wie Jonathan schreibt: Die Kombination aus Fotografie und Reiselust.

Im Moment reise ich zum ersten Mal durch Kanada. Die Erfahrung ist neu für mich. Ich versuche, die Schönheit der Landschaft zu erfassen und sie mit Menschen in Beziehung zu setzen. Versuche, meine Reise in einen „lyrischen Epos“ zu verwandeln, indem ich spontan bin und trotzdem jedes minütliche Detail in Betracht zu ziehen.

Wenn man sich selbst inmitten solch einer spektakulären Landschaft befindet, kann man nur träumen und das Beste daraus machen, um die Schönheit der Lichter und Farben einzufangen. Ich möchte ein ehrliches Bild machen von dem, was ich fühle, was ich sehe. Es ist nicht einfach, ich arbeite daran.

„La course au cheval blanc“ nennt er die Serie, die auf seiner Reise enteht. Es sind Bilder, die Lust auf neue Abenteuer machen, auf Nachtwanderungen und wilde Wasser.

Ein Mann balanciert auf hohen Holzstegen.

Eine Frau beugt sich zu einer weißen Katze hinunter.

Eine Frau steht vor einem Tippi.Eine Frau steht im Profil vor einem Tippi. Ihre Haare fliegen im Wind.

Landschaft mit Bergen. Am Horizont ganz klein eine Preson.

Eine Person steht vor einem See. Im Hintergrund ein Berg.Eine Person am See. Im Hintergrund ein Berg.

Ein Pärchen steht in der Dämmerung zwischen Bäumen am See.

Ein zugefrorener Bergsee.Eine Person steht an einem Bach.

Eine Person läuft über steiniges Gelände.

Der Wald und ein See mit Sternenhimmel.

Ein See bei Dämmerung. Eine Person mit Fackel steht am Rand.Eine Frau sitzt am Rand eines Abhangs. Unter ihr ein Bach.

Eine Frau läuft am Rande eines Sees.

Eine Frau steht mit wehendem Kleid am Rand des Baches.

Mehr Bilder und Serien des französischen Fotografen Jonathan Moyal könnt Ihr auf seiner Webseite finden. Auch auf Facebook und Flickr ist er vertreten.


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Tour durch die Bretagne

15 Feb

Ein Beitrag von: Mathias Rehberg

Schroffe Landschaft, idyllische Dörfer, leckeres Essen und nette Menschen: Das ist die Bretagne. Angespornt durch teils großartige Bilder anderer Fotografen und durch die Liebe zur Natur entschieden meine Frau und ich uns, im Juni letzten Jahres einen Trip durch die Bretagne zu machen.

Kein Pauschalurlaub an einem sonnigen Plätzchen. Nein, dieses Mal sollte es anders sein. Eines war klar: Wir wollten immer die Küste entlang und so nah wie möglich am Meer übernachten.

So entschlossen wir uns, unsere Nächte im Zelt zu verbringen und unser Lager immer wieder an anderen Orten aufzuschlagen, ohne vorher Hotels oder Pensionen zu buchen. Für uns war das etwas vollkommen Neues und Aufregendes, zumal keiner von uns die Sprache versteht, geschweige denn spricht.

Planung

Ich fing also mit der Planung an. Ich besuchte zunächst mehrere Foren und Bilderdienste wie die Fotocommunity und 500px, um mir einen Überblick zu verschaffen. Alle auch nur irgendwie relevanten Punkte übertrug ich in eine Karte bei GoogleMaps.

1-Map

Danach habe ich die Orte priorisiert, vor allem nach persönlichem Geschmack und dem voraussichtlichen Stand der Sonne. Denn ein gutes Landschaftsfoto lebt vom Licht.

Dafür hat mir das Tool SunCalc wertvolle Dienste geleistet. Für mein Smartphone nutze ich die App Sundroid.

2-Sun-Calc

Zu guter Letzt habe ich alles ganz altmodisch in eine Karte übertragen. Das gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Und das war auch gut so, denn die Karte haben wir dann mehr als alles andere benutzt. Wir hatten zwar auch ein Navigationsgerät dabei, aber auf einer Landkarte lässt es sich doch anders sehen.

Unterwegs

Und los ging’s: Das Auto vollgepackt und von Hamburg nach Étretat in der Normandie in einem Ritt. Klar – Normandie ist nicht Bretagne, aber hier wollten wir unsere erste Nacht verbringen. Da wir wussten, dass wir nach der langen Fahrt platt sein würden, haben wir uns für die erste Nacht ein Hotel am Strand gesucht.

Dann ging es sofort ans Meer: Abschalten, genießen, die Seeluft einatmen, staunen. Der Abend war sensationell. Wir hatten einen Minigrill dabei und haben erst einmal am menschenleeren Steinstrand entspannt. Was für ein großartiger Moment.

Danach erkundeten wir die Felsen am Ende des Strandes. Kamera und Stativ waren immer dabei, man weiß ja nie. Dann folgte ein toller Sonnenuntergang an kaum zu überbietender Kulisse.

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Am nächsten Tag fuhren wir weiter in die Bretagne. Unser erstes Ziel war Le Mont-Saint-Michel. Was hatte ich da schon für tolle Bilder von gesehen und wie toll musste diese Location sein!

Nun, für uns war es schlichtweg enttäuschend. Warum? Es war von vorn bis hinten Baustelle. Und überall hat man nur die Hand aufgehalten und abkassiert. Okay, das ist sicherlich gerechtfertigt, denn der Ort muss irgendwie erhalten werden. Aber für uns war das nichts.

Also haben wir uns im Anschluss einen Campingplatz bei Cancale gesucht. Traumhaft, direkt am Meer. Eine Aussicht, wie man sie besser von einem Hotel aus nicht haben könnte.

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Einen Tag später trudelten wir in Le Gouffre ein. Diese Gegend ist berühmt für das Haus zwischen den Felsen.

Wirklich ein nettes Plätzchen und schön anzuschauen. Richtig interessant fand ich allerdings eher die schroffe Landschaft drumherum. Hier hätten wir uns stundenlang aufhalten können.

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Einen guten Campingplatz fanden wir schließlich in der Nähe von Ploumanac’h an der Côte de Granit Rose. Somit stand das abendliche Ziel auch schon fest. Und das hatte es wirklich in sich.

Der Leuchtturm von Ploumanac’h ist absolut beeindruckend. Wir standen wahrscheinlich erst einmal eine Weile mit offenem Mund da. Was für eine bizarre Landschaft. Zudem war es sehr stürmisch an diesem Abend. Die Brecher, die da über den Atlantik rollten und mit gnadenloser Wucht an die Granitfelsen klatschten, ließen uns aus dem Staunen nicht wieder herauskommen.

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Um hier zu guten Fotos zu kommen, sollte man auf jeden Fall ein Stativ nutzen. Der Wind war so stark, dass wahrscheinlich jede andere Form der Aufnahme vollkommen verwackelt gewesen wäre.

Ein Stativ ist in meinen Augen unerlässlich für die Landschaftsfotografie. So kann ich mich nach dem Einstellen der Blende oder Veschlusszeit in Ruhe um die Komposition kümmern oder mit Filtern hantieren.

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Auch die nächsten Tage verbrachten wir in der Gegend, genauer gesagt bei Trebeurden an den Côtes d’Armor.

An einem Abend hatte ich das Glück, einen tollen Sonnenuntergang zu erleben. Meine Frau traf sich mit neuen Bekannten auf dem Campingplatz, so dass ich die Zeit ganz für mich und meine Kamera hatte.

Fast hätte ich allerdings die Aufnahmen vergeigt, weil ich zuerst gar nicht wusste, wo ich mich positionieren sollte. So bin ich wie ein Verrückter umhergerannt, um noch ein vernünftiges Motiv zu finden. Das ist dann die Strafe dafür, wenn man sich nicht richtig vorbereitet.

Trotzdem bin ich an einer sehr schönen Stelle gelandet.

Vielleicht fragen sich ja einige von Euch, wie ich mit den teils sehr großen Dynamikbereichen in meinen Fotos umgehe. Die Antwort ist ganz einfach: Grauverlaufsfilter. Dabei wird eine nach oben zunehmend abgedunkelte Scheibe vor das Objektiv gesteckt.

Wie das genau geht, könnt Ihr in Raik Krotofils Artikel aus dem letzten Jahr nachlesen, der hier bereits ausführlich zum Thema Grauverlaufsfilter eine mögliche Vorgehensweise beschrieben hat.

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Man kann aber auch einfach meine Methode ausprobieren: Ich stelle meine Kamera auf Zeitautomatik, wähle meist eine Blende um f/11 und messe den Vordergrund ein. Als nächstes halte ich einen Filter so vor die Linse, dass der Himmel abgedunkelt wird. Testschuss.

Nun noch schnell das Histogramm prüfen und das Foto auf dem Display anschauen. So kann ich mich bestens und vor allem sehr schnell an die richtige Belichtung und den passenden Filter heranarbeiten.

So vergingen einige Tage, in denen wir ein paar tolle Orte und Landschaften besucht haben.

Morgens war ich fast nie fotografieren, da mir Regen oder grauer Himmel schon entgegenschlugen, sobald ich kurz aus dem Zelt sah. Also schnell wieder zuziehen, weitschlafen und den Urlaub genießen.

Überhaupt haben wir alle Facetten von grau kennengelernt, die es im Himmel wohl so geben kann. Eines Morgens bin ich bei der Île Louët wider die Vernunft doch losgezogen.

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Es wurde aber nur immer grauer und von Sonne war nichts zu sehen. Kurzerhand wurden einige Ziele gekappt, da die Wettervorschau auch nichts Gutes erahnen ließ.

So ging es quer durch die Bretagne und wir erreichten nach nicht allzu langer Fahrt den Wald von Huelgoat. Auch bei noch so schlechtem Wetter lässt es sich hier bestens aushalten.

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Durch den Einsatz eines Polfilters konnte ich die Grüntöne wunderbar verstärken und zudem die Reflexionen in den zahlreichen Bächlein gut kontrollieren.

Aus Mangel an Campingplätzen sind wir aber am gleichen Abend noch weitergefahren. Unser letztes großes Ziel war die Halbinsel Crozon. Allein hier würden wir beim nächsten Mal gern mindestens eine Woche bleiben. Es gibt so viel zu entdecken, dass es den Rahmen sprengen würde, hier alles aufzuzählen oder zu zeigen.

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Es brauchte nicht viel, um das Wasser in diesem Foto verwischt darzustellen. Solche Effekte ergeben sich schon bei einer Verschlusszeit von 1/10 Sekunde. Unbedingte Voraussetzung war die Verwendung eines Stativs. Nasse Füsse gehören bei so einem Foto ebenfalls dazu. Die gelegentlichen Spritzer an der Kamera entfernte ich sofort mit einem Mikrofasertuch.

Zum Abschluss unseres wundervollen Urlaubs in der Bretagne sind wir noch für ein paar Tage auf „unseren“ Campingplatz in Cancale zurückgekehrt. An einem Morgen hatten wir noch einen tollen Sonnenaufgang, den ich natürlich mitnehmen musste.

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Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat Euch gefallen. Wenn Ihr mehr Bilder sehen möchtet, besucht meine Webseite oder meine Facebookseite.

Bei meiner Frau möchte ich mich auf diesem Wege auch ganz herzlich bedanken. Ohne ihr Verständnis wären die meisten Fotos wohl nicht entstanden, denn wer will schon frierend und bibbernd im Wind sitzen und warten, bis der „Fotoheini“ endlich mit dem Knipsen fertig ist. So manches Mal hat sie mir auch in den Hintern getreten, damit ich noch ein paar gute Bilder mit nach Hause bringen kann.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Mit dem Rucksack durch Patagonien

10 Nov
joerg bonnerDer folgende Artikel stammt von Jörg Bonner. Jörg arbeitet als Freelance-Aufnahmeleiter für Werbefilm- produktionen. In seiner Freizeit zieht es ihn meist in die Natur. Ob Berge, Seen oder Wildtiere, seine Leidenschaft gilt der Landschafts- und Naturfotografie. Seit drei Jahren sind Kamera und Stativ seine ständigen Begleiter auf der Suche nach den letzten wilden Plätzen unseres Planeten. Mehr seiner Arbeiten sind auf flickr.

Patagonien – Das Traumziel für Naturliebhaber, Abenteurer, Entdecker und natürlich auch für Fotografen. Die Freude war groß, als wir unsere achtwöchige Reise nach Südamerika endlich fixiert hatten. Durch Peru und Bolivien ging es nach Chile und dort bis in den äußersten Süden. Als Ziel hatten wir die beiden bekanntesten und wahrscheinlich auch schönsten Nationalparks Patagoniens: Torres del Paine in Chile und Los Glaciares in Argentinien.

Sonnenuntergang am Lago Pehoe - Copyright Jörg Bonner

Bedingt durch die Dauer der Reise und die große Strecke, die wir zurücklegten, musste ich, was das Fotografieren betraf, auf alles vorbereitet sein. Schon im Vorfeld hatte ich bei jedem Kauf von Equipment sowohl Gewicht, Platzbedarf und Flexibilität im Einsatz sorgfältig abgewogen.

Meistens griff ich zur lichtschwächeren und damit leichteren Variante eines Objektivs. Canon bietet hier mit seiner f/4-Reihe im Gegensatz zu f/2.8 eine optisch nahezu gleichwertige Alternative, die mir half, Gewicht und Geld zu sparen. Geld, das ich zum Beispiel für ein superleichtes Carbon-Stativ gut brauchen konnte.

Am Ende packte ich in meinen Rucksack: Canon EOS 5D Mark II, EF 17-40mm f/4, EF 24-105mm f/4, EF 100-400mm f/4.5-5.6, Gitzo GT1541T Stativ, ReallyRightStuff BH-40 Kugelkopf, TC-80N3 Remote Auslöser, Polfilter, Lee Verlaufsfilter, Lee ND-Filter, Akkus und diverses Zubehör.

Puerto Natales

Nach vier Wochen und 4500km in Bus, Bahn und Flugzeug erreichten wir Punta Arenas, den südlichsten Punkt unserer Reise. Punta Arenas war für uns, wie für die meisten Besucher Patagoniens, der Ausgangspunkt unseres Trips in die Wildnis. Die kleine verschlafene Stadt an der Magellanstraße hat nicht viel zu bieten, vor allem an einem Sonntag.

Also fuhren wir bei nächster Gelegenheit mit dem Bus weiter nach Puerto Natales. Die dreistündige Busfahrt verging im Vergleich zu den bis zu 22-stündigen Fahrten in den Wochen davor wie im Flug. Angekommen in Puerto Natales machten wir uns an die Organisation unseres Aufenthaltes im Torres del Paine Nationalpark. Unsere ToDo-Liste war lang: Campingausrüstung ausleihen, Kartenmaterial besorgen, Wetterberichte checken, Transporte organisieren, Wäsche waschen, Akkus laden und Proviant besorgen, waren nur die wichtigsten Punkte.

Zum Glück ist Puerto Natales auf Leute wie uns bestens vorbereitet. Die Infrastruktur des kleinen Städtchens besteht aus einem großen Supermarkt, ein paar Bergsport-Geschäften, Restaurants und unzähligen Unterkünften (von Jugendherbergen bis Sterne-Hotels). Nach zwei Tagen hatten wir alles beisammen und auch das Wetter versprach, besser zu werden.

Torres del Paine - Copyright Jörg Bonner

Torres Del Paine

Am nächsten Morgen machten wir uns, wieder einmal mit dem Bus, auf den Weg in den Park. Dort wurden wir von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Etwas untypisch für Patagonien war es überraschend warm und wir liefen die erste Etappe unseres 7-Tage-Treks im T-Shirt.

Nach dreieinhalb Stunden erreichten wir Campamento Torres, unser Camp für die erste Nacht. Das Aufbauen unseres Zeltes ging erstaunlich schnell und so verließen wir bald das Camp und machten uns auf den Weg zu den Torres del Paine. Nach einer weiteren Stunde standen wir auf der Gletschermoräne unterhalb der drei mächtigen Granitspitzen, die für den Nationalpark namensgebend waren. Nachdem die Umgebung erkundet war, machten wir uns wieder auf den Weg zum Camp. Am darauffolgenden Morgen würde ich wiederkommen, um den Sonnenaufgang zu fotografieren.

Um 4:45 morgens klingelte mein Wecker. Meine Augen zuckten zusammen, als ich meine Stirnlampe aufdrehte. Ich wartete, bis ich mich an das grelle Licht gewöhnt hatte und machte mich fertig zu gehen. Draußen war es stockdunkel. Noch im Halbschlaf und eingepackt in Merino-Wolle und Fleece ging ich los.

Der Lichtkegel meiner Lampe, der hier draußen in der unendlichen Finsternis verloren wirkte, blieb stets auf den Weg vor mir gerichtet. Eine knappe Stunde kämpfte ich mich so über ein Geröllfeld und 500 Höhenmeter zum Gletschersee unterhalb der Torres del Paine.

Torres Del Pain Stream- Copyright Jörg Bonner

Ich war überrascht, denn ich war nicht der einzige, der den Weg auf sich genommen hatte. Zum Glück blieben die meisten Leute jedoch am höchsten Punkt der Gletschermoräne, die den See umgibt, stehen und ich hatte das Seeufer für mich alleine. Dort deponierte ich meinen Rucksack und machte mich ans Fotografieren.

Refugio Los Cuernos

Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und machten uns wieder auf den Weg. Die zweite Etappe führte durch eine Gras- und Buschlandschaft, die linkerhand vom türkis schimmernden Lago Nordenskjöld und rechterhand von den Felswänden und Gletschern des Torres del Paine Massivs flankiert wird.

Sie endete nahe am Seeufer im Refugio Los Cuernos. Hier werden neben Zeltplätzen auch Mehrbettzimmer und sogar kleine Hütten für zwei Personen angeboten. Dutzende Wanderer standen an den warmen Duschen Schlange, doch die Wartezeit zahlte sich aus. Frisch geduscht saßen wir an einem Tisch neben unserem Zelt und warteten, bis der Campingkocher die Nudeln gegart hatte.

Chorus of the dissimilar - Copyright Jörg Bonner

Nach neun Stunden Trekking verlangte mein Körper nach Ruhe und Schlaf. Meine Beine waren schwer und langsam. Die patagonische Kälte kroch durch jede Ritze meiner Kleidung. Eine durchziehende Kaltfront verzierte den Himmel mit Wolken in den unglaublichsten Formen und die untergehende Sonne tauchte die Szenerie in magisches Licht. Mir blieb nichts anderes übrig: Ich musste nochmal los.

Valle Francés

Auf zwei Tage Sonnenschein folgte ein grauer Morgen. Weiter hinten im Park konnten wir Regenschwaden erkennen und uns wurde klar, dass es auf den Gipfeln auch schneien musste. Wir wappneten uns und unsere Rucksäcke für Regen und machten uns auf den Weg. Unsere dritte Etappe führte über fünf Stunden und sechshundert Höhenmeter ins Valle Francés – das französische Tal.

Morning Coffe - Copyright Jörg Bonner

Hier gibt es einen wenig genutzten Campingplatz, der für uns zu einem der Höhepunkte wurde. Im Unterschied zu den leichter zugänglichen Camps war unser Zelt hier nur eines von dreien. Ansonsten waren es bis zu achtzig. Die Einsamkeit ließ die Berge ringsherum noch übermächtiger erscheinen.

Gezeichnet von den letzten Tagen kroch ich am nächsten Tag noch lange vor Sonnenaufgang aus dem Zelt. Der erste kalte Atemzug brannte kurz in der Lunge. Ich blickte nach oben – die Wolken sahen vielversprechend aus.

Zwanzig Minuten später erreichte ich einen etwas höher gelegenen Aussichtspunkt. Der Wind wehte dort so stark, dass ich mein Stativ keine Sekunde außer Acht lassen konnte, ohne dabei Kamera und Linse auf’s Spiel zu setzen. Mit dem Wind kamen auch die Wolken, die gemeinsam mit der Sonne für die nächsten zwanzig Minuten ein spektakuläres Farbenspiel auf den Himmel zauberten.

Refugio Paine Grande

Nach dem Shooting zum Sonnenaufgang ging alles schnell. Das morgendliche Ritual mit Frühstück und Zusammenpacken hatten wir mittlerweile perfektioniert. Im Regen gingen wir wieder talauswärts und durch Buschwerk entlang mehrerer Seen zum Refugio Paine Grande.

Hier befindet sich eine der größten und leicht erreichbaren Anlagen im Park. Nach der Ruhe der letzten Nacht waren wir fast überfordert vom emsigen Treiben, das hier herrschte. Gerade noch schafften wir es, einen Zeltplatz zu ergattern. Die Wolken hingen tief an den Berghängen und wir beschlossen, früh schlafen zu gehen, um unseren Körpern ein wenig Ruhe zu gönnen. Wie immer hatte ich aber den Wecker auf über eine Stunde vor Sonnenaufgang gestellt.

The Cure - Copyright Jörg Bonner

Nach sieben Stunden Schlaf fühlte ich mich wie neu geboren. Allerdings war ich am Weg zu meiner Location schon in Eile, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Das Scouting am Vortag war aufgrund von akutem Schlafmangel ausgefallen und ich musste noch eine geeignete Stelle finden. Ein Hügel in der Nähe des Camps mit Blick über den Lago Pehoe kam mir da gerade recht.

Grey Gletscher

Nach dem Frühstück ging es wieder weiter. Diesmal führte uns der Weg zum Grey Gletscher. Entlang des Lago Grey, in den der Gletscher kalbt, ging es durch den Wald zu einem Camp das oberhalb des Gletschers liegt.

Keine fünf Minuten vom Camp bietet sich ein atemberaubender Ausblick über das südliche patagonische Eisfeld. Das Wetter war mittlerweile wieder grau in grau und der eiskalte Wind über dem Gletscher ließ uns nicht lange ausharren, bevor wir uns ans Schlafengehen machten.

Frosty Sunset - Copyright Jörg Bonner

Auf dem Weg ins Zelt bemerkte ich plötzlich einen gelblichen Schimmer, der über dem Wald lag. Zum Glück lagen Kamera, Stativ und Filter immer bereit und ich stand ein paar Augenblicke später wieder über dem Gletscher.

Dort bot sich mir ein unglaublicher Anblick. Über dem blau schimmernden Eis des Gletschers ließ die untergehende Sonne die Wolken in allen möglichen Gelb- und Orangetönen leuchten. Vom Gletscher ein paar hundert Meter unterhalb wehte ein eisiger Wind herauf.

Ich stellte mich dem Wind mit Kamera und Stativ entgegen und machte mich daran, das Schauspiel am Himmel festzuhalten. Ständig auf der Suche nach neuen Bildausschnitten vergaß ich bald die Kälte. Erst als die Sonne komplett verschwunden war, bemerkte ich, dass meine Finger fast gefroren waren.

Cuernos del Paine

Am Tag darauf ging es zurück entlang des Gletschers zur Anlegestelle eines Ausflugsbootes. Wir hatten uns dort auf die Warteliste setzen lassen, um am nächsten Tag den See zu überqueren. Zum Glück ergatterten wir noch zwei Plätze und ersparten uns damit den mühsamen Weg zu Fuß.

Cuernos del Paine - Copyright Jörg Bonner

Auf der anderen Seite des Lago Grey angekommen, machten wir uns per Bus noch auf den Weg ans Südost-Ufer des Lago Pehoé. Dort wartete noch eine der Hauptattraktionen des Parks auf uns, der Blick zu den Cuernos del Paine.

Wir waren froh, dass wir die Bergetappen mittlerweile hinter uns gelassen hatten. Entlang des Ufers ging es angenehm flach dahin und wir erreichten bald unser letztes Ziel im Park. Das Camp am See bot viel Komfort und konnte mit offenen Feuerstellen und überdachten Zeltplätzen aufwarten.

Bevor es zurück nach Puerto Natales ging, hieß es für uns ein letztes Mal früh aufstehen. Die Lage des Camps konnte nicht besser sein. Hinter dem kleinen Shop führte ein Weg auf eine hügelige Halbinsel. Von oben hatte man den gesamten Torres del Paine Nationalpark nochmals im Blick.

Fasziniert vom Panorama wurde uns bewusst, dass wir in den letzten Tagen im Park über 75km zu Fuß zurückgelegt hatten.

El Chaltén

Zurück in Puerto Natales blieb uns nicht viel Zeit, um zu entspannen. Der Bus für die Weiterreise nach Argentinien war schnell gebucht und zwei Tage später ging es für uns schon weiter. Die Grenzformalitäten nach Argentinien waren relativ unkompliziert und drei Stunden später erreichten wir El Calafate, von wo aus wir am selben Tag noch einen Bus nach El Chaltén nahmen.

Ähnlich wie in Puerto Natales erwartete uns auch hier eine auf Tourismus und Trekking ausgerichtete Infrastruktur. Die Wanderwege der Umgebung sind gut ausgebaut und ebenso gut besucht. Wir gönnten uns einen Tag Pause und nutzten die Zeit, um uns ein Zelt und Proviant für ein paar Nächte im Los Glaciares Nationalpark zu besorgen.

Glowing Fitz Roy - Copyright Jörg Bonner

Am Morgen darauf packte ich leise meine Fotoausrüstung und schlich mich aus unserer Herberge. Die Straßen von El Chaltén wirkten in der Finsternis noch ausgestorbener als bei Tageslicht.

Obwohl ich zu einem Aussichtspunkt unterwegs war, den wir am Vortag schon besucht hatten, war mir etwas mulmig zu Mute. Auf einem Weidehügel 45 Gehminuten außerhalb des besiedelten Gebiets rechnete ich jeden Moment damit, einem Puma zu begegnen. Am Ende war es zum Glück nur eine Kuh, die mich zu Tode erschreckte – ich hatte sie im Gebüsch aufgeschreckt.

Fitz Roy Basecamp

In einer kleinen Bäckerei genossen wir nach meiner Rückkehr noch ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir unsere Rucksäcke umschnallten und losmarschierten. El Chaltén ist Ausgangsort für viele Wanderungen in den Park, wir hatten uns für den Trek zum Fitz Roy Basecamp entschieden.

Auf halbem Weg, nahe der Laguna Capri, eröffnete sich uns zum ersten Mal ein atemberaubender Blick auf den Fitz Roy und seine Gletscher. Wir waren jedoch noch weiter von unserem Ziel entfernt als uns lieb war. Zwei Stunden waren es von hier noch ins Campemento Poincenot am Fuß des Fitz Roy. Und vorerst war das Camp auch nur ein Zwischenziel.

Fitz Roy on Fire - Copyright Jörg Bonner

Nach dem Aufschlagen unseres Zeltes machte ich mich noch auf den Weg zu der ein paar hundert Meter höher gelegenen Laguna de Los Tres. Oben angekommen, war ich schweißgebadet. Erschöpft machte ich kurz Pause, bevor ich am Ufer der Laguna nach Bildkompositionen scoutete.

Langsam versank die Sonne hinter dem Fitz Roy. Kurz bevor sie den Horizont erreichte, tauchte sie die Szenerie in unglaubliches Licht. Eine kleine Wolkengruppe, die wie eine Marionette über dem Berg zu tanzen schien, reflektierte die Sonnenstrahlen zurück auf den Gletscher unter ihr.

Cerro Torre

Tags darauf marschierten wir vom Campamento Poincenot zum Cerro Torre. Durch dichten Südbuchen-Wald ging es zuerst ein paar Stunden eben dahin, bevor der Weg dann leicht ansteigend einem Flusslauf folgte. Das Camp liegt direkt an der Laguna Torre, einem riesigen Gletschersee unterhalb des Cerro Torre.

Cerro Torre with full Moon - Copyright Jörg Bonner

Die Nacht war kälter als alle bisherigen in Patagonien. Die Überwindung, aus dem Schlafsack zu kriechen, war noch nie so groß gewesen. Sämtliche Kleidungsstücke, die wir bei uns hatten, fanden Verwendung, boten aber nur unzureichenden Schutz vor der erbarmungslosen Kälte. Erst als wir unsere Finger an einem Topf mit heißem Tee gewärmt und uns die Sonne endlich erreicht hatte, fühlten wir uns wieder wohler.

Trotz der Kälte machten wir uns nur widerwillig auf den Weg zurück in die Stadt. Wir wussten, dass sich unsere Zeit in Patagonien langsam dem Ende zuneigte.

Zurück in El Chaltén verwöhnten wir uns dann mit gutem Essen und Bier aus einer kleinen Brauerei im Ort. Am Tag darauf bestiegen wir auch schon wieder einen Bus, um über El Calafate und Puerto Natales wieder zurück nach Punta Arenas zu gelangen, von wo wir dann nach Santiago de Chile zurückflogen.

Sechzehn Tage waren wir durch Patagonien unterwegs. Neun davon verbrachten wir mit Rucksack und Zelt in Nationalparks. Von Sonnenschein (und beinahe-Badewetter) bis Schneefall spielte das Wetter alle Stücke. Oft waren wir der Erschöpfung näher als uns lieb war, doch noch viel öfter wurden wir für unsere Anstrengungen belohnt.

Patagonien ist ein traumhaftes Reiseziel, nicht nur für Fotografen, sondern für jeden, der (ein wenig) Abenteuer und die Natur liebt.

Ein besonderer Dank geht an meine bezaubernde und tapfere Lebens- und Reisegefährtin Kathi!


KWERFELDEIN | Fotografie Magazin

 
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