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Posts Tagged ‘Anfang’

Aller Anfang ist schwer

16 Oct

Ein Beitrag von: Maite Pons

Als ich meine ersten Schritte in die Welt der Kreativität machte, überwältigte mich die Unsicherheit. Ich hatte das Gefühl, ich würde alles falsch machen. Ich fühlte mich völlig verloren und weil ich keine großartigen Ideen hatte, fühlte ich mich fürchterlich klein und wie eine Versagerin.

Ich setzte mich ungeheuer unter Druck. Meine negative Einstellung nährte mich und ließ die Verunsicherung Entscheidungen für mich treffen. Wenn ich jetzt daran denke, verstehe ich mehr und mehr, dass es mein negativer Ansatz in Bezug auf die Situation war, in der ich mich befand, der mich so fühlen ließ.

Eine Frau sitzt auf einem Teppich in einem leeren Stuhlkreis.

Viele Menschen haben ein romatisches Bild von der Arbeit eines Künstlers, für den „Inspiration“ alles zu sein scheint. Das ist nichts als eine Idealisierung, die Realität ist ganz anders. Man lernt schnell, dass Worte wie „Organisation“, „Arbeit“ und „Disziplin“ viel nützlicher sind, um weiter zu kommen.

Schließlich fing ich an, organisierter und ernsthafter zu arbeiten. Doch ein entscheidender Moment war für mich, als ich mich eines Tages aus heiterem Himmel entschied, mich nie wieder hinter Ausreden zu verstecken wie „Ich habe keine gute Kamera“, „Ich kenne niemanden“, “Ich finde keinen Stylisten und kein Modell“ und am typischsten: „Ich habe keine Inspiration“.

Eine Frau läuft in ein Heckenlabyrinth.Eine Frau vor einer Höhle.

Nachdem ich beschlossen hatte, mich all der Ausreden zu entledigen, begann alles, etwas flüssiger zu laufen. Nach nur wenigen Monaten bemerkte ich, wie sich meine Arbeit positiv veränderte und ich sah ganz deutlich, dass alles nur eine Frage der Tatkraft und der Art, die Dinge anzugehen, ist.

Egal, in welche Richtung – geh weiter und folge dem Weg. Mit diesem Gedanken im Kopf habe ich mich seither Situationen gestellt, vor denen ich mich früher fürchtete, die mich schlichtweg einschüchterten.

Eine Frau sitzt im Vorgarten und bindet sich Rollschuhe zu.

Und lustig ist: Wenn ich zurück schaue, kann ich gar nicht glauben, dass diese Dinge mich damals verängstigten oder gar einschüchterten, denn jetzt finde ich sie absolut normal und stelle mich ihnen völlig unbeschwert.

Ich habe gelernt, dass man Neues ausprobieren muss, um weiterzukommen. Die Angst, etwas zu versuchen und daran zu scheitern, kann jeden lähmen. In diesen Gedanken konnte ich mich hineinsteigern. Damals war ich sicher, ich hätte kein Talent und ich konnte nicht aufhören, mich an Fotografen und Künstlern zu messen, die viel besser waren als ich.

Ich verstand nicht, dass diese Menschen, die ich so verehrte, ihre Karriere ja auch irgendwie begonnen haben mussten.

Eine Frau hinter einem Fenster.

Zu Beginn hatten auch sie Dinge getan, die sich von denen, die sie jetzt tun, stark unterschieden. Und sicher hatten ihre ersten Arbeiten nichts mit dem zu tun, was sie in Zukunft einmal erreichen würden. Ich bin sicher, es gibt alte Arbeiten, die sie jetzt in Verlegenheit bringen würden.

Aller Anfang mag schwer sein, aber ich glaube fest an den Erfolg. Hast Du erst einmal begonnen, ist der schwierige Teil vorbei und Du musst nur noch weiter gehen. Der Anfang ist schwer, weil er mit Selbstmisstrauen erfüllt ist und weil man über nichts Gewissheit haben kann.

Eine Frau an ein Geländer gelehnt.

Für gewöhnlich glaubt niemand wirklich an Dich, wenn Du eine künstlerische Karriere beginnst, keiner nimmt es ernst. Andere denken, dass es nur eine Phase ist und werden Dir empfehlen, es als Hobby zu behandeln.

Wie viele von uns müssen jene ungläubigen Gesichter hinnehmen, wenn sie den Leuten erzählen: „Ich bin Fotograf“? Doch das Schlimmste ist, dass wir uns damit am meisten selbst quälen, ohne es zu merken.

In meinem Fall klebte meine negative Einstellung förmlich an mir und ließ mich glauben, ich würde nie im Leben etwas erreichen können. Und das Schlimmste ist, dass sie mich auf den Gedanken brachte, ich würde bloß meine Zeit verschwenden.

Eine Frau mit Rollschuhen posiert auf der Straße.Eine Frau im Sommerkleid steht vor einem Haus mit Vorgarten.

Es ist nicht so, dass ich jetzt immer hundertprozentig sicher bin. Die Dinge laufen ganz und gar nicht immer perfekt. Nur habe ich jetzt eine wesentlich positivere Einstellung. Das macht die Dinge einfacher. Ich denke nicht mehr, dass ich meine Zeit verschwende. Nein, ich investiere sie in etwas, das ich liebe und mit Freude tue.

Alles, was ich tue, bringt mich in irgendeiner Weise weiter. Wohin, weiß ich manchmal auch nicht so genau. Und das ist absolut in Ordnung. Das gehört dazu. Und ich denke wirklich, dass es die Sache wert ist.

Eine Frau vor einem Heckenlabyrinth.

Sicher, es gibt auch immer noch schlechte Tage, an denen mich Zweifel überkommen. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich diese Worte jetzt niederschreibe und sie in Zukunft wieder lesen kann, immer dann, wenn ich wieder Perspektive brauche.

Ich habe auch ein paar Tricks gegen Momente der Niedergeschlagenheit. Einer davon: Ich schaue mir meine alten Arbeiten an, um zu sehen, dass ich ja schon weit gekommen bin.

Meine Schlussfolgerung ist: Der Schlüssel zum Erfolg ist Selbstvertrauen. Egal, ob man nun Fotograf, Regisseur, Musiker oder Schriftsteller ist. Ich meine damit nicht absolute Gewissheit, sondern genug Glauben an sich selbst, um sich wirklich für das einzusetzen, was man tut und vor allem, Hoffnung zu haben für seine Projekte und Träume.

Dieser Artikel wurde für Euch von Robert Herrmann aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.


kwerfeldein – Fotografie Magazin | Fotocommunity

 
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Am Anfang einer Reise

22 Jun

Ein Beitrag von: David Uzochukwu

Die Frage, die mir wohl am häufigten gestellt wird, wenn Leute meine Bilder sehen, ist die nach meinem Alter. Wenn ich dann mit 14 antworte, sind die meisten Menschen erst einmal erstaunt. 14?

Ich habe unglaubliches Glück, dass ich so früh auf die Fotografie gestoßen bin. Im Sommer 2009 entdeckte ich die Digitalkamera meiner Mutter und war sofort fasziniert von der Idee, Momente festzuhalten. Wie besessen fotografierte ich Blümchen und Katzen. Doch nach einer gewissen Zeit war das nicht mehr so befriedigend wie am Anfang und so suchte ich nach etwas Neuem.

Ich fand flickr. Schnell hatte ich mich angemeldet und erforschte die Seite. Was es da alles gab! So viele Farben und so viel Bokeh! Schnell stieß ich an die Grenzen der Kompaktkamera. Vor anderthalb Jahren bekam ich dann meine Canon EOS 500D geschenkt. Der Qualitätsunterschied begeisterte mich. Aber man kann von einem Blumenstrauß nur eine begrenzte Anzahl Fotos machen, bis man sich langweilt. Ich brauchte Abwechslung!

© David Uzochukwu

Da stieß ich auf Alexis Mire und Brendon Burton und war absolut fasziniert – von ihren Bildern und von den Geschichten, die sie erzählten. So begann ich, mich für Portraits zu interessieren und für das Geschichtenerzählen. Bloßes Dokumentieren war mir nicht mehr genug. Ich wollte erschaffen, erzählen, Menschen mit meinen Bildern zum Nachdenken und zum Fühlen bringen. Das wurde mein Ziel.

Ich durchsuchte das Internet nach Möglichkeiten, meine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Ohne die vielen Menschen, die sich dazu entschlossen haben, ihr Wissen online zu teilen, wäre ich wahrscheinlich nie weitergekommen. Die Werke meiner beiden Vorbilder wurden untersucht und im Detail analysiert.

© David Uzochukwu

Ich fragte mich: Wie geht das? Ich war besessen und ich kann nicht sagen, dass diese Besessenheit inzwischen verschwunden wäre. Ich probierte aus und experimentierte, versuchte mich in analoger Fotografie und dann auch in Photoshop. Hier fand ich letztendlich, was ich gesucht hatte: Einen Weg, meine Bilder zu verbessern. Ich las unzählige Artikel über Bildbearbeitung, sah mir Tutorials an, probierte, machte Fehler und probierte erneut.

Um so viel zu üben, brauchte ich viele Bilder. Aber wen sollte ich fotografieren? Ich kam zu dem Schluss, dass ich mir wohl oder übel selbst als Modell dienen musste. Der Anfang war schrecklich. Alles lief schief: Von der Schärfe der Bilder über die Komposition bis hin zu meinem Gesicht, das ich nicht mochte. Doch ich hörte nicht auf. Ich wollte unbedingt so gut werden wie die Fotografen, die ich im Internet gesehen hatte.

© David Uzochukwu

Und mit der Zeit wurden die Bilder besser. Ich konnte Ideen, die ich hatte, genauer umsetzen, die Bilder wurden öfter scharf und manchmal gefielen sie mir auch. Hin und wieder mochte ich es sogar wirklich, wie ich auf einem Foto aussah. Das Fotografieren wurde zu etwas Persönlichem, Therapeutischem.

Ich fotografiere mich heute nicht, weil sich kein anderes Modell auftreiben lässt, sondern weil ich es will. Das hat nichts mit Narzissmus zu tun, sondern mit Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. – Wie oft blieben Leute schon stehen und schauten mir zu, während ich halbnackt im Wald lag, angezogen in einem halbversunkenen Boot saß, in einen Container auf der Straße kletterte oder mich auf Baustellen in Erde verbuddelte?

© David Uzochukwu

Fotografie hat mich als Person verändert. Sie gibt mir Sicherheit und sie fordert mich heraus. Sie ist ein Teil von mir. Sie hat meine Aufmerksamkeit geschärft, meinen Sinn für Ästhetik geprägt. Sie hat mir neue Freunde verschafft und mir gezeigt, was Leidenschaft ist. Ich weiß jetzt, dass mich die Fotografie nicht mehr freigeben wird und das ist gut so.

Die Frage, die mir wohl am häufigten gestellt wird, wenn Leute meine Bilder sehen, ist die nach meinem Alter. Wenn ich dann mit 14 antworte, sind die meisten Menschen erst mal erstaunt. 14? Und ich nicke, manchmal stolz.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Nicht am Anfang, nicht am Ende, sondern mitten im Moment

26 Nov

Ein Beitrag von: Sina Opalka

Als ich Anja Beutler anschrieb, hätte ich nicht damit gerechnet, sie persönlich treffen zu können. Denn sie lebt teils in Hamburg und teils an der Ostsee. Doch wie es der Zufall wollte, hatten wir doch die Chance, uns persönlich zu treffen und überwiegend über die Fotografie zu sprechen.

Ich begegne Anja gespannt und fühle mich sogleich wohl mit ihr. Wir trinken einen Tee und sitzen an der vom Herbst angereicherten frischen Luft. Der Himmel ist blau und ein paar Bienen baden in unseren Honigschälchen. Ein schönes Foto, stellen wir gemeinsam fest und da sind wir auch schon beim Thema.

Anja hat Visuelle Kommunikation in Augsburg studiert, in diesem Rahmen einem Auslandsstudienjahr in Belfast gemacht und ist so zur Fotografie gekommen, wenn auch nicht gleich, sondern ein paar Jahre später. „Ich war schon als Kind eine Beobachterin.“ Diese Beobachtungsgabe spiegelt sich in den Fotos von Anja wider. Ihre Motive sind kraftvolle Bewegungen, der Ausdruck und die Leidenschaft von Menschen, die sich auf der Bühne tanzend offenbaren.


„Rough Cut“ von Pina Bausch

Tanz ist schon lange ein Thema in Anjas Leben. Um zu tanzen, verließ sie bald nach ihrem Studium ihre Stelle als Grafikerin bei einer bekannten Berliner Werbeagentur und lernte in Paris Argentinischen Tango. Der Tango wurde schnell sehr wichtig für sie und bestimmte ihr Leben für die nächsten Jahre. Wenn sie nicht tanzte, zeichnete sie Portraits von Touristen am Montmartre und verkaufte dort Bilder von Paris. „Das war eine sehr schöne, aber auch eine harte Zeit.“


„Hell“ – Dance Company Emio Greco | PC Amsterdam

Als sie nach Berlin zurückkehrte, begann sie in Eigenregie Tanzproduktionen von „Tanz im August“, einem großen Festival für zeitgenössischen Tanz zu fotografieren. Plötzlich war die Liebe zu allem Visuellen mit der Leidenschaft für den Tanz verknüpft. „Die Tanzfotografie verband für mich alles, was mich faszinierte.“

„Es war keine bewusste Entscheidung, viel mehr fügte es sich alles auf natürliche Art und Weise. Die Tanzfotografie bot mir die Möglichkeit, körperlichen Ausdruck visuell darzustellen.“ Anfangs fotografierte Anja vor allem Tango, entdeckte aber bald, dass ihre Faszination allen Tanzformen galt. Sie fotografiert seitdem nationale und internationale Tanzproduktionen, unter anderem in Hamburg, Berlin und Amsterdam, wo ihre Schwester, die Choreographin Nicole Beutler lebt.


„Unspelled“ von Yuko Kaseki

Aktuell hat Anja ein neues Stück, „Shirokuro“ (japan. „weißschwarz“) ihrer Schwester (in Zusammenarbeit mit der Pianistin Tomoko Mukaiyama und dem Lichtdesigner Jean Kalman) fotografiert, das gerade bei der Dance Triennale Tokyo Premiere hatte.


„Shirokuro“ von Tomoko Mukaiyama / Nicole Beutler / Jean Kalman


„Shirokuro“ von Tomoko Mukaiyama / Nicole Beutler / Jean Kalman


„Shirokuro“ von Tomoko Mukaiyama / Nicole Beutler / Jean Kalman

Ihr ist es besonders wichtig, die Atmosphäre des jeweiligen Stückes festzuhalten, gleich einem Standbild aus einem Film, das ein Gefühl für die Geschichte des jeweiligen Stückes vermittelt. Dabei möchte sie in der Tanzbewegung enthaltene ausdrucksstarke Momente festhalten, die vom Betrachter sonst nur flüchtig wahrgenommen werden können. In ihrer Ausstellung „tanz stills“ 2011 in K3 auf Kampnagel und in der Gemeinschaftsausstellung mit der Malerin Ana Sonor in Wismar in der Galerie auf Zeit 2012 sind diese Bewegungsmomente auch in großformatigen Bildern gezeigt worden.


„Hell“ von Dance Company Emio Greco | PC, „Sacre“ von John Neumeier, „Lost is my quiet forever“ von Nicole Beutler

Für Anja entstehen die besten Fotos, wenn sie ein Stück direkt fotografiert, ohne es zu kennen und somit ins kalte Wasser springt. Die so entstehenden Fotos haben für sie die größte Intensität und Ausdrucksdichte. Aus dieser Vorliebe entstand auch die Zusammenarbeit mit der Regisseurin Hélène Harmat, bei der sie in zwei Stücken als Teil der Bühnensituation fotografiert hat. Dabei wurden die Fotos live auf Leinwände im Bühnenbild projiziert, um somit wiederum Teil des Bühnenbildes zu werden.

Die Tanzfotografie hat es ihr einfach angetan und so wird sie auch in Zukunft an weiteren Projekten mitwirken und als Fotografin zum Einsatz kommen. 2013 wird wieder der große Tanzkongress stattfinden, dieses Mal in Düsseldorf, fotografiert von Anja Beutler. Nach einem sehr interessanten Gespräch verabschiede ich mich dankend von Anja und wünsche ihr eine gute Heimreise in das gar nicht so weit entfernte Hamburg.

alle Fotos © Anja Beutler


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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