Was ist interessanter: Die Fotos von Vivian Maier oder ihr geheimnisvolles Leben? Für einige Personen des Dokumentarfilms „Finding Vivian Maier“ ist es ganz klar die Geschichte dieser exzentrischen Frau, die als Kindermädchen arbeitete und ganz nebenbei und heimlich großartige Bilder machte.
John Maloof, Regisseur des Films und „Entdecker“ Vivian Maiers fand ihre Negative bei einer Auktion. Eigentlich auf der Suche nach historischen Aufnahmen des Stadtviertels, enttäuschten ihn die Aufnahmen zunächst. Sie zeigten Straßenszenen Chicagos aus den 50ern und 60ern, Portraits von Menschen. Doch er erkannte bald, dass er da auf etwas gestoßen war, was mehr als nur historischen Wert besaß.
Die Aufnahmen waren spannend, zeigten die Menschen auf eine besondere, gefühlvolle Weise. Einzig mit dem Namen der Fotografin und dieser Kiste voller Negative machte sich Maloof auf die Suche nach der Frau, die bei Google damals noch keinen einzigen Treffer ergab.
Im Dokumentarfilm begeben sich Maloof und sein Kollege Charlie Siskel auf Spurensuche. Menschen, die mit dem Kindermädchen in Kontakt standen, werden interviewt und berichten ausführlich über die Stärken, Schwächen und Exzentriken dieser mysteriösen Frau. Einig sind sich alle vor allem in einem: Warum hat sie nie gezeigt, was sie da macht? Keiner kannte ihre Bilder, niemandem hatte sie ihre Arbeiten gezeigt.
So kamen sie erst nach ihrem Tod ans Licht. Und mit ihnen der Ruhm, Ausstellungen und Veröffentlichungen. Hätte Vivian Maier das gewollt? Auch diese Frage wird in der Dokumentation aufgegriffen und zum Teil beantwortet. Ob sie einen so privaten Film über sich selbst gewollt hätte, bezweifle ich stark, aber ja, ich habe ihn mit Faszination gesehen. Trotzdem.
Wir alle bestimmen, was die Welt über uns erfährt. Doch ob wir wollen oder nicht – am Ende müssen wir Farbe bekennen. Es ist gut möglich, dass wir nichts über Vivian Maiers Leben und ihre Fotos wissen würden, wenn es nach ihr gegangen wäre. Sie entschied sich für eine heimliche Existenz und versteckte ihre Kunst, solange sie lebte. Doch wer seine Kunst verbirgt, vernichtet sie eben nicht. Vivian Maier bewahrte ihr Werk auf und überließ dessen Schicksal anderen.
– Charlie Siskel, Regisseur
Der Film ist abgesehen von diesem moralischen Konflikt sehr empfehlenswert. 84 Minuten mit deutschen Untertiteln. Ich habe gespannt die Geschichte um Vivian Maier verfolgt, habe mitgerätselt, war manchmal erstaunt, manchmal schockiert. Zudem bekommt man neben den besten Fotografien Maiers auch noch viele ihrer eigenen Filmaufnahmen zu sehen.
Der Film „Finding Vivian Maier“ kommt am 26. Juni 2014 in die deutschen Kinos.
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