Ein Beitrag von: Steve Simon
Als ich mit der Fotografie begann, faszinierte mich neben der Landschafts- auch die Architekturfotografie. Wir bewegen uns tagtäglich im urbanen Raum und verlieren dabei oft das Auge für die spannenden, schönen Dinge und die Details, die von den Architekten akribisch geplant wurden.
Ich orientierte mich schnell an gerade ausgerichteten Architekturbildern, da dies für mich eine gewisse Perfektion wiederspiegelt. Ich mache mir schon vor der Aufnahme genaue Gedanken über Aufnahmestandpunkt, Kameraausrichtung und Bildkomposition, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Mit der Zeit fand ich immer mehr Gefallen daran und versuchte, verschiedene Formen von Gebäuden abzubilden. Vor der Fotografie beschäftigte ich mich so gut wie gar nicht mit Architektur und ging förmlich blind durch die Straßen.
Welche abstrakten Formen beispielsweise Treppenaufgänge besitzen können, wenn man mal einen Blick nach oben riskiert, wurde mir erst später bewusst. Und so kam es auch, dass ich erst jetzt bemerkte, wie viele symmetrische Formen sich in der Architektur finden und welche Wirkung man mit den entsprechenden Fotos erreichen kann.
Mittlerweile ziehen mich die mittigen, parallelen Perspektiven förmlich an. Egal, ob ich ein Gebäude von außen oder von innen betrachte, symmetrische Ansichten zu finden, ist immer wieder spannend.
Wie auch sonst versuche ich, möglichst durchdacht und weitestgehend mit Stativ zu arbeiten. So kann ich die Kamera genau positionieren, ausrichten und habe ausreichend Zeit für die finale Aufnahme.
Ein absolutes Muss ist für mich die Aktivierung der Gitterlinien im Okular, denn so bekomme ich direkte Anhaltspunkte zur Ausrichtung ins Sucherbild eingeblendet. Ratsam ist es, sich dazu Bezugslinien im Motiv zu suchen. Anschließend nutze ich die Gitterlinien und vor allem die Bildränder, um die Kamera optimal auszurichten.
Kleine Abweichungen machen sich leider sehr schnell bemerkbar und die Unterschiede werden meist zum Rand hin am offensichtlichsten, weshalb man eine möglichst exakt mittige, parallele Position zum Motiv finden sollte. Daher versuche ich schon während der Aufnahme, möglichst genau zu arbeiten und führe in der Nachbearbeitung nur noch kleinere Objektivkorrekturen durch.
Oft hat man nur leider nicht die Möglichkeiten, mit einem Stativ zu arbeiten und muss die Aufnahme freihändig schießen. Dies ist mir leider des Öfteren bei Innenaufnahmen passiert, bei denen die vorherrschenden Lichtverhältnisse durch eine längere Belichtungszeit sowieso schon gegen einen arbeiten. Neben den technischen Möglichkeiten sind dabei Luftanhalten und ein ruhiges Händchen die Devise.
So ging es mir auch bei dem hier gezeigten Foto aus dem Amtsgericht Berlin Mitte, das ohne Stativ entstand. Bei der Bearbeitung entschied ich mich dann für eine Umwandlung in schwarzweiß, da so, meiner Meinung nach, bei diesem Motiv die Details und Strukturen besser hervorgehoben werden.
Alte Bauwerke finde ich meist noch beeindruckender, denn oftmals gibt es unzählige Details, die das Foto noch spannender machen können. Für den Betrachter ist dadurch die Frage umso faszinierender, ob ein Bild eventuell sogar gespiegelt ist. Und genau diese Frage erreichte mich lustigerweise schon häufiger.
Sehr schöne Möglichkeiten bieten oft auch Deckengewölbe mit Kuppeln oder Kirchendecken. Oftmals schaut man sich während der Motivsuche nur auf Augenhöhe um und verliert so die ganzen wundervollen Motive, die vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich sind.
Seitdem ich das zum ersten Mal ausprobiert habe, wandert nun mein Blick nach dem Betreten eines Gebäudes zuerst eher nach oben als nach vorn.
Symmetrie lässt sich aber nicht nur in Gebäuden aus historischen Epochen finden. Auch die zeitgenössische Architektur ist von ihr geprägt und so lässt sie sich in nahezu jedem Bauwerk finden. Moderne Gebäude werden allerdings mehr durch gerade Linien, glatte Formen und weniger durch Details bestimmt, wodurch man wiederum komplett andere Wirkungen erzielen kann.
Durch die teils ausgefallenen Gebäude lassen sich auch sehr abstrakte Perspektiven verwirklichen, wie auch beim hier gezeigten Bild von der Grande Arche, das in La Défense, Paris, entstand. Das Hochhausviertel ist durch die Moderne geprägt und ist ein Traum für jeden architekturbegeisterten Fotografen, denn an jeder Ecke lauert ein Motiv.
Was ich aber noch viel beeindruckender finde, ist, wenn sich Symmetrie nicht nur auf einzelne Bauwerke beschränkt, sondern sich sogar in ihrer Umgebung finden lässt, also komplette Anlagen mit in die Gestaltung einbezogen wurden. Dieser Aspekt lässt sich auch sehr schön für Panoramas ausnutzen, so wie bei dieser Aufnahme des Louvre.
Generell finde ich es einfach spannend, an neuen Orten nach genau solchen Gegebenheiten und Perspektiven zu suchen. In der Architekturfotografie wird der Aspekt der Symmetrie sehr oft ausgenutzt, um dem Bild eine gewisse Perfektion zu verleihen.
Dafür werden Bildhälften gespiegelt und symmetrische Fotos erstellt, was sicherlich auch ein sehr schönes Gestaltungsmittel ist. Für mich ist es jedoch spannender, reale Motive abzubilden, so wie sie in Wirklichkeit aussehen, auch wenn sie vielleicht kleinere Macken und Abweichungen besitzen.
Der Betrachter kann anhand der kleinen Details erkennen, dass es sich eben nicht um ein gespiegeltes Foto handelt. Das macht für mich den besonderen Reiz daran aus und verleitet mich immer wieder dazu, nach genau diesen Perspektiven auf die Suche zu gehen.
kwerfeldein – Fotografie Magazin
You must be logged in to post a comment.