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Posts Tagged ‘Teil’

Raus aus dem Kreatief! Teil 2

28 Aug

Abstrakte Landschaft aus Gelb und Violett.

Im letzten Monat haben wir die Aktion „Raus aus dem Kreatief“ gestartet, die Euch Anregungen gibt, fotografisch neue Ansätze zu entdecken, die eigenen Arbeiten zu reflektieren und mit Techniken im Spannungsfeld zwischen Zufall und Selbsterkenntnis den eigenen Stil zu verfeinern – oder auch umzuwerfen und neu anzusetzen.
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Aktion: Raus aus dem Kreatief! Teil 1

31 Jul

Abstrakte Landschaft aus Gelb und Violett.

Das kennst Du sicher: Du fühlst Dich kreativ blockiert, möchtest eigentlich ein tolles neues Projekt machen, aber die Idee oder Motivation fehlt. Vielleicht fühlst Du Dich auch in den von Dir selbst aufgestellten Regeln Deines Stils gefangen. Oder hast die Ahnung einer großartigen neuen Idee in Dir, sie will aber nicht so recht Form annehmen.
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Empfehlenswerte Fotodokumentationen Teil 1

22 Jun

Coverausschnitt Annie

Immer häufiger gibt es aufwändig produzierte Dokumentarfilme über Fotografen. Filme, die sogar im Kino laufen. Die Fotografen werden regelrecht zu Stars, was uns zum einen freut, denn so erfahren wir mehr über die Männer und Frauen hinter den Kameras. Zum anderen führt der Hype jedoch auch zu starken Inszenierungen, durch die man die entstanden Filme durchaus kritisch betrachten muss.
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Fantastische Bände zur Straßenfotografie, Teil 4

04 Jul

Nachdem die letzte Ausgabe dieser Serie ein komplettes Jahr her ist, wird es dringend Zeit für einen Folgeartikel. Bildbände sind nach wie vor mein persönlicher „Schatzzzz“ und vier von denen stelle ich heute vor. Dabei werden ich auf das Blabla (und die Vorgeschichte des Fotografen) verzichten und mich nur auf die Bände konzentrieren.

Michael Wolf: Tokyo Compression*
112 Seiten | 25,2 x 21 x 2 cm | Vergriffen; derzeit gebraucht ab 32 €

Menschen, die ihre Gesichter an eine beschlagene Scheibe drücken.

So wie es da liegt, macht der Band „Tokyo Compression“ einen stabilen und kompakten Eindruck. Ich nehme es gern in die Hand und ertaste das aufgeprägte Titelfoto. Der inhaltliche Beginn von „Tokyo Compression“ ist schlicht und kommt schnell zur Sache. Kein nervendes Vorwort und auch kein Inhaltsverzeichnis. Der Titel reicht, basta.

Die Seiten selbst sind schwer und dick genug, um nicht billig wie eine Aldi-Einwurf-Werbung daherzukommen und stets beidseitig und formatfüllend mit ein bisschen Platz zum Seitenrand bedruckt. So machen mir Fotobände Spaß.

Kommen wir zur Hauptsache: Die Fotos. Michael Wolf hat in Tokyo Menschen fotografiert, die in der U-Bahn aneinandergequetscht und schwitzend von A nach B transportiert werden. Mit dem Teleobjektiv ist er stets nah dran und die and die Scheibe gedrückten, müden Gesichter füllen oft das gesamte Bild aus.

Menschen, die ihre Gesichter an eine beschlagene Scheibe drücken.

Hände werden an die Scheiben gedrückt und die zugefallenen Augen der Fahrgäste erinnern mich an meditierende, wartende Menschen, die nur einem Gedanken folgend im Moment verharren: „Ich. Will. Hier. Raus.“

Das Kondenswasser an den Scheiben ist die natürliche Folge der vielen Menschen in einem geschlossenen Raum. Kombiniert mit der Kompression Wolfscher Perspektive abstrahieren die nassen Scheiben oft auch das, was dahinter zu sehen ist.

Die Bilder wirken echt, natürlich und glaubwürdig. Ob und wie Michael Wolf die Bilder im Nachhinein justiert hat, weiß ich nicht, jedoch gibt es keinen störenden Hinweis auf eine übertriebe Tätigkeit desgleichen.

All das erzeugt eine Nähe zu den Leuten, die ebenfalls bedrückend ist und auf die man sich einlassen muss. Michael Wolf hat genau gewusst, was er wollte und das passende Werkzeug benutzt, um seine Idee zu verwirklichen.

Auch, wenn es sich in diesem Buch nicht um konventionelle Straßenfotografie handelt, ist es dennoch ein Konzept-Buch, das in sich schlüssig ist und die Grenzen des Genres wieder einmal neu definiert – anders gesagt: Nach außen öffnet.

 

Bruce Davidson: Subway *
135 Seiten |  29,4 x 30 x 1,8 cm | 45 €

Menschen in der U-Bahn von New York City

Bleiben wir in der U-Bahn, doch wir wandern in die 80er und nach New York City. Bruce Davidson, Magnum-Fotograf, schuf hier eines seiner wichtigsten Bücher: „Subway“.

Ich weiß noch genau, wie es mir erging, als ich dieses Buch öffnete. Ich zeigte es stolze meinen Bürokollegen, raufte mir die Haare und sagte ständig: „Oh fuck. Nein, nein, wie geil ist das denn? Fuck! FUCK!!!“

Derart emotionale Ausbrüche gibt es bei mir nur dann, wenn mich ein Buch so richtig vom Hocker reißt. Bei „Subway“ hält die Begeisterung bis zum heutigen Tage an und ich frage mich immer noch, wie krass Bruce Davidson eigentlich ist.

Bleiben wir beim Buch. Es ist ein Hardcover, mit Schutzeinband aus Papier. Es ist groß, aber nicht schwer. Definitiv nichts, was ich einen fetten Schinken nennen würde, aber auch nicht zu klein für einen Fotoband im quadratischen Format.

Das erste Vorwort überspringe ich, doch dann folgen sieben Seiten Text von Davidson selbst, an denen ich nicht vorbeikomme. Ich bin zu neugierig. Der Fotograf beschreibt darin, wie er hart dafür trainierte, in den Subways zu fotografieren, da er einiges an Kraft brauchte, um sein Equipment mehrere Stunden mit sich herumzutragen.

Menschen in der U-Bahn von New York City

Wie er zunächst Angst hatte, ausgeraubt zu werden, sich dann aber als Polizei-Detektiv ausgab, Menschen vor dem Fotografieren ansprach – oder gar nichts sagte. Wie er seinen Magenta-Filter in die Gleise rollen sah und irgendwann tatsächlich ausgeraubt wurde. Geschichten, die ich beim Durchblättern im Kopf habe und versuche, die erwähnten Menschen darin zu finden.

Die Bilder selbst stellen mich immer wieder vor ein neues Rätsel. Selbst, wenn Davidson eine Vielzahl der Fahrgäste vor dem Fotografieren fragte, sehen einige Bilder nicht danach aus. Dazu kommt eine Ästethik, die ich bis heute nur sehr, sehr selten zu sehen bekomme.

Der Fotograf blitzte nämlich nicht an die Decke, sondern richtete das Licht direkt auf die Menschen und das erinnert bezüglich der Farbästhetik an Tiefseeaufnahmen von Fischen. Da Davidson selten Anzugträger, sonder eher die untere Schicht der Gesellschaft fotografiert, bekommt die Gesamtwirkung der Bilder jedoch eine sehr raue und direkte Art.

Die Fotos zeigen zudem die New Yorker U-Bahn in einem sehr schlechten Zustand. Zugetaggte Scheiben und Wände, zersplittertes Glas und mitten drin Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Manch abstrakte Aufnahme erinnert leicht an einen Saul Leiter und hätte sich Davidson nicht gegen schwarzweiß entschieden, wäre der der Vergleich mit Bruce Gilden nicht zu verhindern. Doch so ist „Subway“ ein Unikat, das für mich zu den wichtigsten in meiner Sammlung gehört. Defintiv ein Buch, das ich mit auf die obligatorische Insel nehmen würde.

 

August Sander: (Aperture Masters Of Photography)*
94 Seiten | 21,2 x 20,6 x 1,6 cm | 5,95 €

Ein Konditormeister mit großer Schüssel von vorne fotografiert.

Bei August Sander läuft es mir manchmal kalt den Rücken herunter, wenn ich etwas über ihn schreiben soll. Warum? Weil ich verdammt großen Respek vor ihm und seiner Leistung habe und mir recht unscheinbar dabei vorkomme, irgend etwas Bedeutungsvolles zu äußern.

Doch auch Herr Sander hat nur mit Wasser gekocht und schließlich stelle ich hier Bände vor, die ich essentiell für die Straßenfotografie finde. Ja, manchmal muss man sich selbst erklären, warum das, was man macht, eine Berechtigung hat.

Den vorliegenden Band habe ich im Winter des letzten Jahres gekauft, als mir klar wurde, dass ich so rein gar nichts von und über den Chronisten Sander habe. Bei einem Preis von knapp 5 € für dieses Werk wurde nicht lange nachgedacht, sondern zugeschlagen.

Der Fotoband ist mit seinen knappen 20 cm Breite kein Brecher, aber das soll er auch nicht sein. Im Schutzeinband (ich hasse diese Erfindung, denn meist ist das, was drunter ist, wesentlich besser gestaltet, wenn auch unscheinbarer) mit den abgebildeten Werkstudenten wirkt das Buch ehrlich gesagt etwas billig, doch der Blick ins Buch lässt vom Gegenteil überzeugen.

Ein katholischer Geistlicher.

Meine Ausgabe ist aus dem Jahre 1997 und die Zeit hat ihr schon einiges angetan, denn die Seiten sind zum Rande hin vergilbt. Witzigerweise passt das sogar zum umfangreichen Werk des Fotografen, das in den 00er bis in die 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erstellt wurde.

Da ich ein Faible für Zeitgeschichte, insbesondere des vergangenen Jahrhunderts habe, sind die Portraits des Fotografen für mich von beachtlichem Wert. Diese bilden einen Querschnitt durch die Arbeit eines Menschen, der jede Gesellschaftsschicht fotografiert hat (und dessen Bilder später von Nazis verboten wurden).

So finden sich Berufe, die sich damals in der deutschen Gesellschaft durchgesetzt hatten, in ikonischen Portraits und durch ihre Einzigartigkeit erreichen sie stellvertretenden Charakter für den benannten Professions-Strang. Vom Konditormeister über Bauern bis hin zum Schriftsteller ist alles dabei.

Nun stellen sich manche Hardliner sicher die Frage, was August Sander im Rahmen der Straßenfotografie überhaupt zu suchen hat. Die Frage ist berechtigt, lässt sich jedoch problemlos klären: Originale, Originale, Originale.

Durch den Querschnitt des Lebenswerks Sanders erreicht der Band eine sehr hohe fotografische Dichte, die sich – aus heutiger Sicht – in der Selektion einzigartiger Portraits niederschlägt. Menschen mit originell anmutendem Äußerden zu sehen und zu dokumentieren, ist eine Kunst, die der Straßenfotografie ihren Atem verleiht und eine der Haupttugenden eines Fotografen im Genre ist.

Ich empfehle jedem, der unter einem schmalen Geldbeutel leidet, aber von den präsentierten Bildern angetan ist, des Buches habhaft zu werden.

 

Eamonn Doyle: i*
74 Seiten | 34 x 24,5 cm | Vergriffen, derzeit Angebote ab 129 €

Eine Person, zwei Mal aus unterschiedlichen Perspektiven fotografiert.

Das letzte Buch, das ich hier vorstelle, kann man nur noch in Glücksfällen irgendwo erstehen. Dennoch stelle ich es vor, weil die Geschichte dahinter zu cool und der Band kurz gesagt der Hammer ist. Geschichte?

Am 1. April schrieb Martin Parr einen Kommentar ins Internet, und zwar in der Flickr-Gruppe HCSP. Allein diese Tatsache ist schon außergewöhnlich, doch wie betitelt Parr seinen Kommentar? So: „The best new street photo book, I have seen for a decade.“

Nun, der Herr Parr ist nicht irgendjemand und erst recht nicht in der Szene der Straßenfotografie. Wenn er sagt, ein Buch sei gut, dann ist das definitiv ein Tipp, den man sich zu Herzen nehmen sollte.

Das wissen wir spätestens seit der Buchreihe The Photobook, A History*, die mittlerweile in der dritten Ausgabe vorliegt und den Buchmarkt regelmäßig auf den Kopf stellt.

Ohne lange nachzudenken, bestellte ich das Buch. Ich wusste, dass es jetzt schnell gehen musste, da der Band auf 750 Stück limitiert war. Als ich ein paar Tage später das Buch in den Händen hielt, war ich… ja, was war ich denn? Überrascht, irritiert und begeistert zugleich.

Überrascht deshalb, weil das Buch ohne ein einziges Wort auf den Seiten daherkam. Der Titel, Metainformationen auf der letzten Seite und die Signatur von Eamonn Doyle sind alles, was es zu lesen gibt.

Irritiert, weil ich viel erwartet hatte, aber nicht ein solch in sich schlüssiges, durchdachtes Buch, das fotografisch auf allerhöchstem Niveau spielt.

Ein älterer Herr, der sich eine Zigarette anzündet

Und begeistert deshalb, weil ich mit jedem weiteren Betrachten der Bilder langsam zu verstehen begann, was Martin Parr gemeint hatte, als er vom besten neuen Fotobuch gesprochen hatte.

Ich möchte auch ausführen, warum: Die Straßenfotografie ist – im Kontext aller Genres – ein chaotisches Intermezzo. Sie lebt davon, komplexe Situationen einzufangen und ist meist an die Stadt als Lokalität gebunden. Kurz gesagt: Es ist immer viel los.

Nun kommt „i“ ganz anders daher. Eine einzige Person pro Bild wird gezeigt, ohne viel drumrum und sogar der Schnitt des Fotografen ist fast durchgängig gleich. Das ist noch nicht alles, denn es sind immer alte Menschen, die Eamonn Doyle auf der Straße und durchgehend aus dem gleichen Abstand zur Person fotografiert.

All das ergibt beim Betrachten ein Gefühl der Ruhe und Ordnung, ohne langweilig zu werden. Nein, es ist ein Konzept, das mir zu denken gibt. Denn Doyle schafft es, innerhalb sehr enger Grenzen eine Serie vorzulegen, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat.

Er widerlegt auf seine Art und Weise, dass es eben doch möglich ist, etwas Neues zu erschaffen. Und dazu noch, dass es nicht unmöglich ist, im Eigenverlag ein Buch zu publizieren, ganz ohne Riesenverlag, ohne fette PR. Wobei er natürlich die fetteste PR hatte, die man als Straßenfotograf haben kann: Eine Empfehlung von Martin Parr im Internet.

 

Abschließend fällt mir gerade auf, dass ich folgende Frage noch nie gestellt habe: Welche Bücher und Bildbänder im Bereich der Straßenfotografie sind für Euch unverzichtbar? Erzählt doch mal.

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West Coast – Teil 2

17 Sep

Wie versprochen, möchte ich Euch den zweiten Teil meiner USA-Reise im Mai natürlich nicht vorenthalten. Wir hatten die Küste erst einmal hinter uns gelassen und waren in der Columbia River Gorge angekommen.

Für mich war die Gorge mit ihren zahlreichen Wasserfällen das Highlight dieser Reise. Die dichten Wälder, tiefen Schluchten und tosenden Wasserfälle dort sind unbeschreiblich schön.

Nach dem fotografischen Erfolgserlegnis am Wahclella-Wasserfall am Tag zuvor war ich nun viel entspannter und auch nicht übermäßig enttäuscht, dass ich am Womans-Forum-Aussichtspunkt trotz drei Versuchen nicht einmal einen glühenden Himmel vorfand. Das mit den Sonnenauf- und -untergängen wollte einfach nicht klappen und so begnügte ich mich mit einem Foto, das ich zur blauen Stunde aufnahm.

Columbia River Blues © Michael Breitung

Wie die Wolken am Morgen schon vermuten ließen, wurde es ein leicht regnerischer Tag. Perfekte Bedingungen, um weitere Wasserfälle zu erkunden. Die Auswahl fiel nicht leicht. Um möglichst viele Wasserfälle zu fotografieren, entschied ich mich für die leicht zugänglichen.

Zuerst fuhren wir zu einem der höchsten Wasserfälle der USA. Fast 200 Meter fällt das Wasser der Multnomah Falls in die Tiefe. Sie sind die wohl touristischsten Wasserfälle der Gorge und auch die mit am meisten fotografierten. Ich suchte also nach einer etwas anderen Ansicht und fand sie schon wenige Meter vom Auto entfernt am Parkplatz.

Muldnomah © Michael Breitung

Den historischen Columbia River Highway weiter Richtung Westen wartete gleich danach der Latourell-Wasserfall. Fast eine halbe Sunde stand ich dort knietief im Wasser und machte Fotos. Ich war überrascht, dass die Flüsse in der Gorge alle recht warm waren. Kein eisiges Schmelzwasser wie ich es erwartet hatte.

Zu lange wollte ich mich aber nicht aufhalten, denn das Highlight des Tages sollte erst noch kommen. Etwas höher und tiefer in der Gorge versteckt, liegen die Fairy Falls. Und dieser Wasserfall ist wirklich märchenhaft. Er gehört nicht zu den höchsten und auch nicht zu den stärksten Wasserfällen. Aber durch seine Fächerform stellt er ein besonders schönes Motiv dar.

Latourell, Fairy Falls © Michael Breitung

Nach den letzten zwei Tagen war der Küstennebel der ersten Tage nun endgültig vergessen. Auch, wenn die Erfahrung mir mittlerweile sagte, dass ich in den folgenden Tagen an der Küste keine spektakuläre Dämmerung präsentiert bekommen würde, freute ich mich auf Bandon und später Kalifornien.

Zunächst lagen aber fast sechs Stunden Fahrt vor uns. In Anbetracht der großen Entfernungen, die man in den USA zurücklegt, vermisst man des öfteren die deutschen Autobahnen. Wenn man aber eine so schöne und abwechslungsreiche Strecke wie den Highway 1 entlang fährt, ist das zu verschmerzen.

In Bandon hatten wir dann direkt an den Klippen ein Motel gemietet und nur fünf Minuten Weg hinunter zum Strand. Ich habe schon viele Strände gesehen und fotografiert, aber am Bandon Beach kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist schwer, einen Superlativ zu finden, der diesem Strand gerecht wird. Paradies für Landschaftsfotografen trifft es, denke ich, ganz gut.

The Photographer © Michael Breitung

Nicht umsonst musste ich mir den Strand am Abend mit über 20 anderen Fotografen teilen. Eine ganze Reisegruppe sammelte sich vor den schönsten Felsen, alle mit Stativ und Gummistiefeln. Ich fand kaum eine Ansicht, bei der nicht mindestens ein Fotograf im Bild stand.

Am nächsten Morgen stand ich sehr zeitig auf, um den Strand für eine Weile ganz für mich allein zu haben. Es war traumhaft. Erst um fünf Uhr kamen nach und nach wieder die anderen Fotografen. Und es wurde uns ein ganz ansehnlicher Sonnenaufgang präsentiert.

Bandon Dawn © Michael Breitung

Ich hätte hier noch Tage verbringen können. Aber wir hatten einen sehr straffen Zeitplan. Zwei Wochen waren eigentlich zu kurz für diese Reise. Aber was will man machen, der nächste Strand wartete schon in Kalifornien auf uns.

Trinidad ist einen Gemeinde im Humboldt County im Norden Kaliforniens und der optimale Ausgangspunkt zum Erkunden weiterer zerklüfteter Küsten und der mächtigen Redwoods. Die Fahrt durch die Redwoods ist beeindruckend. Von einen Moment auf den anderen sind da Bäume, die teilweise über 100 Meter hoch sind. Es fiel mir nicht leicht, mich da aufs Fahren zu konzentrieren.

Abends besuchten wir den Trinidad State Beach. Den hatten wir dann fast für uns allein und konnten einen schönen Sonnenuntergang genießen. Ich war es gar nicht mehr gewöhnt, einen Sonnenuntergang mit Sonne zu fotografieren und so vergaß ich meine Hand-Technick, um Lens Flares zu vermeiden. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, nachträglich Abhilfe zu schaffen.

Trinidad © Michael Breitung

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der Redwoods. Unter diesen Giganten fühlt man sich wahrlich winzig. Zunächst erkundeten wir den Lady Bird Johnson Grove in der Nähe von Orick und danach ging es weiter in die Del Norte Redwoods. Auch hier könnte man Tage verbringen, es gibt so viel zu entdecken.

Wen es mal nach Kalifornien verschlägt, dem kann ich das Buch von Gary Crabbe* empfehlen. Von den Redwoods im Norden bis runter nach Santa Cruz zeigt Gary hier die besten Motive und liefert alle Infos, die man sich als Fotograf wünscht.

Redwoods Panorama © Michael Breitung

Walking amongst Giants © Michael Breitung

Auch den Luffenholtz Beach beschreibt Gary in seinem Buch und so durfte der auf unserer Reise auch nicht fehlen. Er liegt nur wenige Kilometer südlich von Trinidad. Leider ließ der Küstennebel wieder kein magisches Licht zu. Trotzdem war die blaue Stunde an diesem Ort etwas Besonderes.

Man kann aus der Not auch eine Tugend machen: Wenn das spektakuläre Licht ausbleibt, hat man viel mehr Zeit, sich auf die Auswahl des richtigen Standpunktes und die perfekte Komposition zu konzentrieren. Bei sich schnell änderndem Licht geht es mir hingegen oft so, dass ich möglichst viele unterschiedliche Ansichten einfangen möchte und den Standpunkt unter Umständen oft wechseln muss.

Luffenholtz Blues © Michael Breitung

Die letzte längere Fahrt führte uns dann bis runter nach San Francisco. Hier war ich sehr dankbar über unseren doch recht neuen Mietwagen und das Automatikgetriebe, das in den USA Standard ist. Die Straßen von San Francisco haben es wirklich in sich und unser Mietwagen musste einiges mitmachen.

Morgens fuhr ich rüber nach Marin County, um ein Foto der Golden Gate Bridge zu machen. Das Ergebnis seht Ihr im Titelbild. Abends gings dann für ein Sonnenuntergangsfoto zum Pier 7.

Dazwischen erkundeten wir unter anderem China Town und auch das eine oder andere Geschäft. Die Painted Ladies durften auch nicht fehlen und dann gab es an der Fisherman’s Wharf auch noch eine Robbenkolonie zu bewundern. Es ist einfach eine tolle Stadt, in der es nie langweilig wird. Strände gibt es natürlich auch noch.

Pier 7 © Michael Breitung

Wir verbrachten die letzten drei Tage unserer Reise in San Francisco bei bestem Wetter. Nur am letzten Morgen, als ich von den Twin Peaks fotografierte, zog für eine Weile dichter Nebel über die Stadt. Als die Sonne dann durchbrach, war das endlich einer der magischen Momente, auf die ich bei meinen anderen neun Sonnenaufgangstouren vergeblich gewartet hatte.

Cloud City © Michael Breitung

Zurückblickend war es eine tolle Reise. Aus fotografischer Sicht nicht immer ganz einfach, aber ich mag Herausforderungen und bin mit meiner Auswahl an Fotos doch ganz zufrieden. Zudem sind die Landschaften der USA einfach einzigartig und es ist toll, diese live zu erleben.

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West Coast – Teil 1

19 Jul

Viele der Landschaftsfotografen, die ich am meisten bewundere, kommen aus dem Westen der USA. Das liegt vor allem an den Motiven, die ich auf ihren Fotos finde: Spektakuläre Wasserfälle, zerklüftete Küsten und märchenhafte Wälder.

Mit großen Erwartungen plante ich deshalb für dieses Jahr unsere Reise in die USA: Flug nach Seattle, dann mit dem Mietwagen die Küste entlang nach San Francisco und von dort zurück nach Deutschland. Mit den ersten Maiwochen hatten wir uns auch einen guten Zeitraum herausgesucht: Frühling, alles grün, Rhododendronblüte in Nordkalifornien. Zudem tritt der gefürchtete Küstennebel normalerweise erst in den Sommermonaten auf, aber dazu später mehr.

Unser erstes Ziel nach der Ankunft in Seattle war La Push im Olympic National Park. Zwei der beeindruckendsten Strände der Welt – der Second Beach und der Rialto Beach – waren gleich um die Ecke. Die Vorfreude während der gut fünfstündigen Autofahrt war entsprechend groß und ein blauer Himmel strahlte uns entgegen, als wir abends zum Second Beach aufbrachen.

Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Das war zwar nicht ideal, aber bei so einer Kulisse kann man nicht meckern. Die sogenannten Sea Stacks am Second Beach bildeten gerade vor dem klaren Himmel eine wunderschöne Silhuette. Nach fast zwei Stunden am Strand ging es zufrieden zurück in unsere Unterkunft. Dabei war der Weg durch den düsteren Küstenwald etwas gruselig, zumal man im Olympic National Park auch auf Bären treffen kann und dann bei jedem Rascheln gleich genauer hinhört.

Second Beach © Michael Breitung

Second Beach Twilight © Michael Breitung

Am nächsten Morgen war er dann da, der Küstennebel. Soviel zur Wettervorhersage und zu meiner Hoffnung, dass wir im Mai noch verschont bleiben würden. Ich war trotzdem motiviert, gleich meine Kamera zu schnappen und dem Küstenwald am Second Beach noch einen Besuch abzustatten. Denn Wald und Nebel: Das passt gut zusammen.

Guardian © Michael Breitung

Und dann gibt es im Olympic National Park auch noch den berühmten Hoh-Regenwald. Beim Gedanken an nebelverhangene, moosbewachsene Ahornbäume fing mein Fotografenherz an, schneller zu schlagen. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir los ins Inland.

Nach etwa zehn Kilometern kurz vor Forks wurde es plötzlich hell und die Temperatur stieg um 10 °C. Im Rückspiegel war alles weiß, eine kilometerhohe Nebelwand, vor uns blauer Himmel und Sonnenschein. Ich war selten so enttäuscht über schönes Wetter. Das mit dem Hoh-Regenwald konnten wir bei diesem Licht abhaken.

Wir fuhren stattdessen zum Lake Crescent und dann ins Sol Duc Valley. Bei Wasserfällen bevorzuge ich normalerweise einen bedeckten Himmel, aber es gibt immer wieder Situationen, in denen das Zusammenspiel von Licht und Wasser für magische Stimmung sorgt. Zu meinem Glück war das an diesem Tag so.

Sol Duc © Michael Breitung

Die Hoffnung, dass die Sonne den Nebel vom Morgen von der Küste verdrängt hätte, wurde leider enttäuscht, als wir abends zurückfuhren. Mit einem farbigen Sonnenuntergang sollte es an diesem Tag nichts werden.

Und der nächste Tag begann wie der vorherige mit dichtem Nebel. Wir brachen wieder zum Hoh-Regenwald auf. Dieses Mal reichte der Nebel deutlich weiter. Doch kurz vor dem Regenwald wieder das gleich Spiel wie am Tag zuvor.

Wir ließen es uns trotzdem nicht nehmen, durch die Hall of Mosses zu wandern. Aber ganz ehrlich, ich hätte mir Regen gewünscht. Es ist beeindruckend, keine Frage. Aber im gleißenden Sonnenlicht kam einfach nicht die Atmosphäre auf, die ich von Fotos kannte.

Abends versuchten wir es am Rialto Beach. Wieder nichts. Die anderen Fotografen zogen schon reichlich vor Sonnenuntergang ab und ich widmete mich nicht dem weiten Küstenpanorama, sondern einem einzelnen Stein, der vom herannahenden Wasser umspült wurde. Ohne das richtige Licht wirken selbst die spektakulärsten Landschaften aus fotografischer Sicht trist und langweilig.

Rialto Stone © Michael Breitung

Unser letzter Morgen im Olympic National Park und immer noch keine Änderung in Sicht. Heute fuhren wir weiter nach Oregon, aber vorher brachen wir ein letztes Mal zum Hoh-Regenwald auf. Und wir schienen Glück zu haben: Als wir am Parkplatz ankamen, war der Himmel bedeckt.

Wir machten uns wieder auf zur Hall of Mosses. Ein paar Fotos konnte ich auf dem Weg noch machen, dann brach die Sonne erneut durch und innerhalb von fünf Minuten war keine Wolke mehr am Himmel. Fototechnisch war es bislang alles andere als einfach.

Hoh Track © Michael Breitung

Hoh Road © Michael Breitung

Canon Beach in Oregon ist ein wunderschöner Küstenort am gleichnamigen Strand. Den ganzen Tag über während unserer Fahrt dorthin hatten wir Sonnenschein, obwohl wir die Küste entlang fuhren.

Nachmittags mussten wir nur noch vorbei an den Hügeln vom Ecola State Park und wir trauten unseren Augen kaum, als wir auf der anderen Seite wieder dichte Wolken vorfanden. Der Strand war toll, aber die Fotos, die ich seit Jahren im Kopf hatte, konnte ich auch an diesem Abend nicht machen. Am nächsten Morgen war ich schon um vier Uhr am Strand, doch erneut kein Licht in Sicht.

Kurz bevor wir später auscheckten, zeigte sich das erste Mal die Sonne. Mittlerweile wusste ich, was das bedeutet: Innerhalb von wenigen Minuten würden sich alle Wolken auflösen. Ich rannte zurück zum Strand und kam noch rechtzeitig an, um ein Postkartenfoto vom Canon Beach mit blauem Himmel, ein paar weißen Wolken und warmem Seitenlicht zu machen.

Canon Beach © Michael Breitung

Wir fuhren weiter nach Pacific City zum Kape Kiwanda State Park. In den Wintermonaten kann man hier über Felsen hereinbrechende Wellen fotografieren. Nicht aber im Mai bei Ebbe. Ich hatte deshalb ein anderes Foto geplant.

Die Flut kam genau rechtzeitig und endlich konnte ich wieder einen farbigen Sonnenuntergang fotografieren. Klar, dass ich gleich am nächsten Morgen um vier Uhr wieder aufstand, um das zu wiederholen. Doch viel konnte ich von der Küste nicht mehr sehen: Genau, der Nebel war wieder da.

Kape Kiwanda © Michael Breitung

Ein bischen war ich froh, dass wir die nächsten drei Tage fern der Küste bei Portland verbringen würden. Vielleicht würde sich in der Columbia River Gorge das Blatt ja wenden. Doch erst einmal sollten ein paar Outlets besichtigt werden. Es war also ein fotografiefreier Tag angesagt.

Dafür standen am nächsten Tag gleich drei Wasserfälle auf dem Program. Die Columbia River Gorge ist bekannt für ihre unzähligen Wasserfälle. Eine Auswahl zu treffen, war nicht einfach.

Bei ähnlichen Bedingungen wie im Sol Duc Valley brachen wir zum Wahclella-Wasserfall auf. Leider waren wir etwas spät dran und die Mittagssonne kletterte unaufhaltsam immer weiter am Himmel empor. Bald würde die Schlucht Tanner Creek komplett in hartes Licht getaucht. Wir mussten uns also etwas beeilen.

Unser Timing hätte besser nicht sein können. Wir fanden die perfekte Balance zwischen Licht und Wasser vor. Ich musste nur noch auf einen Felsen im Fluss klettern, um den richtigen Bildausschnitt zu bekommen. Schnell noch einmal in der Hektik die Kamera auf die Felsen geworfen und dann über einen glitschigen Baumstamm rüber zum Felsen. Die Kamera hat es glücklicherweise überlebt und ich konnte es auch vermeiden, in den Fluß zu fallen.

Wahclella © Michael Breitung

Nach dem Schrecken mit der Kamera und den darauffolgenden Minuten im Fotografenhimmel, war ich wieder positiv gestimmt. Vergessen war der Küstennebel und ich freute mich auf die weiteren Wasserfälle der Gorge. Davon, von den Redwoods, der kalifornischen Küste und San Francisco berichte ich dann in Teil 2 dieses Reiseberichts.


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Fantastische Bildbände zur Straßenfotografie, Teil 3

05 Jul

Liebe Leser und Mitverfolger der Serie, meine Leidenschaft für Bildbände hat in den letzten Wochen und Monaten kein bisschen abgenommen. Ich würde soger eher sagen, dass ich mitten im Fotoband-Fieber bin. Es gibt derzeit (bis aufs Fotografieren) wenig, was mir so viel Spaß macht wie mich durch Bildbände inspirieren zu lassen.

Anders gesagt: Wenn ich die Bilder anfasse und mich in die Fotografen hineinversetze, bekomme ich regelrecht Hummeln im Arsch und will sofort wieder raus. Und damit Ihr auch teilhabt an meiner Freude, präsentiere ich heute den dritten Teil der Serie, die mit Sicherheit noch viele weitere haben wird.

Joel Meyerowitz, 55*
128 Seiten | 14,8 x 13,6 x 1,2 cm | (derzeit) ab 19,87 €

Joel Meyerowitz, 55 © Joel Meyerowitz

Als Martin Wolf im April letzten Jahres das Leica-Portrait über Joel Meyerowitz bloggte, wurde ich an diesen Fotografen erinnert, den ich bis dato noch nicht näher studiert hatte. So kaufte ich mir das erstbeste Buch und wollte nicht gleich superviel Geld investieren. Zu Beginn jedoch ein paar Worte zum Herrn der Wahl:

Geboren 1938 in New York City, arbeitete Joel Meyerowitz zunächst als Art Director, gab aber seinen Job auf, um ab 1962 intensiv zu fotografieren. Ausstellungen folgten, er fotografierte auch in Europa. In den Siebzigern interessierte er sich zunehmend weg von der Straße hin zur Architektur und zum Offenen hin. Für die frühe Farbfotografie ist Meyerowitz für die damalige Zeit ein wichtiger Advokat.

Meyerowitz fotografierte unsichtbare Beziehungen sich völlig fremder, auf der Straße begegnender Menschen. Die Ausnahme sind Einzelpersonen, denn diese nahm er meist in Korrelation mit anderen auf und versuchte, die Fotografie von der „Ästhetik des entscheidenden Momentes“ zu lösen. Er öffnete sich dem Komplexen, Unfertigen und Nicht-Gelösten in seinen Straßenfotos – aber auch der Klar- und Offenheit in seinen Architektur- und Naturaufnahmen.

Warum heißt der Band „55“? Nun, 55 ist eine Serie, mit der der Verlag Phaidon historisch bedeutende Fotografen vorstellt und einen chronologischen Ablauf über ihre jeweils 55 wichtigsten Werke zeigt. Preislich niedrig und vom Druck her eher klein gehalten, ist dies der große Fotoband des kleinen Mannes und schmalen Geldbeutels.

Joel Meyerowitz, 55 © Joel Meyerowitz

Mich überraschte beim Betrachten des Buches die Diversität der Arbeiten, so dass ich des Öfteren ins Stocken geriet und mich fragte, ob diese Fotos wirklich ein und derselbe Fotograf gemacht hatte. Dies liegt sicherlich an der Vielseitigkeit Meyerowitz’ – bemühte er sich doch um die Fotografie mit unterschiedlichsten Werkzeugen. Von 35 Millimetern auf der Straße bishin zum Großformat in der Landschaft.

Auf mich wirken die Aufnahmen des „ganz Großen“ wohl bedacht und präzise durchkomponiert. Natürlich öffnete er sich auf der Straße dem Zufall, den Aufnahmen geht aber keineswegs die Aufmerksamkeit und Empathie ab, die vonnöten ist, um Menschen im urbanen, willkürlich zusammengewürfelten Kollektiv zu fotografieren.

Jedes der 55 Bilder wird von Meyerowitz ausführlich erklärt. Dabei handelt es sich nicht um technische Details, sondern die Gedanken und Ideen, die ihm damals durch den Kopf gingen. Beim Lesen wurde mir schnell klar, wie reflektiert dieser Mann eigentlich ist.

Viele Straßenaufnahmen entbehren kein bisschen der Situationskomik, die ein jeder nur zu gut aus dem nicht gestellten Alltag in der Stadt kennt. Gerade bei diesen Fotos ertappe ich mich immer dabei, nicht vordergründige, aber bildentscheidende Details zu finden. „Aha-Momente“, die für mich die Fotografie so spannend machen.

Meyerowitz’ Landschaftsfotografie bewegt sich fern vom Kitsch, er braucht keine Übertreibungen, aber eine beeindruckende Weite in seinen Bilden ist nicht von der Hand zu weisen, die nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Nachdenken anregt. 55 ist für all diejenigen, die Meyerowitz kennenlernen wollen, meiner Meinung nach ein sehr guter Einstieg.

 

Martin Parr, 100 photos de Martin Parr pour la liberté de la presse*
144 Seiten | 25,8 x 19,8 x 1,4 cm | 9,99 € 

Martin Parr, 100 photos de Martin Parr pour la liberté de la presse © Martin Parr

Derzeit beschäftige ich mich in meiner Freizeit mit keinem anderen Fotografen so sehr wie mit Martin Parr. Ich habe mich noch nie so intensiv mit dem Wirken und den Werken eines Fotografen so lange und tiefgründig auseinandergesetzt. Und dabei bin ich gefühlt erst am Anfang, diesem Mann auf die Schliche zu kommen.

Der erste Bildband, den ich von Martin Parr in den Händen hielt, war diese Ausgabe der französischen Sektion der Reporter ohne Grenzen. Als ich sie mir vor längerer Zeit unwissend nach Hause bestellte, geschah dies mehr aus Neugier, denn aus Überzeugung. Die Fotos, die ich von diesem Mann bis dato gesehen hatte, hatten mich irritiert und so mein Interesse geweckt.

Jedoch lag der Band erst einmal ein paar Wochen zu Hause herum – und als er in die Hände von Besuchern kam, meinten diese, das das aber keine schönen Fotos seien. Und sie behielten Recht. Martin Parr will keine „schönen“ Fotos machen. Diese Bemühung liegt ihm fern.

Parr, geboren in Großbritannien und Sohn eines eifrigen Vogelbeobachters, kam über den Großvater im Alter von 14 Jahren mit der Fotografie in Berührung und wusste sofort, dass er Fotograf werden wollte. Seine ersten Fotos waren noch monochrom, doch als die Farbfotografie von den Staaten auch nach Europa herüberschwappte und er sie für sich entdeckt hatte, gab es kein Zurück mehr – und seine Fotos wurden zunehmend kritischer.

Martin Parr fotografierte Menschen und gab sich nicht mit dem Status Quo zufrieden, „tolle Fotos von exotischen Dingen“ zu machen. Ihm war die Fotografie viel zu rückwärtsgewandt, beschönigend und – wie er oft sagt – nostalgisch. 1994 beworb er sich bei Magnum und wurde genommen.

Jedoch verlief der Prozess nicht reibungslos. Viele Fotografen waren gegen ihn, unter anderem Mitbegründer Henri Cartier-Bresson. Letztendlich wurde er nach sechs Jahren mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit aufgenommen und das öffnete ihm Tür und Tor in die Welt, die er bis heute aus gesellschaftskritischer Perspektive beobachtet.

Martin Parr, 100 photos de Martin Parr pour la liberté de la presse © Martin Parr

Und eines seiner Hauptthemen neben Food, Mittelstand und den Reichen der Welt ist der Tourismus. „Großbritanniens einflussreichster Fotograf“ (Wirtschaftswoche) fotografiert auf diesem Gebiet vor allem, um die Diskrepanz zwischen dem, was der Tourist von seinem Ort erwartet und dem, was er dann vorfindet, herauszuarbeiten. Es ist einer der größten Industriekomplexe, die es auf der Erde gibt und Parr legt den Finger tief in diese Wunde.

Und der Fokus des hier vorgestellten Bildbandes liegt genau dort: Der Tourismus – oder besser gesagt: Touristen. Die Fotos sind unangenehm, denn sie präsentieren ungeschönt die Schattenseite dieser modernen Form der Pilgerschaft. Verstärkt wird der Effekt durch die so unverwechselbare Technik, die er benutzt. Martin Parr blitzt Menschen meistens an. Jedoch nicht in der unbarmherzig direkten Form wie etwa ein Bruce Gilden, einer der meistgehassten Straßenfotografen, es tut.

Martin Parr blitzt viel dezenter und durch die Verwendung von Farbe rückt diese sehr in den Vordergrund und verstärkt den Eindruck des Aufgeblasenen, Überdrüssigen und Übertriebenen. Parr sieht sich – und der Rahmen des Bandes unterstreicht das – als Dokumentarfotograf. Er dokumentiert – oder mit seinen eigenen Worten: sammelt – was da ist. Und zeigt Extreme. Das kann er gut und das ist es, was die Fotos von Martin Parr unverwechselbar machen.

Der Bildband zeigt mit 100 Fotos einen sehr guten Überblick über das, was Parr über die Jahre dokumentiert hat. Doch sind auch Fotos dabei, die bis dato nicht veröffentlicht wurden, der Zahl nach ganze 20. Anstatt diese wie Meyerowitz zu erklären, sind die Fotos nur mit Jahresangabe und Aufnahmeort versehen.

Übrigens: Auf Flickr gibt es eine Gruppe, die Martin Parr WE ? U heißt und ihm gewidmet ist.

 

Harald Kirschner, Patina*
111 Seiten | 24,4 x 17,4 x 1,4 cm | 14,95 € 

Harald Kirschner, Patina © Harald Kirschner

Das Titelbild mit dem alten Pontiac Silverstreak und den alten Fassaden hatte mich gepackt und zum Kauf des Bandes überredet. Ich konnte nicht anders, denn ich war neugierig geworden, wie denn Halle in einer Zeit, in der ich meine Kinderjahre in der Nähe von Baden-Baden erlebte, so ausgesehen hatte.

Also bestellte ich den Band und ein paar Tage später übergab mir der Postbote den im April dieses Jahres beim Mitteldeutschen Verlag erschienenen Band. Dieser bewirbt ihn so: „Halle in der Endzeit der DDR – keine Diva in Grau, sondern eine Diva in Farbe …“

Der Fotograf selbst ist aus derselben Generation wie mein Vater, 1944 in der Tschechischen Republik geboren. Die Sechziger und Siebziger nutzt er zur Fotografenausbilung in Mecklenburg-Vorpommern und anschließendem Studium in Leipzig. Später beginnt er, als freischaffender Fotograf zu arbeiten.

Das Buch war ursprünglich im Auftrag des Brockhaus-Verlages im Rahmen mehrerer Bände über Städte geplant, wobei nach der Wende der Auftrag platzte. Neu aufgenommen vom Mitteldeutschen Verlag wurden sie publiziert mit der Absicht, Kennern und Nicht-Kennern eine Retrospektive auf das vergangene Halle zu geben.

Kirschner fotografierte zu diesem Zeitpunkt erstmals in Farbe und zeigt einen nostalgischen Blick auf Architektur und Stadtlandschaft. In diesem Sinne sind seine Fotos alles andere als typische Straßenfotografie, wobei diese mit ihren weitläufigen Armen auch das nüchterne Genre Kirschners umfasst.

Der zeigt das eigentlich Zentrale in der Straßenfotografie – den Menschen – nicht isoliert, sondern nimmt ihn stets eingerahmt mit in die urbane Architektur. Da die Fotos jedoch nicht knallig bunt und frech aus der Menge fotografiert werden, wirkt der Mensch allein, verlassen und vergessen. Beinahe ignoriert.

Harald Kirschner, Patina © Harald Kirschner

Da Kirschner meist aus der Distanz großflächiche Ansichten der Stadtlandschaft zeigt und dabei sehr geradlinig abbildet, verstärkt sich der Eindruck des Abstandnehmens und vielleicht auch des Abschiedes. Denn die Stadt steht kurz vor dem Umbruch und ist vielleicht schon ein wenig gebrochen. Darin schön anzusehen. Eine Diva eben.

Es ist gut, dass Harald Kirschner diese Fotos nicht schwarzweiß aufgenommen hat, denn die schwache Farbigkeit verleiht den Bildern den zusätzlichen Eindruck der Verlorenheit, des Endes. Die Fotos bellen nicht. Sie laden ein, sich in sie zu versenken. In alte Gemäuer, abbröckelnden Putz, nicht renoviert.

Patina ist überall, in jedem Bild, es ist der Mantel, der alles und beinahe auch die Menschen bedeckt. Neubau sowie prominente Sehenswürdigkeiten ignoriert Kirschner gekonnt. Als jemand, der Halle nur vom Hörensagen kennt, vermisse ich diese jedoch nicht ansatzweise.

Ich genieße es sehr, mit dem Durchblättern eine kleine Reise durch die Stadt zu machen. Ich stehe noch einmal dort, wo Kirschner fotografiert hat und denke nach, wie und warum er diese Aufnahmen so nicht beschönigend gemacht hat. Halle schläft und ich schaue es dabei gern an.

Einmal jedoch wacht Halle kurz auf, nämlich auf Seite 63. Hier zeigt der Fotograf ein Bild, das schon fast einer optischen Täuschung gleicht. Doch dieses Bild sollen nur diejenigen sehen, die den Band auch kaufen.

 

Mark Cohen, Grim Street*
144 Seiten | 30,7 x 24,1 x 1,8 cm | (derzeit) ab 12,03 €

Mark Cohen, Grim Street © Mark Cohen

Kurz vor Weihnachten 2012 hatte ich zugegriffen. Aus welchem Grund auch immer war ich Mark Cohen zugetan und mochte seine Bilder sofort. Dabei war ich mir der Kritikwürdigkeit selbiger natürlich bewusst.

Doch beginnen wir wie immer ganz von vorn, beim Fotografen selbst: Mark Cohen lebt und fotografierte die längste Zeit seines Lebens in Wilkes-Barre, einer Kleinstadt in den Bergen Pennsylvanias. Dort wurde er auch 1943 geboren und begann im Alter von 15 Jahren zu fotografieren.

Erste Vorbilder waren Cartier-Bresson, Robert Frank und Garry Winogrand. Cohens Stil entwickelte sich jedoch bewusst außerhalb des gängigen Rahmens fotografischer Herangehensweisen. Dieser wird als vulgär und kontrovers angesehen und er bricht darin mit allen gängigen Regeln der Portraitfotografie. Das ist es auch, was seine Bilder so spannend macht und ihm internationale Anerkennung verschafft hat.

Der Bildband selbst beginnt mit einem ausführlichen Interview, das zwischen Cohen und Anne Wilkes Tucker stattfindet. Aus dem Interview erschließt sich auch, warum und wie Cohen seinen Stil fand und was er damit erreichen möchte.

Dann folgen die Bilder zu „Grim Street“. Chronologisch sortiert und enstanden von 1967 bis 1990 ist ihnen nur die Jahreszahl und eine knappe Beschreibung des Bildmotives angehängt. Die Fotos sind groß genug, um direkt zu sprechen. Und das tun sie.

„Wenn Du die Straße riechen kannst, dann ist es ein gutes Straßenfoto“, sagte einmal Bruce Gilden. Und das trifft auf jedes einzelne Foto Cohens zu. Das hängt damit zusammen, dass es Cohen überhaupt nicht darum ging, perfekt auskomponierte Aufnahmen aus der Distanz zu machen. Nein, Cohen hatte einen Riecher für die besonderen Momente. Er sah ein Detail und eine Nanosekunde später entstand das Foto.

„Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug dran“, stammt, um noch einen großen Fotografen zu zitieren, von Robert Capa. Und ich möchte behaupten: Im Blick auf das Gesamtwerk „Grim Street“ war Cohen näher dran als der größte Teil aller Straßenfotografen. Nah dran zu sein war elementarstes Konzept, wenngleich seine Kritiker behaupten, er wäre schon zu nah dran gewesen.

Mark Cohen, Grim Street © Mark Cohen

Fotografiert hat er mit einem Weitwinkelobjektiv, das eine große Schärfentiefe zuließ und für etwa die Hälfte der gezeigten Fotos benutze er einen Blitz. Da Cohen gern in der Dämmerung fotografierte, hebt das grelle Licht die fotografierten Personen wunderbar hervor und lässt den urbanen Hintergrund Hintergrund sein.

Technik interessierte Cohen freilich nicht, er fotografierte sehr spontan. Vorfokussiert, abgedrückt aus der Hüfte und ohne durch den Sucher zu schauen. Cohen bezeichnet seine Art zu fotografieren als „invasiv“ und er gehörte zu den ersten Straßenfotografen, die dermaßen nah mit zusätzlichem Licht an Menschen herangingen.

Dabei war es ihm gleich, ob die Komposition schön oder gerade war. Abgeschnittene Arme, Köpfe und Füße gehören für ihn dazu, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Nur dem verwöhnten Auge fällt dies zunächst negativ auf, jedoch gewöhnt man sich sehr rasch daran – wenn man sich auf Cohens Bilder einlassen kann.

Er fotografiert so eng an den Personen, dass ich als Betrachter eine Weile brauche, um überhaupt so nah an Menschen heranzuwollen, da Cohen mich – ohne zu fragen – mitreißt. Die Fotos sind innerhalb der Komfortzone der Menschen enstanden und damit außerhalb meiner. Wenn ich mich jedoch dafür öffne, spüre ich das Leben. Es entsteht eine Art Intimität zu den fotografierten Menschen, die mir immer wieder neu ist.

Mark Cohen macht keine einfachen Bilder. Das wollte er nie und betont dies in Interviews immer wieder. Doch seine schweren, explosiven Fotos haben Charme. Einen Charme, den nicht jeder mag und den nicht jeder mögen muss.

 

Nun habt Ihr wieder ein wenig Lesefutter für die nächsten Wochen und ich hoffe, dass Euch das eine oder andere Buch angemacht hat. Ich finde sie alle toll. Falls Ihr noch nicht genug habt und die anderen beiden Teile noch nicht kennt: Teil 1 und Teil 2. So. Und ich linse derweil schon auf die nächsten Bände, die ich vorstellen werde.

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Fantastische Bildbände zur Straßenfotografie, Teil 2

30 May

Ein Beitrag von: Roman Tripler

Ich war überrascht, als Martin mich bat, ein paar Zeilen zu Büchern meiner kleinen Sammlung zu schreiben. Das mache ich, denn ich rede leidenschaftlich gern über Fotografie und ebenso über Bücher.?? Fotobücher waren und sind für mich ein wesentlicher Bestandteil meiner persönlichen Entwicklung. Ich recherchiere und lerne an ihnen, weil editierte und sequenzierte Arbeiten von bedeutenden Personen der fotografischen Geschichte mir stumme Lehrmeister sind.

Einen Vorteil sehe ich darin (in unserer kurzweiligen Zeit, in der es für Fotografen zunehmend schwerer wird, bei bedeutenden Verlagen ein Buch zu bekommen), dass Bücher Resultate langer Reflexionen sowie intensiver Arbeit sind und dass diese eigenständige Qualität auf Papier zu sehen ist.

So muss ich (eigentlich) nicht auf die Suche gehen, ob das, was ich mir anschaue, wirklich etwas leistet, so kann ich einer Entdeckungsreise freien Lauf lassen. Soll nicht bedeuten, dass ich unkritisch jedem Buch gegenüber stehe, jedoch hilft ein wenig Leichtfertigkeit, viele unterschiedliche Charakteristika der Fotografie zu erforschen.

Es gibt immer und überall Einzelbilder, die beim ersten Anblick wahrlich fesseln, die so bindend sind, als ob neben ihnen nichts existieren könne. Ich denke da zum Beispiel an Kevin Carters Bild eines sterbenden Mädchens im Sudan, das als Mahl in spe geduldig von einem Geier bewacht wird.

Solch eine inhaltliche Stärke, solch eine Präsenz haben bei Weitem nicht alle Bilder, auch nicht in den besten Büchern. Jedoch entwickeln viele Bilder in Büchern eine weit tiefergehende Qualität als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Diese Bilder geben meist Zeugnis von der Beobachtungsgabe und der Sensibilität der jeweiligen Fotografen und zeigen mir im Umkehrschluss, auf was ich in der Gesamtheit eines Projektes zu achten habe.

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Miroslav Tichý, Miroslav Tichý*

Miroslav Tichý

Seit meiner späteren Jugend habe ich einen guten Freund namens Jürgen, ein passionierter, geschichtsfester Sammler von Kunst und Literatur, der stets den Blick auf Sonderbares gerichtet hat. Seine Spielwiese ist nicht die Fotografie, aber unser Austausch war und ist immer noch sehr rege, hitzig diskutieren und streiten wir, meist ist es inspirativ.

Er erzählte mir vor etwa zehn Jahren von einem Fotografen, der eigentlich Maler sein wolle. Er lebe wohl in einem kleinen tschechischen Dorf, sähe aus wie das Paradebeispiel des Vagabunden aus gruseligen Kindergeschichten und habe sich aus Brillengläsern, Klorollen, Kronkorken, Klebeband und allerlei anderem Müll funktionierende Kameras zusammengebaut.

Damit sei er durch sein Dorf gezogen, habe Frauen in allen erdenklichen Posen abgelichtet, sei oft mit der Polizei aneinander geraten und habe sogar eingesessen. Seine Fotografien würde er auf selbstgebaute Papp-Rahmen kleben und sowohl die Rahmen als auch die Bilder bemalen.

Man habe ihn erst kürzlich entdeckt und dabei ein Meisterwerk gefunden. Er hieß irgendwas mit „Tisch“, soviel hatte ich mir gemerkt. Ich fand das damals spannend und forschte nach, fand den richtigen Namen, Miroslav Tichý, viel mehr jedoch nicht, denn viele Informationen gab es damals nicht.

Erst Jahre später stolperte ich wieder über Tichý, als Worldstar erschien. Eine umfassende Situationsbeschreibung seiner Person und seines Schaffens, die er so offenbar nicht wirklich wollte. Einen interessanten Bericht und mehr Hintergrundinfos findet Ihr hier.

Nun konnte man auch viele Bilder im Internet finden. Ab der ersten Fotografie, die ich von ihm sah, war ich begeistert. Wie Martin Walser es süffisant in „Ein fliehendes Pferd“ in Worte fasste, so treffend fotografierte Tichý „seine“ Frauen: Ein Blick von der Seite, ein kurzes Aufschauen, die Gunst unbeobachtet, unbemerkt zu voyeurieren.

Stets lang genug schauen zu dürfen, um sich alles ausreichend einzuprägen. Kennt das jemand? Männer wohl eher als ihre Frauen, mag ich wetten. Sehnsüchte, Romantik und Erotik in grauem Alltag zu entdecken, um dann den eigenen, verschüchterten Blick mit aufs Papier zu transportieren, das finde ich schlicht gesagt genial: Tichý.

Miroslav Tichý

Das Buch Miroslav Tichý* habe ich für einen Spottpreis erst 2012 aus der Ausverkaufslage der Art Cologne bekommen. Heute zahlt man etwa 60 – 70 €, Tendenz vermutlich steigend, was ich für ein gutes Buch der Firma Steidl immer noch nicht zu viel finde. Ich möchte gar nicht so sehr auf die Beschaffenheit eingehen, nicht das Layout erörtern.

How to make a book with Steidl ist der passende Film, um Steidls Passion zu erkennen und zu spüren, dass in jedem Buch auch dessen Geist zu finden ist.

Der Herausgeber zeigt auf über 320 Seiten neben etlichen Seiten informativem Text, den man nicht unreflektiert „fressen“ sollte, nicht nur viele von Miroslav Tichýs Fotografien, sondern auch Zeichnungen und einige Bilder von ihm selbst.

Alles in gewohnt brillianter Abbildungsqualität. Zudem riecht das Buch wie ein Buch riechen muss: Nach Papier und Druck – und fühlt sich toll an. Eigenschaften, die mir persönlich viel geben. Vergebt mir meine Zurückhaltung in den Details: Ich möchte nicht verraten, ob der Gärtner der Mörder ist, sondern die Neugier auf die Geschichte wecken – diese Reise solltet Ihr selbst antreten und Tichý ist diese Reise wert.

Dieses Buch hat mich gelehrt, meine persönliche Sicht, mein persönliches Empfinden mit in meine Fotografie einfließen zu lassen, denn an persönlicher Note fehlt es ach so vielen Bildern. Tichýs Bilder sind alles andere als perfekte Fotografien, jedoch stets erkennbar seine und allein mit dem Gedanken, dass er die frühe Trennung von seiner Jugendliebe womöglich nie richtig verkraftet haben mag, les- und verstehbar.

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Friedrich Seidenstücker, Von Nilpferden und anderen Menschen*

Friedrich Seidenstücker, Von Nilpferden und anderen Menschen

Nicht weniger eindrucksvoll empfinde ich die Arbeiten von Friedrich Seidenstücker. Da verweisen doch alle auf den unglaublichen Humor des Magnum-Fotografen Elliott Erwitt, doch gab es da diesen Berliner Kautz, der bereits in den 1920er Jahren einen Spaß an den Tag legte, der bis heute nichts an Wirkung und Spritzigkeit verloren hat.

Schon am Titel des Buches – „Von Nilpferden und anderen Menschen“ – wird schnell klar, dass Seidenstücker frischen Wind in die damalige fotografische Szene brachte. Eine kleine Anekdote möchte ich gern erzählen, die zeigt, wie zeitlos Seidenstückers Bilder eigentlich sind:

Ich war mit meinem damals 9-Jährigen auf der Vernissage von Renate Grubers „Thank you, Darling“, die „Schätzchen“ aus der lange verkannten Sammlung ihres verstorbenen Mannes zeigte und zum Verkauf anbot.

Zwei offenbar gut betuchte, ältere Herrschaften sinnierten über ein Bild und mein Sohn, frech wie er ist, sagte: „Das ist was Besonderes – Berliner Zoo, Seidenstücker – nur anschauen, nicht anfassen!“ Deren Kinnladen sanken rasch und hörbar herunter.

Friedrich Seidenstücker, Von Nilpferden und anderen Menschen

Dass die Arbeiten Seidenstückers etwas Besonderes sind, wird schon im Vorwort des Buches deutlich betont. Ich fühle mich geneigt, Textpassagen eins zu eins zu übernehmen, da die Formulierungen der begleitenden Texte des Buches so schön präzise sind. Die Arbeiten Seidenstückers werden als „kollektives Gedächtnis“ bezeichnet, da er als Sonderling der damaligen Berichterstattung polarisierte, den Menschen eine offene Sicht der Dinge gewährte, ohne den nötigen Ernst zu verlieren.

Nicht zuletzt beeindruckt und inspiriert er mich dadurch, dass er sowohl den Drang verspürte, den Menschen einen nüchternen Eindruck über die Geschehnisse der Zeit zu vermitteln – seinen Trümmerfotografien oder den Streifzügen durch Berlin muss man Klarheit und Sachlichkeit bestätigen – als auch die spaßverliebten Bilder aus dem Berliner Zoo zu zeigen, deren Freude am Fotografieren als Virus auf einen selbst überzuspringen versucht.

Sogar die Aktfotografie Seidenstückers birgt eine gesunde Naivität, die mehr die freudige Prozedur des Schaffens beschreibt und deren Ergebnisse spontaner und erfrischender wirken als so viel Schund, den ich heutzutage ertragen muss.

Ich bewundere die Vielfältigkeit Seidenstückers, die sich grundlegend am Leben eines „normalen“ Menschen orientiert und die sich positiv abhebt von den Privilegien, die zeitgenössische (Presse-)Fotografen haben, die eine gute Basis oft schon rein des Jobs wegen in den Schoß gelegt bekommen.

Dies soll kein Angriff sein, ich möchte die Qualität ihrer Arbeiten daduch nicht schmälern wollen. Wen aber interessieren die Ereignisse der Nachbarschaft, wenn in Boston eine, nein, sogar mehrere Bomben hochgehen? Es ist eine ewige Diskussion, bei der Seidenstücker beweist, dass man nicht in die große weite Welt hinausziehen muss, um interessante Dinge zu entdecken.

Friedrich Seidenstücker, Von Nilpferden und anderen Menschen

Appollinaire hätte nie über Bennerscheid geschrieben, wenn es ihn nicht für ein Jahr in die Provinz nahe Bad Honnef gezogen hätte. ??Was mir bei Seidenstücker ebenfalls immer wieder besonders auffällt und nicht minder charakteristisch erscheint, ist seine präzise Bildgestaltung.

Als Art Director kam ich nicht umher, mich intensiv mit Gestaltungslehre, sprich Raumaufteilung und Gestaltungsrastern, zu beschäftigen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Herr Seidenstücker ähnlich theoretisch unterwegs war, aber seine Bilder passen durch die Bank weg in die einst gelernten Formeln.

Ich bewundere dessen Genialität, die mir stets beweist, dass neben inhaltlichen Qualitäten auch ein intuitives Gespür für Formales und Ästhetik plausibel und vor allem nötig für gute Bilder ist.

Jetzt habe ich mich wieder verleiten lassen, eher die Neugier auf die Person zu lenken, denn das Buch zu beschreiben. Aber ich fühle mich gut dabei, denn das ist es, was mich stets treibt. Zum Einen das Interesse an den Geschehnissen meiner Umgebung – egal wo ich mich befinde oder wo ich hingeführt werde – zum Anderen das Interesse an der reichhaltigen Qualität des Gedankenguts einzelner Menschen.

Eigentlich ist es egal, ob sie oder er fotografiert oder schreibt oder malt, wichtig für mich ist stets der Umgang mit sich selbst, der Welt wie sie empfunden wird und das, was daraus gezeigt werden kann. Früher habe ich gemalt und gezeichnet, später habe ich es auf dem Computer erzeugt, heute sehe ich es als „ehrlicher“ an, zu fotografieren.

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Elliott Erwitt, Dog Dogs*

Elliott Erwitt, Dog Dogs

Die Legende der Straße, Garry Winogrand, antwortete auf die Frage, ob er sich selbst einen Streetfotografen nenne, dass ihn diese Bezeichnungen völlig unberührt ließen. Man könne ihn bedenkenlos Tierfotograf nennen, denn schließlich fotografiere er auch Tiere. So wandere ich vom Tierfotografen Winogrand über den Tierfotografen Seidenstücker zum Tierfotografen Elliott Erwitt, den ich zuvor kurz erwähnt habe.

Elliott Erwitt zählt zu den einflussreichsten Fotografen der Geschichte. Als Mitglied und ehemaliger Präsident der wohl prestigereichsten Fotografen-Agentur Magnum hat er etliche einzigartige Zeugnisse von historischen Ereignissen und unvergessene Portraits von Stars gemacht.

Und wenn er auch noch so viele amerikanische Präsidenten abgelichtet hat, mag ich genau darauf nicht näher eingehen, denn mein Augenmerk liegt auf einer anderen Idee, einem anderen Werk, das er über mehr als fünf Jahrzehnte verfolgt hat: Hunde. Trotz der animalischen Hauptdarsteller ist es in meinen Augen ganz klar Street-Fotografie.

Street-Fotografie empfinde ich eben als vielgründige Chronik des alltäglichen Lebens. Erwitt fotografierte ja nicht anders als andere Fotografen Menschen in Alltag aufnehmen. Gut, er sprach von kleinen Tricks wie zum Beispiel einer Pfeife, die er nutzte, um die eine oder andere Reaktion zu provozieren, aber das stelle ich mir bei Menschen auch eher amüsant und nicht zielführend vor.

Der Hund ist ein seit etlichen Jahrtausenden in den meisten Kulturen unserer Erde geschätztes und vollwertiges Mitglied des menschlichen Alltags und es gibt reichlich Bildbände, in denen Hunde gezeigt werden, jedoch kenne ich nur den hier, der so sinnbildlich, menschlich und vor allem so umfangreich ist.

Das Buch nennt sich Dog Dogs* und ist im Verlag Phaidon erschienen. Es ist eigentlich „nur“ ein schlichtes Taschenbuch, die Aufmachung unspektakulär, die Fotografien stets randlos gedruckt und obendrein günstig zu ergattern.

Textlich ist nicht mehr zu finden als zwei kurze, doch interessante Statements und der Hinweis darauf, dass die Bilder elektronisch völlig unbearbeitet und unmanipuliert sind. Ich mag solch kleine Vermerke.

Erwitts ursprüngliche Idee für dieses Buch war, 1000 Hunde und eine Katze zu zeigen. Nun, es sind etwas weniger Hunde, dafür ein wenig mehr Katzen geworden, was aber letztendlich nicht relevant ist und den Spaß am Buch auch nicht mindert.

Wie Seidenstücker ist Erwitt ein Meister der formalen Bildgestaltung. Seine Bilder leben nicht nur durch inhaltliche Präsenzen, sondern auch durch die gekonnte Anordnung der Bildelemente, die schon dadurch einfache Situationen zu stets eigenen Szenen machen. Darüber hinaus genial empfinde ich die geschickte Verknüpfung mit inhaltlichen Details.

Erwitt ist ein intelligenter, humorvoller Mensch, dessen Witz in diesem Buch durch Kombination von menschlichen Emotionen und tierischem Verhalten Fotografien von unglaublicher Qualität hervorbringt.

Elliott Erwitt, Dog Dogs

Emotionen sind das, was ihm wichtig an der Darstellung der Hunde ist, sagt er. Er selbst hatte einen Hund, Teddy, eine fusselige, streunende Töle, aber überaus liebenswert und unglaublich faszinierend. Teddy legte eine menschlich anmutende Eigenständigkeit an den Tag, die Erwitt sehr faszinierte.

So besuchte Teddy auf eigene Faust regelmäßig die einiges entfernt wohnende Mutter Erwitts, durchquerte dabei zielsicher etliche Wohngebiete, überquerte Straßen und fand immer wieder mühelos zurück.

Sehr treffend und symptomatisch für das Buch finde ich seine Worte „Die Essenz dessen, was geschieht – das ist es, was von Bedeutung ist.“ Er schafft es auf diese Weise, auf über 500 Seiten den treuesten Begleiter des Menschen so zu potraitieren, zu dokumentiere, dass jegliche in Worte fassbare Form der Beziehung zum Hund in Bildern dargestellt ist.

Die Bilder, selbst inklusive der Abbildungen von Hunde-Statuen (ich habe das beim jungfräulichen Stöbern erst gar nicht richtig erkannt), geben einen weitreichenden Einblick in eine Welt, die einerseits sehr vertrauet, andererseits stets offen für neue Entdeckungen und ein Quell der Freude ist.

Elliott Erwitt, Dog Dogs

Einen weiteren, durchaus positiven Effekt hatte dieses Buch auf mich aber auch noch: Man fragt sich ja oft, wie manche Fotografen es schaffen, nur gute Bilder zu machen und man selbst bekommt nichts hin, was es nur annähernd so nah ans Feuer schafft.

Erstens ist es so, dass unsere „Götter“ uns nur eine Auswahl ihrer Arbeit zeigen und zweitens bin ich dankbar für dieses Buch, bei dem man aufgrund der hohen Anzahl der Bilder merken kann, dass auch ein Elliott Erwitt die gleiche Luft atmet wie wir.

Wie schon beschrieben, gewinnen manche Bilder erst an Qualität, wenn andere es ummanteln. Dies empfinde ich hier so. Bei dem einen oder anderen Bild aus dem Buch habe ich nämlich erleichtert aufgeatmet und festgestellt, dass ich meine eigenen Bilder nicht immer mit dem allgemeingültigen „Sensationsfaktormeter“ messen darf und das eine oder andere Bild unbemerkt ins Buch hätte mogeln können.

In dem Buch stecken eine Menge wahrlich sensationeller Aufnahmen, bei denen ich ungemein glücklich wäre, nur eines gleicher Güte zu schaffen, jedoch muss man sich vor Augen halten, dass dort auch über 50 Jahre Arbeit drin stecken. Die Gesamtsumme der Aufnahmen wird wahrscheinlich nie bekannt werden.

Demnach schenkt mir dieses Buch neben der Inspiration immer reichlich Mut, wenn ich mal eine Schaffenskrise habe und zeigt mir, dass Ausdauer ein nicht zu unterschätzender Faktor für gute Arbeit ist. Dieses Buch ist in meinen Augen ein Buffet an Inspiration, an dem man sich nicht sattessen kann.

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Fred Herzog, Photographs*

Fred Herzog, Photographs

Bei den bislang genannten Büchern sieht man fast ausschließlich schwarzweiße Fotografien. Es mag viele Ansichten geben, warum schwarzweiß für Street-Fotografie eine besondere Bedeutung hat: Die Zeit bot es anfangs nicht wirklich anders, Künstler haben sich so lange von der Werbung, der kurzlebigen Berichterstattung oder der privaten Knipserei distanzieren wollen und bis heute ist die Magie der Schwarzweißfotografie nicht von der Hand zu weisen.

Das besondere Empfinden grafischer Komponenten und die Konzentration auf inhaltliche Aspekte sind dabei nur zwei Punkte, die bei vorhandener Farbe an Wirkung verlieren können. Ich persönlich mag den Mangel dieser Information, ein (Gestaltungs-)Element, das ich in meiner Fotografie derzeit nicht integriere.

Nun ist die Welt für die meisten Menschen jedoch nicht farblos und auch in der Street-Fotografie gibt es eine ganze Reihe Fotografen, deren Arbeiten gerade von der Farbe leben und deren Arbeiten mich nicht minder beeindrucken.

Ein Pionier der farbigen Street-Fotografie ist der in Bad Friedrichshall geborene kanadische Fotograf Fred Herzog. Anfang der 50er Jahre wanderte er nach Kanada aus und begann, bei Spaziergängen Vancouver zu fotografieren. Heimlich, still und leise machte er dort Aufnahmen, die das Leben der Stadt dokumentierten.

Er legte Wert darauf, nicht entdeckt zu werden, die Situationen durch seine Anwesenheit nicht zu verändern, so wie Roland Barthes in „Die helle Kammer“* beschreibt, dass es nicht möglich sei, ein unbeeinflusstes Bild einer Person zu machen, sobald diese realisiert, dass eine Kamera auf sie gerichtet ist und dadurch gleich ihr Verhalten ändert.

Fred Herzog, Photographs

So wie er fotografierte, so wirken auch die Aufnahmen Herzogs: Nüchtern, beiläufig fotografiert, den Blick auf scheinbar Nebensächliches, Banales gerichtet.

Herzog fotografierte in einer Zeit, in der die klassische Street-Fotografie ihren Höhepunkt gerade hinter sich hatte. Ästhetisches Empfinden und urbaner Wandel haben ihm, wie wenigen anderen, die sich an Farbe herantrauten, die Möglichkeit geboten, das Genre innovativ zu erweitern.

Erst Jahre später, gen der 70er, gab es eine kollektivere Bewegung und dann auch die Anerkennung der Farbfotografen mit Vertretern wie Sternfeld, Shore oder Meyerowitz.

Das Buch Photographs* von Fred Herzog ist im Rahmen einer Ausstellung Ende 2010, Anfang 2011 bei c/o Berlin entstanden und im Verlag Hatje Cantz erschienen.

Es zeigt die Arbeit Herzogs, seine neue Heimat durchdringend und am Puls zu entdecken. Zu Beginn steigt das Buch mit fünf Schwarzweiß-Aufnahmen ein und ich war, als ich es bekam, erst einmal schwer irritiert. Herzog war also kein militanter Gegner der Schwarzweißfotografie. Im Gegenteil: Er achtete sie sogar sehr, zeigte sich beeindruckt und inspiriert.

Nach einem Vorwort des Herausgebers und einem Essay, das mir phasenweise einen Hauch zu suggestiv geschrieben ist, taucht man aber direkt ein in die Straßen Vancouvers. Herzogs langjährige Dokumentation reicht dabei über viele Dinge der üblichen Street-Fotografie hinaus. Mir kommt jedes Betrachten des Buches vor, als liefe vor meinem geistigen Auge ein Film ab, als könne ich seine Streifzüge mitverfolgen.

Fred Herzog, Photographs

Ein Blick über die Dächer, ein Blick in ein Fenster, eine Seitenstraße, eine Kreuzung, der Friseur, Zeitungsjunge und so weiter. Man sieht einige Stellen der Stadt öfter, teils aus veränderten Blickwinkeln und man beginnt sofort zu suchen. Das Faszinierende daran ist die Fassbarkeit der Bildinhalte. Ich kann anhand seiner Bilder glauben, einen realen Eindruck seiner Zeit und seines Raumes gewonnen zu haben.

Ich tue mich aber schwer, das Buch und dessen Bilder detailierter zu beschreiben, weil eben diese Bilder eine unglaubliche visuelle Wirkung, eine Verschmelzung unserer jetzigen Wahrnehmung und der damaligen Zeit haben, die schwer in Worte zu fassen ist.

Ich bin kein Autor, ich bin nur ein Fotograf, der seine Gedanken mitteilt. An mir prallen viele vergleichbare Aufnahmen ab wie Wasser an modernen Fasern, weil mir dort, wie Herzog es schafft, die Authentizität der Szenerien, die mitschwingende Skurrilität oder die Grätsche, vermeintlich belanglose Details zu integrieren, einfach fehlen.

Schon auf dem Cover sah ich einen am Kinn blutenden Mann, eine Zigarette in einer verbundenen Hand haltend und seinen von Hämatomen gezeichneten anderen Arm nach etwas, vielleicht nach dem Bus, winken. Ein älteres Mütterchen, dahinter zwei zwielichtige Gestalten, die Szene aufgeräumt, wohl früh am morgen. Es erinnert mich an den Pfützenspringer von Henri Cartier-Bresson, dessen Ende der Geschichte ich auch gern gehört hätte.

~

Jedes der vier Bücher macht auf seine eigene Art neugierig, jedes der Bücher hat seinen Fotografen, der verantwortlich für diese Bilder ist. Interessant sind nicht immer nur die lautesten Bilder, interessant sind eben auch die Menschen hinter der Kamera, ihre Geschichte und deren Geschichten.

Ich kaufe mir nicht viele Bücher, weil sie es nicht wert sind, lange Zeit missachtet zu werden, weil man zu große Mengen von ihnen im Schrank stehen hat und den Milben trotzen lässt. Fotobücher haben sich zwar zu einem Sammelobjekt entwickelt, bieten jedoch meist viel, viel mehr als einen schönen Rücken oder einen monetären Wert. Viel Spaß beim Entdecken.

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Lofoten im Winter – Teil 2

09 Apr

Ein Beitrag von: Stefan Hefele

Mit einem sehr guten Gefühl konnten wir unsere Tour wieder Richtung Norden fortsetzen. Kaum ahnend, dass allem noch die Krone aufgesetzt werden sollte.

Wir hatten noch so manchen Ort auf unserer To-Do-Liste und haben uns absichtlich dafür entschieden, nicht schon alles bei der Hinfahrt abzufahren. So blieb auch die Rückfahrt spannend.

Wir wussten, dass es uns wegen der widrigen Bedingungen und des vielen Schnees eventuell unmöglich war, bestimmte Plätze zu erreichen. Kvalvika wird aber als wohl schönster Strand der Lofoten gehandelt und das war uns auf jeden Fall einen Versuch wert.

Dick eingepackt und mit Energieriegeln ausgerüstet, starteten wir unseren Marsch am Fjord Selfjorden bei einer roten Fischerhütte. Der erste Anstieg war schon recht mühsam und wir erreichten ein langgezogenes Tal, das zu durchqueren fast schon einem Halbmarathon ähnelte.

Ich ging voraus und sank immer wieder bis zur Hüfte in tiefen Schneeverwehungen ein. Tückische, versteckte Felsspalten machten das Vorankommen noch halsbrecherischer. Als wir endlich den höchsten Punkt erreichten, pfiff uns ein fieser Wind vom Meer kommend um die Ohren.

Vor uns lag ein tief eingeschneites, steiles Geröllfeld. Wir wogen unsere Chancen ab und kamen zum Entschluss, dass umzukehren die wohl gesündere Lösung war. Wir waren beide sehr hungrig und nach einer kurzen Pause hinter einem windgeschützten Stein ging es wieder bergab. Vor der letzten Steigung eröffnete sich uns ein faszinierendes Panorama mit Blick über den Selfjorden im weichen Licht der untergegangenen Sonne.

Die Konturen des windgeglätteten Schnees nutzte ich für die Bildgestaltung. Weiches Licht und das viele Weiß waren in dem Moment eine richtige Wohltat für die Sinne. Manchmal muss man eben große Hürden nehmen, um kleine aber sehr angenehme Erfolge zu feiern.

copyright Stefan Hefele

Schon auf dem Hinweg wollten wir den schönen Strand von Utakleiv anfahren, wurden jedoch durch wildes Schneegestöber und schlechte Sicht gezwungen, unsere Reise fortzusetzen. Unser nächster Halt war also Utakleiv, mit der Hoffnung auf besseres Wetter.

Die Aussichten waren gut und als wir ankamen wurde uns zwar kein Traumlicht geboten, jedoch schneite es nicht und sogar eine dezente Färbung lag in den Wolken. Jeder von uns packte seine Sachen zusammen und so gingen wir den Rest des Tages unserer Arbeit nach.

Auf den glitschigen, ins Meer ragenden Felsen, die mit Löchern und den verschiedensten Steinen in unterschiedlichen Farben gesäumt waren, war das fotografische Auge gefordert und so entstanden ein paar sehr interessante Fotos.

Utakleiv, copyright Stefan Hefele

Es wurde langsam, doch stetig dunkler und bald war nicht mehr genug Licht vorhanden, um vernünftige Seelandschaften zu fotografieren. Nachdem wir eine Woche lang jede Nacht vergeblich einige Stunden in der Kälte auf die Aurora gewartet hatten, hatte ich keine Lust mehr, mir meinen Hintern abzufrieren.

Der Tag war sehr anstrengend gewesen und ich beschloss, früher in den Schlafsack zu steigen. Felix wollte draußen nur noch etwas Musik hören und eine Zigarette rauchen. Als ich gerade in die Traumwelt verschwand, hämmerte er ans Auto und schrie: „POLARLICHTER!!“

In diesem Moment packte mich das Adrenalin und wir stürmten in totaler Dunkelheit über die mit tiefen Schnee bedeckten Felsen zur glitschigen Küste. Welch Glück, dass wir gerade an einem der schönsten Küstenabschnitte der Lofoten waren.

Alles fühlte sich an wie im Traum: Die Aurora wurde immer heftiger und trumpfte mit ihrem ganzen Farbspektrum auf. Während wir wie ferngesteuert über die rutschigen Felsen kletterten, wurde mir bewusst, welch unglaubliches Schauspiel wir hier gerade sehen durften.

Nach über einer Stunde Shooting kletterte ich in tiefer Dankbarkeit zurück in den Schlafsack und konnte beruhigter schlafen als je zuvor.

Epic creation, Stefan Hefele

Früh morgens beschloss ich, mir den sandigen Teil des Strandes vorzunehmen. Die Wolken waren sehr dicht, aber es kündigte sich eine warme Färbung in den immer wieder auftauchenden Wolkenlücken an.

Mit Steinen lässt sich wunderbar ein Bild gestalten. Etwas Geduld und ein offener Blick und man findet meist eine für das Auge angenehme Formation. Spielt dann noch, wie in diesem Fall, die Komponente Glück mit rein, vervollständigen die sonst eher passiven Wolken das Kunstwerk.

Schnell stellte ich meine Kamera aufs Hochformat ein, wählte eine etwas kürzere Langzeitbelichtung von einer Sekunde und fokussierte so, dass der komplette Bildausschnitt scharf war. Dank der Belichtungszeit von einer Sekunde war es mir möglich, die brechende Welle und die Bewegung der Gischt einzufangen.

copyright Stefan Hefele

Nach einem äußerst erfrolgreichen Besuch in Utakleiv – nicht zuletzt wegen der Polarlichter – neigte sich unsere Reise so langsam dem Ende zu. Während wir eine kurvenreiche Bergstrecke fuhren, wurde die Luft plötzlich in sattes Gold getränkt.

Nebelschwaden und tiefhängende Wolken wurden von frühem Morgenlicht durchflutet und ergaben ein zauberhaftes, verträumtes Bild.

copyright Stefan Hefele

Den restlichen Tag waren wir wieder auf der Suche nach einer passenden Location, jedoch ohne großen Erfolg. Außerdem hingen schon fast den ganzen Tag dicke Wolken am Himmel, die kaum Licht freigaben. So kam es, dass wir bis in die anbrechende Nacht ans nördliche Ende der Inselkette vorankamen.

Die einzelnen zerklüffteten Inseln der Lofoten sind übrigens seit einigen Jahren mit Brücken oder Tunneln miteinander verbunden, so dass man recht angenehm ohne Fähre zurechtkommt.

Noch in der Dämmerung versuchten wir, uns mit Hilfe unseres Kartenmaterials vorzustellen, welche Gegend ein eventuelles Fotomotiv bergen konnte. Schließlich bogen wir auf eine wenig befahrene Straße ab, die uns zum im Nordosten gelegenen Morfjorden führte.

Mittlerweile nun schon zu dunkel für Tageslichtaufnahmen, inspizierten wir trotzalledem mit Kopflampen ausgestattet die Gegend. Man weiß ja nie, schließlich hatten wir letzte Nacht das Glück und sahen Nordlichter. Ganz bestimmt würde uns das zwei Tage hintereinander passieren, witzelten wir.

Geduldig trotzten wir zum wiederholten Male, verpackt in warme Klamotten und dicke Schuhe, der Kälte und warteten stundenlang bei Minusgraden, während wir in den Himmel starrten. Die Wolkendecke löste sich etwas und die Pracht des funkelnden Sternenhimmels offenbarte sich uns.

Mit kaum Lichtverschmutzung um uns herum konnten wir problemlos die Milchstraße sehen. Ich machte einen Testschuss gen Himmel und sah, dass eine längliche Wolke vor uns leicht grün schimmerte und gar keine Wolke war, sondern ein Polarlicht, das dort schon ein Weilchen auf seinen Einsatz gewartet hatte.

Der Himmel hatte endgültig wieder unsere Aufmerksamkeit. Das lange Warten hatte sich erneut gelohnt. Nun musste sich die Aurora Borealis nur noch in all ihrer Schönheit entfalten. Einige Zeit später ging es los: Erst tänzelte sie nur langsam und sanft über einen Bereich im Himmel, bis schließlich alle Fesseln fielen und sie uns erneut ein Schauspiel, das ich nicht in Worte fassen kann, darbot.

Plötzlich eröffnete sich ein Feuerwerk direkt über unseren Köpfen. Zügig richtete ich das Stativ aus und wählte eine kurze Brennweite von 15 mm, um die gigantischen Ausmaße der „Explosion“ einzufangen. Gerade mit meiner 36MP auflösenden Nikon D800E muss ich penibel fokussieren.

Bei Offenblende f/2,8 stellte ich den Fokus schon im Vorhinein ein. Empfindlichkeit wählte ich auf ISO 800 bei einer Belichtung von 30 s. Auslöser gedrückt, warten. Der Bildschirm blitzte auf. Auf so ein Ergebnis hatte ich kaum gehofft. Es machte mich in dem Moment einfach nur gllücklich.

copyright Stefan Hefele

Das ganze Ausmaß des gigantischen Sonnensturms ist hier recht gut zu sehen. Ein Beweisportrait, das ich wohl bis an mein Lebensende gerne vorzeigen werde.

Aurora above my head, copyright Stefan Hefele

Die letzte Nacht auf den Lofoten hatte es also noch einmal so richtig in sich. Keinen besseren Zeitpunkt hätte es geben können, um eine besondere Reise zu beenden.

Ich hoffe, den winterlichen Charme der Inselkette jenseits des Polarkreises so eingefangen zu haben, dass Euch die ganze Mystik und Dramatik, die die Inseln ausstrahlen, erreicht hat. Weitere Bilder der traumhaften Lofoten gibt es für Neugierige auf meiner Webseite.


kwerfeldein – Fotografie Magazin

 
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Lofoten im Winter – Teil 1

08 Apr

Ein Beitrag von: Stefan Hefele

Berühmt für ihre majestätische Natur ragt die Inselkette der Lofoten im nördlichen Norwegen in den Atlantik. Gerade im Winter bilden die verschneiten Berge einen malerischen Gegensatz zum rauen Meer. Genau zu dieser Jahreszeit offenbart sich dort mit etwas Glück auch ein unbeschreibliches und faszinierendes Schauspiel – Polarlichter.

Zu Beginn diesen Februars durfte ich zehn Tage lang die gewaltige Schönheit der Lofoten fotografieren. Neben majestätisch-winterlicher Natur wurde ich auch Zeuge eines magisch anmutenden Naturphänomens, dem Polarlicht.

Zusammen mit Felix Röser, einem befreundeten Fotografenkollegen, landete ich um 22 Uhr auf dem Flughafen Evenes. Unser Ziel war heute nur noch, den Mietwagen abzuholen und einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Der norwegische Winter empfing uns mit Minustemperaturen und massenweise Schnee.

Es war nicht leicht, einen wenig befahrenen Seitenweg zu finden, der genug Platz für unser Auto bot. Schließlich waren wir erfolgreich und kuschelten uns in die warmen, dicken Schlafsäcke.

Nachdem der Morgen recht grau war, starteten wir sofort in Richtung unseres ersehnten Reiseziels. Während meiner Recherche hatte ich viel von tief einschneidenden Fjorden, spektakulären Bergformationen, tiefhängenden Wolken und Straßen, die sich durch die gemalte Landschaft ihren Weg bahnen, gelesen.

Das Bild, welches sich in meinem Kopf gebildet hatte, wurde nun immer klarer und realistischer. Ich fühlte mich, als wäre ich angekommen und war bereit, das bevorstehende fotografische Abenteuer anzugehen.

Unstadvika bis Reine

Unser erstes Ziel war der Strand von Unstad. Auf dem Weg dorthin fing plötzlich der Himmel an zu brennen. In der Hoffnung, dies nutzen zu können, versuchten wir, einen Ort anzufahren, der laut unserer Karte ein interessantes topographisches Profil aufwies.

Dort angekommen, brauchte ich eine Weile, um die richtige Komposition zu finden. Ich experimentierte mit Quer-, Hoch-, und abermals Querformaten. Letztendlich konnte ich mich mit einer Hochformatgestaltung anfreunden.

The Lightshow, copyright Stefan Hefele

Als wir später Unstad erreichten, empfing uns eine wunderbare Lichtstimmung. Nachdem wir seit Stunden noch nichts gegessen hatten, musste aber erst ein ordentliches Outdoor-Frühstück her. Anschließend packten wir unsere Ausrüstung und erkundeten den Strand.

Die Wolken hatten eine wunderbare Färbung. Mit den glatten Felsen im Vordergrund fand ich schnell einen passenden Kontrast zu den bizarren Bergen im Hintergrund.

Fairytale Sea, copyright Stefan Hefele

Unser Ziel auf dieser Reise war vor allem, die Strände anzufahren, die mit dem Auto erreichbar waren. Durch die Mengen an Schnee wäre ein Vorankommen zu Fuß nur äußerst beschwerlich gewesen.

Weiter Richtung Westen suchten wir den im Sommer beliebten Badestrand Hauklandstrand auf. Düstere Wolken schoben sich am Himmel voran. Immer wieder rissen Lücken auf, durch die das warme, hoffnungsvolle Gelb der tiefstehenden Sonne schimmerte.

Dramatik der Elemente, copyright Stefan Hefele

Als es Nacht wurde – und das tat es hier schon recht früh, gegen 15:30 Uhr – starrten wir wie gebannt gen Himmel, um vielleicht ein leichtes, entfernt grünes Schimmern wahrzunehmen. Dieses Jahr treten vermehrt starke Sonnenstürme auf. Perfekt also, um die geheimnisvolle Aurora Borealis zu beobachten.

Während unsere Gaskocher fast in Zeitlupe vor sich hinbrannten, um uns etwas warme Nahrung herbeizuzaubern, ließen wir unsere Blicke etliche Male schweifen – nichts passierte. Bis in die weite Nacht hinein warteten wir auf den von der Brandung umtobten Felsen. Als schließlich eine dicke Wolkendecke aufzog, gaben wir auf und zogen uns ins Auto zurück.

Am nächsten Morgen waren unsere Scheiben von innen gefroren und ein Durchsehen nicht möglich. Zudem waren wir eingeschneit und mussten erst einmal den Schnee beiseite räumen, so dass wir starten konnten.

Das Licht war uninteressant. Doch dies hatte nichts zu bedeuten. Gerade hier auf dem Lofoten-Archipel, das sich ins offene Nordmeer streckt, konnte das Wetter uns minütlich überraschen.

Eine kurze Autofahrt später und wir waren am Strand von Flakstad. Das Licht schimmerte golden durch die schneegetränkten Wolken. Wir wollten schon die Umgebung inspizieren, als ein heftiger Schneesturm uns erst einmal ins Auto zwang. Etliche Minuten später wurde es wieder farbiger und die Luft schien in einen goldenen Glanz gehüllt zu sein.

Schnell wurde die Ausrüstung gepackt und nach einem passenden Motiv gesucht. Um keine nassen Füße zu bekommen, konnte ich mich hier während des Fotografierens glücklicherweiße auf die umliegenden Steine verlassen.

Golden Blizzard, copyright Stefan Hefele

Am nächsten Tag stand etwas auf dem Plan, worauf ich wirklich sehr gespannt war: Reine. Dieser Ort hat mich beim Recherchieren verzaubert und kam mir vor wie eine Art Paradies inmitten von meerumtobten Bergen und Schnee.

Die Fahrt mit dem Auto war äußerst angenehm, da sich die Landschaft von ihrer malerischsten Seite zeigte. Während sich die schneebedeckte Straße Richtung Süden schlängelte, konnte ich abschalten und genießen: Keine Raser, keine Drängler, kein Stress.

Wir waren sowieso fasziniert, wie sich die Norweger hier auf ungesalzenen, schnee- und eisbedeckten Straßen sicher fortbewegen konnten, bis wir feststellten, dass unsere Reifen mit kleinen Spikes gesäumt waren. Von da an konnte ich nochmals entspannter fahren.

Bevor wir Reine erreichten, entdeckten wir eine interessante Landschaft in einem zerklüfteten Fjord. Die Lichtstimmung war erneut auf unserer Seite und so brachen wir im Tiefschnee auf zu einer kleinen, versteckten Eisbucht, die mit bizarren Eisformationen verziert war.

Ice Bay, copyright Stefan Hefele

Stefan in the IceBay

Der Ort Reine mit seinen etwa 300 Einwohnern ist ein typisches Postkartenmotiv. Hinzu kommt, dass der Aussichtspunkt, von dem aus ich fotografieren wollte, direkt an einem kleinen Parkplatz vor dem Dorf liegt. Perfekte Bedingungen also, für all die mit Digitalkameras bewaffneten Touristen.

Ich vermeide normalerweise solche Treffpunkte, war jedoch so fasziniert vom Motiv selbst, dass ich es in meiner Sammlung haben musste. Dank der Jahreszeit gehörte der Parkplatz auch so gut wie komplett uns allein.

Mein erstes Foto entstand während des Sonnenuntergangs. In fast schon kitschigem Pinkblau präsentierte sich Reine von seiner idyllischsten Seite und bescherte mir eine zufriedene Nacht. Da störte es mich kaum, dass wir erneut keine Polarlichter zu sehen bekamen.

Reine, copyright Stefan Hefele

Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach, um die Atmospähre in einem ganz anderen Licht einzufangen. Die letzten Sterne funkelten noch am Himmel, während sich die Landschaft so langsam in die unterschiedlichen Farben des Morgens hüllte.

The ideal world, copyright Stefan Hefele

Nun war Halbzeit auf unserer Reise. Über die Rückfahrt werde ich im zweiten Teil dieses Artikels berichten. Bislang hatte sich uns das Nordlicht noch nicht gezeigt. Das sollte sich aber noch ändern.


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